Garmin hat sein Flaggschiff der Sportuhren überarbeitet: Die Fenix 7 Pro bietet noch bessere Sensoren und alles, was Sportskanonen benötigen. Mehr zeigt der Test.
Auf den ersten Blick ist die Zahl der Garmin-Uhren aus der Fenix-Reihe nahezu unüberschaubar. Seit Ende Mai gilt das erst recht, denn zu diesem Zeitpunkt hat Garmin ein Upgrade vorgestellt, ohne die bisherigen Versionen aus dem Verkauf zu nehmen. Die aktuelle Garmin Fenix 7 Pro hat den Verfasser dieses Texts 60 Tage begleitet. Im Test zeigte die teure Uhr reichlich Stärken und nur wenige Schwächen.
Wir sortieren zunächst einmal das Angebot. Das Upgrade der Garmin Fenix 7 (Testbericht) wird durch den Zusatz „Pro“ gekennzeichnet. Es gibt drei Gehäusegrößen: 42 mm (S), 47 mm und 51 mm (X). Anders als beim Vorgänger gibt es nur zwei statt drei Ausstattungslinien. Die Version ohne Photovoltaik ist gestrichen. Das macht den Einstieg nochmals teurer. Garmin hat eine treue Fangemeinschaft, die das gehobene Preisgefüge dieser Reihe offenkundig mehrheitlich mitträgt. Die Fenix richtet sich an anspruchsvolle Sportler, die keine Kompromisse machen wollen.
Die Fenix-Reihe war noch nie ein unauffälliger Begleiter, sie trug dick auf. Sie hat einen „robusten“ Look, ist in der aktuellen Fassung je nach Größe und Ausstattung zwischen 47 und 68 g schwer – das Gewicht des Armbands kommt noch hinzu. Seit jeher ist sie hervorragend verarbeitet und macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Eine Uhr, die auch mal einen „Knuff“ verträgt. Sie hält dem Druck in 100 m Wassertiefe stand, für alle alltäglichen Wassersportarten reicht das. Wer einen Tauchcomputer haben will, muss bei Garmin ein anderes Modell wählen.
Für die selbstbewusste Summe, die Garmin da aufruft, bekommt man in jedem Fall eine exzellent verarbeitete, hochwertige Uhr mit einem enormen Funktionsumfang in Richtung Sport. WLAN, Touchscreen, Kartenmaterial, 32 GByte Speicher, die sich teilweise für Musik nutzen lassen, Photovoltaik – all das bringt schon das Basismodell mit. Die „Sapphire Solar Edition“ bietet ein nochmals härteres Glas, Lünette und Gehäuse sind hier aus Titan statt aus Stahl. Damit wiegt die 100 Euro teurere Uhr ein paar Gramm weniger. Funktional gibt es, anders als beim direkten Vorgänger, keinen Unterschied. Garmin hat das Basismodell mit dem Upgrade also deutlich aufgewertet, denn Dinge wie die Mehrfrequenz-Positionsfindung gab es zuvor nur in der teuren Ausstattungslinie.
Hinzu kommen Funktionalitäten, die in vollem Umfang vermutlich niemand ausschöpft. Ein paar Oberflächen für die Hauptseite der Uhr sind vorinstalliert. Wer mag, kann aus einem schier unendlichen Pool weitere Darstellungen nachladen. Etliche sind kostenlos, für einige wollen die Designer einen kleinen Betrag haben.
Ein bisschen Smartwatch ist die Fenix natürlich auch. Man kann in der Uhr seine Kreditkarte hinterlegen und an ausgewählten Stellen damit bezahlen. Die Auswahl der Partner, mit denen das möglich ist, ist allerdings recht übersichtlich.
Nachrichten von einem verbundenen Handy werden angezeigt, und auch das Wetter am Standort kann eingeblendet werden. Gut gelöst: Der Nutzer kann für jede App individuell festlegen, ob sie Nachrichten auf die Uhr schicken darf. So werden nur jene Informationen durchgereicht, die man haben will. Gefunkt wird über Bluetooth und WLAN, letzteres allerdings nur über 2,4 GHz. Beides klappte im Test stets absolut zuverlässig und deutlich schneller als bei der Referenzuhr Fenix 6 (Testbericht), die kein WLAN-Modul eingebaut hat.
Mitgeliefert wird ein Lade- und Datenkabel mit einem USB-C-Stecker einerseits und einem proprietären Stecker für die Uhr andererseits. Ein Ladegerät oder wenigstens einen Adapter auf USB-A legt Garmin nicht dazu. Für diese Summe sollte sich eine Uhr eigentlich induktiv laden lassen. Auch mit einer EKG-Messung, mit der Apple vorgeprescht ist, konnte die Fenix 7 Pro zum Testzeitpunkt nicht dienen. Garmin hat in den USA diesbezüglich inzwischen nachgelegt, Europa wird folgen.
An zwei Dingen hält Garmin hartnäckig fest: dem MIP-Display und den Tasten am Rand. Das Memory in Pixel-Display wurde gegenüber dem Vorgänger leicht überarbeitet und bietet einen etwas höheren Kontrast. Auffallen wird das den meisten vermutlich nur im direkten Vergleich. Gegenüber einem OLED-Display erscheint es blass und farblos, doch Garmin hat mindestens einen sehr guten Grund, an dieser Technologie festzuhalten: 60 Tage konnten wir die Uhr ausprobieren, und obwohl in dieser Zeit zahlreiche Aktivitäten mitgeschnitten wurden, war es nicht ganz einfach, zumindest ein paar Ladevorgänge zu absolvieren.
Ein großer Vorteil des MIP-Displays ist außerdem, dass es stets an ist. Eine danach genutzte Garmin Forerunner 965 (Testbericht) mit OLED-Display zeigt das volle Programm nur an, wenn eine interne Logik erkennt, dass der Nutzer gerade draufschaut – was gelegentlich nicht funktioniert. Wer eine Oberfläche wählt, bei der das OLED-Display stets an ist, muss mit einer deutlich reduzierten Akkulaufzeit rechnen. Bei der Fenix ist stets alles zu sehen, ganz ohne manuelles Gehampel mit dem Arm. Wer den Funktionsumfang und das Design einer Fenix mit einem OLED-Display kombinieren möchte, kann zu einer Epix 2 (Testbericht) greifen.
Garmin lässt dem Nutzer die Wahl, ob er sich über einen sehr gut funktionierenden Touchscreen oder die fünf Tasten am Rand durch das weitverzweigte Menü arbeiten will. Eine gute Entscheidung, denn für beides gibt es im Alltag jeweils Situationen, in denen mal der eine, mal der andere Weg die bessere Wahl ist. In die Logik der Menüs muss man sich einarbeiten. Eine Uhr mit einem derart gewaltigen Funktionsumfang stößt bei der Übersichtlichkeit an gewisse Grenzen. Wer die Anleitung nicht liest, wird vermutlich viele Monate lang immer mal wieder etwas Neues entdecken.
Der Fokus der Uhr liegt aber ganz klar auf dem Mitschneiden sportlicher Aktivitäten. Datensammler kommen hier voll auf ihre Kosten und können sich über den aktuellen Leistungsstand, die Entwicklung sowie feine Details freuen.
Unzählige Sportprofile sind bereits vorinstalliert, sollte noch etwas fehlen, kann der Nutzer weitere Sportarten nachladen. Ein Beispiel: Allein für das Fahrradfahren sind 21 Profile hinterlegt, die sich im Detail noch konfigurieren lassen. Beim Laufen werden auch die vertikale Bewegung und die Bodenkontaktzeit ausgewertet. Während des Trainings kann man über den Stamina-Wert sehen, wie es um die eignen Reserven steht. Eine Luxusuhr also, die mit dem alleinigen Mitschneiden von Schritten, Strecke und Tempo eindeutig unterfordert ist. Es wäre so, als wenn Sie sich einen Kleinlaster besorgen, um gelegentlich Brühwürfel in einer haushaltsüblichen Menge einzukaufen.
Was die Garmin Uhren für Sportler unverändert attraktiv macht, ist die Einbindung in einen Kosmos, mit dem sich der Trainingsverlauf detailliert nachvollziehen lässt. Es lohnt sich, die Zeit darin zu investiert, sich mit Uhr und App intensiv auseinanderzusetzen. Gefüttert mit der Datenfülle einer Fenix 7 Pro bekommt man ein mächtiges Analysetool an die Hand, mit dem sich gezielt trainieren lässt. Die App selbst ist allerdings nicht gerade ein Musterbeispiel an Übersichtlichkeit, von einer intuitiven Bedienung ganz zu schweigen. Ohne eine gewisse Einarbeitung bleiben viele Auswertungen verborgen.
Im Test wurde die Uhr überwiegend zum Laufen und Schwimmen benutzt. Gegenüber einer privaten Garmin Fenix 6 fallen dabei einige Dinge auf. Der neue Pulssensor der Fenix 7 Pro liefert viel eher nachvollziehbare Daten – wortwörtlich, denn bis die alte Uhr den Herzschlag korrekt erfasst, muss man schon ein paar 100 Meter gelaufen sein. Die Pulsmessung am Handgelenk ist weniger genau als über einen Brustgurt. Wer es ganz präzise haben will, kann einen Brustgurt verwenden und problemlos in die Aufzeichnung des Trainings einbinden. Kostenpunkt: ab 46 Euro.
Als Nutzer kann man festlegen, wie viele Satellitensysteme genutzt werden. Wer alle Optionen für eine maximale Genauigkeit einstellt, muss mit einer deutlich geringeren Akkulaufzeit rechnen, bekommt dann allerdings auch eine sehr präzise Streckenerfassung. Die knickte im Test auch unter einer belaubten Strecke nicht derart ein wie bei der Fenix 6. Perfekt ist auch die neue Uhr nicht, aber der Fortschritt in dieser Hinsicht ist unverkennbar.
Besser als bei meiner eigenen Uhr klappte auch die Erfassung der Schwimmbahnen. Die aktuelle Uhr kam hier kaum einmal durcheinander. Schon bei der alten Uhr gab es allerdings eine Logik, die ihren Fehler erkannte und sich dann auch korrigierte – meistens jedenfalls. Auch das klappte mit der neuen Uhr besser als zuvor.
Der Akku hielt im Test trotz 24/7-Nutzung und reichlich Sport locker 15 Tage durch, mit etwas weniger Elan sind ziemlich sicher auch deutlich mehr als 20 Tage drin. Hilfreich auch, dass sich bestimmte Funktionen abschalten lassen. Die permanente Messung des Sauerstoffgehaltes im Blut beispielsweise nagt spürbar am Akkustand. Garmin hat auch für die Akku-Nutzung Profile hinterlegt, die sich konfigurieren lassen.
Zwischen den drei Größen gibt es einen deutlichen Unterschied beim Energiegehalt der Batterie. Die kleine Variante bietet 188 mAh, die mittlere schon 345 mAh und die große Fenix 7X Pro sogar 544 mAh. Alles in allem hält die Batterie in der Fenix 7 Pro sehr lang, kein Vergleich also beispielsweise zur Apple Watch.
Alle Garmin Fenix 7 Pro haben ein Photovoltaik-Element eingebaut. Es dürfte die Zeit ohne Aufladung weiter verlängern. Im Test zeigte sich, dass man sich von dieser Spielerei besser nicht zu viel verspricht. Selbst in der Sonne erreicht man im Idealfall eine minimal verlangsamte Entladung. Da die Laufzeit aber ohnehin weit überdurchschnittlich ist, erscheint das nicht weiter tragisch.
Schon das Basismodell „Solar Edition“ ist mit einer UVP von 850 Euro wirklich kein Schnäppchen. Das Topmodell „Sapphire Solar Edition“ mit Titanarmband liegt inzwischen bei 1250 Euro. Das „normale“ Pro-Modell mit 47 mm kostet rund 571 Euro. Für die Sapphire-Version kommt ein Aufpreis von mindestens 100 Euro hinzu. Die kleine Fenix 7S Pro gibt es ab 569 Euro. Für eine Fenix 7X Pro sind mindestens 649 Euro fällig.
Die Garmin Fenix 7 ist eine luxuriöse Uhr, die sich an anspruchsvolle Sportler wendet. Sie liefert eine unglaublich umfangreiche Datenmenge, mit der sich gezielt trainieren lässt. Im Verbund mit der nicht ganz selbsterklärenden App können Daten-Freaks tief in die Analyse einsteigen, um an der Optimierung des Trainings zu arbeiten. Hinzu kommen eine sehr lange Akkulaufzeit und eine hervorragende Verarbeitung. Garmin verlangt für die Fenix 7 Pro stolze Preise, liefert aber einen entsprechenden Gegenwert.
Damit ist auch klar umrissen, für wen die Fenix 7 Pro eher nichts ist: Wer nur gelegentlich mal etwas Sport treibt und mit den Grundpfeilern der gängigen Trainingsdaten wie Tempo, Herzschlag und Streckenlänge auskommt, wird mit anderen Geräten deutlich günstiger bedient – auch bei Garmin. Auch wer vor allem eine umfangreich ausgestattete Smartwatch haben will, findet mit anderen Modellen eher seinen idealen Begleiter. Die Fenix-Reihe ist in erster Linie eine noble Sportuhr und erst in zweiter Linie eine Smartwatch.
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