Nubia Z60 Ultra Leading Version
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später dann als leitender Testredakteur insgesamt fast 15 Jahre beim Mobilfunkmagazin areamobile.de. Nach so langer Zeit ist er nun froh, bei Heise Bestenlisten by TechStage zusätzlich auch über Roboter aller Art, eBikes, Balkonkraftwerke mit und ohne Speicher, Lautsprecher, Modellflugzeuge und allerhand andere technische Spielereien schreiben zu können.
Das Nubia Z60 Ultra bietet eine hervorragende Ausstattung wie ein High-End-Smartphone – aber zu einem attraktiven Preis. Wir haben die leicht verbesserte Leading Version ausführlich getestet und verraten, ob es eine echte Alternative zu den etablierten Flaggschiffen von Samsung, Apple und Co. ist.
Früher gehörte Nubia zum chinesischen Hersteller ZTE, heute ist das Unternehmen eigenständig. Bekannt sind beide Marken in Deutschland wenig – zu Unrecht, wie das Nubia Z60 Ultra zeigt. Es ist ein Smartphone, das in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen fällt und kombiniert markantes Design mit leistungsstarker Hardware zu einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit einem Preis von 740 Euro bietet es Features, die man sonst nur in deutlich teureren Geräten findet. Doch funktioniert das auch alles, so wie es soll, oder ist das Nubia Z60 Ultra ein Blender? Unser Test gibt Aufschluss.
Schon beim Auspacken wird klar, dass das Nubia Z60 Ultra kein gewöhnliches Smartphone ist – erst recht nicht in der Leading Version. Mit einem Gewicht von satten 246 Gramm ist es ein echtes Schwergewicht und auch die Abmessungen sind mit 164 × 76,5 × 9 mm alles andere als handlich. Verantwortlich dafür sind vorwiegend das üppige Kamera-Setup auf der Rückseite, der riesige 6000-mAh-Akku und das kantige Design. Der monolithische Aluminiumrahmen gepaart mit schmalen Displayrändern trägt zum hochwertigen Gesamteindruck bei, das Z60 Ultra wirkt wie aus dem Vollen gefräst. Dass das Smartphone komplett nach IP gegen Staub und Wasser geschützt ist, passt da gut.
Trotz der wuchtigen Ausmaße sieht das Z60 Ultra richtig schick aus. Die matte Glasrückseite unseres Testgerätes mit Glitzereffekt ist immun gegen Fingerabdrücke und erinnert an Perlmutt. Das massive, bis zu 14,5 mm tiefe Kameramodul, mit den hochwertig eingefassten Linsen und dem roten Akzent um die Hauptlinse, verleiht dem Gerät einen markanten und technischen Look. Der rote Akzent wiederholt sich auf der rechten Seite in Form des Powerbuttons und rechts neben den Kameralinsen in Form eines roten Aufdrucks – stimmig. Einzig die etwas scharfkantigen Ränder der ab Werk aufgebrachten Display-Schutzfolie passen nicht ganz zum hochwertigen Gesamteindruck. Fans von Schnellzugriffen per Hardware werden sich auf der rechten Seite über einen nach persönlichem Geschmack belegbaren Button freuen.
Zwar sieht man es auf den ersten Blick gar nicht (und das ist ja auch das Ziel), aber wenn man es weiß, ruft die Unter-Display-Kamera (UDC) anerkennendes Stirnrunzeln hervor. Diese sitzt unsichtbar unter dem Screen und erlaubt ein unterbrechungsfreies Seherlebnis, da es keine Notch gibt. Obwohl man über dieses Feature Bescheid weiß, sieht man auch bei genauem Hinsehen davon nichts – beeindruckend, wenn auch nicht neu bei Nubia-Geräten. Die Konkurrenz hat von dieser Technologie nach mäßiger Umsetzung längst wieder Abstand genommen.
Das 6,8 Zoll große AMOLED-Panel des Nubia Z60 Ultra löst mit 2480 × 1116 Pixel auf und wird wie bereits erwähnt nicht von einer Notch unterbrochen. Die Pixeldichte liegt bei 400 PPI, die Bildschärfe ist entsprechend gut. Die maximale Bildwiederholrate liegt bei 120 Hz und bietet im Zusammenspiel mit tollen Kontrasten, Schwarzwert und auf Wunsch intensiven Farben ein tolles Seherlebnis. Außerdem sorgt das für butterweiche Animationen und ein insgesamt sehr flüssiges Nutzererlebnis.
Die Helligkeit des Displays soll laut Hersteller bis zu 1500 Nits betragen, allerdings bezieht sich das wie immer auf zeitlich begrenzte und punktuelle Ausleuchtung bei HDR-Inhalten. In der Praxis konnten wir diesen Wert entsprechend nicht ganz erreichen, die Ablesbarkeit in heller Umgebung war im Test aber dennoch hervorragend. Nubia bietet dem Nutzer zudem viele Einstellungsmöglichkeiten für das Always-on-Display.
Auf der Rückseite des Nubia Z60 Ultra kommt eine Triple-Kamera mit Haupt-, Weitwinkel- und Telekamera zum Einsatz. Hier beschreitet der Hersteller mit ungewöhnlichen Brennweiten einen eigenen Weg: Die Hauptkamera besitzt eine 35-mm-Brennweite, üblich sind eigentlich eher 24 bis 26 mm. Dadurch wirken Fotos natürlicher und weniger verzerrt als bei extrem weitwinkligen Aufnahmen. Details kommen so besser zur Geltung, dafür passt aber auch „weniger“ aufs Bild. Das kann bei Landschafts- und Gebäudeaufnahmen eine Herausforderung darstellen.
Dafür gibt es die Weitwinkellinse, die allerdings mit 18 mm ebenfalls von den sonst eher üblichen 12 bis 16 mm abweicht. Das kommt erneut der Bildqualität zugute, allerdings fällt der Bildausschnitt dadurch etwas kleiner als bei der Konkurrenz aus. Die Telelinse entspricht mit ihrer 3,5-fachen Vergrößerung in etwa 85 mm Brennweite. Auffällig ist die mit f/3.3 Blende vergleichsweise lichtschwache Linse. Hybrid-Zoom ist bis zu 30-fach möglich, dabei lässt die Detaildarstellung aber wie bei allen Smartphones schnell nach. Bis zu einer 6-fachen Vergrößerung sind Qualitätsverluste aber nur bei genauem Hinsehen zu erkennen – zumindest bei guten Lichtverhältnissen.
Die Bildqualität der Kameras ist insgesamt ordentlich. Bei gutem Licht gelingen mit allen drei Linsen detailreiche, farblich natürliche und ansprechende Aufnahmen mit guter Dynamik. Die Hauptkamera schlägt sich dabei am besten, allerdings gibt es immer mal wieder Probleme bei Gegenlicht. Dafür gelingen Nachtaufnahmen mit der Hauptkamera ordentlich, auch wenn man hier nicht ganz auf einem Niveau mit Google und anderen Kameraspezialisten ist. Die Weitwinkel-Cam bleibt wie immer im Dunkeln etwas hinter der Hauptkamera zurück und der Algorithmus zur Nachbearbeitung schärft gerade bei schlechten Lichtverhältnissen teilweise zu stark nach, was Fotos schnell unnatürlich aussehen lässt.
Videos nimmt das Z60 Ultra in bis zu 8K mit 30 FPS auf, in 4K sind sogar bis zu 120 FPS möglich. Dank optischer Bildstabilisierung (OIS) und Autofokus bei allen Sensoren gelingen auch bei Bewegung scharfe, weitgehend wackelfreie Aufnahmen. Der Autofokus reagiert dabei zwar sehr direkt, passt die Schärfe aber sehr sanft und damit langsam an. Das wirkt weniger hektisch als bei der Konkurrenz, dafür bleiben beim Wechsel von Motiven mit starken Unterschieden beim Abstand zur Kamera neu anvisierte Objekte länger unscharf.
Die Unter-Display-Frontkamera macht ausreichende Aufnahmen. Vor allem bei Gegenlicht oder zu wenig Licht werden Selfies schnell matschig, detailarm und voller unschöner Bildartefakte. Auffällig ist die starke und verzögerte Nachbearbeitung: Schaut man direkt nach einem Selfie das Bild an, wird kurz eine unscharfe, verrauschte Version gezeigt, die dann glatt gezogen wird. Ein zu schwacher Chipsatz dürfte daran sicherlich nicht schuld sein. Für Social Media reicht das Endergebnis aber locker.
Auffällig ist die deutlich angepasste Kamera-App. Sie bietet direkt auf dem Hauptbildschirm neben bekannten Einstellungen wie Foto, Pro-Modus und Video auch die Modi Straße und Milchstraßen-Nacht. Der Straßen-Modus stellt per Software weitere Brennweiten zur Verfügung und erlaubt zusätzliche Einstellungen, Milchstraßen-Nacht ermöglicht durch weitere Einstellungsmöglichkeiten wie Dauerbelichtungen erweiterte Nachtfotografie. RAW-Aufnahmen sind natürlich auch möglich. Insgesamt gefällt uns die Kamera des Nubia Z60 Ultra sehr gut, auch wenn sie nicht ganz auf Spitzenniveau liegt. Das dürfte auch der Grund sein, warum vorrangig der Hauptsensor beim „Facelift“ Nubia Z60 Ultra „Leading Version“ verbessert und gegen einen IMX 906 von Sony ausgetauscht wurde. Im gewöhnlichen Z60 Ultra steckt ein IMX800.
Im Nubia Z60 Ultra werkelt der Spitzenchip Snapdragon 8 Gen 3 von Qualcomm. Der High-End-Chipsatz sorgt zusammen mit bis zu 16 GB LPDDR5X-RAM für herausragende Performance. Das Nubia-Smartphone meistert damit selbst anspruchsvolle Aufgaben wie 3D-Gaming oder gar Videobearbeitung mit Leichtigkeit. Ruckler oder Verzögerungen waren im Test nicht festzustellen. Benchmarks belegen diese Alltagserfahrung: 21.000 Punkte bei PCmark Work 3.0 und fast 5400 Punkte bei 3Dmark Wild Life Extreme sind eine Ansage.
Beim internen Speicher setzt Nubia auf den schnellen, aber inzwischen übertroffenen Standard UFS 4.0. In den Speichergrößen 256 GB und 512 GB liefert dieser sehr hohe Lese- und Schreibraten, wodurch Apps schnell starten und Daten flink übertragen werden. In Deutschland ist meist nur die größere Speichervariante erhältlich. Eine Erweiterung per MicroSD-Karte ist nicht möglich, wegen des massenhaften Platzes aber auch nicht nötig.
Gut gefallen haben uns der schnelle und zuverlässige Fingerabdrucksensor sowie die Gesichtserkennung per Frontkamera. Letztere ist zwar nicht ganz so sicher wie eine PIN oder eine 3D-Abtastung, beim Z60 Ultra aber sehr zuverlässig und bequem. Für den guten Ton an Bord des Nubia Z60 Ultra sorgen zwei Lautsprecher. Einer sitzt unten, der andere nutzt den Hörmuschel-Speaker oberhalb des Displays mit. Die maximale Lautstärke ist hoch, mit spürbaren Vibrationen im Gehäuse. Bei maximaler Lautstärke neigen die Höhen zwar etwas zum Übersteuern, wer die Lautstärke jedoch leicht reduziert, wird mit einem angenehm druckvollen, detailreichen Klangbild belohnt. Das Z60 Ultra bietet damit eines der besseren Speaker-Setups im Smartphone-Bereich. Wer lieber per Bluetooth Musik hört, darf sich neben SBC und AAC auch über die HD-Codecs LDAC und aptX Adaptive freuen.
Standards wie NFC, Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.4 sind ebenso an Bord wie ein IR-Blaster zur Steuerung von Unterhaltungselektronik. Verzichten muss man lediglich auf kabelloses Laden und eine eSIM, eine Dual-SIM-Funktion gibt es aber immerhin.
Nubia spendiert dem Z60 Ultra das aktuelle Android 14 samt der eigenen Bedienoberfläche My OS in Version 14. Vorinstalliert waren auf unserem Testgerät alle Google Apps wie Maps oder Gmail sowie wenige sinnvolle Zusatzprogramme wie einen Taschenrechner und eine Datentransfer-App. Erfreulich ist der weitgehende Verzicht auf Bloatware. Sicherheits-Updates sollen laut Nubia 3 Jahre lang bereitgestellt werden, auch Android 15 wurde bereits zugesagt. Damit ist die Update-Situation ausreichend, wenngleich Top-Modelle großer Hersteller mit bis zu sieben Jahren Support deutlich länger versorgt werden.
Die Nutzeroberfläche selbst wirkt angenehm aufgeräumt und übersichtlich. Icons, Schriftarten und Systemfarben lassen sich nach Belieben anpassen, ebenso das Always-On-Display. Die Übersetzung der chinesischen Menüs ins Deutsche ist Nubia größtenteils gut gelungen, nur vereinzelt stolpert man noch über seltsame Begriffe oder holprige Formulierungen.
Satte 6000 mAh bietet der große Akku des Z60 Ultra – daher das recht hohe Gewicht des Smartphones. Bei so viel Leistung hätten wir eigentlich herausragende Ergebnisse im Battery Test von PCmark erwartet, allerdings kommt der Metallbarren hier nur auf recht durchschnittliche 12,5 Stunden. Im tatsächlichen Alltag relativiert sich das etwas ernüchternde Bild aber wieder, hier zeigt sich das Modell bei moderater Nutzung als echtes Zweitages-Smartphone – und das ist selten bei starken Top-Smartphones. Auch bei intensiver Nutzung mit viel Gaming, Fotos und Videos wie im Test muss man sich um eine leere Batterie keine Sorgen machen, abends ist immer noch mehr als genug „Saft“ da.
Ist der große Akku doch mal leer, lässt sich das Z60 Ultra dank Schnellladefunktion mit 80 Watt innerhalb von circa 40 Minuten wieder voll aufladen. Das nötige Netzteil liegt im Lieferumfang bei. Schade ist lediglich, dass kabelloses Laden nicht unterstützt wird.
Das Nubia Z60 Ultra Leading Version war zum Testzeitpunkt für 740 Euro zu bekommen. Die UVP des Herstellers für die Versionen mit 256 GB internem und 8 oder 12 GB Arbeitsspeicher oder 512 GB sowie 1 TB mit je 16 GB liegen zwischen 729 und 979 Euro.
Das Nubia Z60 Ultra ist eine interessante Alternative zu den deutlich teureren Flaggschiffen großer Marken. Mit seinem High-End-SoC, dem großen OLED-Display, üppigem Speicher und der hervorragenden Akkulaufzeit bietet es eine Menge Technik für verhältnismäßig wenig Geld. Dazu kommt ein schickes, wenngleich auch recht sperriges Design.
Die Kameras knipsen ordentliche Bilder und die neuen Brennweiten sorgen für einen etwas anderen Blick – Weitwinkel- und Telelinse können mit den besten Smartphone-Knipsen aber nicht mithalten. Schade, dass kabelloses Laden fehlt und Nubia wenig Konkretes zu den Update-Zeiträumen nennt. Dennoch bekommt man hier ein richtig starkes Smartphone mit herausragender Leistung – und einigen besonderen Features wie der Unter-Display-Kamera zum attraktiven Preis.
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