Sonoff bietet mit dem iHost eine Smart-Home-Zentrale, die ohne Cloud und Internet funktioniert. Dank Docker-Unterstützung lassen sich Add-Ons wie Homebridge leicht installieren.
Sonoff ist ein im Smart-Home-Bereich bekannter Hersteller, dessen Lösungen hauptsächlich wegen ihres guten Preis-Leistungs-Verhältnisses viele Anwender überzeugen. Standardmäßig funktionieren die Produkte allerdings nur mit der Cloud und der App Ewelink. Um Geräte lokal, ganz ohne Cloud & Internet (Ratgeber), anzusteuern, haben in der Vergangenheit viele Anwender Sonoff-Geräte mit der Open-Source-Software Tasmota geflasht, um sie etwa unter der beliebten Smart-Home-Zentrale Home Assistant einsetzen zu können. Das ist nun nicht mehr nötig. Mit iHost liefert Sonoff eine Smart-Home-Zentrale, die entweder mit 2 oder 4 GByte RAM ausgestattet ist und Sonoff-Geräte und Smart-Home-Devices anderer Hersteller lokal steuern kann. So funktionieren die Geräte auch dann, wenn das Internet ausfällt oder der Hersteller sie nicht mehr unterstützt respektive nicht mehr existiert.
Neben der Unabhängigkeit von der Cloud spricht für eine lokale Ausführung ein weiteres Argument: Datenschutz. Wer möchte schon gerne, dass Nutzungsdaten über die im eigenen Zuhause verwendeten Geräte auf fremden Servern landen? Last but not least profitiert auch die Sicherheit durch eine lokale Steuerung von Smart-Home-Komponenten, da Hacker potenziell unsichere IoT-Verbindungen nicht mehr als Einfallstor in das heimische Netzwerk nutzen können.
Nun ist Sonoff mit iHost nicht der einzige Hersteller, der eine lokale Ansteuerung von Smart-Home-Geräten verspricht. Mit der Open-Source-Software Home Assistant, die viele Enthusiasten verwenden, gelingt das auch. Und auch Homey Pro kann Geräte lokal ansteuern. Für Sonoff iHost spricht im Gegensatz zu Home Assistant aber die deutlich einfachere Einrichtung und im Vergleich zu Homey Pro der wesentlich günstigere Preis. Statt mehrere Hundert Euro für eine leistungsfähige Smart-Home-Zentrale wie Homey Pro oder für Home Assistant Yellow zu investieren, kostet Sonoff iHost in der von uns getesteten Variante mit 4 GB 89 Euro. Für die Variante mit 2 GByte RAM sind etwa 70 Euro fällig.
Neben Preis und Bedienung ist natürlich noch von Interesse, welche anderen Smart-Home-Komponenten mit der Plattform kompatibel sind.
Die Smart-Home-Zentrale iHost bietet Sonoff in zwei Varianten an. Das Modell RV1126 bietet 4 GByte RAM und wird von einem Quad-Core-Prozessor mit 1,5 GHz angetrieben, während die Variante RV1109 nur auf 2 GByte RAM und einen Dual-Core-Prozessor zurückgreifen kann. Da der Preisunterschied zwischen den beiden Modellen nur 20 Euro beträgt, sollte man gleich zur besser ausgestatteten Variante greifen. Diese haben wir auch getestet.
Beide Varianten bieten einen 8 GByte großen eMMC-Speicher, der per microSD-Card bis zu einer Größe von 256 GByte erweitert werden kann. Ohne Speicherkarte kann man allerdings keine Add-ons installieren, sodass ein entsprechendes Medium in jedem Fall installiert werden sollte. An der Vorderseiten des weißen Plastikgehäuses, das hochkant aufgestellt wird, befindet sich ein gut 8 Zentimeter langer und dünner LED-Streifen, der verschiedene Betriebszustände signalisiert. Leuchtet er in Blau, so kann das Gerät auf das lokale Netzwerk zugreifen. Rot bedeutet, dass der iHost keinen Netzwerkzugriff hat. Ein- und ausgeschaltet wird iHost über eine entsprechende Taste auf der Oberseite.
Die Stromzufuhr wird über eine USB-C-Schnittstelle realisiert. Ein Netzteil befindet sich aber nicht im Lieferumfang. Das ist auch nicht unbedingt nötig, da schon ein freier USB-Port an einem Router als Stromversorgung dienen kann. Im Test hat das in Verbindung mit einer Fritzbox problemlos funktioniert. Alternativ kann man iHost auch an einer USB-Steckdose (Ratgeber) oder mit einem USB-Netzteil (Bestenliste) betreiben. Ins Netzwerk findet die Smart-Home-Zentrale über ein Ethernet-Kabel.
In Bezug auf Funktechnik bietet iHost Unterstützung für WLAN (2,4 GHz), Bluetooth und Zigbee 3.0. Aber nur Letzteres steht als Option zur Einbindung von entsprechenden Smart-Home-Geräten bereit. Direkt mit dem iHost können 32 Zigbee-Geräte angelernt werden und über eine Erweiterung bis zu 128.
Die Zahl der unterstützten Zigbee-Geräte ist noch recht überschaubar. Außer Sonoff-Geräte kann iHost derzeit nur wenige Devices von Aqara, Ikea, Philips und Smartthings einbinden. Grundsätzlich sind aber alle Zigbee-3.0-Geräte mit iHost kompatibel. Und für ältere Zigbee-Devices steht inzwischen als Testoption Zigbee2Cube parat, mit dem wir etwa die smarte Zigbee-Steckdose von Lidl angelernt haben. Anwender können als Testversion außerdem die Matter-Integration aktivieren, sodass sie über den neuen Standard weitere Geräte einbinden können. Offiziell wird Matter von iHost aber erst im Herbst unterstützt. Dann sollen auch weitere Sprachen hinzukommen, derzeit wird nur Englisch und Chinesisch unterstützt. Aktuell liefert Sonoff etwa alle zwei Monate Updates mit neuen Funktionen. Und auch eine API stellt das Unternehmen bereit, sodass Dritthersteller Integrationen für die Plattform anbieten können.
Eingerichtet wird die Smart-Home-Zentrale über einen Browser. Ist das Gerät eingeschaltet und mit dem Netzwerk verbunden, findet man die Bedienoberfläche per Browser mit der Adresse http://ihost.local/. Beim Browser sollte man auf eine Chrome-basierte Variante setzen, da weder Firefox noch Safari den Livestream einer verbundenen Onvif-Kamera, nicht unterstützen. Eine mobile App gibt es nicht. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, da die Verwaltung eines Smart Homes per Browser auf einem großen Bildschirm in jedem Fall ergonomischer gelingt als über ein kleines Display.
Die Oberfläche erinnert an Home Assistant. Links gibt es ein Menü mit den Einträgen Home, Scenes, Security (Alarmanlage), Cast, Docker, Beta-Funktionen und Settings. Unter Home werden angelernte Geräte nach Räumen sortiert angezeigt. Neue Geräte kann man über ein weißes Plus-Zeichen auf blauem Hintergrund hinzufügen. Aktuell finden sich dort Add Zigbee Device, Add cameras, Add Group und Add Room. Über das Symbol links neben dem Plus-Zeichen kann man sich die Zigbee-Map anzeigen lassen: Eine Übersicht, wie die Geräte mit iHost verbunden sind.
Das Hinzufügen von Überwachungskameras funktioniert nicht immer. Mit der Sonoff Slim Cam und der Reolink 811A (Testbericht) gab es keine Probleme. Das OEM-Modell von Hikvision, der Annke NC800, konnten wir zwar einbinden, aber ein Livestream wurde nicht angezeigt. Grundsätzlich kann iHost nur Onvif-kompatible Überwachungskameras (Ratgeber) über den RTSP-Stream einbinden. Bis auf die Anzeige von Livestreams kann iHost die eingebundenen Kameras nicht verwenden. Man kann also keine Szene auf Basis der Bewegungserkennung einer Überwachungskamera definieren. Das können Homey Pro und Home Assistant besser. Dafür bietet iHost mit Cast eine Option, vordefinierte Inhalte darzustellen. Das ist etwa dann sinnvoll, wenn man zur Steuerung oder Überwachung des Smart Homes Displays verwendet. Auf diesen können dann Anwender bestimmte Daten wie Temperatur, Livestream und Wetterinformationen grafisch hübsch aufbereitet, verfolgen.
Dank Docker-Unterstützung kann man die Fähigkeiten der Smart-Home-Zentrale von Sonoff erweitern. Der Hersteller empfiehlt derzeit drei Add-ons: Ewelink Smart Home zur Einbindung von WLAN-basierten Sonoff-Geräten, die über die App Ewelink angesteuert werden. Homebridge: Damit können Anwender die von iHost kontrollierten Geräte auch unter Apple Home ansteuern und Node-RED: Mit letzterem können Anwender komplexe Automatisierungen erstellen.
Ferner gibt es noch zahlreiche andere Add-ons, wie zur Einbindung von Tasmota-Geräten. Allerdings sind viele davon noch im Beta-Status und in ihrer Funktion eingeschränkt.
Sonoff iHost kostet in der von uns getesteten Variante mit 4 GB 89 Euro. Für die Variante mit 2 GByte RAM sind etwa 70 Euro fällig.
Wer etwas sparen möchte, bestellt im Sonos-Store benötigte Komponenten wie Temperatursensor, Temperatursensor mit Display, Kamera, Fenstersensor und Bewegungssensor gleich mit und profitiert so von Umsatz-Rabattcodes.
Sonoff bietet mit iHost eine Lösung, mit der Anwender Smart-Home-Komponenten lokal ansteuern können. Das macht sie immun, falls ein Hersteller eines verwendeten Smart-Home-Produkts den Support einstellt. Die Bedienung per Browser ist einfach, doch die Kompatibilität mit Smart-Home-Komponenten von Drittherstellern lässt derzeit noch zu wünschen übrig. Zwar werden schon einige Lösungen von Aqara oder Philips erkannt und eingebunden, es stehen aber nicht alle Konfigurationsoptionen zur Verfügung.
Das Konzept kann aber schon jetzt überzeugen: Die Erweiterbarkeit über Docker eröffnet tolle Möglichkeiten. Die sind in der Praxis derzeit noch limitiert. Aber mit zunehmender Entwicklung der Plattform, etwa durch Matter-Support könnte Sonoff iHost für all jene Anwender interessant sein, denen Homey Pro zu teuer und Home Assistant zu kompliziert ist. Allerdings lohnt sich der Einsatz von Sonoff iHost nur, wenn keine Z-Wave-Geräte im Einsatz sind. Denn zu diesem Standard ist die Smart-Home-Zentrale inkompatibel.
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