Trotz ihrer im wahrsten Sinne des Wortes klassischen Ausbildung (Studium Geschichte/Latein) ist Sara (Jahrgang 1987) seit früher Jugend begeisterte und technikaffine Gamerin. Gleichzeitig liebt sie die Natur und verbringt viel Zeit mit Crossfit und Laufen in allen möglichen Varianten. Das Schreiben aber ist ihre größte Leidenschaft, weshalb sie bei Heise Bestenlisten begeistert ihr Hobby zum Beruf macht.
Die Fitbit Charge 6 ist ein hochwertiger Fitness-Tracker mit EKG- und GPS-Funktion sowie Google-Dienste. Was sich gegenüber dem Vorgänger getan hat, zeigt der Test.
Mit der Fitbit Charge 6 kommt die Neuauflage der Charge 5 (Testbericht) auf den Markt – dem Platzhirsch der Fitness-Tracker mit EKG. Nach der endgültigen Übernahme durch Google befürchteten viele Fitbit-Fans das Ende der Markenidentität. Wir haben uns die Charge 6 deshalb im Test genauer angeschaut und erklären, wie die Anbindung von Fitbit an Google funktioniert und ob sich der Kauf der Charge 6 im Vergleich zum Vorgängermodell lohnt.
Das Offensichtliche direkt vorweg: Optisch gleichen sich die Charge 5 und die Charge 6 fast wie ein Ei dem anderen, denn abgesehen von der Farbgebung des Gehäuses und des Armbands hat sich in Hinblick auf das Design nichts getan. Alle Bestandteile beider Tracker bestehen aus denselben Materialien, nämlich Aluminium, Glas und Harz (Gehäuse) sowie Silikon und Aluminium (Armband).
Bei der Größe des Displays hat sich ebenso nichts getan wie beim Lieferumfang. Sowohl die Fitbit Charge 5 als auch die Charge 6 verfügen über ein AMOLED-Display. Beiden Modellen liegen neben dem eigentlichen Tracker und dem Ladekabel ein Wechselarmband in Größe S und L bei.
Schließlich gleichen sich beide Tracker auch in Bezug auf die Wasserdichtigkeit: Die Charge 5 und 6 sind jeweils bis zu einer Tiefe von 50 Metern wasserabweisend. Sie überstehen also ein Eintauchen in Wasser beim Schwimmen oder Spritzwasser unter der Dusche, sind aber nicht für lange Tauchgänge geeignet. Der Hersteller weist außerdem darauf hin, dass die Wasserdichtigkeit durch Verschleiß oder Reparaturen mit der Zeit nachlassen kann.
Grundsätzlich hat sich bei der Einrichtung der Fitbit Charge 6 im Vergleich zum Vorgänger ebenfalls nichts geändert. Wer den Tracker nutzen möchte, muss die zugehörige Fitbit-App im Play Store herunterladen und die Charge 6 darüber an das eigene Smartphone koppeln. Neu ist mittlerweile, dass Nutzer ein Google-Konto bei der Einrichtung angeben müssen – ohne Account beim neuen Fitbit-Mutterkonzern läuft nämlich gar nichts. Wer vorher schon ein separates Fitbit-Konto besessen hat, kann die entsprechenden Daten aber importieren.
Haben wir den Tracker eingerichtet und das aktuelle Update heruntergeladen (der Vorgang dauert nur ein paar Minuten), erklärt uns die App die Funktionen der Charge 6 und empfiehlt uns direkt, eine sechsmonatige Fitbit Premium-Mitgliedschaft abzuschließen. Wer alle Funktionen des Trackers nutzen möchte, kommt um dieses Abo nicht herum, das mit 80 Euro pro Jahr oder 9 Euro pro Monat zu Buche schlägt – ein stolzer Preis für Funktionen, die es bei der Konkurrenz umsonst gibt. Premium-Kunden bekommen für ihr Geld immerhin zusätzliche Informationen über ihr Schlafverhalten, angeleitete Trainingseinheiten, Rezepte für eine gesunde Ernährung und einen ausführlichen, monatlichen Gesundheitsbericht.
Die Fitbit-App hat sich trotz der Übernahme durch Google nicht großartig verändert. Auf dem Hauptbildschirm bekommen wir auf einen Blick zurückgelegte Schritte, Zonenminuten, absolvierte Kilometer und Energieverbrauch in Kilokalorie (kcal) angezeigt. Darunter gibt es Kacheln für verschiedene Daten wie Schlaf, Training, Aktivität, Gesundheit, Ernährung und Stress. Ein Klick auf die jeweilige Kachel führt uns zu einer detaillierten Übersicht der einzelnen Daten, die wiederum in verschiedene Unterkategorien aufgeteilt sind. All das ist sehr übersichtlich und leicht verständlich angeordnet, verschwindet aber teils hinter einer Paywall.
Denn wer den vollen Funktionsumfang des Fitbit-Trackers und der App nutzen möchte, kommt um ein Fitbit-Premium-Abo nicht herum. Fitbit Premium beinhaltet dabei unter anderem erweiterte Trainingsdaten, einen Coach für spezielle Trainingseinheiten, gesonderte Indizes für Stress und Schlaf, Meditationsübungen, Rezepte für eine gesunde Ernährung sowie einen Gesundheitsbericht. Letzterer fasst alle Gesundheitsdaten eines Monats zusammen und wertet sie umfassend aus.
Wer eine Fitbit Charge 6 kauft, bekommt ein sechsmonatiges Premium-Abo kostenlos dazu. Danach kostet die Mitgliedschaft bei Fitbit Premium 9 Euro pro Monat oder 80 Euro pro Jahr. Das Abo lässt sich über die Einstellungen im Google Play Store verwalten und flexibel kündigen. Trotz des recht stolzen Preises von bis zu 9 Euro monatlich halten wir das Angebot insofern für fair, als Nutzer den Dienst immerhin sechs Monate gratis und ohne weitere Verpflichtung testen können. Dabei ist Fitbit Premium ein zentraler Bestandteil der Fitbit-Nutzungserfahrung, ohne den der Tracker in seinen Funktionen doch arg beschnitten daherkommt. Ob sich Fitbit Premium wirklich lohnt, hängt aber vom persönlichen Gebrauchsverhalten ab.
Weil es sich bei der Charge 6 um einen Fitness-Tracker handelt, liegt der Fokus der Hardware wenig überraschend auf dem Tracking von körperlichen Aktivitäten. Wie schon beim Vorgängermodell setzt Hersteller Fitbit wieder auf das Modell der Zonenminuten: Sobald unser Puls mit mehr als 109 Schlägen pro Minute schlägt, zeichnet die Charge 6 eine Aktivität auf, deren Dauer in Zonenminuten gezählt wird. Wer möchte, kann ein wöchentliches Ziel für die Zonenminuten in der App festlegen – der Tracker informiert uns dann auf dem Display und zusätzlich per Vibration, sobald wir dieses Ziel erreicht haben.
Zudem gibt es einen Stressmanagement-Index, der basierend auf der Messung von Herzfrequenz, Schlafrhythmus und elektrodermaler sowie körperlicher Aktivität einen Wert von 0 bis 100 berechnet. Dabei gilt: je höher der Wert, desto besser. Den vollen Funktionsumfang bekommen allerdings nur Premium-Nutzer geboten. Alle anderen erhalten lediglich die Anzeige des jeweiligen Stresslevel-Werts, ohne tiefergehende Analyse.
Daneben zeichnet die Charge 6 verschiedene Gesundheitswerte wie Atemfrequenz, Herzfrequenzvariabilität, Hauttemperatur, Sauerstoffsättigung und Ruheherzfrequenz auf. Diese Features gehören zum Standardrepertoire eines Fitness-Trackers und waren auch schon bei der Charge 5 vorhanden. Zusätzlich gibt es aber die Möglichkeit, sich von dem Tracker bei einem unregelmäßigen Herzrhythmus informieren zu lassen.
Daneben verfügt die Charge 6 auch über eine EKG-Funktion. Mit dieser Funktion können wir unseren Herzrhythmus prüfen, indem wir für 30 Sekunden den Daumen und Zeigefinger an das Gehäuse des Trackers halten. Die Auswertung bekommen wir dann auf dem Display des Trackers angezeigt. Sowohl die A-Fib-Warnung als auch das EKG müssen wir in der App einrichten. Beide sind selbstverständlich kein Ersatz für eine medizinische Diagnose oder ein professionelles 1-Kanal-EKG beim Arzt. Trotzdem kann das Feature vorbelasteten Personen dabei helfen, ein mögliches Vorhofflimmern rechtzeitig zu erkennen.
Beim Aufzeichnen von Trainingseinheiten können wir derweil aus mehr als 40 verschiedenen Trainingsmodi wählen – eine deutliche Steigerung gegenüber den rund 20 Profilen, die die Charge 5 noch zu bieten hatte. Doch auch darüber hinaus kommen Nutzer der Charge 6 in den Genuss einiger Pluspunkte.
Denn wie schon die Vorgänger verfügt auch die Charge 6 über eine automatische Trainingserkennung. Die funktioniert zwar wie gehabt nur für Cardio-Sportarten wie Laufen, Gehen, Radfahren und Schwimmen, dafür arbeitet sie in unserem Test aber gewohnt zuverlässig. Wer möchte, kann individuell festlegen, ab wie vielen Minuten Aktivität die automatische Trainingserkennung aktiviert werden sollte.
Erhalten bleibt bei der Charge 6 auch die Berechnung des VO2-Maximums, die einen Orientierungswert für Hobbysportler bietet. Ansonsten fallen die Trainingsfeatures der Charge 6 allerdings nur rudimentär aus: Es gibt keine Möglichkeiten der Wettkampfplanung oder umfassendere Funktionen für Sportler – aber die erwartet vermutlich auch niemand von einem reinen Fitness-Tracker.
Als Google die Features der Fitbit-Hardware zugunsten eigener Apps und Dienste beschnitt, hagelte es zunächst reihenweise Kritik. Allerdings hat die Implementierung verschiedener Google-Software auch positive Effekte auf die Funktionen der Fitbit Charge 6.
Zwar gibt es eine Musiksteuerung, aber nur noch via Youtube Music und in Verbindung mit einem kostenpflichtigen Abo von Youtube Premium. Die Einrichtung erfolgt über die App und ist in wenigen Minuten erledigt. Wir können dann direkt über das Display der Fitbit Charge 6 aus Playlisten auswählen, zuvor abgespielte Titel abspielen oder uns konkrete Workout-Musik vorschlagen lassen.
Ferner ersetzt Google Wallet jetzt die frühere Fitbit-Pay-Funktion. Das hat den Vorteil, dass einige Features von Google Wallet jetzt in Kombination mit der Charge 6 funktionieren. Wir können also etwa Kreditkarten für das kontaktlose Zahlen oder digitale Konzertkarten hinterlegen. Allerdings gibt es hier Einschränkungen: Nicht alle Bezahlmöglichkeiten sind verfügbar, nicht jede Bank wird unterstützt. Fitbit gibt eine Übersicht darüber, welche Banken hierzulande mit Google Wallet zusammenarbeiten. So funktioniert die Bezahlung über Kreditkarten von ING nicht. Die Mastercard von 1822 wird nicht unterstützt, ebenso wenig Paypal, wie einige Kunden im Fitbit-Forum beklagen.
Ein ganz großes Plus ist aber schließlich die Implementierung von Google Maps. Anders als viele andere Fitness-Tracker unterstützt die Charge 6 via Google Maps nämlich die Navigation. Wer das Feature einrichtet, kann sich auf dem Display des Trackers die Navigationsanweisungen anzeigen lassen. Ein GPS-Tracking gibt es ebenfalls, was die Aufzeichnung von Cardio-Einheiten enorm vereinfacht. Beides funktionierte in unserem Test übrigens problemlos. Die Wetter-App wurde allerdings entfernt.
Beim Schlaf-Tracking bietet die Charge 6 gewohnte Fitbit-Standardkost, weshalb wir an dieser Stelle nur kurz darauf eingehen. Schlafphasen und Ein- sowie Aufwachzeitpunkt zeichnet der Tracker zuverlässig auf und auch der Wecker funktioniert zuverlässig. Wer möchte, kann einen Aufwachzeitraum einstellen, währenddessen uns die Uhr dann per Vibration weckt, sobald wir uns gerade in einer leichten Schlafphase befinden. Anhand unserer Schlafdaten berechnet die Fitbit-App einen Index, der unseren Schlaf auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet und eine gute Orientierung für langfristige Trends bei der eigenen Schlafhygiene liefert.
Fitbit gibt die Akkulaufzeit der Charge 6 mit maximal 7 Tagen an. Diesen Wert konnten wir im Test größtenteils bestätigen – bei uns hielt der Tracker mit drei Trainingseinheiten pro Woche und aktiviertem Gesundheitstracking sowie Benachrichtigungen etwa 6 Tage. Das ist zwar ein passabler Wert, aber hier wäre schon etwas mehr drin gewesen, wenn man sich die rund zweiwöchigen Laufzeiten der Konkurrenz anschaut.
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 160 Euro ist die Fitbit Charge 6 im oberen Preissegment für Fitness-Tracker angesiedelt. Sie kostet das Dreifache gegenüber vergleichbaren Modellen von Huawei und Co. Fitbit verkauft die Charge 6 in drei Farbvarianten (Obsidian/Black Aluminium, Porcelain/Silver und Coral/Champagne Gold). Der Straßenpreis für den Tracker liegt aktuell aber bereits bei 99 Euro.
Obwohl Fitbit im Bereich der Fitness-Tracker eins als Vorreiter galt, verlieren die Geräte des einstigen Platzhirschs zunehmend an Bedeutung. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass Google die Funktionen zugunsten eigener Dienste umfassend beschnitten hat, sondern auch damit, dass die Konkurrenz von Huawei und Co. längst günstigere und teils sogar technisch bessere Alternativen auf den Markt gebracht hat.
Die Fitbit Charge 6 ist deshalb kein schlechtes Produkt. Der Tracker macht das, was er sollte, und zwar wirklich gut. Allerdings rechtfertigen die Features mittlerweile kaum noch den im Vergleich zur Konkurrenz hohen Preis sowie das Premium-Abo, ohne dass die Charge 6 doch arg simplifiziert daherkommt. Wer mit dem Kauf dieses Trackers liebäugelt, sollte sich also überlegen, ob Fitbit Premium den monatlichen Abopreis wert ist – und ansonsten lieber zur Konkurrenz greifen.
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