Die akkubetriebene Überwachungskamera Reolink Argus 3 Ultra bietet zudem ein LED-Spotlight, das für eine farbige Nachtsicht sorgt. Wie gut sie sich in der Praxis bewährt, zeigt der Test.
4K-Überwachungskameras (Bestenliste) mit integriertem LED-Spotlight bieten mehrere Vorteile. Dank der zusätzlichen Beleuchtung können sie auch bei Dunkelheit Videos in Farbe aufzeichnen. Das Bild ist dank der Zusatzbeleuchtung zudem klarer als mit Infrarot-LEDs, die nur Schwarz-Weiß-Aufnahmen bieten. Mit der hohen Auflösung liefern 4K-Varianten zudem bei der digitalen Vergrößerung deutlich bessere Ergebnisse als Full-HD-Modelle. Kein Wunder, so ist die Auflösung mit 8 Megapixel viermal größer als bei Full-HD-Varianten. Überwachungskameras mit integrierter Beleuchtung (Ratgeber) bieten somit ein höheres Sicherheitsniveau als Modelle ohne Zusatzbeleuchtung, und 4K-Varianten sorgen selbst beim Zoom noch für eine detailreiche Darstellung.
Die Reolink Argus 3 Ultra – für 110 Euro aktuell im Angebot – fällt in diese Leistungsklasse. Neben 4K-Auflösung und farbiger Nachtsicht bietet der Nachfolger der Reolink Argus 3 Pro (Testbericht) aber noch mehr. Wie das Vorgängermodell mit 2K-Auflösung ist die Argus 3 Ultra dank Akku und 6-Watt-Solarpanel in puncto Stromversorgung relativ autark. Kontakt zum heimischen Router findet sie über das 2,4-GHz-Band als auch über 5-GHz. Die Dual-Band-Unterstützung ist gerade bei einer 4K-Kamera von Vorteil: Wegen der hohen Auflösung sollte das WLAN zur Übertragung des Livestreams genügend Bandbreite bereitstellen, was mit der Nutzung von 5 GHz gewährleistet ist. Steht die Überwachungskamera hingegen etwas weiter vom Router entfernt, dann hilft das 2,4-GHz-Band mit seiner besseren Reichweite. Nur muss man dann beim Livestream eventuell eine etwas geringere Auflösung einstellen. Dazu später mehr.
Die 335 Gramm schwere Reolink Argus 3 Ultra mit Abmessungen von 127 × 90 × 56 mm ist wetterfest nach Standard IP65 und laut Hersteller im Temperaturbereich zwischen –10 und 55 Grad Celsius einsatzbereit. Wie viele andere Reolink-Kameras ist sie mit einem 6000 mAh (21,6 Wh) starken Akku ausgestattet, dessen Laufzeit sich dem mitgelieferten Solarpanel mit knapp 6 Watt Leistung verlängern lässt. Dieses können Anwender dank des vier Meter langen Verbindungskabels relativ flexibel positionieren. Sollte das nicht ausreichen, gibt es noch eine wetterfeste und 3,8 Meter lange Kabelverlängerung.
Wenn das kleine Photovoltaikpanel genügend Licht zur Stromumwandlung erhält, wird der Akku der Kamera geladen. Der solare Ladevorgang in der App wird mit einem Sonnensymbol neben der Akkuanzeige signalisiert. Während der achttägigen Testdauer hat das Solarpanel den Akku täglich zwischen 3 und 33 Minuten geladen. Die Kapazität sank während dieser Zeit nie unter 95 Prozent. Meistens lag sie bei 100 Prozent. Allerdings war es während der Testphase frostfrei. Ob der Akku auch bei Minustemperaturen geladen wird, können wir daher nicht sagen. In jedem Fall arbeitet das knapp 6 Watt starke Solarpanel erwartungsgemäß besser als das nur 2,2 Watt starke Pendant, das Eufy für die Solocam S340 verbaut hat. Denn im gleichen Zeitraum hat sich deren Akku von 100 auf 70 Prozent entleert, während der Akku in der Argus 3 Ultra vollständig geladen ist.
Wie üblich ist die Akkuleistung – ohne Solarpanel – abhängig von vielen Variablen wie Temperatur und Alarm- und Aufzeichnungshäufigkeit. Reolink gibt eine Laufzeit von ein bis vier Wochen an. Bei kontinuierlicher Nutzung mit aktiviertem Livestream sorgt der Akku für eine Betriebszeit von etwa acht Stunden. Ein USB-Ladegerät gehört nicht zum Lieferumfang.
Der in der Kamera integrierte 1/2.7" große CMOS-Sensor nimmt Videos mit bis zu einer Auflösung von 3840 × 2160 Pixel bei 15 Bildern pro Sekunde und einer voreingestellten Datenrate von auf 3072 kbps auf. Zusätzlich stehen die Werte 1024, 1536, 2048 und 4096 kbps zur Auswahl. Allerdings lässt sich die Datenrate nicht anpassen, wenn gleichzeitig eine Zeitrafferaufnahme aktiv ist (dazu später mehr). Bei voller Auflösung, die in der App mit „Klar“ und als Status mit „High“ bezeichnet wird, nimmt sie Videos im HEVC-Codec (H.265) und darunter mit H.264 auf. Die Bewegungserkennung erfolgt mithilfe eines integrierten PIR-Sensors (Pyroelektrischer Sensor), der einen Erkennungswinkel von 100 Grad bietet und Bewegungen bis zu einer Entfernung von bis zu 10 Meter erfasst. Die Nachtsicht von bis zu 10 Metern erfolgt automatisch oder manuell. Motive können Anwender mit dem integrierten 16-fachen Digital-Zoom vergrößern.
Mit der Integration von Mikrofon und Lautsprecher realisiert Reolink eine Zwei-Wege-Audiofunktion, sodass Anwender sich mit Personen vor der Kamera unterhalten können. Bei Bedarf ertönt bei einer Bewegungserkennung eine Alarmsirene, die über die App aktiviert werden kann und ungebetene Gäste abschrecken soll. Alarmmeldungen kann die Kamera per E-Mail oder Pushnachrichten an den Nutzer übermitteln. Ein Alarm mit einem aufblinkenden Spotlight unterstützt die Argus 3 Ultra hingegen nicht.
Als Speichermedien unterstützt die Überwachungskamera microSD-Karten mit bis zu einer Größe von 128 GByte. Im Test hat sie aber auch mit einer 400 GByte großen Variante von Sandisk problemlos funktioniert. Ist der Speicherplatz der microSD-Karte erschöpft, wird die älteste Aufnahme gelöscht, sodass aktuelle Aufnahmen immer abgespeichert werden.
Zusätzlich zur microSD können Anwender auch eine Speicherung in der Reolink-Cloud nutzen. 30 Tage Cloud-Speicherung mit einer Kapazität von 30 GByte für maximal fünf Kameras bietet das Standard-Abo für monatlich regulär 5,99 Euro. Das Premier-Abo für monatlich 11,89 Euro bietet 80 GByte Kapazität für maximal zehn Kameras. Derzeit gibt es beide Variante vergünstigt für 4,19 respektive 8,29 Euro.
Der Lieferumfang umfasst neben der Kamera eine Sicherheitshalterung zur Montage an einer Wand und einen Standfuß zur Positionierung auf einer ebenen Fläche. Zusätzlich gibt es ein Netzkabel, eine Montageschablone, Schrauben und Dübel zur Befestigung, eine Nadel für das Zurücksetzen der Werkseinstellungen, ein Aufkleber mit Hinweis zur 24-Stunden-Überwachung, sowie eine Kurzanleitung, die ausführliche und relevante Informationen zum Betrieb der Kamera enthält. Ein Montageband für die Kamera, mit der man die Argus 3 Ultra an einen Baum oder Stützpfosten montieren kann, liegt leider nicht bei. Ein solches ist aber im Lieferumfang des Solarpanels enthalten (siehe auch Bildergalerie).
Gut gelöst hat Reolink die Sicherheitshalterung: Sie besteht aus zwei Komponenten, einem fest verschraubbaren Teil sowie einem runden Drehverschluss, der an der Kamera befestigt wird. So lässt sie sich leicht von der Halterung lösen.
Die Inbetriebnahme der Reolink Argus 3 Ultra ist prinzipiell einfach. Man muss eine microSD-Karte einsetzen, in der Reolink-App ein Nutzerkonto anlegen, einen QR-Code auf der Kamera einlesen und das Gerätepasswort vergeben, fertig. Anschließend ist die Kamera einsatzbereit und per Smartphone-App steuerbar (siehe auch Bildergalerie).
Zusätzlich zur App können Anwender die Kamera mit der für macOS und Windows vorliegenden Reolink-Desktop-Anwendung steuern. Hierfür muss man lediglich die UID der Kamera (abrufbar in der App unter Geräteinfos) sowie das Gerätepasswort eingeben. Sollten dabei Probleme auftreten, hilft das ausgezeichnete und deutschsprachige Handbuch.
Mobile App und Desktop-Anwendung bieten nahezu identische Einstellungsmöglichkeiten. Auch lassen sich beide Tools ähnlich bedienen, was eine konsistente Benutzererfahrung garantiert. Das ist nicht selbstverständlich. Oft sehen Kamerahersteller keine Desktop-Anwendung zur Steuerung ihrer Geräte vor oder, wie im Fall von Eufy (Themenschwerpunkt), steht nur eine Web-Anwendung mit reduzierter Funktionalität zur Verfügung, die sich auch in puncto Bedienung von der mobilen Anwendung unterscheidet.
Über das Zahnrad-Symbol können Anwender mit der App oder der Desktop-Anwendung die Reolink Argus 3 Ultra umfangreich justieren. Im Abschnitt Display lässt sich etwa die Position von Kameraname sowie Datum und Zeit im Live-Bild verändern. Die Angaben kann man aber auch wie das Wasserzeichen vollständig ausblenden.
Um die Überwachungskamera datenschutzkonform zu betreiben, wenn sie auf ein fremdes Grundstück oder einen öffentlichen Bereich ausgerichtet ist, können Anwender unter Privatsphärenmaske drei Zonen definieren, in denen keine Aufnahme erfolgt respektive die Aufnahme an diesen Stellen geschwärzt ist.
Die Kamera zeichnet Videos nicht nur bei Bewegung auf. Alternativ können Anwender auch eine Zeitrafferaufnahme konfigurieren, um so etwa den Fortschritt beim Hausbau oder anderer Ereignisse zu dokumentieren. Für die Konfiguration empfiehlt die App je nach Verwendung unterschiedlich lange Intervalle.
Im Abschnitt Alarm-Einstellungen können Anwender die Empfindlichkeit bei der Bewegungserkennung einstellen. Grundsätzlich unterscheidet die Kamera dabei zwischen Menschen, Fahrzeuge und anderer sich bewegenden Objekte. Zudem können Anwender Alarme einschränken, indem sie unter Bewegungszonen Bereiche für Personen, Fahrzeuge und andere Objekte definieren, in denen keine Alarmierung erfolgen soll.
Unter Dimension des Objekts lässt sich außerdem noch ein minimaler und maximaler Größenbereich für ein Objekt festlegen, außerhalb dessen kein Alarm erfolgt. Zur Feinjustierung von Alarmen können Anwender diese auf bestimmte Wochentage und Stunden eingrenzen. Eine jährliche Planung ist allerdings nicht möglich.
Benachrichtigungen zu Alarmen erfolgen per Push in der App und optional über E-Mail. Für letzteren Übertragungsweg können Anwender bis zu drei E-Mail-Adressen konfigurieren, wobei die erste mit Angabe des SMTP-Servers und Ports konfiguriert sein muss. Im Test hat das mit einem Gmail-Konto mit aktivierter Zwei-Faktor-Überprüfung nicht funktioniert. Ohne Zwei-Faktor-Authentifizierung verläuft die E-Mail-Benachrichtigung problemlos. Zusätzlich ertönt bei einer Warnung optional auch eine Sirene. Allerdings könnte sie lauter sein.
Dank 4K-Auflösung liefert die Reolink Argus 3 Ultra detailreiche und scharfe Bilder, wobei das diagonale Sichtfeld 125 Grad beträgt (horizontal: 105°, vertikal: 55°). Nachts leuchten die beiden Spotlight-LEDs das Bild bei Bedarf gut aus, sodass auch bei Dunkelheit detailreiche und scharfe Aufnahmen gelingen.
Tagsüber neigt die Kamera bei einem hohen Dynamikumfang dazu, helle Bereiche etwas überzubelichten. Hier wäre ein HDR-Feature sicher sinnvoll, um noch eine etwas bessere Bildqualität zu erreichen. Insgesamt ist die Bildqualität aber gut.
Dank einer hohen Datenrate und Auflösung liefert die Kamera auch beim Zoomen noch eine gute Darstellungsqualität. Der 16-fach-Zoom ist bei höheren Stufen allerdings kaum nützlich, da zu viele Details verloren gehen. Bis zu einer achtfachen Vergrößerung können sich die Ergebnisse allerdings sehen lassen.
Die Reolink Argus 3 Ultra funkt sowohl im 2,4-GHz- als auch im 5-GHz-Band und unterscheidet sich damit positiv von vielen Konkurrenten, die oft nur im 2.4-GHz-Band funken. Im Test war die WLAN-Verbindung in beiden Funkbändern stabil. Allerdings können ein paar Sekunden vergehen, bis der Livestream in der App dargestellt wird. Das können etwa die Eufy-Modelle besser.
Die Reolink Argus 3 Ultra arbeitet auch in Verbindung mit den Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa, inklusive der Ausgabe des Livestreams auf ein smartes Display (Ratgeber) wie Nest Hub oder Echo Show. Anders als bei mit fest ans Stromnetz verbundenen Reolink-Kameras unterstützt die Argus 3 Ultra nicht den Onvif-Standard (Ratgeber). Dadurch lässt sich die Überwachungskamera nicht mit Dritthersteller-Lösungen wie Synology Surveillance Station (Testbericht) betreiben und auch nicht in Smart-Home-Zentralen einbinden. Auch zu Smart-Home-Diensten wie IFTTT ist die Reolink inkompatibel. Damit teilt die Reolink Argus 3 Ultra das Schicksal aller anderen per Akku betriebenen Überwachungskameras. Der Grund dafür liegt in dem fehlenden Support durch Dritthersteller-Software für den Batteriebetrieb, teilt Reolink in seinem Support-Forum mit.
Hinweis 31.1.2025: Mit dem 93 Euro teuren Reolink Home Hub gibt es inzwischen aber eine Möglichkeit, batteriebetriebene Reolink-Überwachungskameras in Smart-Home-Systeme (Bestenliste) wie Home Assistant einzubinden.
Die Reolink Argus 3 Ultra ist inklusive Solarpanel regulär für 130 Euro erhältlich. Aktuell ist die 4K-Überwachungskamera für 120 Euro erhältlich. Und für aktuell 234 Euro erhält man die Argus 3 Ultra im 2er-Set inklusive Reolink Home Hub.
Reolink bietet mit der Argus 3 Ultra eine Spotlight-Überwachungskamera mit farbiger Nachtsicht, die dank Dual-WLAN und Akku relativ flexibel positioniert werden kann. Praktisch ist auch das Solarpanel, das während der Testphase den Akku der Argus 3 Ultra zuverlässig geladen hat. Die Aufnahmequalität ist gut, aber nicht perfekt. Dafür fehlen der Kamera HDR-Funktionen wie sie etwa die Annke NCD800 (Testbericht) bietet.
Die Zustellung von Benachrichtigungen funktioniert zeitnah und zuverlässig. Fehlalarme sind dank umfangreicher Einstellmöglichkeiten und der Fähigkeit der Kamera, zwischen Personen, Fahrzeugen, Haustieren und anderen Objekten zu unterscheiden, nahezu ausgeschlossen. Zudem lässt sich die Argus 3 Ultra nicht nur über eine Smartphone-App steuern, sondern auch bequem über den Desktop. Und mit einer Zeitraffer-Funktion bietet sie ein Feature, mit dem nicht viele Überwachungskameras aufwarten können.
Wer auf der Suche nach einer batteriebetriebenen 4K-Überwachungskamera ist, erhält mit der Reolink Argus 3 Ultra ein sehr leistungsfähiges Modell.
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