Daniel hat 2001 als Volontär bei der Zeitschrift PC Direkt angefangen. Nach seiner Ausbildung testete er vor allem PC- und IT-Produkte wie WLAN, DVD-Brenner und neue Technologien wie Web Pads, die Vorgänger der Tablets. Darauf folgte noch ein Ausflug in die Redaktion der Multimedia-Zeitschrift AVDC, bevor er in den Online-Journalismus wechselte.
Los ging's im Newsroom von VNUnet, kurze Zeit später verantwortete er die deutsche Ausführung des Gadget-Blogs Gizmodo. Dann baute er den deutschen Ableger von CNET auf, bevor er 2013 zur Gründung von TechStage zu heise medien wechselte. Im Laufe der Zeit entwickelte er TechStage zur Kaufberatungs-Webseite weiter, die 2024 in heise bestenlisten aufgegangen ist.
In den 90er Jahren hat uns die deutsche Spiele-Schmiede Blue Byte mit "Die Siedler" beglückt – und dieses Game zieht uns jetzt auch auf dem Tablet in den Bann. Das Prinzip ist einfach: Wir starten mit einer Hand voll einfachen Einheiten, den Siedlern, ein paar Soldaten, einigen Rohstoffen und etwas Werkzeug auf irgendeiner Insel im Wald.
Die Aufgabe des Spielers unterscheidet sich je nach Level, ist aber grundsätzlich immer gleich: Eine Siedlung aufbauen, Rohstoffe heranschaffen, eine Armee bauen und alles platt machen, was sich auf der Insel sonst noch bewegt. Zwar ist grundsätzlich auch ein Handel mit anderen Völkern möglich, aber zumindest bis zur Mitte des Spiels kam dieses Feature nicht vor.
Zunächst bauen wir also eine Hütte für einen Waldarbeiter und ein Sägewerk sowie das Haus für den Steinmetz: Bretter und Steine sind der wichtigste Werkstoff für unsere Siedlung. Dann erweitern wir unser Gelände, indem wir Wachtürme an unsere Grenzen setzen, und schaffen Bauplatz, indem Holzfäller und Steinmetz alles zerlegen, was im Weg steht.
Der nächste Schritt ist das Beschaffen von mehr Rohstoffen. Drei Holzfäller dürfen es schon sein, um schnell wachsen zu können, denn sonst warten unsere Siedler ewig, bis sie genügend Material für neue Bauten beisammen haben.
Nun brauchen wir mehr Siedler. Denn jedes Haus, was wir bauen, benötigt Personal. Neue Menschen "bauen" wir mit einem Wohnhaus – bis zu 50 zusätzliche Siedler gibt es dann, die sich danach an das Beschaffen von Nahrung machen. Bauernhöfe für Getreide, ein Wasserwerk, eine Mühle und ein Bäcker, dazu eine Schweinezucht, eine Metzgerei, ein Fischer und ein Jäger kümmern sich fortan um das leibliche Wohl der Menschen in unserem Dorf. Zumindest theoretisch: Siedler und Soldaten brauchen keine Nahrung.
Die liefern wir an unseren Kohle-, Eisenerz-, Gold- und Schwefelmienen ab. Den geeigneten Standort finden Geologen, die wir ausbilden müssen. Mit Hilfe einer Schmelze entstehen Eisen und Gold, daraus werden Rüstungen und mit Hilfe einer Kaserne auch Soldaten. Wir erweitern unsere Grenzen, bis wir auf den Gegner treffen, und was dann kommt, dürfte klar sein.
Die Steuerung erfolgt mit dem Finger. Auf Anhieb wirkt das Spiel aufgrund seiner vielen Möglichkeiten sehr verwirrend, aber ein Tutorial hilft bei den grundlegenden Schritten. So sinnvoll und nötig es auch ist: Das Tutorial nervt. Es ist eines von der Sorte, die man durchspielen muss – und das keine Fehler zulässt. Der Nutzer muss genau und exakt die Schritte befolgen, die der Hersteller vorgesehen hat. Und wenn es dabei zu einem Problem kommt, hilft nur ein Neustart. Vielleicht habe ich mich auch besonders dämlich angestellt, aber ich habe mein Wasserwerk am Meer statt an einem Fluss gebaut, weil ich den Unterschied nicht kannte. Es gab kein Wasser für meine Siedler, Abreißen und neu bauen ging aber aufgrund der strikten Vorgaben des Tutorials nicht – Frust!
Noch dazu bleiben viele Fragen offen, die weder Tutorial noch Anleitung im Spiel klären. Der nächste Frustfaktor war im ersten Spiel nach dem Tutorial erreicht: Ich hatte alle Gegner besiegt, aber das Spiel war nicht gewonnen. Meine Soldaten wollten die gegnerischen Wachtürme weder umreißen noch besetzen. Nur durch Zufall habe ich herausgefunden, dass man dafür Soldaten mit Schwert braucht – und diejenigen mit Bogen dafür nicht geeignet sind. Auch im späteren Spielverlauf kommt man immer wieder an kleine Nervigkeiten, die einfach unnötig sind. Eine anständige Anleitung würde helfen.
Nichtsdestotrotz: Insgesamt ist die Bedienung klasse gelöst. Was ich früher auf meinem Pentium-PC mit 60 MHz mit Maus und Tastatur gesteuert habe, klappt auf dem Touchscreen hervorragend. Einzelne Figuren muss man nur sehr selten steuern. Meist reicht es, Gebäude zu platzieren oder Soldatengruppen ins gegnerische Lager zu schicken, und das klappt super.
Das Spiel ist überaus niedlich anzuschauen. Kleine Menschen schnappen sich Werkzeug und fällen Bäume, schleppen Steine durch die Gegend oder schmieden Schwerter und Sensen: Der Wuselfaktor ist hervorragend.
Schade nur, dass das Spiel grafisch in den 90ern hängengeblieben ist. Auf dem iPad mit Retina-Display wirken vor allem die Figuren in allen Zoom-Stufen pixelig und grobschlächtig. Dadurch ist Die Siedler auf dem iPad zwar nicht weniger niedlich, aber der Blick auf die Gesichter der Männer würde dem Spielspaß sicherlich guttun.
Akustisch ist angemessen viel geboten. Unterschiedliche Hintergrundmusik lässt auf den ersten Ton zwischen friedlichem Bauerntum und hinterlistigen Angriffen der Gegner unterscheiden, das ganze wird untermalt von den Klängen von Sägen, Sensen, Hämmern oder dem Aufeinandertreffen von Schwertern.
Wer auf Action steht, ist bei Die Siedler falsch. Hier geht es nicht um schnelle Kampfstrategie im Command-and-Conquer-Stil, sondern um vorausschauende Planung, liebevolles Ausbauen eines Dorfes und grobe Kampfstrategien. Ein einzelnes Level der höheren Stufen kann problemlos einige Stunden dauern, und plötzliche Überraschungen sind selten.
Genau das macht den Reiz aus. Die Lernkurve ist steil, jedes neue Dorf gelingt besser, effizienter und geschickter. Das ist kein Game, um die zehn Minuten in der U-Bahn zu überbrücken, sondern etwas für den verregneten Sonntagnachmittag auf der Couch.
Ich habe das Game zum Schnäppchenpreis von 89 Cent geschossen. Wer solche Spiele mag, kann sich damit stundenlang beschäftigen – und damit ist es zweifelsfrei den höheren Preis von derzeit 4,49 Euro wert.
Affiliate-Information
Bei den mit gekennzeichneten Links handelt es sich um Provisions-Links (Affiliate-Links). Erfolgt über einen solchen Link eine Bestellung, erhält TechStage eine Provision. Für den Käufer entstehen dadurch keine Mehrkosten.