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Test Samsung Galaxy Buds+: Es darf ein bisschen mehr sein

Test Samsung Galaxy Buds+: Es darf ein bisschen mehr sein
VORTEILE
  • Lange Laufzeit
  • Guter Sitz
  • Ordentlicher Klang
NACHTEILE
  • Kein Highres
  • Schwacher Bass

Optisch sind die Galaxy Buds+ kaum von ihren Vorgängern zu unterscheiden. Bei den inneren Werten hat Samsung eine Schippe draufgelegt. Techstage testet, ob das auch für den Klang gilt.

Die ersten Galaxy Buds (Testbericht) hatten bei uns gut abgeschnitten. Nun hat Samsung den True Wireless Kopfhörern ein Update spendiert. Äußerlich ist davon auf den ersten Blick nicht viel zu erkennen, auf der Verpackung weist lediglich das Pluszeichen hinterm Namen darauf hin. Wir testen die True-Wireless-Kopfhörer im Rahmen unserer Themenwelt True Wireless .

Design

Bei der Farbe gibt es die Wahl zwischen weiß, schwarz und blau – inklusive farblich passender Ladebox. Diese wiegt 40 g und lässt sich per USB-C oder kabellos aufladen. Die kleinen Stecker sind mit 6,3 g einen Tick schwerer geworden, davon ist aber im Ohr nichts zu spüren. Die typische Form wirkt mit ihren weichen Schwüngen sehr gefällig. Ganz witzig: Stellt man einen der Buds auf den Rücken, wodurch sich der Hörtrichter leicht schräg nach oben reckt, erinnert die Form – auch dank des Silikonflügels – an eine Ente. Uns gefällt, dass der großflächige Button auf der Rückseite der weißen Buds wirkt, als wäre er aus Perlmutt gefertigt, was dem Kunststoff optisch einen hübschen Effekt gibt. Dennoch ist es fraglich, ob die schneeweiße Farbe eine gute Wahl für ein Gadget ist, welches ins Ohr gesteckt wird. Auch wenn weiß deutlich cleaner wirkt, würden wir eher das schwarze Modell empfehlen. Insgesamt ist der Kunststoff aber perfekt verarbeitet und bietet genügend Grip.

Die Samsung Galaxy Buds+

An der Innenseite und auf dem Silikonring weisen die Buchstaben L und R darauf hin, in welches Ohr die Buds+ zu stecken sind. Auffällig sind dazu die beiden goldbeschichteten Kontakte für die physische Verbindung mit der Ladebox und das nach innen gerichtete Mikrofon. Zwei weitere Mikrofone für die Aufzeichnung von Umgebungsgeräuschen sitzen außen am Gehäuse. Die Kopfhörer sehen gut aus, sind wertig verarbeitet und passen dank verschiedener Silikonaufsätze perfekt. Zudem sind die Buds nach Standard IPX2 vor Spritzwasser geschützt.

Im Lieferumfang befinden sich farblich passende Ohrpolster, Flügelaufsätze in drei verschiedenen Größen und ein USB-C-Kabel.

Handling

Zur erstmaligen Einrichtung wird das Ladeetui geöffnet, wodurch die Ohrhörer automatisch in den Kopplungsmodus wechseln. Nun muss im Smartphone die Verbindung hergestellt werden.

Samsung legt mehrere Silikonstöpsel bei, so kann man die Buds+ auf die eigenen Ohren anpassen.

Wie schon beim Vorgänger dient die kleine Touchfläche an der Rückseite zur Steuerung wichtiger Funktionen wie Start, Stopp, Titelsprung oder der Annahme eines Anrufs. Auch der Sprachassistent kann darüber aufgerufen werden. Neu ist die Möglichkeit, per Fingertipp „Ambient Sound“ zu starten, um Umgebungsgeräusche besser wahrnehmen zu können.

So schön die Vielzahl an Funktionen ist, so komplex wird es, diese zu bedienen. Ein-, zwei- oder dreimal tippen, länger halten, links und rechts – schnell wird versehentlich die Lautstärke verändert, statt zum nächsten Titel zu springen. Immerhin lassen sich einige Funktionen per App frei zuordnen. In der App kann auch die Stärke des „Ambient Sound“ festgelegt werden, auch ein Equalizer mit voreingestellten Modi lässt sich hierüber nutzen. Uns gefällt, dass Samsung diese App auch für iOS-Geräte zur Verfügung stellt, so können auch Besitzer eines Apple-Gerätes Einstellungen ändern oder die Firmware aktualisieren.

Die Sensoren der Buds reagieren gut und schnell: Sobald die Stecker im Ohr sitzen, wird die Verbindung zum Zuspieler automatisch hergestellt. Nimmt man einen der Stecker heraus, stoppt die Musik. Um die Musik fortzusetzen, muss sie am Player erneut gestartet werden.

Das Handling ist insgesamt erfreulich simpel. Es ist klasse, dass nun auch Apple-Nutzer in den Genuss kommen, Funktionen per App frei zu belegen.

Sound

Die Galaxy Buds+ wurden gemeinsam mit dem Kopfhörerspezialisten AKG Acoustics entwickelt, der seit Ende 2016 zu Samsung gehört ist. Das war schon beim Vorgänger eine gute Verbindung. Dennoch wundert es uns, dass Samsung sich beim aktuellen Modell ebenfalls den Highres-Codecs gespart hat, die Buds+ kommen lediglich mit Sound in Standardqualität zurecht. Aber am Ende ist es entscheidend, was ein Hersteller aus dieser vermeintlichen Limitierung herausholt, also hören wir mal rein.

In der App lassen sich wichtig Einstellungen für die Buds+ regeln.

Der erste Track der Test-Playlist stammt von Kiana Ledé. Movin. beginnt ganz charmant mit einem Piano-Sample, dann legt sich die Stimme der Künstlerin darauf, die warmen Basse setzen ein, im Hintergrund ist dezent ein Chor zu hören, der Drum-Computer duff-duff-discht vor sich hin. Ein warmer Sound wird hier reproduziert, Details sind gut herausgearbeitet. Die Bässe sind wohlig-warm, ohne zu sehr zu bollern. Die Höhen sind klar und nuanciert und die Mitten geben dem ganzen gleichzeitig Halt und Raum.

Le peuple en Suisse von Nina Simone stammt vom Re-Release ihres Albums Fodder On My Wings aus dem Jahr 1978. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die alten und sehr intimen Aufnahmen so frisch und knackig klingen wie aktuelle Hochleistungsproduktionen. Dennoch gelingt es den Buds+ recht gut, die Atmosphäre einzufangen. Die Pianoklänge zu Beginn klingen noch etwas dünn, doch wenn Nina Simone ihre einzigartige Stimme auspackt, bekommt man eine vage Vermutung von ihrer großen Anziehungskraft bei ihren Auftritten. Dann kommt der Bass, sehr schön und voll dringt er ins Ohr, hält den Track zusammen und zimmert eine große Bühne für die Jazz-Ikone. Doch nicht alles ist gut: Wenn die Stimme nach den Sternen greift und gleichzeitig die Trompete einsetzt, sind die Höhen ein wenig überfordert.

Also zurück in die Jetztzeit. The Weeknd lässt bei Escape From LA gleich zu Beginn den Bass ein wenig pumpen. Nur kurz, in regelmäßigen Intervallen, aber lang und stark genug, um die Buds+ ein wenig vibrieren zu lassen. Das klingt erst einmal gut, entpuppt sich aber schnell als Budenzauber. Zu dünn, zu luftleer wabert es eher, statt zu wummern. Die modulierte Stimme des kanadischen Sängers hilft nicht dabei, den künstlichen Charakter des Songs aufzulösen. Die Höhen sind ganz gut, die Mitten hinterlassen aber kaum einen bleibenden Eindruck – der Song klingt so, wie zu wässrige Suppe schmeckt.

Tiemo Hauer besingt auf Halb Whisky, halb Mensch schwierige Lebensphasen. Das Ergebnis hört sich aber mehr nach Hoffnung, als nach Melancholie an. Der Track beginnt mit einem gedämpften Basslauf, dann setzen die anderen wohltemperierten Instrumente ein, die rotzige Stimme des Stuttgarters lässt feine Zeilen wie „Schnaps lässt keine Wunden zu, sie werden nur verdeckt“ vom Stapel. Ein Song wie gemacht für enge und verschwitzte Clubkonzerte. Aber die Buds+ sind leider keine Kopfhörer für intime Momente, hier wird Abstand gewahrt. Die Tiefen sind eher belanglos, den Höhen gelingt es nicht ausreichend, den Klang zu strukturieren. Und die Mitten geben dem Stück keinen Halt. Das mag aber auch am Genre liegen.

Also gibt es noch ein bisschen Ragga zum Abschluss. Wer Für Elise von Majan hört, wird schnell zum Kopfnicker. In hoher Geschwindigkeit, mit gutem Timing und schöner Nuancierung, bringt der 20-Jährige seine Zeilen auf die Tonspur. Der Bass nimmt sich anfangs noch sehr zurück, aber von Zeit zu Zeit nimmt er Anlauf, holt aus und will sich zeigen. Doch es gelingt ihm einfach nicht, den Schwung zu nutzen und die nötige Dominanz aufzubauen. Höhen und Mitten sind zwar gefällig, das reicht aber nicht für klangliche Bestnoten.

Wir haben alle Songs so neutral wie möglich abgespielt. Natürlich lässt sich der Sound durch den Equalizer hier und dort individuell optimieren. Aber wir hätten uns hier schon out of the box ein bisschen mehr Liebe zum Detail gewünscht. Der Sound ist nicht schlecht, er kommt uns aber häufig so vor, als wolle er nicht stören. Als Begleiter im Alltag, zum Beispiel bei Spaziergängen im Park, funktioniert das auch sehr gut. In Verbindung mit dem „Ambient Sound“, also der Zuschaltung der Umgebungsgeräusche, ergibt sich dann ein insgesamt stimmiges Bild als musikalischer Wegbegleiter.

Bei Telefonaten machen die Buds+ – auch aufgrund vieler verbauter Mikrofone – einen besseren Job als die Vorgänger. Und als wir die In-Ears für eine Netflix-Session genutzt haben, konnten wir keine Verzögerungen feststellen.

Akku

Laut Samsung halten die Galaxy Buds+ bei mittlerer Lautstärke rund 11 Stunden durch. Ein großartiger Wert – wenn er denn eingehalten wird. Mit unseren Test-Kopfhörern kamen wir auf immer noch gute acht Stunden. Der Akku der Box sorgt nur für einen weiteren Ladevorgang, insgesamt sind also maximal durchschnittliche 22 Stunden drin. Dafür reichen drei Minuten am Ladekabel für eine weitere Stunde Wiedergabezeit.

Die Buds+ in ihrer Ladeschale.

Preis

Die UVP der Samsung Galaxy Buds+ liegt bei 170 Euro. Bei der angebotenen Qualität finden wir den Preis im Vergleich mit der Konkurrenz einen Tick zu hoch. Im Preisvergleich gibt es die In-Ears allerdings zu einem deutlichen günstigeren Preis, was der Leistung mehr entspricht. Samsung legt die Kopfhörer bei zahlreichen Handys als Beilage dazu. Wer also mit einem Galaxy S20 (Ratgeber) , könnte die Buds+ vergleichsweise günstig dazubekommen.

Fazit

Die Galaxy Buds+ von Samsung sind in vielen Details ein gutes Update zum Vorgänger. Am guten Design wurde glücklicherweise nichts verändert. Der starke Akku ist großartig, die iOS-App ist ein netter Bonus und der „Ambient Sound“ ist recht praktisch. Beim Sound hätten wir uns ein Aha-Erlebnis gewünscht, zum Beispiel allein mit der Möglichkeit, Highres-Codecs zu unterstützen. Der Sound entspricht in vielen Punkten dem des Vorgängermodells. Deren Klang war bereits gut, das macht es aber so nicht wirklich nötig, auf den teureren Nachfolger zu setzen. Das Plus im Namen steht hier offenbar vor allem für ein paar zusätzliche Features.

Nach unserer Meinung hat Samsung ganz unnötig die Chance verpasst, einen großen Klang-Eindruck zu hinterlassen. Das ist natürlich Klagen auf recht hohem Niveau, denn gäbe es den Vorgänger nicht, hätten wir die Buds+ wahrscheinlich nicht so kritisch beäugt. So aber können wir den In-Ears nur einen Jedermann-Sound bescheinigen: Er ist gut, kommt ordentlich rüber und tritt niemanden auf die Füße. Da die Buds+ im Wesentlichen den Vorgängern entsprechen, müssten wir ihnen daher auch eine ähnlich gute Note geben.

Allerdings: Wo sie vor einem Jahr beim Sound noch glänzten, sind sie jetzt nur noch Mittelmaß. Der verbesserte Akku und die zusätzlichen Features retten gerade noch die gute Bewertung.

Übrigens: Alle Testtracks sind auf der Spotify-Playlist „In the name of the review “ zu finden.