Das neue Heizkörperthermostat Shelly BLU TRV fällt kompakter als der Vorgänger aus, ist günstiger, benötigt aber ein Bluetooth-Gateway.
Shelly stellt mit dem BLU TRV ein neues, auf Bluetooth basierendes Heizkörperthermostat vor. Doch das Neue ist nicht unbedingt das Bessere. Warum, zeigt der Testbericht.
Shelly hatte vor zwei Jahren mit dem WLAN-basierten Shelly TRV (Testbericht) sein erstes smartes Heizkörperthermostat vorgestellt. Nun folgt mit dem Shelly BLU TRV der Nachfolger, der mit Bluetooth funkt und zusammen mit einem Bluetooth-Gateway betrieben wird. Letzteres setzt die Blutooth-Signale in WLAN um, sodass man das Gerät ins heimische Netzwerk einbinden kann. Die ältere und inzwischen kaum mehr erhältliche WLAN-Variante benötigte hingegen kein Gateway.
Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Das neue Modell kommt anders als der Vorgänger ohne wiederaufladbaren Akku, sondern wird stattdessen mit zwei AA-Batterien mit Energie versorgt. Preislich ist die neue Blutooth-Variante mit etwa 53 Euro inklusive Versand deutlich günstiger als die alte Variante, die für meist 80 Euro erhältlich war.
Ob das neue Shelly-Heizkörperthermostat mit Bluetooth und Gateway besser ist als die alte Wi-Fi-Variante, zeigt der Test.
Aufgrund des fehlenden internen Akkus fallen die Abmessungen des runden Heizkörperthermostats Shelly BLU TRV mit einem Durchmesser von 54 mm und einer Länge von 78 mm deutlich kompakter als der ovale Vorgänger mit 95 × 65 × 55 mm. Es ist also knapp 2 cm kürzer.
Wie üblich passt es wie andere Heizkörperthermostate auf die hierzulande vorwiegend genutzten Heizkörperventile mit M30-Anschluss und 1,5 mm Gewindeabstand. Im Lieferumfang befinden sich aber auch diverse Adapter für Ventile von Caleffi, Danfoss, Giacomini und weiteren Herstellern. Details dazu listet die Dokumentation, die allerdings nur in Englisch vorliegt.
Während das Vorgängermodell zur Temperaturregelung noch zwei Schalter an der Vorderseite hatte, lässt sich beim neuen Modell die Temperatur in 0,1°-Schritten einfach per Drehen der äußeren Gehäusehülle einstellen. Also so, wie man es von herkömmlichen Thermostaten gewohnt ist. Die eingestellte Temperatur wird an der Vorderseite durch darunterliegende LEDs angezeigt. Beim ersten Drehen wird allerdings zunächst die gerade vom Thermostat gemessene Temperatur angezeigt. Je nachdem, wo der Heizkörper die Montage ermöglicht, kann es sein, dass man die Temperaturwerte nicht gut ablesen kann. LEDs an der Oberseite wären hier die bessere Option.
Letztlich ist das aber nicht so wichtig, wenn man das Thermostat über die Shelly-App steuert. Schließlich kann man per App Heizpläne für das smarte Thermostat erstellen oder die Temperatur regulieren. Eine zusätzliche Steuerungsmöglichkeit, wie sie Eve Systems mit Eve Thermo Control bietet, gibt es beim Shelly BLU TRV nicht.
Neben dem Thermostat befindet sich im Lieferumfang das bereits erwähnte Bluetooth-Gateway in Form eines USB-Sticks. Es wird mit Shelly BLU Fateway Gen3 bezeichnet und ist Voraussetzung, um das Thermostat in Betrieb nehmen zu müssen. Andere Shelly-Gateways sind aktuell inkompatibel zum Shelly BLU TRV. Man kann also das Thermostat nicht an die smarte Steckdose (Bestenliste) Shelly Plus Plug S mit aktiviertem Bluetooth-Gateway koppeln.
Für die Inbetriebnahme stecken wir zunächst das Bluetooth-Gateway in eine USB-A-Buchse, die dauerhaft mit Strom versorgt wird. Das kann ein USB-Netzteil, eine USB-Steckdose (Ratgeber) oder ein USB-Steckplatz am Rechner oder Router sein. Anschließend montieren wir zunächst die Thermostathalterung mit M30-Anschluss fest auf den Heizkörper und ziehen den Kontaktschutz der Batterien ab. Nun stecken wir das Thermostat auf die Halterung und rasten es ein, sodass es mit der Halterung fest verbunden ist.
Anschließend drehen wir das Thermostat mehrmals schnell nach links und rechts, bis auf der Anzeige auf der Vorderseite ble erscheint. Die weitere Inbetriebnahme erfolgt nun mit der Shelly-App. Zunächst lernen wir das Gateway an, um später das Thermostat mit diesem zu verknüpfen. Gateway und Thermostat tauchen automatisch in der App auf, sodass die Einbindung der Geräte schnell erledigt ist (siehe Bildergalerie).
Die Shelly-App bietet die Möglichkeit, Heizpläne zu erstellen. Allerdings gibt es anders als beim Mitbewerb keine Vorlagen. Man muss also jeden Zeitpunkt mit einer Zieltemperatur manuell konfigurieren. Eine Integration von externen Kalendern bietet sie nicht, sodass man etwa an einem Feiertag, der auf einen Wochentag fällt, manuell eingreifen muss, wenn man an solchen Tagen andere Zieltemperaturen wünscht als an Werktagen. Zudem sind bei der Konfiguration auf dem Smartphone einzelne Optionen abgeschnitten, sodass man nicht erkennt, was man auswählt. Bei der Monatswahl werden beispielsweise die Optionen Wählen Sie gerade aus und Wählen Sie ungerade auf dem Smartphone-Display abgeschnitten, sodass man lediglich Wählen sie g... respektive Wählen Sie u... zu sehen bekommt. Abgesehen davon sind diese angebotenen Parameter praxisfern. Wer will etwa nur in ungeraden oder in geraden Monaten heizen? Man kann aber auch die Monate für einen Zeitplan, etwa November bis März manuell auswählen. Ärgerlich ist zudem, dass es beim Abspeichern eines Zeitplans im Test häufiger zu einer Fehlermeldung kommt, sodass man die Konfigurationsdaten erneut eingeben muss. Obendrein muss man den Parameter Zieltemperatur manuell über Lokale Aktion auswählen, obwohl sonst keine weitere Option zur Auswahl steht. Umständlicher geht es wirklich kaum.
Sind die Zeitpläne einmal eingegeben oder hat man eine manuelle Zieltemperatur definiert, öffnet das Shelly-Thermostat das Ventil der Heizung, sodass diese zu heizen beginnt. Anhand der Ventilstellung, die die App in Prozent und auch als Verlaufsgrafik ausgibt, kann man den Heizverlauf detailliert verfolgen. Auch einen Temperaturverlauf bietet die App. Mit der Boost-Taste kann man den Heizvorgang beschleunigen. Im Test ist das Ventil bei dieser Einstellung zu 92 Prozent geöffnet. Wie lange der Boost-Vorgang dauern soll, kann man in den Einstellungen festlegen. Voreingestellt sind 30 Minuten.
Automatisierungen lassen sich in der Shelly-App unter Szenen definieren. Hier kann man etwa einen Shelly-Bewegungsmelder als Auslöser definieren und auf Basis einer neuen Bewegungserkennung einen neuen Temperaturzielwert einstellen. Das hat im Test zuverlässig funktioniert.
Die App reagiert ansonsten zügig auf Nutzereingaben und gibt Änderungen an das Thermostat sofort weiter. Allerdings haben sich auch einige Übersetzungsfehler eingeschlichen. So wird die aktuelle Raumtemperatur mit Strom gekennzeichnet, während es bei englischer Spracheinstellung diese richtigerweise mit Current angegeben ist.
Im Test ist die Verbindung von Bluetooth-Gateway zum Thermostat stabil; auch wenn das Shelly BLU TRV vom Gateway durch mehrere Wände getrennt und etwa 10 Meter entfernt ist. Die einmal eingestellte Temperatur wird im Test annähernd erreicht und auch vom Thermostat gehalten. Im Test haben wir 26 °C als Zieltemperatur definiert, doch das Shelly-Thermostat schließt das Ventil knapp darunter bei 25,8° C.
Laut Shelly sollen die zwei AA-Batterien bis zu zwei Jahre lang halten. Das ist ein guter Wert, den wir aber nicht überprüfen konnten. Während der einwöchigen Testphase bleibt der Batteriestatus bei 100 Prozent.
Wenn ein Heizkörper schon länger im Einsatz ist, kann es passieren, dass der Ventilstift, der während der Sommermonate meist nicht bewegt wird und zum Öffnen und Schließen des Ventils dient, aufgrund von Kalkablagerungen klemmt. Dann muss man das Thermostat abschrauben und mit einer Zange versuchen, den Stift herauszuziehen, um etwas Schmiermittel aufzutragen, damit sich der Stift zur Steuerung des Ventils wieder bewegt. Um dem vorzubeugen, bieten viele smarte Heizkörperthermostate einen sogenannten Ventilschutz, der in regelmäßigen Abständen das Ventil öffnet und wieder schließt.
Shelly BLU TRV bietet dafür in den Einstellungen unter TRV-Verhalten die Option Verstopfungsprävention. Aktiviert man diese, wird einmal pro Woche das Ventil des Thermostats bewegt.
Unter Sensoreinstellungen können Anwender die Shelly-Sensoren BLU H&T und BLU Door/Window einbinden. Damit kann Shelly BLU TRV den externen Temperatursensor zur Steuerung der Raumtemperatur verwenden, sodass eine Temperaturanpassung für den internen Sensor, der in den meisten Fällen aufgrund des Abstrahleffekts des Heizkörpers höhere Werte liefert als die tatsächliche Raumtemperatur, über die Option Temperatur-Offset nicht nötig. Auch mit dem Fenster-Offen-Sensor kann das Thermostat schneller den Heizvorgang stoppen, als das gewöhnlich mit dem internen Temperatursensor geschieht, der eine stark abfallende Temperatur in einer bestimmten Zeit als offenes Fenster interpretiert.
Anders als das auf WLAN basierende Vorgängermodell lässt sich Shelly BLU TRV derzeit nicht ohne Weiteres sinnvoll in Smart-Home-Systeme (Bestenliste) wie Home Assistant (Testbericht) einbinden. Die Open-Source-Lösung bietet zwar eine Integration, doch bietet diese derzeit noch keine Steuerungsmöglichkeit. Erst mithilfe eines MQTT-Brokers und ein wenig YAML-Code für die betreffende Konfigurationsdatei gelingt die Integration in Home Assistant. Mit Homey Pro (Testbericht) und Samsung Smartthings (Testbericht), die prinzipiell Unterstützung für Shelly-Produkte bieten, konnten wir Shelly BLU TRV nicht einbinden. Auch zu Homekit ist das Shelly-Thermostat inkompatibel.
Da Shelly BLU TRV kein Matter-Protokoll unterstützt, ist die Integration in andere Smart-Home-Systeme ohne MQTT-Broker derzeit generell nicht möglich.
Regulär kostet Shelly BLU TRV rund 53 Euro inklusive Versand. Wer noch zusätzlich die Sensoren Shelly BLU H&T und BLU Door/Window muss weitere Kosten einkalkulieren. Preis für diese Sensoren, sowie für das Thermostat, zeigen wir in folgender Tabelle.
Das Shelly BLU TRV ist ein leistungsfähiges Heizkörperthermostat, das Anwender mit zusätzlichen Shelly-Sensoren weiter optimieren können, sodass eine bequeme und effiziente Steuerung der Raumtemperatur möglich ist. Allerdings muss man dafür mit dem Bluetooth-Gateway ein weiteres Gerät in Betrieb nehmen, das zudem nur Shelly-Komponenten unterstützt. Für Anwender, die in ihrem Smart Home nur auf Shelly-Lösungen setzen, ist das sicher kein Nachteil. Für sie ist das 53 Euro teure Shelly BLU TRV eine empfehlenswerte Lösung zur komfortablen Steuerung eines Heizkörpers. Auch wenn die Konfiguration respektive das Erstellen von Heizplänen mehr als umständlich ist.
Aber wer eine andere Plattform wie Homekit oder Home Assistant verwendet, greift aufgrund der Inkompatibilität respektive der Integrationsschwierigkeit besser zu einem anderen Heizkörperthermostat.
Mehr zum Raumklima erfahren TechStage-Leser in unserem Beitrag Schimmel vermeiden, Immunsystem stärken: Smarte Technik für gutes Raumklima. Und wer noch keine Smart-Home-Zentrale im Einsatz hat, findet in unserer Bestenliste Top 10: Die besten Smart-Home-Systeme im Test – Home Assistant überragt alle eine gute Auswahl.
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