Lukasz beschäftigt sich seit über 15 Jahren als Redakteur mit Smartphones, Apps, Gadgets und Content-Marketing. Seit 2021 arbeitet er für Heise Medien und ist derzeit leitender Redakteur bei Heise Bestenlisten. Der studierte Historiker aus Tübingen begeistert sich sonst für Fitness, Fußball, Fotografie sowie basslastige Musik.
Die Viofo VS1 ist eine Dashcam im Miniatur-Format, die ohne Display auskommt. Welche Stärken und Schwächen es gibt, zeigt der Testbericht.
Ein Unfall ist schnell passiert, doch die Klärung der Schuldfrage kann dauern. Dashcams liefern wertvolle Hinweise, doch ihre rechtliche Nutzung in Deutschland ist umstritten. Zwar sind Aufnahmen vor Gericht zulässig, jedoch müssen Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte gewahrt werden, sonst droht ihre Ablehnung als Beweismittel.
Wer sich dennoch nicht von der rechtlichen Grauzone abschrecken lässt, bekommt vom Hersteller Viofo preiswerte Dashcams für 110 Euro (Coupon im Wert von 30 Euro anwählen) mit guter Bildqualität. Die Viofo VS1 ist dabei ein besonders kompaktes Modell. Das hat den Vorteil, dass sie das Sichtfeld der Fahrenden nur minimal stört. Dafür verzichtet sie auf ein eigenes Display.
Zum Befestigen kann man die VS1 lediglich fest ankleben – eine Saugnapfhalterung gibt es nicht. Viofo bietet hier aber eine charmante Lösung. Mittels antistatischer Folie ist die Entfernung von der Windschutzscheibe dann doch recht einfach. Diese klebt man zunächst auf die Scheibe und darauf dann die Autokamera. Das ganze hält bombenfest, erlaubt jedoch das Entfernen ohne lästige Rückstände.
Die Stromversorgung erfolgt über ein Kabel, das man in den USB-C-Port der Kamera steckt. Auf der anderen Seite des Kabels befindet sich ein USB-A-Stecker, den man in einen beliegenden 12-Volt-Adapter mit zwei Anschlüssen steckt. Das Kabel sollte man idealerweise entlang der Verkleidung an der Windschutzscheibe und der A-Säule so vorbeiführen, dass es nicht störend in den Innenraum hängt. Wer die Kamera aus dem Auto mitnehmen möchte, schiebt diese von der Halterung einfach nach rechts herunter.
Die größte Stärke der Viofo VS1 ist das kompakte Gehäuse. Mangels Display fällt die Dashcam deutlich kleiner aus als andere Autokameras wie die Viofo A229 Pro (Testbericht). Die VS1 ist in etwa so lang wie ein Feuerzeug und hat eine Breite und Tiefe von knapp zwei Fingern.
Die Form der VS1 entspricht einem elliptischen Zylinder, oben und unten ist das Gehäuse jeweils kreisförmig abgerundet. An der Halterung befindet sich ein Gelenk, um die Kamera wie gewünscht auszurichten, damit sie senkrecht in Fahrtrichtung schaut. Der Slot für die microSD-Karte sitzt links. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, hinterlässt aber einen hochwertig verarbeiteten Eindruck.
Die Viofo VS1 bietet relevante Funktionen einer Dashcam: GPS zur Ermittlung des Standorts, der standardmäßig (aber optional) als Stempel in den Video-Clips hinterlegt wird. Dazu kommen die obligatorischen Bewegungs- und G-Sensoren zum Erkennen von starken Bremsmanövern oder Remplern während der Parkraumüberwachung. Zur Verbindung mit dem Smartphone via App steht Wi-Fi für 2,4 GHz und 5 GHz zur Verfügung. Die Dashcam verfügt zudem über Bluetooth.
Die VS1 unterstützt microSD-Karten, die für Videoaufzeichnungen optimiert sind, bis zu einer Größe von 512 GByte. Eine Loop-Funktion ist vorhanden. Diese zeichnet Clips mit einer Länge von wahlweise 1, 2, 3, 5 oder 10 Minuten. Sobald die microSD-Karte voll ist, überschreibt die Loop-Funktion dann den jeweils ältesten Clip. Registriert die Kamera mit dem G-Sensor eine starke Verzögerung, etwa bei einer Vollbremsung, wird die Videoaufnahme automatisch in einem gesicherten Bereich gespeichert, damit diese nicht vom Loop überschrieben wird.
Besser wäre eine Möglichkeit, den Loop auf einige wenige Clips einzuschränken. Nutzt man etwa eine große Speicherkarte, dann führt man eine Menge Aufnahmen mit sich, die die Persönlichkeitsrechte andere Verkehrsteilnehmer ohne ihr Wissen verletzen könnten. Wir raten deshalb dazu, eher eine kleine Karte zu nutzen und den Speicher regelmäßig zu formatieren.
Die VS1 bietet zudem eine Parkraumüberwachung. Stellt die Kamera einen Rempler am Fahrzeug fest, aktiviert sie automatisch eine Aufnahme. Hierzu ist allerdings ein Hardwire-Kit für 20 Euro nötig, bei dem die Kamera permanent mit der Bordelektronik verbunden ist. Ohne diese Verkabelung bekommt die Dashcam keinen Strom, wenn das Fahrzeug abgestellt wird. Über einen Akku für den Notfallbetrieb, wenn sich die Verkabelung am 12-Volt-Stecker löst, verfügt die VS1 nicht. Ein Superkondensator sollte aber dafür sorgen, dass die Kamera noch kurzzeitig genügend Saft hat, um die letzte Aufnahme zu sichern.
An der Dashcam selbst gibt es mehrere Knöpfe: Links befindet sich eine Taste zum Ein- und Ausschalten der Tonaufnahme. Auf der Rückseite mittig liegt der Button, um eine Videoaufnahme in den gesicherten Speicher abzulegen – samt eines einzelnen Fotos. Drückt man diese Taste für länger Zeit, aktiviert man den Kopplungsmodus über das Wi-Fi.
Die Kamera unterstützt zudem die Sprachsteuerung, allerdings nur für die Sprachen Englisch, Chinesisch, Russisch und Japanisch. Die Spracherkennung auf Englisch klappt zuverlässig. Folgende Befehle sind möglich: Take Photo (= Foto machen), Video Start (= Aufnahme starten), Turn On Audio (= Ton einschalten), Turn Off Audio (= Ton ausschalten), Lock the Video (= Aufnahme sperren), Turn On Wi-Fi (= Wi-Fi einschalten), Turn Off Wi-Fi (= Wi-Fi ausschalten).
Mangels Display sieht man nicht, welche Aufnahmen die Dashcam bereits gemacht hat. Hier kommt die Viofo-App ins Spiel. Nachdem man die Autokamera per WLAN mit dem Smartphone verbunden hat, kann über die App das Live-Kamerabild sowie die letzten Aufnahmen sehen und auch herunterladen. Informationen zur Streckenführung des Fahrzeugs bietet die App aber nicht.
Einen kleinen Haken gibt es: Ist das Smartphone per Wi-Fi mit der Kamera verbunden, kommt es möglicherweise nicht ins mobile Netzwerk, da die Kamera selbst über keine Internetverbindung verfügt. Hier müsste man am Smartphone einstellen, dass es dennoch mobile Netzwerk als Alternative nutzt bei bestehender WLAN-Verbindung. Im Test ist die Verbindung mit dem Handy zudem nach einer Fahrt von 15 Minuten abgerissen.
Als Zubehör gibt es eine kleine Bluetooth-Fernbedienung für 20 Euro. Diese klebt man an die Armaturen im Auto, per Knopfdruck wird eine Videoaufnahme automatisch gesichert, um nicht vom Loop überschrieben zu werden – analog zur Funktion der Taste auf der Rückseite der Kamera. Die Batterie ist austauschbar und soll etwa ein Jahr lang halten. Das Pairing erfolgt durch längeres Drücken auf den Button der Fernsteuerung.
Die VS1 nutzt einen Starvis-2-Sensor von Sony (IMX 675) mit 2K-Auflösung bei 30 FPS (Frames pro Sekunde). Der Blickwinkel deckt rund 140 Grad ab, was ausreicht, um den Bereich vor dem Fahrzeug abzudecken. HDR unterstützt die Kamera ebenfalls. Die Bildqualität der Videos ist gut, auch wenn der Dynamikumfang etwas höher ausfallen könnte. So sind einzelne Bereiche bei starkem Lichtwechsel nicht immer gut zu erkennen, trotz HDR. Die Bildschärfe ist ausreichend, wirkt zuweilen aber etwas grobkörnig. Kennzeichen anderer Fahrzeuge erkennt man in der Regel bis in eine Entfernung von knapp 10 Metern. Bei Nacht erkennt man Details ebenfalls noch ausreichend gut.
Der reguläre Preis für die Viofo VS1 liegt bei 140 Euro. Aktuell bekommt man die Dashcam direkt beim Hersteller für 130 Euro. Mit einem Coupon im Wert von 30 Euro kostet die Dashcam bei Amazon sogar nur 110 Euro.
Die Viofo VS1 überzeugt als kompakte Dashcam, die kaum das Sichtfeld stört. Im Alltag hat uns das Fehlen eines Displays nicht gestört, dank Wi-Fi-Kopplung kann man die Aufnahmen der Kamera auch auf dem Smartphone ansehen. Allerdings sollte man die Autokamera nicht durchgehend mit dem Handy koppeln, da es dann unter Umständen Probleme mit der Internetverbindung des mobilen Begleiters geben könnte. Die Bildqualität überzeugt, auch wenn bei der Schärfe mit einer Auflösung von 2K noch etwas Luft nach oben ist. Kennzeichen erkennt man aber in der Regel noch ausreichend.
Eine Loop-Funktion ist vorhanden, diese überschreibt aber alte Video-Clips erst, wenn der Speicher voll ist. Hier wäre ein Loop schön gewesen, bei dem nur eine oder lediglich wenige Aufnahmen generiert und permanent überschrieben werden. Wer eine große Speicherkarte nutzt, führt so Aufnahmen mit sich, die möglicherweise Persönlichkeitsrechte anderer Verkehrsteilnehmer verletzen könnten.
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