Stefan schrieb bereits während des Studiums Spieletests für ein Printmagazin im Ruhrgebiet. Durch einen glücklichen Zufall landete er in Berlin und arbeitete fast 15 Jahre bei Areamobile, zuletzt als leitender Testredakteur. Für Heise Bestenlisten testet er Smartphones, Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge und andere Technik-Gadgets.
3D-Objekterkennung ist neben umfassenden Reinigungsstationen das „next big Thing“ bei Saugrobotern und der T9 AIVI kann daher genau das. Was sonst noch, zeigt unser Test.
Ecovacs gehört zu den großen Herstellern von Saugrobotern weltweit und hat mit Modellen wie dem Deebot X1 Omni (Testbericht) echtes Highend im Portfolio. Der X1 kann alles: Gut saugen, ordentlich wischen, Objekte erkennen und vollständig selbständig reinigen. Das kostet natürlich. Günstiger ist der Deebot T9 AIVI. Das Modell kommt wie der Deebot T9+ (Testbericht) auf Wunsch mit Absaugstation, den Duftspender gibt es hingegen nicht mehr. Dafür ist wieder Objekterkennung mit an Bord. Wir haben das „schlaue“ AIVI-Modell mit dem T9+ verglichen.
Der Lieferumfang des T9 AIVI ist etwas schmal – schließlich kommt das von uns getestete Modell ohne Absaugstation, die im Vergleich recht viel Platz einnimmt. Alternativ können Interessenten das „große Paket“ (seltsamer Name!) beim Hersteller kaufen, die beinhaltet die passende Absaugstation. Warum man hier nicht das „+“ als Zeichen für das Modell mit Station weiterverwendet, ist verwirrend. Der Rest im Lieferkarton ist durchaus ähnlich: Es gibt einen zweiten Wischlappen, die gleiche (beim T9-Modell ohne Plus) Ladestation mit Kabelmanagement, Handbücher und ein Tank-Dummy – das wars im Wesentlichen. Spannend finden wir die Kamera-Abdeckung: Offenbar für Menschen, die sich zwar genau diesen Saugroboter kaufen, aber aus Angst davor, ausspioniert zu werden, auf die Kamera zeitweise verzichten wollen...
Äußerlich gibt es auf den ersten Blick ein paar Unterschiede zwischen T9+ (Testbericht) und T9 AIVI. Da wäre vor allem die Farbe: Den T9+ gibt es nur in Weiß, der T9 AIVI ist schwarz. Die Form ist mit ihren beiden Seitenbürsten, dem Bumper-unterstützten Laserturm, dem aufklappbaren Oberteil und dem hinten eingeschobenen Wassertank weitgehend identisch. Vorn im Bumper ist die Kameraeinheit untergebracht, mittels derer der Sauger nicht wie die Modelle von iRobot navigiert, sondern im Weg befindliche Hindernisse und Objekte erkennen soll.
Weitere Unterschiede findet man unten am Roboter. Der T9 AIVI setzt auf die von iRobot bekannte Aeroforce-Technologie. Im Gegensatz zum T9+ gibt es daher nicht eine einzelne Hauptbürste mit einer Mischung aus Borstenreihen und Gummilippen, sondern zwei gegenläufig drehende, V-förmige Gummirollen. Die neue Technik ist auch der Grund, warum die „alten“ Absaugstationen des T9+ nicht mehr ohne Modifikation mit dem neuen Roboter zusammenarbeiten. Für den Duftspender des T9 gilt das nicht, der funktioniert problemlos auch im AIVI-Modell. Nur im Lieferumfang dabei ist er nicht.
Der Start mit dem Ecovacs Deebot T9 AIVI ist wie immer bei Ecovacs ganz einfach: Ecovacs-App herunterladen, den Roboter anschalten und den Anweisungen der App folgen – fertig. Das geht nicht nur einfach, sondern auch fix von der Hand.
Die App lässt keine Fragen offen und bietet alle von der Konkurrenz bekannte Funktionen. Automatische Raumaufteilung mit manueller Anpassungsmöglichkeit, Festlegen der Reihenfolge mit unterschiedlichen Saug- und Wasseranpassungen pro Raum, virtuelle Grenzen und vieles mehr ist dabei. Teppiche erkennt der Roboter zuverlässig und erhöht ohne große Verzögerung die Saugkraft. Anschließend verzeichnet er deren Position in der App, um sie später beim Wischen auszulassen. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten unterscheidet die App zwischen befahrbarem und nicht befahrbarem Raum. Dabei werden virtuell Mauern um die einzelnen Räume angezeigt, die dadurch gerade, rechtwinklig platzierte Wände aufweisen. Der befahrbare Raum wird farbig markiert. Die Position der Möbel innerhalb der virtuellen Mauern zeigt die App als leere Stellen an. Alternativ gibt es eine 3D-Map. Hier platziert der Roboter erkannte Möbelstücke selbständig, der Nutzer darf fehlendes virtuelles Mobiliar hinzufügen. Wie bei der Konkurrenz sehen wir auch bei Ecovacs keinen gesteigerten Mehrwert in dieser Funktion – hübsch anzusehen ist sie dennoch.
Die Navigation des Ecovacs Deebot T9 AIVI ist wie schon beim Vorgänger T9 vorbildlich. Der Roboter fährt weitgehend Möbel-schonend durch die Räume und erkennt wieder recht verlässlich Hindernisse dank True Detect 2.0, darunter Schuhe oder Spielzeug. Wie bei der Konkurrenz funktioniert das zwar gut, aber nicht perfekt. Noch bessere Objekterkennung bietet als einziger Saugroboter auf dem Markt der Samsung Jet Bot AI+ (Testbericht).
Die Kamera ist nach vorn ausgerichtet. Will der Sauger überprüfen, ob seitlich gelegene Objekte mit ausreichendem Abstand umfahren werden, muss er sich jedes Mal auf der Stelle zur Seite drehen – das kostet Zeit. Tatsächlich ist der Roboter trotzdem nah an der Faustformel 1 Quadratmeter Reinigungsfläche pro Minute, ohne wäre er vermutlich sogar deutlich schneller.
Das Reinigungsergebnis ist einwandfrei, das gilt allerdings vor allem auf Hartboden. Hier nimmt er fast allen sichtbaren Schmutz auf und liegt damit gleichauf mit dem Roborock S7+ (Testbericht). Auf Teppich kommt er gegen den Primus hingegen nicht ganz an, hier war auch der Vorgänger T9+ mit seiner herkömmlichen Hauptbürste noch etwas besser. Bei der Wischfunktion, Ozmo Pro 2.0 genannt, mit deutlich sichtbarer Oszillation der Wischplatte ist der Unterschied zum Klassenprimus Roborock S7 MaxV Ultra (Testbericht) deutlich geringer, bei der reinen Reinigungsleistung ist er sogar eher gleichauf. Hauptunterschied: Der Roborock-Konkurrent kann sein Wischtuch selbständig anheben und damit Teppich und Hartboden in einem Durchgang reinigen. Der T9 AIVI wischt entweder und kann dann keinen Teppich befahren oder er benötigt den Tank-Dummy aus dem Lieferumfang, um den Teppich zu saugen statt zu wischen. Mehr Infos zur Wischleistung haben wir im Test des Deebot T9+ gegeben.
Eine Reinigungsfahrt darf beim Deebot T9+ mit dem 5200-mAh-Akku nach Herstellerangaben bis zu 150 Minuten dauern, beim älteren T9 waren theoretisch noch bis zu 175 Minuten drin. Realistisch sind mit etwas Teppich eher 100 Minuten mit Restkapazität für die Rückkehr zur Ladestation – ein guter Wert. Etwas lang ist die Ladezeit, immerhin setzt der Roboter auf Wunsch von allein eine unterbrochene Reinigung nach den langen 6,5 Stunden wieder an der letzten Position fort.
Eigentlich kostete der Ecovacs Deebot T9 AIVI 799 Euro in der UVP des Herstellers. Zum Testzeitpunkt war der Preis bereits auf 599 Euro bei Ecovacs gesenkt und es gab einen 130-Euro-Gutschein beim Kauf dazu, sodass der Bot insgesamt nur 469 Euro kostete. Das „große Paket“ (blöder Name!) mit Absaugstation kostete ursprünglich 1098 Euro in der UVP, zum Testzeitpunkt nur noch 690 Euro. Einen Gutschein gab es hier nicht. Noch günstiger wird es vom 25. bis zum 31. Juli 2022 bei Amazon. Dort kostet der T9 AIVI dann nur noch 449 Euro - allerdings ohne Absaugstation.
Der Ecovacs Deebot T9 AIVI ist ein vernünftiger Saugroboter. Er erledigt seinen Job in puncto Navigation sehr gut, auch wenn er die typischen Probleme bei der Objekterkennung hat: Die funktioniert, ist aber nicht fehlerfrei. Das ist bei der Konkurrenz nicht anders, lediglich der Samsung Jet Bot AI+ (Testbericht) konnte sich hier vom Vergleichsfeld absetzen. Uns stört am meisten die zu geringe Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorgänger T9+ (Testbericht), der schon sehr ähnliche Features bot. Größte Änderung ist die neue Hauptbürste, die von iRobot entliehen ist und aus zwei gegenläufigen Gummiwalzen besteht. Sie stellte sich im Test auf Teppich allerdings bei feinem Schmutz als weniger effektiv heraus. Davon abgesehen gibt es nichts zu meckern, zumal der Preis mittlerweile in einem guten Bereich in Relation zur Leistung liegt.
Mehr Informationen haben wir in unserem Ratgeber zum Kauf des optimalen Saugroboters zusammengefasst. Die besten Saugroboter aus unseren Tests haben wir zudem in unserer Top 10 aufgelistet.
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