Lukasz beschäftigt sich seit über 15 Jahren als Redakteur mit Smartphones, Apps, Gadgets und Content-Marketing. Seit 2021 arbeitet er für Heise Medien und ist derzeit leitender Redakteur bei Heise Bestenlisten. Der studierte Historiker aus Tübingen begeistert sich sonst für Fitness, Fußball, Fotografie sowie basslastige Musik.
Als E-Bike ohne Gangschaltung ist das Fafrees F1 ein minimalistischer Exot unter den Rädern aus unseren Tests. Wie sich das Singlespeed-Pedelec fährt, zeigt der Test.
Das Fafrees F1 gehört definitiv zu den ungewöhnlichen Testkandidaten unter den elektrifizierten Rädern. Das E-Bike sieht aus wie eine Mischung aus Crossbike und Rennrad. Es handelt sich dabei um ein Singlespeed-Bike oder auf Deutsch einfach nur: Eingangrad. Eine Schaltung gibt es demzufolge nicht, das E-Bike verfügt tatsächlich nur über einen Gang, realisiert über jeweils einen Zahnkranz vorn und hinten, die über eine Kette angetrieben werden. Anders als beim Honbike Uni 4 (Testbericht) kommt kein Riemenantrieb zum Einsatz.
Singlespeed-Bikes werden gerne gleichgesetzt mit dem Begriff „Fixie“ (Kurzform von „fixed gear“ auf Englisch). Ein Fixie ist immer auch ein Singlespeed-Bike, umgekehrt gilt das nicht. Bei dieser Kategorie gibt es keinen Freilauf. Stattdessen liegt eine fixierte Verbindung für die Kette zwischen Ritzel und Kettenblatt vor. Um ein waschechtes Fixie handelt es sich beim Fafrees F1 also nicht, da es einen Freilauf gibt.
Singlespeed-Bikes haben ein minimalistisches Design ohne Schaltung, was bedeutet, dass weniger Teile verbaut sind und weniger Wartung erforderlich ist. Somit fallen mögliche Probleme mit der Schaltung schon mal weg. Zudem sind sie oftmals besonders leicht. Das Fahren ist puristischer, man muss sich keine Gedanken machen, wann man schaltet, sondern man tritt einfach nur in die Pedale. In Kombination mit einem E-Motor entwickelt sich so ein ganz neues Fahrgefühl.
Allerdings gibt es auch Nachteile mit nur einem Gang, etwa bei großen Steigungen. Damit sind solche Räder vor allem eine Option für einen Ort mit ebenem Gelände – wie eben das Fafrees F1. Wie sich das leichte und schicke Zweirad fährt, zeigt dieser Testbericht. Weitere E-Bikes für die Stadt zeigen wir in der Top 10: Die besten E-Bikes für die Stadt – Pedelecs ab 700 Euro im Test.
Das Fafrees F1 kommt wie üblich teilmontiert zum Käufer. In knapp unter einer Stunde ist es montiert und aufgepumpt – zumindest theoretisch. Denn als wir die Sattelstange mit integriertem Akku in den Rahmen gesteckt haben, wunderten wir uns über das viele Spiel. Nach Rücksprache mit dem Anbieter haben wir erfahren, dass ein Kunststoffeinsatz gefehlt hatte, der uns prompt nachgeliefert wurde. Allerdings gestaltete es sich schwerer als gedacht, die Sattelstange samt Akku in das Rad zu bekommen. Das klappte nur recht schwergängig und mit viel Kraftaufwand.
Am Schnellspanner der Sattelstütze befindet sich zudem ein Schloss, um die Stange zu fixieren, damit niemand den Akku ohne Weiteres entnehmen kann. Am Alltag ist das etwas unpraktisch, denn es ist weniger komfortabel, jedes Mal den Sattel mit Akku zu entnehmen als bei einer Variante, in der die Batterie im Rahmen integriert ist. Allerdings kommt so das E-Bike mit einem sehr schlanken und leichten Rahmen aus. Lediglich das Hauptrohr unter dem Sitz ist deutlich dicker.
Vom Typ her beschreibt sich das Fafrees F1 am ehesten als sogenanntes „Fitnessbike“, auch als „Sportrad“ bekannt. Die schlanke Rahmenform des Diamantrahmens und die dünnen Reifen entsprechen einem Rennrad. Der Lenker ist allerdings gerade, was eine aufrechte Sitzposition fördert und somit den Komfort und die Sicht verbessert, ähnlich wie bei einem Crossbike oder Mountainbike. Der Rahmen besteht aus Eisen und ist recht dünn und schlank. Die Räder bieten einen Durchmesser von 28 Zoll.
Sämtliche Kabel sind umwickelt und miteinander verbunden. Das ist prinzipiell gut gelöst, denn so hängt kein Kabel ungünstig im Weg. Weniger gut gefallen hat uns allerdings die Lösung mit der Hauptstromversorgung. Hierzu hängt aus dem Controller am Rahmen unter dem Sattel ein Kabel heraus, das man in den Akku stecken muss. Das wirkt nicht ganz so vertrauenerweckend, vor allem stellt sich die Frage, wie gut das Rad einen starken Regen übersteht. Der Hersteller gibt lediglich eine Zertifizierung nach IPX3 an – was nur Schutz vor Spritzwasser in einem Winkel von bis zu 60° gewährleistet. Nicht nur wegen Langfingern sollte man das E-Bike daher eher nicht im Freien dauerhaft stehen lassen.
Auf dem geraden Lenker befinden sich zwei Hebel für die Scheibenbremsen sowie ein kleines LED-Display auf der linken Seite. Die Anzeige informiert über die Geschwindigkeit, die gewählte Unterstützungsstufe, zurückgelegten Gesamtkilometer und den Ladestand des Akkus. Neben einem Power-Button, mit dem man das Licht einschaltet, gibt es eine weitere Taste, um eine von fünf Unterstützungsstufen zu wählen. Rechts befindet sich eine Glocke.
Reflektoren sind vorhanden, das Licht unter dem Sattel sowie vorn am Rad bezieht seinen Strom direkt aus dem Akku. Damit erfüllt das Rad eigentlich die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung, wäre da nicht der Gashebel am Lenker. Diesen sollte man dringend abmontieren, wenn man das Fafrees F1 im Straßenverkehr nutzen möchte. Andernfalls gilt das Rad nicht als Pedelec, sondern als E-Bike. Das würde eine Versicherungspflicht nach sich ziehen, allerdings dürfte das Fahrzeug dafür keine Betriebserlaubnis haben. Auf privatem Gelände oder abseits des öffentlichen Straßenverkehrs könnte man mit dem Rad fahren. Ohne den Gashebel sollte es aber kein Problem darstellen, das F1 in der Stadt zu nutzen.
Das F1 ist mit Scheibenbremsen von und hinten ausgestattet – das ist zunächst gut. Allerdings packen diese nicht sonderlich gut zu ab Werk. Hier bedarf es nochmals eine Feinabstimmung.
Der Motor bietet 250 Watt – wie es auch der Gesetzgeber für den Einsatz bei Pedelecs vorsieht. Als Drehmoment stehen wie beim Diamant 365 (Testbericht) rund 40 Nm zur Verfügung, das ist verglichen mit E-MTBs oder größeren City-E-Bikes weniger stark ausgeprägt. Zum Vergleich: Das ebenfalls leichte Urban Bike Accolmile E-Road (Testbericht) kommt auf 45 Nm, beim hochpreisigen Cannondale Canvas Neo 1 (Testbericht) sind es stolze 85 Nm. Beim Antritt schiebt der Motor etwas gemächlich an: Erst nach rund 1,5 Umdrehungen entfaltet er seine Wirkung.
Zur Auswahl stehen dem Fahrer fünf Unterstützungsstufen, nur bei der letzten Stufe unterstützt der Motor bis zu einem Tempo von 25 Kilometern pro Stunde, bevor er dann die Hilfe einstellt. Bei den unteren Stufen reduziert sich das Tempo, ab wann der Elektromotor nicht mehr anschiebt, die Kraft wird nicht reguliert.
Der Akku hat eine Kapazität von rund 313 Wh bei 8700 mAh und 36 Volt. Das ist etwas mager. Das ähnlich leichte Accolmile kommt hier immerhin auf 345 Wh, die meisten der City-E-Bikes aus unseren Tests liegen bei 360 bis 450 Wh.
Der Hersteller verspricht eine Reichweite von rund 80 Kilometern. Das halten wir für etwas zu optimistisch, letzten Endes hängt die Reichweite aber stark von Faktoren ab, wie dem Gewicht des Fahrers, der Stecke sowie Witterung. Wir halten 50 bis 60 Kilometer bei einer Person mit 185 Zentimeter Körpergröße und einem Gewicht von rund 90 Kilogramm für realistischer. Aufgeladen ist der Akku in knapp drei Stunden.
Das Fafrees F1 macht wirklich Spaß beim Fahren. Man weiß schnell den minimalistischen Charakter des E-Bikes zu schätzen. Wir können nicht sagen, dass wir das Schalten sonderlich vermisst hätten – außer eben bei einer größeren Steigung über eine Straßenüberführung. Kombiniert mit dem verzögert reagierenden und weniger zugkräftigem Motor kommt man nur mit Mühe einen steilen Hügel hoch.
Auf ebenem Gelände fühlt sich das Fafrees F1 aber pudelwohl und überzeugt mit einem agilen Verhalten. Das Rad hält die Spur verlässlich und wirkt in jeder Lage stabil beim Fahren. Auch wenn es nur einen Gang gibt, erreicht man das Spitzentempo mit Tretunterstützung von 25 km/h nahezu mühelos und kann die Pace dann auch gut halten, ohne sich abzustrampeln. Bei vielen unserer getesteten E-Bikes ist das trotz Schaltung nur mit hoher Trittfrequenz möglich.
Allerdings ist bei Bordsteinen Vorsicht angesagt, die Reifen sind sehr dünn, eine Federung gibt es nicht. Das macht die Fahrt selbst über niedrige Bordsteine zur Qual. Das E-Bike ist eindeutig für die Straße gemacht. Nicht erschrecken: In engeren Kurven geben die Reifen einen merkwürdigen Ton von sich, was an der unterschiedlichen Riffelung liegt.
Leider bietet das Fafrees F1 einen recht kleinen Rahmen. Für Personen jenseits von 180 Zentimetern können wir es nur bedingt empfehlen. Aufgrund des Diamantrahmens ist der Zustieg etwas unbequemer als bei einem Tiefeinsteiger, was für weniger gelenkige Personen eine Herausforderung sein kann. Diese sollten aber solch ein sportliches Modell ohnehin nicht kaufen. Dennoch kann das leichte Pedelec mit einem Gewicht von 19 Kilogramm mehr tragen, als man es erwarten würde. Die Zuladung beträgt 110 Kilogramm, nicht schlecht für ein kleineres Rad.
Das Fafrees F1 kostet direkt beim Hersteller 809 Euro (Code: RIDE10).
Das Fafrees F1 ist als Singlespeed-Bike eine günstige, leichte und sportlich anmutende Option für Puristen und Minimalisten. Es fährt sich agil und flott, über die Schaltung muss sich niemand ärgern – denn es gibt gar keine. Das klappt bei hohem Tempo erstaunlich gut, ohne sich abzustrampeln. Das Design unterstreicht den sportlichen Charakter dieses elektrifizierten Fitnessbikes. Gut ist zudem die Beleuchtung, die rein über den Akku gespeist wird.
Allerdings bietet die Eingang-Lösung auch Nachteile: So kommt man steile Steigungen nur mit Mühe hoch, der Antritt könnte zudem besser sein, da der Motor spät und zurückhaltend anschiebt. Wer das Fafrees F1 im Straßenverkehr nutzen will, muss unbedingt den Gashebel abmontieren. Die übrige Ausstattung ist ansonsten konform mit den hierzulande geltenden Regeln.
Weniger gut gelungen ist die Platzierung des etwas schwachbrüstigen Akkus, bei der sich auch ein paar Verarbeitungsmängel zeigen. Das Kabelmanagement ist zwar dank Bindern so gelöst, dass nichts im Weg hängt. Allerdings wirkt die Verkabelung zwischen Akku und Controller nicht so vertrauenswürdig in unseren Augen, was Regenwetter angeht. Das Rad ist definitiv nichts für große Personen oder holprige Pisten.
Eine noch günstigere und leichtere Alternative ist das sportliche Accolmile E-Road (Testbericht). Wer bereit ist, mehr Geld auszugeben, dem raten wir zum Testsieger Fiido C21 (Testbericht) sowie dem Design-Meisterwerk Honbike Uni 4 (Testbericht). Weitere Alternativen zeigt unsere Top 10: Die besten E-Bikes für die Stadt – Pedelecs ab 700 Euro im Test.
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