Mini-PC Minisforum UN100P im Test
Bereits seit seiner Jugend interessiert sich David für Technik und begann schon früh damit, allerlei Elektrogeräte zu reparieren. Da überrascht es nicht, dass er seit 2021 Elektrotechnik studiert und sich vor allem mit Computern und 3D-Druckern beschäftigt. Seit 2024 schreibt er als Freelancer für heise bestenlisten by TechStage. Wenn er nicht gerade am nächsten Projekt arbeitet, begeistert er sich fürs Radfahren und Krafttraining.
Der Minisforum UN100P bietet enorm viel Ausstattung für unter 200 Euro. Ob Leistung und Kühlung da mithalten können, zeigt unser Test.
Der UN100P tritt in große Fußstapfen, denn bisher haben uns die Mini-PCs von Minisforum sehr überzeugt. Nur sind wir nicht wie sonst in der Oberklasse, sondern im Low-End-Bereich unterwegs. Hier setzt man auf den Intel N100 mit großzügigen 16 GB Arbeitsspeicher (RAM) und 512 GB SSD-Speicher. Das eigentliche Highlight ist jedoch der USB-C-Anschluss, der sowohl Displayport als auch PD out unterstützt – und das für 189 Euro. Ob man für die starke Ausstattung ungewollte Kompromisse eingehen muss, zeigt unser Test.
Wie üblich für die Preisklasse bis 200 Euro ist im Minisforum UN100P eine CPU von Intel verbaut – der Intel N100 der zwölften Generation. Dieser Vierkerner mit vier Threads ist mit 6 Watt TDP äußerst sparsam. Die Taktrate liegt bei bis zu 3,4 GHz und als Grafikeinheit kommt die Intel UHD Graphics zum Einsatz.
Die CPU unterstützt zwar DDR5-RAM, hier hat man sich nur für LPDDR4-RAM mit 16 GB und einer Übertragungsrate von 3200 MT/s entschieden. Den einzelnen RAM-Riegel kann man zwar austauschen, laut Herstellerangaben liegt die maximale RAM-Kapazität jedoch bei 16 GB – überprüfen konnten wir dies leider nicht. Als Massenspeicher kommt eine M.2-SSD im Formfaktor 2280 zum Einsatz. Diese bietet eine Kapazität von 512 GB und ist über PCIe x 1 angebunden. So erzielt sie in Crystaldiskmark 855 MB/s im Lesen und 853 MB/s im Schreiben – ein Stück schneller als die typische SATA-SSD. Eine solche kann man zusätzlich nachrüsten, dazu steht eine Halterung für 2,5-Zoll-Festplatten im Gehäuse bereit. Während für die M.2-SSD offiziell maximal 1 TB unterstützt sind, kann die Kapazität der SATA-Festplatte bis zu 2 TB betragen.
Die gute Ausstattung des UN100P geht aber noch weiter. Neben 2,5-Gigabit-LAN kann der Mini-PC gleichzeitig drei Monitore ansteuern. Dafür gibt es zweimal HDMI in der Version 2.1, sowie einmal USB-C mit Displayport-Alt-Mode – also Unterstützung des Displayport-Protokolls – auf der Vorderseite. Zusätzlich bietet dieser die Funktion von PD-out, also die eigenständige Stromversorgung von angeschlossenen Geräten, bis 15 Watt. Für einen externen Monitor hat dies in unserem Fall jedoch nicht ausgereicht. Den eigenen Strombedarf kann das System allerdings nur per Rundstecker und leider nicht über USB-C stillen. Bei einem so günstigen System ist das jedoch auch nicht zu erwarten.
Drahtlos ist der Mini-PC mit den Standards Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.2 für die Preisklasse ausgezeichnet aufgestellt.
Ein Mini-PC dieser Leistungsklasse ist genau für eins gut: Office. Mit 6 Watt TDP ist hier kein Leistungswunder zu erwarten. Doch gerade im Low-End-Bereich haben die identischen CPUs oft deutlich unterschiedliche Leistungen durch die Anpassungen der Hersteller. So erzielt der Intel N100 im Minisforum UN100P bei PCmark 10 durchschnittlich 2890 Punkte – eher niedrig im direkten Vergleich. Auch bei 3Dmark Timespy erreicht die CPU nur 341 Punkte, davon 305 Grafik- und 1091 CPU-Punkte.
Beim Cross-Plattform-Benchmark Geekbench 6 kommt die CPU auf 942 Punkte im Single- und auf 1631 Punkte im Multi-Core-Benchmark. Damit liegt dieser N100 deutlich unter dem Vergleichswert und ist etwa auf dem Niveau eines Raspberry Pi 5. Die Grafikeinheit erhält eine Bewertung von 2905 Punkten im Open-CL-Test. Zuletzt ergibt ein Durchlauf in Cinebench R24 33 Punkte im Single- und 86 Punkte im Multi-Core.
So lässt sich also mit Sicherheit sagen, dass der UN100P für nicht viel mehr als Office, E-Mails und Web-Browsen geeignet ist. Wir haben es uns dennoch nicht nehmen lassen, Counter-Strike 2 als Repräsentant für E-Sports-Titel zu testen. Das Spiel ist selbst mit niedrigsten Einstellungen, aktiviertem FSR im Modus „Leistung“ und maximal reduzierter Auflösung von 1280 × 720 unspielbar. Wir erreichen hier Bildraten von etwa 15 FPS bei sehr inkonstanten Frame Times (zeitlicher Abstand zwischen den einzelnen Bildern).
Gemessen mit einer smarten Steckdose verbraucht der ganze Mini-PC im Idle etwa 10 Watt. Bei voller Auslastung der CPU steigt der Verbrauch auf etwa 16 Watt. Die beworbenen 3,4 GHz werden nie erreicht. Maximal gibt es 2,8 GHz, jedoch schießen die ausgelesenen Temperaturen unter Last innerhalb eines Aktualisierungszyklus auf den Maximalwert von 105 °C. Dadurch taktet sich die CPU deutlich runter. Außerdem sind die ausgelesenen Temperaturen sowohl in HWinfo als auch in AIDA64 schon im Idle extrem sprunghaft.
Deshalb haben wir die gesamte Kühlung auseinander gebaut, um die etwas eingetrocknete Wärmeleitpaste auszutauschen. Den hohen Temperaturen hat dies Abhilfe verschafft, die Taktraten sind dadurch aber nicht gestiegen. Diese sind zwar weiterhin, gerade im Idle, sehr sprunghaft, mit Änderungen von bis zu 10 °C in einem Zyklus, jedoch immer noch deutlich stabiler als zuvor. Zudem bleiben diese nun unter Volllast immer unterhalb der 55-Grad-Marke.
So hat sich der Eingriff nur leistungssteigernd auf Anwendungen ausgewirkt, die sowohl die Grafik als auch CPU gleichzeitig stark beanspruchen. Der Durchschnittstakt der CPU liegt in etwa bei 1,4 GHz unter Volllast mit 6 Watt Leistungsaufnahme. Diese kann für einen kurzen Moment sogar auf 12 Watt steigen. Wir empfinden es als sehr verwunderlich, wie die Wärmeleitpaste bei einem Neugerät schon so schlecht sein kann, möglicherweise haben wir aber nur ein Montagsgerät erwischt.
Dank des geringen Stromverbrauchs der CPU muss die Kühlung nicht allzu viel leisten. Das schlägt sich meist in einer geringen Betriebslautstärke nieder – so auch hier. Vor unserem Eingriff in die Kühlung war der Lüfter schon im Idle hörbar, aber trotzdem nur sehr leise. Seitdem ist er noch leiser geworden. Ohne Last ist der Lüfter nun inaktiv, nur unter Last dreht er etwas auf. Mit dem Smartphone messen wir kurzzeitig eine maximale Lautstärke von etwa 25 dB(A), die typische Lautstärke liegt bei 22 dB(A). Auch die Temperaturen sind sehr niedrig, was zeigt, dass die Kühlung mit entsprechender Wärmeleitpaste einwandfrei funktioniert.
Das BIOS bietet zwar äußerst viele Einstellmöglichkeiten, verschiedene Lüftermodi, mit denen möglicherweise auch mehr Leistung freigeschaltet werden kann, gibt es jedoch nicht.
Das Gehäuse des Minisforum UN100P besteht vollständig aus Kunststoff und ist tadellos verarbeitet. Die matt-schwarze Oberfläche wird nur auf der Oberseite durch eine leichte Musterung abgewechselt. Mit nur einem weißen Schriftzug des Herstellernamens ist die Optik sehr schlicht gehalten. Das Gehäuse hat Außenmaße von 127,5 × 112,4 × 43,2 mm und ist etwas schwierig zu öffnen.
Die vier Schrauben auf der Unterseite sind sehr tief eingelassen, wodurch die meisten Schraubenzieher diese nicht mehr erreichen können. Zusätzlich ist der Deckel auch noch mit kleinen Halterungen versehen, wodurch er zusätzlich aufgehebelt werden muss. Mit dem passenden Werkzeug ist das Auf- respektive Nachrüsten der Hardware jedoch keine zu große Herausforderung. Mit 332 g ist der Mini-PC schon fast ein Fliegengewicht und so auch äußerst portabel.
Erwähnenswert ist zusätzlich noch der Knopf auf der Vorderseite des Gerätes, mit dem man im Notfall das BIOS zurücksetzen kann, ohne die Verbindung zur CMOS-Batterie trennen zu müssen.
Im Onlineshop von Minisforum kann man den UN100P für 189 Euro erwerben. Für 196 Euro ist der Mini-PC auch über Amazon erhältlich.
Mal abgesehen von dem Problem mit der Wärmeleitpaste ist die Leistung des N100 im Minisforum UN100P unterdurchschnittlich. Das Leistungsdefizit von etwa 10 Prozent sollte jedoch für die wenigsten im Alltag bemerkbar sein, solange nicht gerade Spiele gespielt werden. Dafür ist die restliche Ausstattung mit USB-C und 2,5-Gigabit-LAN definitiv über dem Durchschnitt dieser Preisklasse. Abgerundet mit viel RAM und Speicher ist der Mini-PC für den klassischen Office-Nutzer schon ein Geheimtipp. Ist die Wärmeableitung also nur ein Problem unseres Testgerätes und nicht der Normalzustand, ist der Minisforum UN100P für 189 Euro definitiv eine Empfehlung wert.
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