Sämtliche Smart-Home-Komponenten mit einer Anwendung steuern: Das ermöglicht die Smart-Home-Plattform Home Assistant. Mit dem Hub Home Assistant Green ist der Einstieg nicht nur relativ günstig, sondern auch einfach.
Die quelloffene Smart-Home-Software Home Assistant (Testbericht) unterstützt nicht nur Tausende kommerziell erhältliche Smart-Home-Produkte, sondern bietet mit ESP Home auch Support für Eigenbauten auf Basis von ESP-Boards. Anwender können mit der Open-Source-Lösung nahezu sämtliche smarte Devices wie Bewegungsmelder (Ratgeber), Heizkörperthermostate (Bestenliste), Leuchtmittel (Ratgeber), Luftreiniger (Bestenliste) und -sensoren (Ratgeber), Klimaanlagen (Ratgeber), Überwachungskameras (Bestenliste) oder Balkonkraftwerke (Bestenliste) mit nur einer einzigen Anwendung steuern und für Automatisierungen nutzen. Wer also auf der Suche nach einer einheitlichen Lösung für das Smart Home ist, liegt mit Home Assistant genau richtig.
Home Assistant können Anwender auf einem Raspberry, PC, Mac oder als virtuelle Instanz installieren. Die Installation kann allerdings für wenig erfahrene Nutzer zur Herausforderung werden. Mit der Smart-Home-Zentrale Home Assistant Green will Nabu Casa, ein von den Home-Assistant-Entwicklern gegründetes Unternehmen, auch weniger erfahrenen Anwendern den Einstieg in die Home-Assistant-Welt erleichtern. Wie gut das gelungen ist, zeigt unser Testbericht der kürzlich vorgestellten Smart-Home-Zentrale. Für die Teststellung bedanken wir uns beim Händler Mediarath, der den Hub als erstes Unternehmen hierzulande für 115 Euro zum Kauf anbietet.
Anders als Home Assistant Yellow basiert Home Assistant Green nicht auf einem Raspberry, sondern auf der bis zu 1,8 GHz schnellen Quadcore-CPU RK3566 (ARM Cortex A55) von Rockchip. Ihr zur Seite stehen ein 32 GByte großer eMMC-Speicher sowie 4 GByte RAM. Über zwei USB-Anschlüsse können Anwender Zigbee und Z-Wave per entsprechenden USB-Dongles erweitern. Anschluss an den heimischen Router findet Home Assistant Green über einen Ethernet-Port. Die Hardware steckt in einem halb-durchsichtigen Gehäuse und die CPU wird durch eine Aluminium-Heatsink gekühlt. Im Lieferumfang ist neben einer Kurzanleitung noch ein passendes Netzteil sowie ein etwa 1,5 Meter langes Ethernetkabel enthalten.
Außerdem befindet sich an der Rückseite noch ein HDMI-Port und ein microSD-Card-Slot. Über den HDMI-Anschluss kann man einen Monitor anschließen, um auf die Konsole von Home Assistant zugreifen zu können. Das ist etwa dann nötig, wenn man das Passwort vergessen hat und es zurücksetzen möchte. Der microSD-Card-Slot dient dazu, ein zuvor erstelltes Backup lokal einzuspielen. Apropos lokal: Home Assistant funktioniert prinzipiell auch ohne Internet- und Cloudanbindung. Für den Download von Add-ons ist natürlich eine Online-Verbindung Voraussetzung.
Zunächst verbinden wir den Hub per Ethernetkabel mit unserem Router, dann schließen wir das Netzteil an. Jetzt startet das Gerät und kann nach wenigen Minuten eingerichtet werden. Die Einrichtung erfolgt entweder über die mobile Home-Assistant-App oder mit einem Browser. Die mobile Anwendung findet die IP-Adresse des Geräts automatisch und führt anschließend zur Anmeldeseite, im Browser gibt man dafür „homeassistant.local:8123/“ ein. Alternativ kann man das auch per IP-Adresse erledigen, die man mit Scanner-Tools wie Angry IP (Download) herausfindet.
Die Einrichtung ist nach wenigen Eingaben wie Benutzer-ID, Passwort und Standort erledigt. Falls ein Software-Update vorliegt, erfolgt nach der Ersteinrichtung zunächst eine Aktualisierung. Unser Testgerät war mit Home Assistant 11.0 vorinstalliert und wurde nach der Ersteinrichtung auf Version 11.2 aktualisiert. Anschließend haben wir unter Einstellungen – Allgemein noch das Einheitensystem von Fahrenheit und Pfund auf Celsius und Kilogramm umgestellt.
Im Betrieb benötigt Home Assistant Green knapp 2 Watt Leistung. Das entspricht in etwa der Leistungsaufnahme anderer Smart-Home-Zentralen wie Homey Pro (Testbericht) oder Samsung Smartthings (Testbericht). Bereits nach der ersten Einrichtung zeigt Home Assistant Green zahlreiche im Netzwerk befindliche Smart-Home-Geräte (siehe Bildergalerie). Neben der Fritzbox und Apple TV hat Home Assistant etwa einen Yeelight-LED-Strip und auch zahlreiche Shelly-Geräte sowie unser Luftqualitätssensor Awair (Ratgeber) erkannt.
Home Assistant Green bietet lediglich einen Ethernet-Port, aber keine Unterstützung für Zigbee, Z-Wave oder Bluetooth. Wer also entsprechende Geräte einbinden möchte, muss über die USB-Ports entsprechende Dongles nachrüsten. Zunächst mag die Entscheidung Nabu Casas, den Home Assistant Green ohne Funktechnologien auszustatten, ein wenig sonderbar wirken. Auf der anderen Seite macht sich der Hersteller dadurch unabhängig von Schwierigkeiten bei der Beschaffung entsprechender Chips. Zum anderen ist man als Anwender frei bei der Entscheidung bestimmter Funk-Dongles. Man zahlt also nur das, was man wirklich benötigt.
Für die Anbindung von Zigbee-Geräten haben wir zunächst den USB-Stick Home Assistant Sky Connect, der neben Zigbee auch Thread/Matter unterstützt, zusammen mit der in Home Assistant integrierten Zigbee-Schnittstelle ZHA (Zigbee Home Automation) ausprobiert. Doch mit Zigbee2MQTT gibt es eine Alternative zu ZHA, die zwar etwas mehr Installationsaufwand erfordert, dafür aber deutlich mehr Geräte unterstützt. Wer etwa einen Tuya-basierenden Präsenzmelder in Home Assistant integrieren möchte, kommt mit ZHA nicht sehr weit, da die in Home Assistant integrierte Zigbee-Schnittstelle nicht alle Eigenschaften der Präsenzmelder erfasst. Mit Zigbee2MQTT stehen die Tuya-Präsenzmelder hingegen mit voller Funktionalität auch unter Home Assistant zur Verfügung. Als Alternative zu Sky Connect können Anwender zur Einbindung von Zigbee- und Thread/Matter-Komponenten auch den Sonoff-Dongle E verwenden.
Home Assistant richtet sich in erster Linie an Anwender, die beim Kauf von smarten Geräten frei entscheiden und sich nicht nach Kompatibilitätslisten proprietärer Anbieter wie Apple Homekit richten möchten. Außerdem möchten sie Smart-Home-Komponenten lokal steuern und möglichst unabhängig von einer Cloud betreiben.
Für den Großteil der Anwender ist die Leistung von Home Assistant Green zur Ansteuerung von Smart-Home-Komponenten völlig ausreichend. Wer aber das volle Potenzial von Home Assistant ausschöpfen und etwa einen leistungsfähigen Netzwerkvideorekorder mit dem Add-on Frigate implementieren möchte, ist mit einem leistungsfähigen Mini-PC besser bedient (Ratgeber).
In den USA kostet Home Assistant Green 99 Dollar. Hierzulande bekommt man die Smart-Home-Zentrale für 115 Euro. Und wer Zigbee/Thread-Geräte mit Home Assistant Green betreiben möchte, muss zudem noch in einen entsprechenden Dongle investieren. Dafür kommt das von Nabu Casa vertriebene Modell Home Assistant Connect ZBT-2 für 50 Euro infrage. Als günstige Alternative kann man auch den Sonoff ZBDongle-E für 24 Euro oder die leistungsstärkeren Nachfolger Dongle Plus für 36 Euro oder Dongle Max mit PoE für 48 Euro verwenden. Und wer Z-Wave-Geräte ansteuern möchte, kann zum neuen Home Assistant ZWA-2 für 63 Euro greifen.
Seit wenigen Wochen bietet Nabu Casa, die Firma hinter Home Assistant, mit dem Sprachassistent-Gerät Voice Preview Edition einen smarten Lautsprecher mit integrierten Mikrofonen, mit dem man die Smart-Home-Plattform Home Assistant per Sprache steuern kann. Für weniger leistungsstarke Smart-Home-Zentralen wie Home Assistant Green oder einen Raspberry Pi empfiehlt Nabu Casa die Nutzung der eigenen Cloud, für die allerdings eine Jahresgebühr von 75 Euro fällig ist.
Nur leistungsstärkere Geräte wie Mini-PCs (siehe auch Zigbee, Thread & Matter: Smart-Home-Zentrale Home Assistant auf Mini-PC im Test) sind laut Hersteller für eine lokale Verarbeitung von Sprachbefehlen empfehlenswert. Als Minimum rät Nabu Casa zu einem Mini-PC mit mindestens Intel N100. Damit bleiben Sprachanweisungen in den eigenen vier Wänden und landen nicht auf den Servern von Konzernen.
Das Sprachassistent-Gerät für Home Assistant wird hierzulande von Mediarath für knapp 70 Euro zuzüglich Versand angeboten. Weitere Informationen zu dem Gerät bietet unser Bericht Home Assistant Voice Preview Edition im Test.
Mit Home Assistant Green bietet Nabu Casa für 115 Euro eine leistungsfähige Smart-Home-Zentrale, die nicht nur Tausende kommerziell erhältliche Geräte unterstützt, sondern mit ESP Home auch die Steuerung von Eigenbauten auf Basis von ESP-Boards supportet. Die Performance von Home Assistant Green ist für den Großteil von Anwendungen völlig ausreichend.
Nur wer die Plattform voll ausschöpfen möchte, ist mit einem Mini-PC besser bedient. Dann muss man allerdings Home Assistant selbst installieren, was viele Anwender überfordern könnte. Wer dazu keine Lust hat, erhält mit dem Home Assistant Green dank vorinstalliertem Home Assistant eine fast schlüsselfertige Lösung. Doch auch hier heißt es noch Handanlegen. So werden ohne den Home Assistant Community Store (HACS), der eine Vielzahl von inoffiziellen Integrationen bietet, die meisten Anwender die quelloffene Smart-Home-Plattform kaum nutzen. Wie man HACS und weitere sinnvolle Add-Ons und Integrationen in Home Assistant installiert, zeigen wir im Beitrag Zigbee, Thread & Matter: Smart-Home-Zentrale Home Assistant auf Mini-PC im Test.
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