Stefan schrieb bereits während des Studiums Spieletests für ein Printmagazin im Ruhrgebiet. Durch einen glücklichen Zufall landete er in Berlin und arbeitete fast 15 Jahre bei Areamobile, zuletzt als leitender Testredakteur. Für Heise Bestenlisten testet er Smartphones, Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge und andere Technik-Gadgets.
Bei Einsteiger-Smartphones muss man immer irgendwo Abstriche machen, das ist auch beim Honor X7 so. Wir sagen im Test, was dessen Schwächen, aber auch was dessen Stärken liegen.
Kamera, Display, Leistung, Speicher – das sind meist die Schwächen von günstigen Einsteiger-Smartphones. Wobei ohnehin die Frage ist, was genau „Einsteiger-Smartphones“ bedeutet. Das Honor X7 hat eine UVP von knapp 200 Euro – ist das noch Einsteiger? Einige Aspekte für die Einordnung in diese Preisklasse erfüllt das Honor X7 auf jeden Fall, aber das macht das Modell nicht zu einem schlechten Smartphone.
Das Honor-Smartphone besteht komplett aus Kunststoff: Rückseite, Rahmen – alles ist aus dem günstigen und leichten Werkstoff gefertigt. Dabei ist das Gerät alles andere als leicht, es wiegt fast 200 Gramm. Billig wirkt das Honor X7 aber trotz Kunststoff auch nicht, obwohl andere Merkmale klar "BILLIG!" schreien. So gibt es auf der Front keine Punch-Hole-, sondern eine Tropfen-Notch. Zudem sind die Ränder um das Display zwar nicht übermäßig dick, aber auch nicht so schmal wie bei teureren Modellen und vor allem unten deutlich breiter als an den anderen Seiten.
Die Rückseite besteht aus einer glänzenden Kunststoffplatte mit zu den Seiten deutlichen Rundungen. Dadurch liegt das Gerät trotz seiner recht ausladenden Größe noch recht gut in der Hand und vermittelt dank des hohen Gewichts sogar so etwas wie Wertigkeit. Selbst beim Draufklopfen klingt die Rückseite nicht übermäßig hohl, das haben wir schon bei deutlich teureren Modellen schlimmer gesehen. Allerdings zieht die Oberfläche Fingerabdrücke stark an. Die Kamera mit ihrer Ausformung in zwei nur leicht aus dem Gehäuse hervorstehenden, kreisförmigen Erhebungen sieht ebenfalls ordentlich aus, auch wenn die Kamera insgesamt mehr Schein als Sein ist – mehr dazu im Kapitel zur Kamera.
Das Display ist eine der eingangs angesprochenen Schwachstellen – zumindest auf dem Papier. Denn der 6,7 Zoll große LCD-Screen mit 90 Hz bietet nur 1600 x 720 Pixel, das entspricht einer Bildschärfe von etwa 260 Pixel pro Zoll (ppi). Das ist wenig, wir empfehlen grundsätzlich Screens ab 300 ppi, gern auch mehr.
Im Alltag relativiert sich der vermeintliche Nachteil aber zumindest teilweise wieder. Denn den Screen kann eigentlich niemand als „unscharf“ bezeichnen, erst im Vergleich mit einem ähnlich großen Full-HD-Display fällt auf, dass Inhalte mit der höheren Auflösung einfach knackiger aussehen. Menschen jenseits der 40 wird selbst das in den meisten Fällen nicht mehr auffallen. Gleichzeitig ist die aus heutiger Sicht niedrige Auflösung aber energieeffizienter und benötigt weniger Rechenleistung seitens des eingebauten Chipsatzes – Vorteile, auf die wir später noch zu sprechen kommen.
Die generelle Darstellung finden wir okay. Etwas mehr Kontraste hätten es ruhig noch sein dürfen und die Helligkeit ist mit 470 cd/m² eher im Mittelfeld angesiedelt, aber das ist in Relation zum Preis absolut in Ordnung. Ein Always-on-Display gibt es mangels OLED-Technik natürlich nicht, dafür aber eine Benachrichtigungs-LED. Insgesamt schlägt sich das Panel des Honor X7 deutlich besser, als es die Werte im Datenblatt vermuten lassen.
Das lässt sich von den Kameras des Honor-Smartphones leider nicht behaupten. Denn hier zeigt schon ein Blick ins Datenblatt: Nee, das wird nichts. Einzige Ausnahme ist hier die Hauptkamera mit 48 Megapixel und recht lichtstarker Blende von f/1.8, aber schon der Weitwinkel, dessen Anwesenheit grundsätzlich zu begrüßen ist, lässt mit nur 5 Megapixel böses erahnen. Eine Makrokamera mit gerade einmal 2 Megapixel und ein Tiefensensor zeigen klar, dass hier mehr Hirnschmalz ins Marketing investiert wurde, um mit einer „Quad-Cam“ protzen zu können, als Technik ins Smartphone. Die Frontkamera mit 8 Megapixel macht ebenfalls nicht gerade Hoffnung.
In der Praxis kommt es dann genauso, wie vermutet. Die Hauptkamera knipst bei Licht noch ganz brauchbare Bilder, bei denen Bilddynamik und Bilddetails noch in Ordnung gehen. Schwindet das Licht, ist hier aber schnell Schicht im Schacht. Und wer den Weitwinkel nutzen möchte, wird sich früher oder später die Frage stellen, warum der überhaupt eingebaut wurde. Denn von „scharf“ kann hier wirklich keine Rede sein, mit Aufnahmen dieser Linse wird ein trüber Herbsttag nur noch trister.
Das gilt erneut auch für die Makrokamera mit ihren unterirdischen 2 Megapixel. Da fragt man sich als Tester erneut, warum solche „Technik“ heute überhaupt noch ruhigen Gewissens in ein Handy eingebaut wird – gab es wirklich jemals irgendjemanden in den letzten Jahren, der die Qualität solcher Billiglinsen ernsthaft gelobt hat? Nicht ohne Drogeneinfluss, da sind wir uns sicher.
Viel besser wird es auch bei der Frontkamera nicht. Sie macht noch halbwegs ordentliche Bilder im Standardmodus, aktiviert man aber das künstliche Bokeh, verschwindet nicht nur die Schärfe des Hintergrundes, sondern auch jegliche Bilddynamik – it's magic, aber leider nicht von Apple. Videos erlaubt das Honor X7 übrigens maximal in 1080p/30. Hallo, Honor, jemand da? 2015 hat angerufen und will seine Videoauflösung zurück!
Zu hart? Ja, vielleicht. Natürlich kann man die Kamera des Honor X7 für gelegentliche Schnappschüsse nutzen, sofern das Licht halbwegs stimmt. Aber gut? Von gut ist diese Kamerakonstellation so weit entfernt, wie ein Doppeldecker aus dem Ersten Weltkrieg von einem Eurofighter – sofern letzterer denn fliegt. Natürlich darf man für unter 200 Euro keinen DSLR-Ersatz erwarten, aber Handyhersteller sollten langsam endlich mal darüber nachdenken, lieber ehrliche Dual-Cams als miese Quad-Cams in ihre Modelle einzubauen. Manche Hersteller machen das auch schon – Honor nicht.
Zur Technik gibt es nicht viel zu sagen, viel Finesse gibt es in den unteren Preisklassen bei Smartphones nun mal nicht. Tatsächlich ist die beim Honor X7 dem Preis absolut angemessen: Ein Snapdragon 680 sorgt für ausreichende Power im Alltag, wobei er von der niedrigen Auflösung des Displays profitiert. So schafft das Honor X7 ordentliche 7700 Punkte bei Work 3.0 von PCmark und bei typischen Alltagsaufgaben wie Websurfing, Navigation durch Menüs, das Wechseln von Apps und so weiter macht das Gerät in Verbindung mit dem 90-Hz-Display gar keine schlechte Figur.
Spielen will man damit trotzdem nicht, hier fehlt es einfach an Grafikpower. Und vielleicht auch an Arbeitsspeicher, wobei wir die 4 GByte RAM für die Preisklasse absolut in Ordnung finden. Zumal sie auch noch mit 128 GByte internem Speicher kombiniert werden – das passt ins Jahr 2022. Erweiterbar ist der natürlich per Micro-SD-Karte, dann geht allerdings der zweite SIM-Slot verloren. Der Fingerabdrucksensor im Power-Button verrichtet seine Arbeit unauffällig – genau das sollte ein Fingerabdrucksensor auch tun. Der einzelne Lautsprecher ist eher etwas blechern, 5G fehlt. Weitere technische Ausstattungspunkte findet man übersichtlich in unserer Tabelle.
Enttäuschend ist die Software – auch für eine UVP von 200 Euro. Zumal die Verwendung von Android 11 und ein Sicherheits-Patch von März (!) 2022 nicht die Hoffnung wecken, dass da noch lange Updates kommen – oder überhaupt. Android 12 kam schließlich in den Monaten der Marktverfügbarkeit bis jetzt noch nicht, nicht mal ein aktuellerer Sicherheits-Patch. Das ist schon ein starkes Stück – im absolut schlechtest denkbaren Sinn. Auch hier sollte Honor schleunigst aufwachen – sonst wird aus „gekommen, um zu bleiben“ schnell wieder „gekommen, um zu gehen“.
Der Akku ist mit seinen 5000 mAh eines der Highlights des Honor X7. Auch hier profitiert das Smartphone wieder von der niedrigen Display-Auflösung und erreicht bei aktivierter 90-Hz-Wiedergabe ordentliche 12,5 Stunden im Battery Test von PC-Mark. Mit 60 Hz sind es sogar 14,5 Stunden. Laden dauert wegen der niedrigen Ladeleistung von 22,5 Watt recht lange – knapp 1,5 Stunden vergehen für eine volle Dröhnung.
Die UVP des Honor X7 liegt bei knapp 200 Euro. Unterschiedliche Speichervarianten gibt es nicht, als Farben stehen Schwarz, Silber und Blau zur Auswahl.
Für 200 Euro darf man kein Highend-Smartphone erwarten. Wer sich das vor Augen hält und seine Ansprüche anpasst, kann mit dem Honor X7 durchaus glücklich werden. Das Smartphone ist ausreichend schick, das Display ist trotz 720p (auch wenn Full-HD 2022 Standard sein sollte!) doch noch ausreichend scharf und insgesamt ordentlich und die Akkulaufzeit überzeugt. Auch die Leistung ist im Alltag absolut ausreichend.
Was gar nicht geht, ist die Möchtegern-Quad-Cam, bei der bestenfalls die Hauptkamera halbwegs überzeugt. Beinahe schon eine Unverschämtheit ist Android 11 in Verbindung mit einem Sicherheits-Patch aus März 2022 – das geht gar nicht. Immerhin könnte Honor das mit einem einzigen Update jederzeit ändern.
Für das Geld gibt es besseres – etwa in unserer Top 10 der besten Smartphones bis 150 Euro, bis 200 Euro und bis 300 Euro.
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