Motorola Razr 50 Ultra
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später dann als leitender Testredakteur insgesamt fast 15 Jahre beim Mobilfunkmagazin areamobile.de. Nach so langer Zeit ist er nun froh, bei Heise Bestenlisten by TechStage zusätzlich auch über Roboter aller Art, eBikes, Balkonkraftwerke mit und ohne Speicher, Lautsprecher, Modellflugzeuge und allerhand andere technische Spielereien schreiben zu können.
Motorola hat mit dem Razr 50 Ultra ein Falt-Smartphone auf den Markt gebracht, das nicht nur durch sein Design, sondern auch durch seine technischen Spezifikationen überzeugt. Reicht das im Test?
Das Motorola Razr 50 Ultra ist ein bemerkenswertes Klapphandy, das mit einem großen Außen-Display und einer hochwertigen Verarbeitung aufwartet. Motorola hat bei diesem Modell einige Verbesserungen gegenüber seinem Vorgänger Razr 40 Ultra (Testbericht) vorgenommen, insbesondere in Bezug auf das Außen-Display und die Kamerafunktionen. Doch wie schlägt sich das Gerät im Alltag? Wir haben das Razr 50 Ultra ausführlich getestet.
Das Design des Razr 50 Ultra ist ein echter Hingucker. Motorola hat sich bei der Farbgestaltung etwas einfallen lassen und bietet das Gerät in den Pantone-Farben „Spring Green“, „Midnight Blue“ und der Jahresfarbe „Peach Fuzz“ an. Die Rückseite besteht aus „veganem Leder“, bei dem es sich neudeutsch um nichts anderes als Kunstleder handelt, auch bekannt als Kunststoff. Das macht aber nichts, denn das sieht beim Razr 50 Ultra nicht nur gut aus, sondern fühlt sich zudem angenehm in der Hand an und ist sehr griffig. Auf einem Tisch liegend rutscht da nichts, zumindest angesichts dessen wird das hübsche Handy nicht den vorzeitigen Tod finden. Allerdings ist die Lederrückseite anfällig für Staub, was die Haptik etwas beeinträchtigen kann.
Auch Wasser macht dem Razr 50 Ultra nichts aus, das Foldable ist nach IPx8 geschützt und darf entsprechend sogar untergetaucht werden. Das ist bei Falt-Smartphones nicht immer so. Allerdings ist es nicht gegen Staub geschützt, in den feinen Sand eines Südsee-Strandes sollte man das Gerät wohl besser nicht fallen lassen. Das dürfte aber ohnehin schnell zu Kratzern auf dem Display führen, denn beim Zusammenklappen kann dann nicht nur sprichwörtlich Sand ins Getriebe, sondern auch zwischen die Display-Hälften geraten – ein Problem, das die meisten Foldables teilen.
Davon abgesehen wirkt das Smartphone robust und langlebig. Das Scharnier des Razr 50 Ultra ist gut verarbeitet und lässt sich nahtlos in jedem Winkel bis 45 Grad aufstellen und ermöglicht mit etwas Übung ein einhändiges Öffnen. Allerdings ragt es an der Knickstelle etwas über den Rand heraus, was wir beim Darüberstreichen mit dem Daumen – etwa beim Navigieren auf einer Website – anfangs etwas störend fanden. Das Gerät ist mit einer Dicke von 15 Millimetern und einer Größe von 88 × 74 Millimeter schön kompakt und passt gut in die Hosentasche. Aufgeklappt misst es 171 × 74 Millimeter und weist damit – typisch für diese Art Foldable – ein Display im länglichen 22:9-Format auf.
Sprechen wir zuerst über den Elefanten im Raum: Die Knickstelle des Displays (auch Falz genannt) ist zwar sicht- und spürbar, fällt im Alltag aber bei eingeschaltetem Display schon nach kurzer Nutzungszeit nicht mehr auf. Bessere Arbeit mit weniger Faltenwurf hat Huawei bei seinen Modellen, das Razr 50 Ultra liefert hier aber trotzdem ordentlich ab. Die Falz ist natürlich nur beim inneren Screen zu sehen.
Das Razr 50 Ultra verfügt hier über ein 6,9 Zoll großes OLED-Display mit einer Auflösung von 2640 × 1080 Pixel, das mit kontrastreichen Farben und einer Spitzenhelligkeit von 3000 Candela überzeugt. Auch bei starker Sonneneinstrahlung bleibt das Display damit gut ablesbar, auch wenn die genannten Spitzenwerte nur punktuell und kurzzeitig bei HDR-Inhalten erreicht werden. Die Bildwiederholrate lässt sich auf bis zu 165 Hertz einstellen, was für flüssige Animationen sorgt. Die werden aber nur bei bestimmten Anwendungen wie kompatiblen Spielen erreicht, im Alltag setzt der Hersteller für sein Spitzen-Faltmodell dank LTPO-Technologie auf 1 bis 120 Hertz. Daran gibt es nichts auszusetzen, die Wiedergabe von bewegten Inhalten ist absolut flüssig.
Das Außen-Display ist eines der Highlights des Razr 50 Ultra. Es erstreckt sich über die gesamte Front des zugeklappten Smartphones, misst stolze 4 Zoll und bietet eine Auflösung von 1272 × 1080 Pixel. Mit einer Bildwiederholrate von maximal 120 Hertz und einer Helligkeit von 2700 Candela bietet es auf dem Papier etwas weniger als der Hauptscreen, ist aber bei direkter Sonneneinstrahlung ebenfalls problemlos ablesbar. Da der äußere Screen kleiner als der Hauptscreen ist, reicht die Auflösung in beiden Fällen für ähnlich gute 413 (außen) und 417 Pixel pro Zoll und ist damit schön scharf.
Im Gegensatz zu älteren Modellen ist das Außen-Display voll nutzbar und ermöglicht den Zugriff auf Nachrichten-Apps, das Schreiben von Antworten und sogar das Spielen von Spielen. Fast alle Funktionen, die das Smartphone bietet, sind von hier aus zu steuern, sodass das Smartphone nicht jedes Mal aufgeklappt werden muss.
Motorola hat das Razr 50 Ultra zwar nur mit einer Dual-Kamera ausgestattet, allerdings besteht die aus einer Haupt- und einer Telekamera mit jeweils 50 Megapixeln. Wir empfinden diese Entscheidung als gut, da wir ein Teleobjektiv als wichtiger als eine Weitwinkellinse erachten. Schade allerdings, dass hier nur eine zweifache optische Vergrößerung zum Einsatz kommt.
Beide Kameras liefern kontrastreiche und dennoch ausreichend natürliche Fotos mit ordentlicher Bilddynamik, insbesondere bei Tageslicht. Die Farben wirken natürlich und die Schärfe ist beeindruckend. Hier muss man schon sehr genau hinschauen, um Unterschiede zu den absoluten Kamera-Königen zu finden. Bei der Telelinse bietet die Kamera-App zudem einen Button für 4-fache Vergrößerung. Hier kommt allerdings ein Hybridzoom zum Einsatz, dessen Qualität gerade bei gutem Licht ordentlich ist, aber bei genauerem Hinsehen oder schwächeren Lichtverhältnissen Qualitätseinbußen offenbart. Brauchbar ist das aber problemlos.
Bei schwachem Licht sieht man generell die typischen Qualitätseinbußen von Smartphone- und sonstigen Digitalkameras, aber auch hier schlagen sich die beiden Linsen des Razr 50 Ultra erstaunlich gut. Selbst bei minimaler Umgebungsbeleuchtung fängt das Smartphone noch Sterne am schwarzen Nachthimmel ein und das Bildrauschen ist dabei akzeptabel. Das kann nicht jedes Smartphone über der 1000-Euro-Marke von sich behaupten. Eine kleine Einschränkung bezieht sich nur auf den Weißabgleich, der tendenziell etwas zu gelblich ausfällt – dieser warme Look macht Aufnahmen im Gegenzug aber sehr angenehm und freundlich. Videos klappen in 4K bei 60 FPS und sehen ebenfalls ordentlich aus, auch wenn hier der Unterschied zur Kamera-Elite etwas größer ausfällt.
Die Selfie-Kamera auf der Innenseite des Geräts löst mit 32 Megapixeln auf und liefert ebenfalls gute Ergebnisse. Der Porträtmodus erzeugt ein ansprechendes Bokeh, das jedoch bei feinen Details wie Haaren etwas künstlich wirken kann. Das ist aber auch bei der Konkurrenz oft nicht anders. Vorteil Klapphandy: Wer für Selfies die Hauptkamera nutzen möchte, kann das dank Außen-Display problemlos tun. Das dient dann nämlich als Sucher. Denn auch wenn die Selficam gut ist – die Hauptkamera ist besser.
Im Inneren des Razr 50 Ultra arbeitet der Snapdragon 8S Gen 3, ein, aber nicht der absolute High-End-Chip von Qualcomm. Je nach Benchmark ist der Chips mit dem S im Namen rund 20 Prozent langsamer als der Snapdragon 8 Gen 3 ohne diesen Zusatz. Schnell genug ist das trotzdem, wie Benchmarks zeigen. So erreicht das Razr 50 Ultra im PCmark Work 3.0 18.300 Punkte, in 3Dmark Wild Life Extreme sind es 3200 Punkte. Konkurrenten wie ein Xiaomi 14 Ultra (Testbericht) mit Snapdragon 8 Gen 3 kommen besonders im grafiklastigeren 3Dmark-Benchmark aber auf etwa 5000 Punkte.
Unterstützt wird der Chipsatz von 12 GB Arbeitsspeicher, was in jeder Lebenslage für flüssige Performance sorgt. Apps und Animationen laden dank satten 512 GB internem UFS-4.0-Speichers schnell, und auch bei der Nutzung mehrerer Apps gleichzeitig gibt bei so viel Power und Arbeitsspeicher keine Probleme. Für Gamer ist das Razr 50 Ultra ebenfalls geeignet, auch wenn der normale Snapdragon 8 Gen 3 stärker ist. Allerdings laufen selbst grafikintensive Spiele wie „Genshin Impact“ flüssig und in guter Qualität. Der interne Speicher von 512 GB bietet zudem ausreichend Platz für Apps, Spiele und Medien, allerdings kann er nicht erweitert werden.
Praktisch ist der rechts über dem Knick-Gelenk angebrachte Fingerabdrucksensor im Powerbutton. Er könnte für kleinere Hände zwar etwas hoch angebracht sein, reagiert ansonsten aber sehr schnell und zuverlässig. Die Lautsprecher sind für ein Foldable dieser Größe laut und voluminös, haben aber wie immer etwas wenig Bass.
Motorola liefert das Razr 50 Ultra mit Android 14 und einer eigenen Bedienoberfläche aus. Die ist insgesamt sehr schlank gehalten und ist damit recht nah an Vanilla-Android und schnell. Dennoch liefert der Hersteller einige sinnvolle Zusatzfunktionen aus, viele davon als Moto-Actions in der Moto-App zu finden. Dazu gehört etwa die branchenweit beste Geste zum Auslösen der Kamera-LED als Taschenlampe durch eine doppelte Hackbewegung mit dem Smartphone. Aber auch an anderer Stelle hat Motorola Hand angelegt. So gibt es nicht nur etliche Anpassungsmöglichkeiten für das Außen-Display, sondern auch etwa einen interaktiven Hintergrund, der je nach Öffnungswinkel des Klappmechanismus eine sich weiter öffnende Fraktal-Blume aus Kristall darstellt. Das mag nur eine Spielerei sein, zeigt aber, dass sich der Motorola Mühe gegeben hat und ist einfach hübsch.
Hinzu kommen Features wie der KI-Chatbot „Gemini“, der auf dem Außen-Display für Anfragen genutzt werden kann. Die App ist bereits vorinstalliert und läuft flüssig. Generell lassen sich viele Apps auf dem einen Display starten und anschließend auf dem anderen Display fortführen. Das funktioniert recht schnell, muss aber bisweilen für einzelne Apps eingestellt werden.
Bei Software-Updates ist der Hersteller hingegen etwas zurückhaltender. Motorola verspricht drei Jahre Android-Patches und vier Jahre Sicherheitsupdates. Das liegt im Vergleich zur Konkurrenz im unteren Bereich, da andere Hersteller wie Samsung und Google mit bis zu sieben Jahren deutlich längere Update-Zeiträume bieten.
Der Akku des Razr 50 Ultra hat im Vergleich zum Vorgänger Razr 40 Ultra (Testbericht) 200 mAh mehr und damit eine Kapazität von 4000 mAh und bietet eine gute Laufzeit. Im Battery Test von PCmark hält das Gerät 11,5 Stunden durch, was im Alltag gut für einen ganzen Tag ausreicht. Auch bei intensiver Nutzung bleibt am Abend noch genug Akkuladung übrig.
Das Razr 50 Ultra unterstützt schnelles Laden mit bis zu 45 Watt und wird sogar mit einem 68-Watt-Netzteil geliefert. Der Akku ist in etwa einer Stunde vollständig geladen. Kabelloses Laden ist ebenfalls möglich, allerdings nur mit bis zu 15 Watt.
Zum Testzeitpunkt war das Motorola Razr 50 Ultra ab 895 Euro verfügbar. Zur Auswahl stehen die Farben Orange, Grün, Blau und Pink. Unterschiedliche Speicherversionen gibt es nicht.
Das Motorola Razr 50 Ultra ist ein beeindruckendes Klapphandy, das mit seinem großen Außen-Display und der hochwertigen Verarbeitung und der schicken Kunstleder-Rückseite punktet. Die Dual-Kamera liefert scharfe Fotos und Videos, und die Performance ist dank des Snapdragon 8S Gen 3 sehr gut. Auch die Akkulaufzeit und das schnelle Laden überzeugen und viel Speicher sowie Wasserdichtigkeit gibt es obendrein.
Allerdings gibt es auch einige Schwächen. Der Software-Support mit bis zu vier Jahren ist im Vergleich zur Konkurrenz eher kurz und für ein faltbares Top-Smartphone hätte es ruhig der Snapdragon 8 Gen 3 statt der abgespeckten S-Variante sein dürfen. Auch das Fehlen einer Weitwinkellinse mag Interessenten stören, auch wenn wir die Telelinse eine gute Wahl finden. Insgesamt ist das Razr 50 Ultra ein gelungenes Gesamtpaket, das sich vorwiegend für Nutzer eignet, die ein stylishes und leistungsstarkes Klapphandy suchen. Mit einem Preis von rund 900 Euro gehört es zu den teureren Modellen auf dem Markt, bietet dafür aber auch eine Menge Features und eine ansprechende Optik.
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