Stefan schrieb bereits während des Studiums Spieletests für ein Printmagazin im Ruhrgebiet. Durch einen glücklichen Zufall landete er in Berlin und arbeitete fast 15 Jahre bei Areamobile, zuletzt als leitender Testredakteur. Für Heise Bestenlisten testet er Smartphones, Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge und andere Technik-Gadgets.
Saugroboter mit Laserturm navigieren hervorragend, sind aber recht hoch. Für die Arbeit unter besonders niedrigen Möbeln hat Roborock nun den Qrevo Slim ins Rennen geschickt. Wir testen, wie gut er auch ohne Laserturm im Alltag abschneidet.
Der Roborock Qrevo Slim ist ein Saugroboter, der mit seiner flachen Bauweise und innovativen Technologien beeindrucken will. So entfällt der "Laserturm" (eigentlich arbeitet darin Lidar - Light Detection and Ranging) und dank ToF-Sensoren (Time of Flight) will der Roboter ein vergleichbares Ergebnis in punkto Genauigkeit und Situationsbewusstsein erreichen. Davon abgesehen setzt der Qrevo Slim größtenteils auf die Technik des sehr ähnlichen Qrevo Master, der ähnlich hoch bepreist ist, inzwischen aber schon für rund 900 Euro zu haben ist.
Wir haben im Test überprüft, wie gut die flache Flunder im Alltag ist und ob er vielleicht sogar ein Kandidat für unsere Top 10: Der beste Saugroboter mit Reinigungsstation ist.
Der Roborock Qrevo Slim wurde erst auf der IFA 2024 vorgestellt und ist jetzt erhältlich. Er kostete zum Testzeitpunkt 1299 Euro.
Das Hauptmerkmal des Roborock Qrevo Slim ist seine niedrige Bauform, die durch den Wegfall des "Laserturms" oben auf dem Gehäuse erreicht wird. Schon beim Auspacken des Roborock Qrevo Slim fällt die kompakte und flache Bauweise auf. Mit nur 8,2 cm Höhe passt der Roboter mühelos unter die meisten Möbelstücke – auch unter die, an denen Laser-navigierte Modelle gerade so hängen bleiben. Die sind meist etwa 10 cm hoch, der Unterschied ist also deutlich. So flach sind sonst nur Modelle, die ausschließlich per Kamera navigieren, und davon gibt es aufgrund der ungenaueren und lichtabhängigen Navigation immer weniger.
Beim Design macht der Hersteller ebenfalls alles richtig. Die drei Bedienknöpfe, die die meisten Saugroboter auf der Oberseite haben, sind beim Qrevo Slim in einem runden Element installiert – eine Reminiszenz an den sonst dort installierten Lidar-Turm. Dahinter erstreckt sich eine Öffnung im magnetisch gehaltenen und komplett abnehmbaren Deckel, sodass sich dort eine ovale Vertiefung ergibt. Darin integriert Roborock einen LED-Streifen, der im Betrieb weiß leuchtet.
Beim Material gibt es keine Überraschungen. Die abnehmbare Oberseite weist ein feines Punktraster auf, wohl eine Anspielung auf die Navigationsart, auf die wir später noch einmal genauer eingehen. Das Raster sieht man aber nur aus nächster Nähe. Der Rest ist schwarz. Vorn gibt es Kameras, eine LED für bessere Sicht bei Dunkelheit sowie den Haupt-ToF-Sensor. Ein weiterer befindet sich hinten links und unten gibt es neben den typischen Absturzsensoren einen weiteren. Hier sieht man auch die gegenläufig drehenden Gummiwalzen, die auch Qrevo Master und S8 MaxV Ultra (Testbericht) aufweisen. Zudem sieht man hier die ausfahrbare Seitenbürste sowie den ausfahrbaren rechten Wischmopp.
In puncto Bedienkomfort glänzt der Roborock Qrevo Slim – so wie alle Roborock-Modelle ab der Mittelklasse. Die Verbindungsaufnahme mit der App klappt innerhalb weniger Sekunden, anschließend wird das Smartphone zur Steuerzentrale für den Qrevo Slim. Einzustellen gibt es hier enorm viel. Das betrifft die Häufigkeit der Absaugung, die Art, Temperatur und Häufigkeit der Wischmopp-Reinigung, Anpassung der Saugstärke, Reinigungszeitpläne, die Festlegung von No-Go-Zonen und vieles mehr. Die Benutzeroberfläche der App ist dabei übersichtlich und funktional. Besser geht es derzeit nicht.
Die Navigation des Qrevo Slim basiert auf der sogenannten Starsight-3D-ToF-Technologie. Sie kombiniert Lidar mit namensgebenden QVGA-ToF-Sensoren, die permanent 21.600 Sensorpunkte ausstrahlen und abtasten. Zusammen mit der RGB-Frontkamera erkennt das Modell derzeit 73 Arten von Objekten, wobei die Erkennung auf Objekte größer als 3 x 3 cm begrenzt ist, aber auch auf andersförmige Gegenstände wie Kabel. Damit soll der Roboter eine um den Faktor 3 verbesserte Objekterkennung im Vergleich zum Roborock S8 Pro Ultra verfügen.
Die Technologie ermöglicht eine präzise Kartierung der Umgebung und eine zuverlässige Hinderniserkennung. Dabei nimmt der Roboter seine Umgebung dreidimensional wahr. Tatsächlich navigiert er souverän durch Räume und umgeht Hindernisse wie Möbel, Spielzeug und Haustiere. Die ständigen Drehungen von Geräten, die nur per Kamera navigieren oder starr nach vorn gerichtete Lidar-Systeme verwenden, gibt es beim Qrevo Slim nicht. Auffällig war bei uns im Test allerdings, dass der Roboter bei einem sehr großen Raum nicht wie alle anderen Modelle der Qrevo-Serie erst den Rand des Zimmers abfuhr und danach den Innenraum. Stattdessen nahm sich unser Testgerät immer nur rund 7 bis 10 m² große Abschnitte eines Raumes vor und reinigte diese Stück für Stück. Entsprechend stieg so auch die Anzahl an Moppwäschen, die eigentlich auf 1x pro Raum eingestellt waren.
Ebenfalls seltsam: Der Qrevo Slim wischte teilweise einzelne Bereiche mehrfach. Einmal davon markierte er einen angeblich besonders schmutzigen Bereich des Laminats auf der Karte, stellte den Saugmotor ab und wischte auf rund 1 m² gezielt erneut. Zwar handelte es sich dabei um eine Falscherkennung des Holzdekors, immerhin konnten wir so aber erkennen, was er dort tat und warum.
In einem anderen Fall wurde ein guter Teil des bereits gesaugten und gewischten großen Raumes erneut mit abgestelltem Saugmotor gewischt. Hierfür gab der Roboter keinen Grund an – das ist zumindest unglücklich, da der Nutzer so nicht versteht, warum der Roboter das macht. Da dieses Verhalten bei der ersten Reinigung nach einer Renovierung des besagten Zimmers auftrat, dürfte das Verhalten allerdings schlicht daran liegen, dass in der App alle Features wie "Tiefenreinigung bei starker Verschmutzung" aktiviert waren. Dementsprechend könnte sein Verhalten in der besagten Situation also absolut richtig gewesen sein. Die Kritik an der mangelnden Erklärung seines Verhaltens bleibt aber bestehen.
Die Lautstärke des Qrevo Slim ist im normalen Betrieb angenehm niedrig und übersteigt selten 60 Dezibel, was ungefähr einem normalen Gespräch entspricht. Im Nebenzimmer ist davon nur noch wenig zu hören. Beim reinen Wischen ist er sogar im gleichen Zimmer kaum wahrzunehmen. Erst auf den höheren Saugstufen wird er etwas lauter, was etwa auch Teppichboden und aktiviertem Teppich-Boost passiert.
Der Roborock Qrevo Slim hat im Test mit guter Reinigungsleistung überzeugt. Er erreicht maximal 11.000 Pa, das sind 1000 Pa mehr als beim in weiten Teilen baugleichen Qrevo Master. Er entfernt zuverlässig Krümel, Haare und hartnäckige Verschmutzungen von Hartböden und meist auch Teppichen, bleibt aber hinter der Reinigungsleistung anderer Modelle in diesem Preissegment leicht zurück. Lediglich auf sehr dicken Teppichen zeigt der Roboter die typischen Schwächen von Saugrobotern und kann stecken bleiben, das machen auch andere Saug- und Wischroboter nicht besser. Auf längeren Teppichen reicht zudem die Anhebung der Wischpads um rund 10 mm nicht mehr aus, sodass sie leicht feucht werden können.
Haare werden dabei von einem verdeckten Abstreifer von den Rollen entfernt und aufgesaugt. Das funktioniert recht passabel. Die Flexiarm-Seitenbürste sorgt dafür, dass auch Ecken und Kanten gründlich gereinigt werden.
Nach getaner Arbeit sorgt die Reinigungsstation dafür, dass der Nutzer auch dann keine Arbeit mit dem Qrevo Slim hat. Die Entleerung des Staubbehälters ist einfach und schnell erledigt. Dabei wird es zwar vorübergehend laut wie ein Akkusauger, doch das ist schnell vorbei. Nach dem Auswaschen der Mopps mit bis zu 60 Grad heißem Wasser werden die Wischpads mit warmer Luft aktiv getrocknet. Das verhindert effektiv die Bildung von Bakterien und damit Gerüchen.
Mit einer Akkulaufzeit von bis zu 150 Minuten und einer Ladezeit von nur 3 Stunden zeigt sich der Roborock Qrevo Slim auch für größere Wohnungen geeignet. Er lädt bei Bedarf automatisch wieder auf, um die Reinigung fortzusetzen. Im Vergleich zu den üblichen Laufzeiten von Saugrobotern schneidet der Qrevo Slim gut ab.
Der Roborock Qrevo Slim wurde erst auf der IFA 2024 vorgestellt und ist jetzt erhältlich. Er kostete zum Testzeitpunkt 1299 Euro – das entspricht der UVP des Herstellers.
Der Roborock Qrevo Slim überzeugt vor allem durch seine kompakte Bauweise, die es ihm erlaubt, unter viele Möbel zu fahren, die andere Roboter nicht mehr unterfahren können. Dabei saugt er ordentlich, auch wenn es hier bessere Modelle gibt. Noch besser gefallen hat uns die Wischleistung. Allen Roborock-Modellen (und damit auch dem Qrevo Slim) gemein ist die umfangreiche und benutzerfreundliche Bedienung über die App. Ein weiterer Pluspunkt ist die ordentliche Hinderniserkennung, auch wenn wir eine verdreifachte Erkennung – wie von Roborock suggeriert – nicht bestätigen können. Überzeugend zeigte sich im Test zudem die Reinigungsstation, die nicht nur die Mopps heiß auswäscht und später heiß trocknet, sondern sich auch selbst recht ordentlich säubert.
Insgesamt ist der Qrevo Slim dank seiner flachen Bauform ein spannendes Gerät, allerdings auch nicht gerade günstig. Wer auf wenig Bauhöhe nicht angewiesen ist, ist mit günstigeren Modellen wie Qrevo MaxV (Testbericht), Qrevo Plus (Testbericht) oder Qrevo S (Testbericht) genauso gut bedient.
Die besten Saugroboter zeigen wir in unserer Top 10: Der beste Saugroboter mit Reinigungsstation.
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