Mit der Sunbooster können Balkonkraftwerk-Nutzer tagsüber Sonnenstrom speichern und diesen nach Sonnenuntergang ins Stromnetz einspeisen. Wie das funktioniert, haben wir überprüft.
Update 14.6.24: Inzwischen gibt es zahlreiche baugleiche Modelle der Sunbooster Powerstation Grid. Wir haben etwa ein Modell von Ttwen, das über Banggood vertrieben wird, gerade getestet.
Balkonkraftwerke (Bestenliste) liefern günstig Strom und helfen, die Energiekosten dauerhaft zu senken. Das Hauptproblem der kleinen Anlagen: Der produzierte Strom muss direkt verbraucht werden. Aber gerade tagsüber, wenn der Ertrag am höchsten ist, sind viele nicht zu Hause und können somit den Strom nicht vollständig nutzen. Und so geht der Ertragsüberschuss zur Freude des Stromlieferanten kostenlos ins Netz. Denn der überschüssige Strom eines Balkonkraftwerks wird anders als bei großen PV-Anlagen (Ratgeber) nicht vergütet.
Die Lösung für dieses Problem sind große Akkus, welche als Zwischenspeicher für den Strom vom Balkonkraftwerk dienen. Überschüssige Energie landet dann nicht im öffentlichen Stromnetz, sondern im eigenen Speicher. Von dort wird sie dann bei Bedarf abgerufen – zumindest im Idealfall. Bisher gibt es leider keine einheitlichen Speicherlösungen und so unterscheiden sich die Angebote stark. Die bisher getesteten Balkonkraftwerksspeicher zeigen wir in unserer Bestenliste: Speicher für Balkonkraftwerke.
Die Idee, eine mobile Powerstation (Ratgeber) als Speicher für Balkonkraftwerke einzusetzen, ist naheliegend und nicht neu. So bietet etwa Ecoflow mit dem Wechselrichter Powerstream (Testbericht) eine Möglichkeit, die Powerstations des Herstellers als Balkonkraftwerksspeicher einzubinden. Mit der BP2000 (Testbericht) hat auch Oukitel eine Powerstation im Angebot, die an den Wechselrichter des Balkonkraftwerks angebunden wird und als Zwischenspeicher – ähnlich, wie die Speicherlösung Solix Solarbank von Anker (Testbericht) und Zendure Solarflow (Testbericht) – fungiert. Allerdings sind nicht alle Wechselrichter mit der Oukitel kompatibel und die Leistungsabgabe bleibt auf 240 Watt begrenzt.
All diese Lösungen haben aber noch ein Problem. Im Winter bei tiefen Temperaturen funktionieren die Lösungen nur bedingt. Einige Hersteller bieten Flachbandkabel, sodass der Speicher im Innenraum aufgestellt werden kann. Von Zendure gibt es mit dem neuen Akku AB2000 aus dem Set Solarflow (Testbericht) eine Lösung mit integrierter Heizung, wofür aber Energie benötigt wird.
Mit der Powerstation Grid von Sunbooster gibt es nun aber eine Variante, die das Problem umgeht. Sie ist mit einem Wechselrichter ausgestattet und kann gespeicherte Energie über die normale Schuko-Steckdose ins Stromnetz einspeisen. So kann man tagsüber den vom Balkonkraftwerk erzeugten Strom abspeichern und nach Sonnenuntergang, wenn vom Steckersolargerät kein Strom mehr erzeugt wird, diesen ins Stromnetz einspeichern. Geladen wird die Powerstation entweder an der Steckdose oder über daran angeschlossene Solarpanels. Letzteres ist etwa sinnvoll, wenn man die Sunbooster als herkömmliche Powerstation unterwegs verwendet.
Die Serienproduktion soll im April starten, bevor im Mai die Auslieferung beginnt. Im Vorverkauf kostet die Sunbooster Powerstation Grid mit 2 kWh Speicher und 2200 Watt Leistung inklusive Versand 1083 Euro. Mit dem Rabattcode „TECHSTAGE“ reduziert sich der Preis um 5 Prozent auf 1029 Euro. Wer kein Balkonkraftwerk nutzt, ist womöglich an der Variante mit 420-Watt-Solarmodul interessiert. Die kostet im Vorverkauf 1250 Euro. Mit dem Rabattcode sinkt der Preis auf 1187 Euro.
Wie gut die Lösung in der Praxis funktioniert, haben wir anhand eines Vorserien-Exemplars überprüft.
Im Lieferumfang der Sunbooster Powerstation Grid sind ein Schuko-Anschlusskabel, ein MC4-XT60-Adapter sowie ein MC4-Adapter mit acht Steckern zum Anschluss von bis zu vier Solarpanels und ein spezielles Gleichstrom-auf-MC4-Kabel enthalten.
Das Gehäuse misst 45,2 × 29,7 × 26,4 cm und beherbergt LiFePO4-Batteriezellen mit einer Gesamtkapazität von 2048 Wh. An den Seiten befinden sich zwei Haltegriffe, um die 23 kg schwere Powerstation zu transportieren. Auf Rollen, wie sie die Modelle Zendure Superbase Pro (Testbericht) und Craftfull Powerstation PS3600 (Testbericht) für einen einfacheren Transport bieten, hat Sunbooster bei der Powerstation Grid verzichtet. Auf der linken und rechte Seite gibt es Lüfteröffnungen, um die Abluft aus dem Gehäuse zu transportieren. Eine IP-Zertifizierung bietet das Modell wie alle anderen Powerstations nicht. Das anthrazitfarbene Gehäuse ist gut verarbeitet und hinterlässt einen stabilen Eindruck.
Anschlüsse fürs Laden der Powerstation gibt es an der rechten Seite hinter einer Abdeckung: Dort befindet sich links eine dreipolige Buchse, an der das AC-Ladekabel angeschraubt wird. Diese Steckverbindung könnte auch zur Erweiterung der Batteriekapazität dienen. Über die Anschlussmöglichkeit von weiteren Batterien liegen aber noch keine offiziellen Informationen vor. Der AC-Eingang stellt maximal 1500 Watt Ladeleistung zur Verfügung und dient gleichzeitig auch zur Einspeisung in das Stromnetz (dazu später mehr). Daneben gibt es einen Schutzschalter und auf der rechten Seite eine XT60-Buchse, an die über die mitgelieferten Adapter bis zu vier Solarmodule mit einer maximalen Solarleistung von 1200 Watt angeschlossen werden können (18 - 100V/15A max).
Auf der Vorderseite informiert ein Display über die aktuelle Eingangs-respektive Ausgangsleistung, Restlaufzeit sowie die Batterkapazität in Prozent. Über den Schalter links neben dem Display schaltet man die Powerstation ein. Auf der rechten Seite gibt es einen Schalter zur Aktivierung des WLANs (nur 2,4 GHz) und mit dem darunter kann man zwischen Einspeisung und Aufladung wechseln. Für das Laden von Handy, Notebooks und anderen Geräten stechen zwei USB-A-Buchsen mit Unterstützung von Quickcharge 3.0 sowie zwei USB-C-Anschlüsse mit 100 sowie 27 Watt zur Verfügung. Rechts daneben gibt es drei 230-Volt-Steckdosen, die insgesamt eine kontinuierliche Leistung von 2200 Watt bieten. Über den AC-Steckdosen gibt es noch eine LED-Lichtleiste, die verschiedene Helligkeitsstufen sowie eine SOS-Funktion unterstützt.
Sämtliche Funktionen der Powerstation wie Einspeisung, Aktivierung von AC- und DC-Ausgängen, LED-Leiste können Anwender direkt über die entsprechenden Schalter ein- und ausschalten. Eine App ist zur grundsätzlichen Bedienung also nicht nötig. Das ist vorwiegend dann nützlich, wenn man mit der Powerstation unterwegs ist und weder auf eine Mobilfunk- noch WLAN-Verbindung zurückgreifen kann. Mit der App stehen allerdings noch mehr Möglichkeiten zur Verfügung.
Als Fernbedienung für die Powerstation dient die App Wonderfree, für die eine Registrierung nötig ist. Die Koppelung ist schnell erledigt: Hierzu aktiviert man über den WLAN-Schalter das interne Funkmodul der Powerstation, das neben Wi-Fi auch Bluetooth unterstützt. Bluetooth scheint dabei lediglich für die Koppelung mit dem WLAN an Bord zu sein. Jedenfalls konnte sich die App im Test ohne WLAN- oder Mobilfunkverbindung nicht mit der Powerstation verbinden.
Die Einspeisung ins Stromnetz sowie das Aufladen erfolgt über eine normale Steckdose. Dabei kommt es allerdings zu Wandlungsverlusten. Schließlich wandelt bereits der Wechselrichter des Balkonkraftwerks Gleichstrom in Wechselstrom um. Von der Sunbooster Powerstation Grid wird dieser erneut zur Speicherung in den Batterien umgewandelt und bei der Einspeisung ins Stromnetz erneut.
Da der im Prototyp verbaute Wechselrichter im Stand-by bereits über 40 Watt benötigt, fallen diese entsprechend hoch aus. In der Serienproduktion soll nach Herstellerangaben allerdings ein Modell zum Einsatz kommen, das nur noch 5 Watt benötigt. Außerdem unterscheiden sich die Wandlungsverluste je nach Leistung. Mit maximaler AC-Ladeleistung, die über die App-Einstellung „Schnell“ 1500 Watt realisiert wird, liegt die Effizienz bei etwa 80 Prozent. Lädt man mit der Einstellung „Langsam“ sind es zwischen 84 und 86 Prozent.
In jedem Fall funktioniert die Einspeisefunktion der Sunbooster Powerstation Grid wie beschrieben. Das haben wir nicht nur anhand einer smarten Steckdose mit Verbrauchsmessung (Bestenliste) überprüft, sondern auch mit dem dreiphasigen Stromzähler Shelly Pro 3EM (Ratgeber).
Der Shelly zeigt unter anderem den aktuellen Leistungsbedarf aller elektrischen Verbraucher im Haushalt. Speist ein Balkonkraftwerk Strom ein, reduziert sich dieser Wert um die Höhe der Einspeiseleistung. Liegt die Einspeiseleistung allerdings höher als die Verbraucher benötigen, gelangt der nicht benötigte Strom ohne Vergütung zur Freude des Stromanbieters in seinem Netz.
Mit der Sunbooster Powerstation Grid kann man diese unfreiwilligen Stromgeschenke unterbinden. Allerdings beherrscht die App derzeit nur eine manuelle Einstellung der Einspeiseleistung. Zur Auswahl stehen 200, 400, 600 und 800 Watt. Das Grundrauschen kann aber unter Umständen kleiner ausfallen, sodass man selbst mit der kleinsten Einstellung noch Strom verschenkt.
Laut Sunbooster soll aber bereits im April eine App erscheinen, die mehr Optionen für die Einspeiseleistung ermöglicht. Mittelfristig will der Hersteller auch eine dynamische Anpassung der Einspeiseleistung und Ladeleistung anhand realer Leistungsdaten ermöglichen. Geplant sind außerdem Anbindungsmöglichkeiten an Smart-Home-Zentralen wie Home Assistant. Einen genauen Fahrplan für diese Funktionen gibt es allerdings bisher nicht. Immerhin unterstützt die App Zeitpläne, die das Laden sowie das Einspeisen nach vorgegebenen Zeiten automatisiert.
| Ladeleistung | Langsam (310 Watt) | Normal (525 Watt) | Schnell (1515 Watt) | |
| Lautstärke | sehr leise, kaum zu hören | leise, aber hörbar | sehr laut | |
| Einsepeisleistung | 200 Watt | 400 Watt | 600 Watt | 800 Watt |
| Lautstärke | sehr leise, kaum zu hören | leise, aber hörbar | klar hörbar | laut |
Die Lautstärke spielt bei einer Powerstation eine wichtige Rolle. Vor allem dann, wenn sie wie die Sunbooster Powerstation in der Wohnung betrieben wird. Bei einer Einspeiseleistung von 200 Watt bleibt sie nahezu unhörbar. Erst bei 400 Watt hört man den Lüfter. Mit 600 und 800 Watt ist das Geräusch jedoch nicht mehr wohnzimmertauglich. Das Gleiche gilt beim Laden. Bei niedrigster Stufe ist sie kaum zu hören, während bei 1500 Watt maximaler Ladeleistung die Lüfter bis zu 60 dB laut sind. Insgesamt gehört die Sunbooster Powerstation Grid aber zu den leisesten Powerstations, die wir bislang getestet haben.
Ein weiteres Einsparpotenzial sollte man außerdem durch die Wahl des günstigsten Stromanbieters erschließen. Ende Dezember 2023 ist die Strompreisbremse gefallen. Doch die große Preiserhöhung blieb aus. Stand Januar 2024 gibt es Stromtarife mit einem Arbeitspreis ab 24 Cent. Zum Vergleich: Im November 2023 zahlte man ab 23 Cent – der Preis wurde anhand der Angebote in mehreren deutschen Großstädten recherchiert.
Gleiches gilt für Gastarife. Diese gibt es derzeit ab 7 Cent pro kWh statt zuletzt 20 Cent im Januar 2023. Auch hierfür bieten wir ein entsprechendes Vergleichsangebot im heise Tarifvergleich.
Wer sich nicht selbst um günstige Preise und Anbieterwechsel kümmern will, kann zu Wechselservices wie Remind.me gehen. Der Anbieter bietet kostenlose Wechsel zwischen Strom- und Gasanbietern an. Dabei erhält der Kunde vorab eine Empfehlung und kann sich dann für oder gegen das jeweilige Angebot entscheiden. Vorteil: Remind.me vergleicht über 12.000 Tarife und meldet sich automatisch, wenn man einen Vertrag wechseln kann.
Die Sunbooster Powerstation Grid ist die erste Powerstation mit interner Einspeisefunktion. Damit können Balkonkraftwerk-Nutzer tagsüber nicht benötigten Strom speichern und bedarfsgerecht in den Abendstunden nutzen. Die Einspeisung geschieht äußerst nutzerfreundlich über eine herkömmliche Steckdose. Noch sind die zur Verfügung stehenden Einspeiseleistungen nicht optimal. Doch der Hersteller hat bereits für April eine optimierte App angekündigt. Die Einfachheit der Lösung hat aber auch ihre Nachteile: Schließlich wird der Strom mehrmals umgewandelt, worunter die Effizienz leidet. Andererseits kann man die Sunbooster Powerstation Grid in der warmen Wohnung betreiben, während bisherige Speicherlösungen im Winter unter Kälte und im Sommer unter Hitze leiden. Auch das geht zulasten der Effizienz.
Abgesehen von der Einspeiseleistung ist die Sunbooster Powerstation Grid mit 2200 Watt Leistung und 2048 Wh Kapazität sowie USV-Funktion mit einem Einführungspreis von 1029 Euro (Rabattcode „TECHSTAGE“) ein attraktives Angebot.
Alternativ noch der Link zu unserer Top4: Der beste Speicher fürs Balkonkraftwerk und einige günstige Stromtarife:
Hinweis: Da es sich bei der getestete Sunbooster Powerstation Grid um einen Prototyp handelt, haben wir keine Endnote vergeben. Das holen wir mit dem Seriengerät nach.
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