Lukasz beschäftigt sich seit über 15 Jahren als Redakteur mit Smartphones, Apps, Gadgets und Content-Marketing. Seit 2021 arbeitet er für Heise Medien und ist derzeit leitender Redakteur bei Heise Bestenlisten. Der studierte Historiker aus Tübingen begeistert sich sonst für Fitness, Fußball, Fotografie sowie basslastige Musik.
Das Nokia XR21 ist ein robustes und wasserdichtes Outdoor-Smartphone. Dennoch ist es nicht so wuchtig wie seine Artgenossen. Was es leistet, zeigt der Test.
Outdoor-Smartphones sind hart im Nehmen. Weder Wasser noch ein Sturz können ihnen viel anhaben. Leider sind die Geräte meistens unfassbar klobig und schwer, der Begriff „Handy“ wirkt hier etwas ironisch. Wer ein robustes Smartphone für den Alltag sucht, dem man das nicht ansieht, sollte sich deshalb das Nokia XR21 ansehen. Spannende Features wie Wärmebild oder ein integriertes Funkgerät findet man hier zwar nicht, aber dafür profitieren Käufer von langjährigen Software-Updates und guter Hardware. Wir haben den Nachfolger des Nokia XR20 (Testbericht) getestet und zeigen, wie hart das finnische Smartphone wirklich ist.
Das Nokia XR21 wirkt sehr elegant und schlicht – den Outdoor-Charakter sieht man dem Mobilgerät auf den ersten Blick nicht an. Normalerweise sind Outdoor-Handys wie das Ulefone Armor 21 (Testbericht) massiv, klobig und schwer. Das Nokia XR21 hingegen ist in etwa so groß wie ein gewöhnliches Smartphone, das in einer schlanken Schutzhülle steckt. Rahmen und Rückseite sind zusätzlich gummiert, um so Stöße gut abzufedern. Es ist mit 231 g zudem erfreulich leicht für ein Gerät dieser Art.
Weitere Besonderheiten sind die beiden programmierbaren Knöpfe, ein roter an der Oberseite sowie ein schwarzer Button auf der linken Seite. Beide Tasten können in den Einstellungen jeweils mit zwei Funktionen belegt werden (langes und kurzes Drücken), die seitliche Taste dient optional für Push-to-Talk. Im Power-Button rechts ist ein Fingerabdruckscanner integriert. Eine zusätzliche Schutzkappe über dem USB-C-Anschluss gibt es nicht. Die Hauptkamera auf der Rückseite ist in einer quaderförmigen Erhebung mit abgerundeten Ecken integriert. Die Frontkamera vorne befindet sich in einer Punch-Hole-Notch – was selten ist bei Outdoor-Smartphones.
Für mehr als ausreichend Schutz vor Flüssigkeiten und Staub sorgt die Zertifizierung nach IP69K – die höchste Klasse, die es gibt. Damit übersteht das wasserdichte Smartphone auch Kontakt mit Wasser unter Hochdruck und hohen Temperaturen. Laut Hersteller HMD Global überlebt das Gerät einen Sturz aus bis zu 1,8 Meter Höhe auf harten Untergrund. Hierzu wurde es nach der US-Militärnorm-STD-810H gegen Stürze zertifiziert.
Wir haben es mehrere Male auf den Boden fallen lassen und anschließen unter Wasser getaucht – das Nokia XR21 hat das alle schadlos überstanden. HMD Global gewährt zudem drei Jahre Herstellergarantie, der kostenlose Bildschirmtausch bei Bruch ist bis zu einem Jahr möglich.
Verglichen mit der Größe des Geräts ist das Display bei einer Diagonale von 6,49 Zoll etwas weniger üppig, was dem recht breiten Rand rund um die Anzeige geschuldet ist. Dieser schützt den Bildschirm so besser vor einem Bruch. Hinter der Scheibe aus Gorilla Glass Victus befindet sich ein LCD mit IPS-Panel und einer stattlichen Auflösung von 2400 × 1080 Pixel (Full-HD+). Damit bleibt die Anzeige stets gestochen scharf.
Die Bildwiederholrate erreicht bis zu 120 Hertz – was für ein geschmeidiges Bild bei Spielen, Animationen oder beim Scrollen sorgt. Überzeugend ist die Bildqualität, auch wenn das LCD bei Kontrasten und Schwarzwerten nicht ganz mit einem OLED mithalten kann. Die Blickwinkelstabilität fällt zudem gewohnt hoch aus.
Bei der maximalen Helligkeit konnten wir bis zu 590 cd/m² bei adaptiver Anpassung messen. Das ist für den Outdoor-Einsatz etwas wenig. Gehobene Mittelklasse-Smartphones schaffen hier meistens mehr, die übrigen Outdoor-Handys aus unsern Tests sind leider nicht besser. Im Freien bleibt die Anzeige zwar meistens ablesbar, bei Sonnenschein könnte es aber schwierig werden.
Die Hauptkamera nutzt eine 64-Megapixel-Linse sowie ein Weitwinkelobjektiv mit 8 Megapixel. Für Selfies kommt auf der Vorderseite eine Knipse mit 16 Megapixel zum Einsatz. Einen optischen Bildstabilisator (OIS) gibt es nicht, lediglich eine elektronische Stabilisierung (EIS).
Bei Tag gelingen mit dem Nokia XR21 ansehnliche Fotos mit ausgeprägten Bilddetails und natürlicher Farbgebung. Der Dynamikumfang hat aber noch etwas Luft nach oben, bei schlechten oder stark wechselnden Lichtverhältnissen sind die Aufnahmen nicht immer stimmig und wirken oft etwas zu dunkel. Der Zoom erfolgt ausschließlich digital. Bis zu einer zweifachen Vergrößerung liefert dieser gute Ergebnisse. Verglichen mit den anderen Outdoor-Smartphones gehört die Kamera des XR21 aber zu den besten aus unseren Tests.
Die Weitwinkellinse weicht farblich stärker von der Hauptkamera ab und bietet weniger Bilddetails, liefert aber sonst ordentliche Ergebnisse. Gut sind die Selfies der Frontkamera, die im Porträtmodus eine gelungene Tiefenschärfe mit sauberer Abgrenzung zum Profil bieten. Videos sind maximal mit Full-HD möglich, die Hauptkamera bietet bis zu 60 Bilder pro Sekunde (fps), die Selfie-Cam schafft hier 30 fps. Die Video-Clips tendieren zur Schlierenbildung bei schnellen Bewegungen.
Gegenüber dem Vorgänger bietet das Nokia XR21 eine mehr als solide Performance, für die sich ein Snapdragon 695 wie beim Nokia G60 5G (Testbericht) verantwortlich zeigt. Im Alltag liefert die CPU genügend Vortrieb ohne nennenswerte Ruckler. Beim Benchmarks PCmark Work 3.0 liegt es mit 9200 Punkten im gehobenen Mittelfeld. Deutlich schwächer ist im Vergleich dazu die Grafikleistung der Adreno-619-GPU, wie der Test Wildlife von 3Dmark mit 1200 Punkten zeigt. Für einfache Casual Games reicht das aber aus, bei aufwendigerer Spiele-Grafik sollte man auf hohe Details verzichten.
Als Speicherausstattung gibt es ausschließlich eine Variante: 6 GByte RAM und 128 GByte internen Speicher. Eine Erweiterung per microSD-Karte ist nicht möglich, damit könnte die Kapazität auf Dauer etwas knapp ausfallen. Mobiles Surfen ist mit 5G möglich, durch heimische Netzwerke geht es allerdings nur mit dem etwas langsameren Standard Wi-Fi 5. Ebenfalls nicht sehr flott ist die Datenübertragung mit USB-C 2.0.
Zur Ortung nutzt das XR21 GPS, Glonass, Beidou und Galileo. Die Genauigkeit beträgt 3 Meter laut GPS-Test, was die meisten Smartphones auch erreichen. Ein Barometer ist vorhanden. Es gibt sogar noch einen Steckplatz mit Klinke, in Verbindung mit einem kabelgebundenem Kopfhörer kann man damit das integrierte UKW-Radio nutzen.
Unser Testgerät hat bereits das Update auf Android 13 bekommen. Die Bedienoberfläche von Nokia entspricht weitgehend unverändertem Android. Sicherheits-Patches gibt es monatlich für 4 Jahre, Android-Updates bekommt es bis einschließlich Android 14. Zum Testzeitpunkt Ende Oktober stammt der Patch aus September und ist somit noch aktuell. Vorinstalliert sind Netflix, Spotify, Linkedin, eine VPN-App sowie der Videoeditor Gopro Quik.
Anders als bei den großen chinesischen Outdoor-Handys aus unseren Tests kommt ein eher gewöhnlich dimensionierter Akku von 4800 mAh zum Einsatz. Die Laufzeit ist laut Battery Test verglichen mit gewöhnlichen Smartphones ziemlich gut – hier kommen wir auf 13,5 Stunden. Damit dürfte das Smartphone im Schnitt bis zu zwei Tage ohne Netzteil auskommen. Wir hatten aber schon Outdoor-Geräte wie das Ulefone Armor 20WT im Test, die bis zu 34 Stunden am Stück durchhielten, allerdings auch doppelt so schwer sind wie ein gewöhnliches Smartphone. Ein Netzteil legt HMD Global aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht bei. Maximal lädt das Handy mit 33 Watt in knapp über einer Stunde auf. Kabelloses Laden gibt es nicht.
Die UVP für das Nokia XR21 lag zum Marktstart bei 599 Euro. Mittlerweile bekommt es schon ab rund 349 Euro in der Farbe Schwarz. Das ist ein ordentlicher Aufpreis für die Outdoor-Eigenschaften verglichen mit den anderen Geräten der Marke.
Das Nokia XR21 ist eine gelungene Weiterentwicklung des XR20. Die Leistungsfähigkeit ist für ein Outdoor-Handy gut, überzeugend ist zudem das LCD mit 120 Hertz sowie die solide Hauptkamera. Die größte Stärke: Das Gehäuse ist kompakt und vergleichsweise leicht. Wer also ein möglichst alltagstaugliches und handliches, aber dennoch wasserdichtes und robustes Smartphone sucht, ist beim Nokia XR21 gut aufgehoben. Das macht es auch zu einer guten Alternative als Navi auf einem Motorrad. Sonderfunktionen wie eine Infrarotkamera findet man hier aber nicht.
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