Stefan schrieb bereits während des Studiums Spieletests für ein Printmagazin im Ruhrgebiet. Durch einen glücklichen Zufall landete er in Berlin und arbeitete fast 15 Jahre bei Areamobile, zuletzt als leitender Testredakteur. Für Heise Bestenlisten testet er Smartphones, Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge und andere Technik-Gadgets.
Seit der Trennung von Huawei ist Honor wieder im Kommen. Das Honor X8 mit schickem Design und Google-Diensten ist ein anschauliches Beispiel dafür.
Honor schickt sich an, das zu werden, was zuvor Huawei war: ein Unternehmen, das gute Smartphones zu ordentlichen Preisen auf den Markt bringt. Das gilt zwar in erster Linie für Spitzenmodelle wie das Honor Magic 4 Pro (Testbericht), aber auch die Mittelklasse ist interessant. Wir haben uns das Honor X8 angeschaut, das der Hersteller zu einer UVP von 249 Euro im Angebot hat.
Das Design ist zweifellos eines der Highlights des Honor X8. Auf den ersten Blick würde das Modell vermutlich niemand für ein eher günstiges Smartphone halten. Denn die Display-Ränder sind abgesehen von einem etwas breiteren „Kinn“ unten sehr schmal und das gesamte Gerät ist mit rund 7,5 Millimeter ziemlich dünn. Nimmt man dann noch die Optik mit vermeintlichem Metallrahmen und schickem Farbverlauf unseres silbernen Testgerätes hinzu, ist die Illusion eines wesentlich teureren Modells perfekt. Das ändert sich leicht, wenn man es in die Hand nimmt, denn dann fühlt der Nutzer, dass es sich nicht um Metall und Glas, sondern ausschließlich um Kunststoff handelt. Zusammen mit der tollen Verarbeitung wirkt das insgesamt aber trotzdem erstaunlich hochwertig.
Richtig gut gefallen hat uns der bereits erwähnte Farbverlauf auf der Rückseite. Der hat mit der Farbe Silber nur hin und wieder etwas gemein, zwischendurch wechselt die Kolorierung zwischen Hellblau, Türkis, Rosa bis hin zu Bronze und einigen anderen Farbtönen – wer so etwas mag, kommt beim Honor X8 voll auf seine Kosten. Die Kameraeinheit mit ihren vier Linsen, dem mittig platzierten LED-Blitz und dem spiegelnden Hintergrund des Moduls passt dazu sehr gut. Was fehlt, ist lediglich eine IP-Zertifizierung als Ausdruck des Schutzes vor Wasser und Staub.
Der schmale Rand des Displays im Honor X8 wurde bereits hervorgehoben, auch der Rest des Screens macht eine gute Figur für den Preis des Gerätes. 6,7 Zoll misst das IPS-LCD und verteilt dabei 2388 x 1080 Pixel auf die Fläche. Das entspricht einer guten Bildschärfe von 391 Pixel pro Zoll (ppi) und auch subjektiv lassen sich einzelne Bildpunkte mit dem bloßen Auge nicht erkennen. Farben und Kontraste werden ausreichend intensiv dargestellt, ohne an OLED-Werte heranzukommen. Auch bei der Helligkeit gibt es keine Highscores, unter direkter Sonneneinstrahlung im Automatikmodus konnten wir nur 475 cd/m² messen. Das ist für die untere Mittelklasse in Ordnung, im Sommer dürfte es mit der ansonsten guten Ablesbarkeit allerdings schwieriger werden. Auch bei der Bildwiederholungsfrequenz schöpft das Honor X8 nicht aus dem Vollen, sondern beschränkt sich auf maximal 90 Hz. Das reicht für flüssige Wiedergabe bewegter Inhalte und spart zudem Strom.
Bei der Kamera klingt schon auf dem Papier nur die Hauptkamera mit ihren 64 Megapixel und der f/1.8-Blende vernünftig. Der Weitwinkel mit nur 5 Megapixel macht hingegen genauso stutzig wie die Tatsache, dass Honor als dritte und vierte Linse eine Tiefenschärfekamera sowie ein Makroobjektiv mit nur 2 Megapixel einbaut. Diese Konstellation ist zwar in der unteren Mittelklasse immer noch häufig anzutreffen, macht sie aber für den Käufer trotzdem nicht besser nutzbar. So stellte sich im Test wie vermutet die Hauptkamera als vor allem bei hellem Tageslicht absolut brauchbar heraus, die anderen drei Linsen sind mit Vorbehalt (Weitwinkel) oder am besten gleich gar nicht zu nutzen.
Die Hauptkamera knipst ausreichend scharfe Bilder mit akzeptabler Bilddynamik und wenig Bildrauschen. Bei schlechtem Licht wird das durch recht dunkle Aufnahmen unterstützt, dann fehlt es aber mangels optischer Bildstabilisierung schnell an Bildschärfe. Die Weitwinkelkamera bietet auch bei gutem Licht deutlich weniger Bildschärfe und wirkt insgesamt viel gröber, hinzu kommt sichtbare Verzeichnung an den Rändern. Die Makrokamera sollte man besser gleich ganz links liegen lassen, nur selten gelingen hier halbwegs brauchbare Aufnahmen – wenn, dann nur bei sehr viel Licht.
Die Frontkamera knipst mit ihren 16 Megapixel brauchbare Aufnahmen, sofern das Licht halbwegs stimmt. Bei Videos setzt sich die – abgesehen von der Hauptkamera – eher unterdurchschnittliche Gesamtqualität fort. Filme sind maximal in 1080p/30fps möglich und es fehlt zudem an einer ordentlichen Bildstabilisierung. Mit ruhiger Hand gelingen aber qualitativ ausreichende Aufnahmen. Der Ton ist erstaunlich voll. Letztlich ist die Kamera des Honor X8 in der Preisklasse um 200 Euro kein Ausreißer nach unten, die Hauptlinse bietet hier sogar vergleichsweise ordentliche Qualität. In ihrer Gesamtheit sind wir mit dem Kamera-Setup aber nicht zufrieden.
Ein Grund dafür, warum die Kamera maximal FHD-Aufnahmen ermöglicht, dürfte der eingebaute Chipsatz sein. Der Snapdragon 680 ist inzwischen über zwei Jahre alt und gehört damit schon eher zu den Veteranen seiner Zunft. Zudem war er bedingt durch die geplante Verwendung in günstigen Mittelklasse-Modellen von Anfang an kein Leistungswunder. 4K-Aufnahmen mit höherer Framerate benötigen offensichtlich zu viel Power für den Chip. Das passt zu den von uns ermittelten Benchmark-Ergebnissen. In PCmarks Work 3.0 kommt das Smartphone nur auf rund 7500 Punkte, in 3Dmark Wild Life sind es nicht einmal ganz 1000 Punkte. Im Alltag fällt das zum Glück wenig auf, Honor hat hier offenbar gute Optimierung betrieben. So ruckelt es beim Wechsel durch Apps, beim Webbrowsen oder sonstigen, eher einfachen Aktivitäten kaum und zusammen mit den 90 Hz des Displays und 6 GByte RAM macht das Honor X8 überwiegend einen flinken Eindruck. Erst bei 3D-Spielen oder anderen anfordernden Szenarien wird klar, dass das Honor-Smartphone mit mehr als Alltagsaufgaben schnell überfordert ist. Bei einem Preis um 210 Euro ist das aber auch bei den meisten Konkurrenzmodellen so.
Der Rest ist in Ordnung. Die 128 GByte interner Speicher sind zwar nicht erweiterbar, aber insgesamt ausreichend schnell. Dafür schluckt das Smartphone auf Wunsch eine zweite SIM-Karte. Der einzelne Lautsprecher am Fußende des Gerätes ist ausreichend laut, klingt aber eher dünn. Schnell und direkt reagiert hingegen der Fingerabdrucksensor, der seitlich im Powerbutton steckt. 5G gibt es nicht. Weitere Angaben zur Technik stellen wir im Datenblatt des Gerätes zur Verfügung.
Als Betriebssystem kommt Android 11 mit der eigenen Benutzeroberfläche Magic UI 4.2 zum Einsatz. Ab Werk sind weder App-Drawer noch Navigationstasten eingerichtet, beides lässt sich aber im Menü ändern. Insgesamt wirkt Magic UI recht intuitiv und generell nicht überladen. Allerdings installiert Honor zu viele Apps, die als Alternative zu den Diensten von Google zum Einsatz kommen sollen oder sonst wie eigene Dienste in den Vordergrund rücken. So gibt es eine eigene Foto-Galerie, mehrere Honor-Apps wie einen Honor-Club oder MyHonor, einen eigenen App-Store und mehrere Spiele. Viele Apps von Google müssen hingegen nachträglich installiert werden, das klappt ohne Einschränkung. Was gar nicht geht, ist die Update-Häufigkeit der Sicherheits-Patches. Unser Testgerät hatte nach diversen anderen Updates einen Stand von März 2022!
Das Honor X8 gibt es in den Farben Blau, Schwarz und Silber, zum Testzeitpunkt kosteten die Modelle knapp 210 Euro. Eine 5G-Version lag bei 222 bis 236 Euro. Zusätzlich zeigen wir Alternativen im Preisbereich 200 bis 250 Euro.
Mit nur 4000 mAh ist der Akku sicherlich kein Dauerläufer, unterm Strich kommt laut Battery Test von PCmark mit rund 9 Stunden bei 200 Candela und einer Akku-Nutzung von 80 bis 20 Prozent aber ein ausreichender Wert heraus. Die meisten Nutzer sollten damit über den Tag kommen. Die Ladegeschwindigkeit ist mit 22 Watt nicht gerade sonderlich hoch, etwas über eine Stunde für eine volle Ladung ist aber auch nicht übermäßig langsam.
Das Honor X8 richtet sich an Käufer, die besonderen Wert auf schickes Design für wenig Geld legen. Leistung, generelle Ausstattung und selbst der Akku sind sonst eher Durchschnitt, aber wer ein schickes, je nach Farbwahl sogar auffälliges Smartphone für bis 250 Euro sucht, der liegt hier genau richtig.
Alle anderen sollten lieber nach Alternativen Ausschau halten, eine große Auswahl haben wir oben im Bereich „Preis“ angegeben. Generell lohnt immer ein Blick in unsere Bestenlisten, in diesem Fall etwa die der besten Smartphones bis 200 Euro und bis 300 Euro.
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