Die neue Nokia Streaming Box 8010 kommt mit Android TV 11 und bietet zahlreiche Schnittstellen. Wie gut sich die Apple-TV-Alternative in der Praxis schlägt, zeigt der Test.
Die neue Streaming-Box Nokia 8010 bietet gegenüber der vor zwei Jahren erschienen Vorgängerversion 8000 eine verbesserte Performance. Der schnellere Prozessor soll die Box sogar fürs gelegentliche Daddeln befähigen. Zudem gibt es mehr RAM und einen größeren Speicherplatz. Außerdem integriert die vom österreichischen Lizenznehmer Streamview entwickelte Lösung Chromecast, um Inhalte von einem Mobilgerät schnell über die Box auf dem Fernseher abspielen zu können und bietet eine Bluetooth-Fernbedienung mit Mikrofon für Sprachanweisungen.
Gegenüber 4K-Streaming Sticks wie Amazon Fire TV 4K Max (Testbericht) und Roku Streaming Stick 4K (Testbericht) bieten Streaming-Boxen wie Apple TV 4K (Testbericht) und Amazon Fire TV Cube (Testbericht) mehr Performance und viel mehr Schnittstellen, häufig auch eine Ethernet-Verbindung. Allerdings sind sie mit Preisen von teilweise deutlich mehr als 100 Euro erheblich teurer als 4K-Streaming-Sticks, die während Rabatt-Aktionen wie Black Friday und Prime Day schon für unter 30 Euro verkauft werden.
Streaming-Lösungen (Themenwelt), egal ob Sticks oder Boxen, sind sehr beliebt. Schließlich verwandeln sie alte Fernseher in eine smarte Variante inklusive Zugriff auf aktuelle Streaming-Angebote wie Amazon Prime Video, Apple TV, Disney+ oder Netflix. Auch als Upgrade für ältere Smart-TVs, die keine Aktualisierungen mehr erhalten und damit nicht sämtliche Streaming-Plattformen unterstützten, sind die Geräte geeignet. Ferner integrieren sie die Mediatheken lokaler Rundfunkanstalten und sind somit auch in der Lage, Live-TV darzustellen.
Angetrieben wird die 11,2 × 11,2 × 2,4 cm große Streaming-Box Nokia 8010 von einem Quad-Core-Prozessor vom Typ Amlogic S905X4-K, der die Grafikeinheit ARM Mali-G31 MP2 integriert. Ihm stehen 4 GByte RAM zur Seite und der integrierte eMMC-Speicher verfügt über eine Kapazität von 32 GByte.
Für den Anschluss von externen Festplatten und Spielcontroller stehen zwei USB-A-Anschlüsse (USB2 und USB3) bereit. Ein Audio-System kann über den optischen Digitalausgang mit der Box verbunden werden. Zudem gibt es noch eine USB-C-Buchse, die allerdings nur als Stromanschluss mit maximal 5 Watt nutzbar ist. Damit kann man sein Smartphone laden oder etwa ein USB-Gerät wie eine Überwachungskamera betreiben. Im Test hat das mit der Aqara G3 (Testbericht) einwandfrei funktioniert. Über die Bluetooth-Schnittstelle können Anwender weitere Geräte wie Spielcontroller oder Trackpads anschließen. Letzteres ist dann nützlich, wenn eine App Toucheingaben erfordern und die Fernbedienung (dazu später mehr) dann nicht weiter hilft.
Anschluss an den heimischen Router findet die Nokia Streaming Box 8010 über WLAN, wobei sie die Standards 802.11 b/g/n/a/ac/ax 2.4 GHz/5 GHz 2T2R (Wi-Fi 6) unterstützt, oder über den GBit-Ethernet-Anschluss. Besonders letzteres dürfte viele freuen, die an einer sicheren und stabilen Router-Anbindung interessiert sind. Ans heimische TV wird die Set-Top-Box über das mitgelieferte HDMI-Kabel verbunden. Und über einen Cinch-Anschluss wird das Gerät mit Strom versorgt. Das mitgelieferte Netzteil bietet maximal eine Leistungsabgabe von 12 Watt (12 Volt, 1 Ampere). So viel benötigt das Gerät im Betrieb allerdings nicht. Im Regelbetrieb haben wir 3,5 Watt gemessen und im Standby sind es 0,5 Watt.
Im Vergleich zur Vorgängerversion bietet der neue Chip mehr Performance, sodass Anwender auf dem Gerät auch 3D-Spiele genießen können. Als Alternative für Hardcore-Gamer ist die Nokia Streaming Box 8010 dennoch nicht geeignet, da sie für anspruchsvolle 3D-Spiele nicht genügend Leistung bietet: Im Sling-Shot-Test des 3D Mark kommt sie auf einen Wert von 590 und ist damit schneller als 16 Prozent aller Geräte. Zum Vergleich: Amazons Fire Cube 2022 erreicht in diesem Test 2626 Punkte und ist damit schneller als 61 Prozent aller Benchmark-Absolventen.
Auch die Geekbench-Ergebnisse mit Version 5.4.6 fallen mit 147 Punkten im Single-Core- und 454 Punkte im Multi-Core-Test nicht besonders hoch aus. Amazons Fire Cube 2022 kommt hier auf 279 (Single) und 712 Punkte (Multi). Last but not least zeigt auch der Vulkan-Test mit einem Wert von 381, dass die Nokia Streaming Box 8010 nicht primär für anspruchsvolle 3D-Spiele entwickelt wurde.
Abgesehen davon kann die Nokia 8010 Inhalte nur mit maximal 60 fps bei einer Auflösung von bis zu 4K UHD wiedergeben. Selbst Spielekonsolen aus der zweiten Reihe wie die Xbox Series S (Testbericht) bietet mit bis zu 120 Hertz deutlich mehr. Somit ist die Nokia Streaming Box 8010 für High-End-Spiele mit anspruchsvoller Grafik weniger gut geeignet. Für das gelegentliche Daddeln von Casual Games wie Tetris reicht die Performance aber locker aus.
Als Streaming-Lösung ist sie zweifellos optimal geeignet. Sie unterstützt die Formate HDR10 und HLG sowie Dolby Vision, Dolby Atmos, Dolby Digital Plus, und DTS HD. Auch AV1-Videos kann sie dekodieren. Was letzteren Codec anbelangt, halten sich die Streamingdienste mit der Umsetzung allerdings noch zurück.
Die mitgelieferte Bluetooth-Fernbedienung fällt mit einer Länge von 20 cm und einer Breite von 4,1 cm relativ groß aus. Dafür bietet sie neben den üblichen Tasten wie Lauter/Leise und Kanalwechsel noch ein numerisches Tastenfeld sowie Tasten für Youtube, Netflix, Prime Video und Google Play. Auch eine Taste zur Aktivierung des Google Assistant ist vorhanden. Über ein fünfsekündiges Drücken der OK-Taste können Anwender die Hintergrundbeleuchtung für die Tasten einschalten. Diese sind in dunklen Umgebungen dann leicht zu erkennen. Die Fernbedienung bietet zudem ein Mikrofon und unterstützt damit Spracheingaben, die vom Google Assistant verarbeitet werden.
Streamview stattet die Nokia Streaming Box 8010 mit Android TV 11 aus. Die Inbetriebnahme setzt daher ein Google-Konto voraus. Vorinstalliert sind neben den typischen Google-Apps wie Youtube, Music, Movie und Game die Streaming-Angebote Netflix, Prime Video und Disney+. Weitere Dienste, etwa Apple TV oder Paramount+, können Anwender über den Play Store installieren.
Die oberste Leiste im Startmenü gliedert sich in Suche, Startseite, Discover und Apps. Darunter erfolgt ein Werbeplatz, der entweder eine Anzeige oder Programmhinweise präsentiert. Anschließend werden die Lieblings-Apps angezeigt. Hier können Anwender ihre favorisierten Apps einstellen und auch sortieren. Unterhalb der Lieblings-Apps werden Inhalte aus diesen gezeigt. Eine Übersicht über alle von den verschiedenen Mediathek-Apps bereitgestellten Live-Inhalte gibt es hingegen nicht. Hier muss man also zunächst etwa die ARD-App starten und dann einen Sender wie Das Erste auswählen.
Während an Software für diverse Streaming-Dienste und Mediatheken der großen TV-Sender also keine Mangellage herrscht, sieht es bezüglich der Wiedergabe von Fotos mau aus. Nicht einmal Google Photos ist verfügbar. Zwar lässt sich die App über Umwege mit der Anwendung Downloader installieren, aber eine sinnvolle Nutzung auf Android TV ist nicht gegeben, da die App dafür nicht optimiert ist. Somit ist die Nokia Streaming Box 8010 wie alle anderen auf Android TV basierenden Set-Top-Boxen für die Wiedergabe von Fotos standardmäßig nicht ausgelegt. Wer etwa seine Urlaubsfotos auf dem TV in Form einer Dia-Show zeigen möchte, muss daher auf eine kostenpflichtige Drittanbieter-App ausweichen.
Ansonsten ist die Bedienung der Streaming-Box einfach und selbst erklärend. Während Anwender bei der Verwendung von Streaming-Sticks den ein oder anderen Ruckler beim Durchblättern der Menüs oder Wartezeiten beim Start von Apps akzeptieren müssen, gibt die Nokia Streaming Box 8010 in dieser Hinsicht keinen Anlass zu Kritik. Die Bedienung ist flüssig und der Start von Streaming-Apps erfolgt zügig. Auch die Übertragung von Inhalten vom Smartphone gelingt ohne Wartepause. 4K-Inhalte mit 60 fps zeigt die Nokia Streaming Box 8010 problemlos an, ohne dass dabei einzelne Frames ausgelassen werden. Die Darstellungsqualität ist optimal.
Streamview bietet die Nokia Streaming Box 8010 zum Preis von knapp 130 Euro an. Wer mit der etwas langsameren Vorgängervariante zufrieden ist, kann diese inklusive Versand für knapp 60 Euro erwerben.
Wer auf der Suche nach einer performanten Streaming-Box mit Android TV ist, erhält mit der Nokia Streaming Box 8010 ein leistungsfähiges Modell, das nicht nur Zugriff auf relevante Streaming- und TV-Anbieter ermöglicht, sondern auch zum Spielen von Casual Games geeignet ist. Allerdings sollte man sich nicht an Werbung stören, die bisweilen auf der Startseite eingeblendet wird.
Als Alternative für die Nokia Streaming Box 8010 kommen Amazon Fire TV Cube und Apple TV 4K (Testbericht) infrage. Allerdings sind beide Lösungen teurer, bieten dafür mehr Möglichkeiten, wie die Wiedergabe von Dia-Shows oder den Einsatz als Smart-Home-Hub.
Weitere Berichte über Streaming-Sticks und -Boxen gibt es in unserer Themenwelt Streaming. Mehr Informationen zu den unterschiedlichen Streaming-Lösungen zeigt unser Beitrag Top 5 der Streaming-Sticks mit 4K ab 60 Euro.
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