Google Pixel Buds Pro 2
Bereits im zarten Alter von fünf Jahren hatte Jonas seinen ersten PC und hat glücklicherweise noch die Zeit von Kassetten, CDs und Disketten miterlebt. Seitdem hat ihn Technik und der Spaß an Gadgets nicht mehr losgelassen. Seit 2023 arbeitet er als Volontär bei TechStage, das 2024 in heise bestenlisten übergegangen ist. Privat ist er Vielleser, Bahn-Nerd und Musikliebhaber, wobei sein Musikgeschmack so vielfältig ist wie er selbst.
Die Google Pixel Buds Pro 2 sind die aktuell besten In-Ear-Kopfhörer für Android-Smartphones. Wir zeigen im Test, warum.
Die Google Pixel Buds Pro 2 sind entgegen der Benennung bereits Googles dritter Aufschlag im Segment der Premium-ANC-In-Ears. Im Vergleich zum direkten Vorgänger sind sie deutlich geschrumpft und bieten eine Reihe neuer Extras – Google hat an nahezu jeder Schraube geschraubt. Das Wichtigste: Der Sound ist auf Top-Niveau, genauso die Akkulaufzeit mit bis zu 30 Stunden. Wir haben die Kopfhörer nun seit mehreren Monaten im Einsatz und ganz genau unter die Lupe genommen.
Die Pixel Buds Pro 2 kommen in einem für Google typischen, organischen Design. Es gibt wieder vier verschiedene Farben, die mehr oder weniger auffällig sind: Procelain (creme-weiß), Hazel (anthrazit), Wintergreen (grün) und Peony (rot). Auf den ersten Blick erscheint der Unterschied zu den Böhnchen-förmigen Vorgängern gering, doch bei genauerem Hinsehen sind die Buds Pro 2 etwas kleiner und stehen weniger aus dem Ohr. Für die Form hat Google die Anatomie vieler Ohren analysiert und laut eigener Aussage über 45 Millionen Datenpunkte aufgezeichnet. So soll der Kopfhörer in möglichst viele Ohren passen, egal ob klein oder groß. Und ja, sie sitzen richtig bequem – wir könnten sie glatt vergessen. Sogar im Bett können wir sie im Ohr lassen und uns darauf legen, ohne dass das weh tut.
Google hat zudem auf die Nutzer (und Tester) gehört und den Halt der Kopfhörer mithilfe eines kleinen Gummiflügelchens verbessert, das sich im Ohr gewissermaßen festkeilt. Etwas, das Google auch schon einmal bei den Pixel Buds A-Series, also den Budget-Kopfhörern für unter 100 Euro, umgesetzt hatte. Dort empfanden wir die Flügel allerdings als unangenehm drückend, zumindest bei unserer Ohr-Anatomie. Die Pixel Buds Pro 2 setzen hier auf dezentere, aber genauso wirksame Silikon-Flügel. Sind die Vorgänger uns teils fast (oder tatsächlich) aus den Ohren gefallen, insbesondere beim Laufen, gilt das für die neuen Buds Pro nicht. Im Gegenteil: So gut saßen bei uns noch keine Kopfhörer, die so klein sind. In Zahlen ausgedrückt hat Google die Ohrhörer um 27 Prozent verkleinert und deren Gewicht um 24 Prozent reduziert. Beide Kopfhörer wiegen 4,7 g, das Case mit den Kopfhörern 65 g. Dennoch haben sich Klang und ANC verbessert, doch mehr dazu später.
Die Ohraufsätze aus Silikon lassen sich wie beim Vorgänger austauschen, sodass man auch eine andere der beiliegenden Größen XS, S, L oder XL wählen kann. Standardmäßig ist die Größe M auf den Buds.
Das weiße, matte Case hat Google weitgehend unbearbeitet vom Vorgänger übernommen. Warum auch nicht? Schließlich ist es nach wie vor einfach, kompakt und gut. Durch die abgerundete Eier-Form wirkt es kompakt und zeitlos schick. Neu hinzugekommen ist nur eine Aussparung für einen Lautsprecher. Das Innere des Cases hat Google der neuen Form angepasst, die Buds präsentieren sich nun nach dem Öffnen erhöht, sodass man sie besser herausnehmen kann. Die Verarbeitung von Buds und Case ist hochwertig, der Klappmechanismus des Deckels fühlt sich wertig an. Im Laufe einiger Wochen hat sich lediglich das matte Gehäuse des Cases abgenutzt, das inzwischen eher glatt als matt-stumpf anmutet. Das passierte uns auch bei der ersten Generation. Schlimm ist das nicht, denn das Material nutzt sich gleichmäßig ab und die Veränderung fällt optisch nicht auf. Daher betrachten wir das nicht als Manko, sondern nur als interessante Auffälligkeit. Hier ist sicherlich auch die Farbwahl hilfreich, die solche Dinge gut kaschiert.
Während das Ladecase nach IPX4 vor Spritzwasser geschützt ist, setzt Google beim Case auf IP54 für Spritzwasser- und Schweiß-Beständigkeit.
Neben einem guten Sitz im Ohr können die Pixel Buds Pro 2 auch in einer weiteren für Kopfhörer wichtigen Kategorie Maßstäbe setzen: bei Klang und ANC. Konnten hier die Vorgänger schon punkten, hat Google den Sound verfeinert und bietet etwa für Instrumente einen deutlich differenzierteren Klang. Wir mochten zwar auch den wärmeren, bassigen Sound der ersten Generation, der räumliche und offene Klang der Nachfolger klingt aber erwachsener.
Ob Rap mit kräftigen Kick-Drums, Orchester-Instrumente oder rockige Gitarren – die Pixel Buds Pro 2 lassen alle Genres glänzen. Auch Sprache in Videos oder Podcasts kommt gut zur Geltung, die Latenz zwischen Sprache und Bild hat Google im Vergleich verbessert.
Angenehm ist auch die breite, räumliche Wiedergabe. Musik klingt so, als würde die Band direkt vor einem spielen. Dazu trägt das Feature Spatial-Audio bei. Es sorgt dafür, dass Ton nicht nur von links oder rechts, sondern auch von vorn, hinten oder oben kommen kann. Zusätzlich gibt es eine optionale Kopfbewegungs-Erkennung, wodurch man sich im Audio gewissermaßen umsehen kann. Das halten wir aber eher für eine Spielerei, einen wirklich sinnvollen Mehrwert bietet es kaum.
Das ANC haben wir ebenfalls in unterschiedlichsten Umgebungen ausprobiert, von der Fahrt im Zug bis zum Einsatz neben dem laufenden 3D-Drucker. Vorab: Für einen In-Ear-Kopfhörer, vor allem in dieser Größe, ist das ANC ausgezeichnet. Zwar hört man ohne laufende Musik ein minimales Rauschen und Gespräche oder Tastaturanschläge sind minimal zu hören, was für ANC allerdings typisch ist. Die Stärke der Technologie liegt in der Filterung von gleichmäßigen oder tieffrequenten Geräuschen. Das gelingt den Pixel Buds Pro 2 auch sehr gut – für einen In-Ear-Kopfhörer. Beim gleichmäßigen Rauschen der Lüfter unseres 3D-Druckers reduziert sich die Lautstärke zwar spürbar, zu hören ist das Staubsauger-artige Geräusch aber weiterhin. Für solche Situationen verwenden wir lieber unsere Over-Ear-Kopfhörer, die noch weniger durchlassen.
Schalten wir Musik an, werden Umgebungsgeräusche sehr gut ausgeblendet. In jedem Fall hat sich die ANC-Qualität abermals gebessert im Vergleich zum Vorgänger, der zwar gut, aber der Konkurrenz unterlegen war. Die nun verbesserte Hardware beschreibt Google mit dem Begriff Silent Seal 2.0. Im Vergleich zu den Bose QC Ultra etwa, dem Spitzenmodell des für gutes ANC bekannten Herstellers, ist die Google-Umsetzung auf nahezu gleichem Level.
Der Transparenzmodus gefällt ebenso, ist inzwischen so gut, dass wir mitunter fast vergessen, dass wir Kopfhörer tragen. Umgebungsgeräusche werden nicht unnatürlich laut durchgereicht, dieser verstärkende Effekt durch die Mikrofone war noch ein kleines Problem des Vorgängers. Auch die automatische Unterhaltungserkennung, die bei Erkennung von Geräuschen den Transparenzmodus aktiviert und Musik pausiert, ist wieder an Bord. Das klappt gut, Fehlerkennungen haben wir kaum – etwa wenn jemand im Hintergrund laut spricht.
Bei den Pixel Buds Pro 2 kommen wieder große 11-mm-Treiber zum Einsatz. Neu ist der Tensor-A1-Prozessor, der eine besonders schnelle Verarbeitungsgeschwindigkeit erlaubt. So werden die Signale für die Geräuschunterdrückung schneller umgesetzt. Auch Google verwendet zusätzlich beim Mikrofon einen Knochenschallsensor für bessere Verständlichkeit. Im Test können wir hier keine Probleme feststellen. Im Case findet sich nun außerdem ein Lautsprecher, dank welchem sich auch das Case per Klingelton finden lässt – und nicht bloß die Kopfhörer. Diese mussten bisher außerhalb des Cases liegen, damit man sie anfunken konnte. Wir haben unsere Pixel Buds Pro der ersten Generation so schon über Monate gesucht, eine echte Verbesserung also.
Der Bluetooth-Standard ist jetzt auf Version 5.4, statt nur AAC gibt es nun auch LC3/LE-Audio. Multipoint ist wieder mit von der Partie und erlaubt das Verbinden mit zwei Geräten gleichzeitig.
Bedient werden die Kopfhörer zumeist direkt über die Oberfläche des Smartphones oder die berührungsempfindlichen Seitenflächen der Earbuds. Auf beiden Wegen kann man die ANC-Modi umstellen, Pause/Wiedergabe auslösen und selbstredend die Lautstärke anpassen. Die Erkennung erfolgt tadellos, an die Wisch- und Druckgesten gewöhnt man sich schnell.
Zur Einrichtung und Steuerung benötigt man bei aktuellen Android-Smartphones meist keine zusätzliche App, da die Bedienoberfläche direkt in Android integriert ist. Sollte das nicht der Fall sein, bietet Google die Pixel-Buds-App auch im Play Store zum Download an. Die erste Kopplung erfolgt dank Pop-up-Fenster via Google Fast Pair. Alle notwendigen Einstellungen kann man hier direkt festlegen, alles wird einfach erklärt. Unter iOS kann man sie zwar verbinden, es gibt aber keine App – wodurch sich die Einstellungen, wie Bedienung der Touchflächen oder der Equalizer nicht verändern lassen.
Im Test hatte die Einrichtung und Nutzung zunächst massive Probleme bereitet, die Kopfhörer haben sich nicht richtig mit unserem Google Pixel 8 Pro verbunden. Auf dieses hatten wir im Frühsommer die Android-15-Beta installiert, waren aber längst zur stabilen Version gewechselt. So waren in der Buds-App wichtige Optionen ausgegraut und wir konnten nicht mehr manuell die Verbindung trennen, ohne die Kopfhörer ins Case zurück zu packen. Mit einem anderen Pixel 8 Pro, das nicht zuvor in der Beta war, gab es keine Probleme. Das Android-Quartals-Update im Dezember hat die Probleme aber behoben – gut so!
In der App hat sich wenig getan im Vergleich zum letzten Stand beim Vorgänger, für den Google seit dessen Release fleißig Funktionen nachgeliefert hat. Entsprechend ist das Potpourri an Features inzwischen bei Generation zwei bereits ab Werk riesig. Neben den bereits zuvor angesprochenen Funktionen gibt es einen Equalizer, Anpassungsmöglichkeiten für die Touchbedienung sowie die Einstellungen für Gemini. Richtig gelesen, denn der Google Assistant hat ausgedient und wurde durch Gemini ersetzt. Stattdessen ist nun Googles KI für das Vorlesen von Benachrichtigungen zuständig.
Hinzugekommen ist auch die volle Einbindung der Buds in die Find-my-Device-App von Google im Rahmen des Community-Netzwerks. So kann man mithilfe anderer Android-Nutzer nun die verlorenen Kopfhörer orten. Die Smartphones tauschen dabei mit den Buds anonyme Verbindungsschlüssel aus, wodurch sie ihren aktuellen Standort weitergeben können – ganz ohne eigene Internetverbindung.
Die Akkulaufzeit hat Google nach oben geschraubt, so erreichen die Kopfhörer mit aktiviertem ANC jetzt bis zu acht Stunden statt zuvor sechs Stunden – und das trotz kleinerem Gehäuse. In Verbindung mit dem Case steigt die Akkulaufzeit auf etwa 30 Stunden, wir müssen so bei regelmäßiger Verwendung nur alle ein bis zwei Wochen aufladen. Ein Nachladen von fünf Minuten erlaubt den Weiterbetrieb für ganze eineinhalb Stunden.
Geladen werden die Pixel Buds Pro 2 über den USB-C-Port im Case oder per kabellosem Ladegerät mit Qi.
Die Pixel Buds Pro 2 sind erst seit einigen Monaten auf Markt und kosteten ursprünglich über 200 Euro. Inzwischen ist der Preis für die rote Version allerdings schon auf 186 Euro gefallen. Das ist im Vergleich zur direkten Konkurrenz um Apple, Bose, Sony & Co. ein guter Preis. Nachdem es sich hier aber um die aktuell besten Kopfhörer für Android-Smartphones handelt, ist der Preis umso angemessener.
Mit Pixel Buds Pro 2 ist Google zweifellos der große Wurf gelungen. Zwar sind die Verbesserungen der zweiten Generation eher kleine Details, doch sie alle schieben die Earbuds vor die Konkurrenz. Angefangen bei der kompakten Größe und der neuen Form der Kopfhörer, die das Tragen enorm angenehm macht. Dennoch ist die Akkulaufzeit auf acht Stunden (Buds) gestiegen. Die Verarbeitung ist weiterhin gewohnt hochwertig. Google hat außerdem das Problem behoben, dass die Kopfhörer mitunter rausgefallen sind.
Durch den neuen Tensor-A1-Chip hat die Qualität des ANC deutlich zugelegt und ist nun mindestens auf einer Ebene mit der Konkurrenz. Das Klangbild ist differenziert, angenehm und sehr räumlich. Ein Komfort-Feature ist die Verfügbarkeit eines Lautsprechers im Case, das so zum Suchen klingeln kann. Obendrein funken die Buds Pro 2 nun über das Google-Gerät-finden-Netzwerk, wodurch man sie mit der Hilfe von anderen Android-Nutzern suchen kann.
Insgesamt hat Google hier ein sehr rundes Gesamtpaket auf den Tisch gelegt und Probleme der ersten Generation abgearbeitet. Für uns sind die Pixel Buds Pro 2 die besten Kopfhörer im Android-Ökosystem, der Preis von aktuell 186 Euro dafür angemessen.
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