Stefan schrieb bereits während des Studiums Spieletests für ein Printmagazin im Ruhrgebiet. Durch einen glücklichen Zufall landete er in Berlin und arbeitete fast 15 Jahre bei Areamobile, zuletzt als leitender Testredakteur. Für Heise Bestenlisten testet er Smartphones, Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge und andere Technik-Gadgets.
Das Nothing Phone 2a löst das erste Oberklasse-Modell des jungen Herstellers ab und ist dabei zugleich das erste Mittelklasse-Smartphone des Unternehmens. Besser als der Vorgänger ist es trotzdem – aber ist es auch gut?
Seit sich Firmenchef Carl Pei von Oneplus verabschiedet und mit Nothing ein neues Unternehmen gegründet hat, bieten dessen bislang erschienene Modelle Nothing Phone 1 (Testbericht) und Nothing Phone 2 (Testbericht) ein ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis, starke Technik und die „Glyphen“ genannte LED-Beleuchtung auf der halbtransparenten Rückseite. Beide Modelle gingen bislang als Oberklasse durch. Das ändert sich mit dem neuen Nothing Phone 2a, bei dem es sich erstmals um ein Mittelklasse-Smartphone handelt. Da es das erste Modell von Nothing ablöst, muss es dabei aber natürlich besser sein – aber wie möchte ein Mittelklasse-Gerät ein Topmodell ablösen? Diese Frage klären wir im Test.
Auch wenn es echte Einzel-Highlights wie das grandiose OLED-Display gibt, so ist doch das stimmige Gesamtpaket zusammen mit dem in Relation günstigen Preis das absolute Highlight des Nothing Phone 2a. Denn das Gerät bietet nirgends echte Schwächen, jedoch überall Stärken, bei denen im Detail nichts unübertroffen ist (kein Wunder, handelt es sich doch „nur“ um ein Mittelklasse-Smartphone), im Zusammenspiel aber prächtig harmoniert. Nur sporadisch werden selbst anspruchsvolle Nutzer noch mehr Leistung vermissen – das macht das Nothing Phone 2a zu einem der besten Smartphones unter 300 Euro.
In Leaks vor Vorstellung des Nothing Phone 2a hieß es, der Hersteller würde aus Kostengründen auf die „Glyphen“ genannte LED-Beleuchtung auf der transparenten Rückseite verzichten. Dem ist nicht so und entsprechend sieht man unter der durchsichtigen Kunststoffabdeckung hinten wieder Andeutungen von technischen Komponenten, Schrauben – und eben jenen LED-Bändern. Die scharen sich beim günstigsten Nothing-Modell aber nur um die Doppelkamera, die nun im Hochformat neben- statt übereinander angeordnet ist und an die Augen eines freundlichen Roboters erinnern. Neben der Reduzierung der Glyphen auf den oberen Bereich des Smartphones ist auch die Zahl der LED-Bänder reduziert, es gibt nur noch drei davon.
Die Front des Smartphones überzeugt vorwiegend mit für ein Mittelklasse-Smartphone erstaunlich ebenförmigen, dünnen Display-Rändern, das wirkt hochwertig. Die Ecken des Modells sind stark abgerundet, die Kanten zum Rahmen hingegen kaum, wodurch das Gerät ein monolithisches Aussehen erhält, das gut zum technischen-modernen Gesamt-Look passt. In der Hand liegt das Smartphone dennoch ausreichend gut – in etwa so wie das Nothing Phone 2 (Testbericht), dessen Maßen es im Wesentlichen entspricht. Dabei bemerkt der Nutzer aber schnell, dass Nothing fast ausschließlich auf Kunststoff setzt, das stört aber nur kurz. Insgesamt macht das Nothing Phone 2a einen hochwertigen und robusten Eindruck. Gegen Feuchtigkeit ist es gemäß IP54 geschützt.
Beim Display entscheidet sich Nothing beim Phone 2a für ein 6,7 Zoll großes OLED mit erweiterter Full-HD-Auflösung, mit der es das Gerät auf eine gute Bildschärfe von fast 400 ppi (Pixel pro Zoll) bringt. Farben, Blickwinkel, Schwarzwert – all diese wichtigen Eigenschaften fallen bei Nothings neuestem Werk erstaunlich gut. Der Nutzer dürfte sich eingangs die Frage stellen, ob er wirklich das günstige Mittelklasse-Modell oder nicht doch das doppelt so teure und von vorn fast gleich aussehende Nothing Phone 2 (Testbericht) in den Händen hält.
Auch bei der Helligkeit liefert das Unternehmen ab. Bis zu 1300 cd/m² soll das Modell bei HDR-Inhalten schaffen, 1100 Candela unter freiem Himmel. Tatsächlich kam das 2a dort auf über 1000 Candela – ein sehr guter Wert. Die Darstellung wird zwar vom Display nicht komplett variabel gestaltet, die unterste Darstellungsfrequenz liegt aber mit 30 Hz recht niedrig und spart so Strom. Maximal bietet das Display 120 Hz und ist insgesamt richtig gut. Das gilt auch für den optischen Fingerabdrucksensor, der ins Display integriert ist.
Nothing verzichtet beim Phone 2a dankenswerterweise auf technischen, im Alltag überflüssigen Schnickschnack wie Makro- oder Tiefenschärfesensor. Stattdessen der Hersteller auf zwei ehrliche Sensoren mit je 50 Megapixel für Haupt- und Weitwinkelkamera. Durch diese Auslegung ist der qualitative Unterschied zwischen den Linsen geringer, als wenn zusätzlich zur unterschiedlichen Auslegung auch noch eine große Differenz bei der Auflösung hinzukäme. Sichtbar ist er trotzdem, was unter anderem an der unterschiedlichen Blende liegt, die bei der Hauptkamera bei f/1.88, für den Weitwinkel nur bei f/2.2 liegt. Außerdem verfügt nur die Hauptlinse über einen optischen Bildstabilisator (OIS).
Vor allem die Hauptkamera bildet Inhalte etwa bei Kontrast, Schärfe und Farben angenehm natürlich ab. Das mag im Detail hinter teureren Modellen zurückstecken, schlägt sich im Alltag aber klasse und liegt nur wenig hinter dem teureren Nothing Phone 2 (Testbericht). Gut gefallen haben uns zudem das schön sämige Bokeh bei Aufnahmen im Nahbereich und der 2fache digitale Zoom macht seine Arbeit ebenfalls ordentlich. Bei Nachtaufnahmen schlägt sich das 2a ebenfalls erstaunlich gut, auch wenn hier die Unterschiede zu Topmodellen offensichtlicher werden. Alle Aussagen treffen auch auf den Weitwinkel zu, allerdings in abgeschwächter Form. Positiv, zumindest bei ausreichendem Licht, sehen wir außerdem die Frontkamera. Sie macht ebenfalls schön natürliche Aufnahmen – klasse!
Der eingebaute Mediatek Dimensity 7200 Pro ist bislang in keinem anderen Smartphone zu finden, angeblich wurde das Pro-Modell in direkter Zusammenarbeit zwischen Mediatek und Nothing für das Phone 2a entwickelt. Im Test liefert es sehr ordentliche, wenn auch keine High-End-Leistung ab. Dank Fertigung in 4 Nanometer Strukturbreite soll das Modell nicht nur rund 15 Prozent schneller, sondern auch effizienter als das Nothing Phone 1 (Testbericht) sein. Tatsächlich ist es in Benchmarks und im Alltag schneller als der Vorgänger mit Snapdragon 778G+. Bei PCmark Work 3.0 und 3DMark Wild Life Extreme erreicht das neue Modell so 7300 und 1150 Punkte, was guten Mittelklassewerten entspricht.
Das bestätigt sich auch im Alltag. Beim Öffnen von Apps, Navigation in Menüs und selbst bei vielen offenen Tabs im Browser haben Nutzer kaum das Verlangen nach mehr Leistung, woran auch die mit 8/128 GB oder erst recht 12/256 GB Speicher einen guten Anteil haben dürften. Ein kleines Highlight sind die bereits erwähnten Glyphen auf der Rückseite, bei denen es sich um drei weiße LED-Bänder handelt, die der Nutzer in einigen Belangen individualisieren darf. So darf er etwa bestimmte Blinkmuster bei Anrufen besonderen Kontakten zuweisen, sich per abnehmendem LED-Band einen ablaufenden Timer darstellen oder bei bestimmten Nachrichteneingängen einen Teil der Glyphen aufleuchten lassen. Das bietet außer Nothing (fast) kein anderer Hersteller. Nur Unihertz hat sich mit dem Luna (Testbericht) in einen ähnlichen Bereich vorgewagt. Weitere Angaben zur Technik bietet unsere Tabelle.
Hersteller Nothing installiert auf dem Nothing Phone 2a Nothing OS 2.0, dem Android 14 zugrunde liegt. Grundsätzlich hält sich Nothing nah an Vanilla-Android, sofern der Nutzer das bei der Installation des Smartphones so auswählt. Ansonsten wird auf den ersten Blick alles umgedreht. Denn dann überzieht der Hersteller Android mit seinem eigenen Theme, das nicht nur die typische Pixel-Schrift der Nothing-Phones mitbringt, sondern auch eigene Widgets im gleichen Stil sowie eine komplett monochrome Darstellung der UI – auch im App Drawer. Das muss man mögen, ist aber definitiv einzigartig. Bei der Funktionalität gibt es weniger Unterschiede, sie betreffen in erster Linie die Steuerung der Glyphen sowie Anbindungen an Tesla und Apples Airpods. Positiv: Nothing verspricht drei Jahre Android-Updates und vier Jahre Sicherheits-Patches – das ist in der Mittelklasse stark.
Nothing baut in das Phone 2a den bislang stärksten Akku seiner Modelle ein, es gibt stramme 5000 mAh. Mit Blick auf die Konkurrenz ist das aber nichts Außergewöhnliches. Im Alltag gibt es wenig Überraschungen. In PCmark Battery Test erreichte das Phone 2a gute 11 Stunden – das ist nicht außerordentlich viel, aber ein akzeptabler Wert. Kabelloses Laden gibt es nicht, per hinzugekauften Netzteil ist bei 45 Watt Schluss, womit das Smartphone in kaum mehr als einer Stunde wieder voll ist. In der Mittelklasse ist das in Ordnung, wobei uns der Wegfall eines Netzteils im Lieferumfang nicht behagt.
Das Nothing Phone 2 kostet als Version mit 8/128 GB Speicher in der UVP rund 329 Euro. Mittlerweile ist der Preis auf 242 Euro gefallen. Wir raten gleich zur Version mit 12/256 GB für nur noch 249 Euro statt 379 Euro. Es ist in den Farben Schwarz und Weiß erhältlich.
Auch wenn es echte Einzel-Highlights wie das grandiose OLED-Display gibt, so ist doch das stimmige Gesamtpaket zusammen mit dem in Relation günstigen Preis das absolute Highlight des Nothing Phone 2a. Denn das Gerät bietet nirgends echte Schwächen, jedoch überall Stärken, bei denen im Detail nichts unübertroffen ist (kein Wunder, handelt es sich doch „nur“ um ein Mittelklasse-Smartphone), im Zusammenspiel aber prächtig harmoniert. Nur sporadisch werden selbst anspruchsvolle Nutzer noch mehr Leistung vermissen – das macht das Nothing Phone 2a zu einem der besten Smartphones unter 330 Euro.
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