Im neuesten ANC-Topmodell von Teufel stecken viel Liebe zum Detail und etliche Komfort-Features. Wie sich der Premium-Over-Ear-Kopfhörer schlägt, klären wir im ausführlichen Testbericht.
Wir erinnern uns: Vor rund vier Jahren punktete der Teufel Real Blue NC (Testbericht) bei uns als sehr guter wie auch günstiger Allrounder mit bequemem Sitz und langer Akkulaufzeit. Allerdings zeigte das Modell auch Schwächen – insbesondere beim ANC und der Sound-Performance. Nun gibt es mit dem Teufel Real Blue Pro eine Weiterentwicklung, die souverän in das Premium-Segment vorstoßen will. Ob das dem Over-Ear-Flaggschiff gelingt, klären wir im Test.
Den Teufel Real Blue Pro gibt es zum Release in einer schwarzen und grauen Ausführung. Beide Varianten gefallen uns optisch und bezüglich der Verarbeitungsqualität. Der Bügel ist metallverstärkt, die Touch-Felder an den Ohrmuscheln sind aus gebürstetem Aluminium, geziert vom markanten Teufel-Branding in goldgelb mit starken Eyecatcher-Vibes. Bügel und Ohrmuscheln sind außerdem mit weichem Memory-Schaum gepolstert und mit Kunstleder überzogen. Das Spiel mit den Materialien wie auch den leichten Akzenten ist Teufel gut gelungen. In den Händen und auch aufgesetzt, fühlt sich der Over-Ear-Kopfhörer durch und durch edel an und trägt sich selbst über viele Stunden hinweg angenehm, auch wenn er mit 296 Gramm im Verhältnis etwas schwerer und grundsätzlich auch ein wenig bulliger ausfällt.
Zum Vergleich: Der Bose Quiet Comfort 45 (Testbericht) wiegt lediglich 236 Gramm und fällt eine ganze Ecke kompakter aus. Gleiches zeigt sich auch beim Vergleich der Transport-Cases. Dafür sieht man dem Bose-Kopfhörer allerdings die starke Plastik-Dröhnung schnell an. Teufels Detailspiel beim Real Blue Pro und der Griff zu wertigeren Materialien strahlen so viel mehr Edel-Charme aus.
Neben dem Kopfhörer selbst liegen in der gut verarbeiteten Transporttasche noch ein USB-C-Ladekabel sowie ein 3,5-Millimeter-Audiokabel samt integrierter Fernbedienung bei. Schade: Um eine IP-Zertifizierung hat sich Teufel nicht bemüht. Entsprechend schwer lässt es sich einschätzen, inwieweit der Real Blue Pro vor Staub und Wasser geschützt ist.
Die erste Kopplung mit Smartphone und Begleit-App klappt auf Anhieb. Bei der Bedienung setzt Teufel auf einen Mix aus Touch-Steuerung, die per App noch etwas angepasst werden kann, sowie zusätzliche Tasten zum Ein- und Ausschalten oder fürs Umschalten der ANC-Modi. Highlight ist hier ein kleiner Joystick-Knopf an der rechten Ohrmuschel, über den hauptsächlich die gängige Musiksteuerung abgefertigt werden kann. Über diesen klugen Kniff geht die an sich doch recht komplexe Bedienbarkeit angenehm einfach von der Hand. Für alles andere kommt die Begleit-App zum Einsatz, die sich recht überschaubar aufstellt, aber definitiv auch so einige coole Einstellungsmöglichkeiten bietet.
Neben obligatorischen Funktionen wie ANC-Einstellungen und Equalizer, gibt es in der Teufel-App auch ein paar Besonderheiten zu entdecken: Da wäre eine dynamische Bass-Anpassung, je nach gewählter Lautstärke. Oder die sogenannte ShareMe-Funktion, mit der Musik gleichzeitig auf zwei kompatiblen Kopfhörern abgespielt werden kann. Zu unseren persönlichen Highlights zählt Teufels hauseigenes Raumklang-Erlebnis namens Dynamore, das das Stereoabbild dynamisch erweitert und so eine breitere Soundlandschaft simuliert. Grundsätzlich toll umgesetzt, allerdings nicht bei jedem Song oder auch Genre zu empfehlen. So geht einem etwa der sonst so intime Song "What Was I Made For?" von Billie Eilish mit eingeschaltetem Dynamore-Effekt ein ganzes Stück weit distanzierter durch Mark und Bein als gewohnt. Hier lieber ausschalten!
Dem Trend zur persönlichen Soundoptimierung bei Premium-Kopfhörern schließt sich Teufel über Mimi an, die sich in diesem Gebiet bereits als ziemlich talentierte Spezialisten bewiesen haben. Während einem rund dreiminütigen Hörtest lassen sich beide Ohren individuell analysieren. Das anschließend angepasste Klangprofil macht zumindest in unseren Ohren einen beeindruckenden Unterschied und lässt sich auf Wunsch auch noch nachträglich in der Intensität angleichen.
Auch bei einem genauen Blick auf die technischen Hauptmerkmale ist der Real Blue Pro recht gut aufgestellt: Für den klanglichen Vortrieb sorgen zwei 44 Millimeter große HD-Töner. Kabellos übertragen wird per Bluetooth 5.1 inklusive Multipoint-Unterstützung. An Codecs stehen SBC, AAC sowie Qualcomms aptX und aptX Adaptive zur Verfügung.
Bei der Akkulaufzeit zeigt sich der ohrumschließende Kopfhörer als kleiner Marathonläufer: Teufel selbst gibt bis zu 56 Stunden bei ausgeschalteter Geräuschunterdrückung an. Mit aktivierter ANC-Funktion sollen es etwa 44 Stunden sein. Das sind ziemlich üppige Werte, die sich grob mit unserer Erfahrung decken. Nach einer Woche Alltagseinsatz kam uns zum ersten Mal das Aufladen in den Sinn. Dank Schnelladefunktion ist der Kopfhörer nach nur 15 Minuten wieder für rund sieben Stunden Musikwiedergabe bereit. Auch das ist top!
Teufel steht bei vielen seiner Produkte für ein sehr ausgewogenes, natürliches Klangbild, das in allen gängigen Musikgenres gut funktioniert. Der Teufel Real Blue Pro schlägt ebenfalls in diese Kerbe. Egal, ob Rock, Hip-Hop oder klassische Musik: der Sound ist gut abgemischt und nur vereinzelt wollten wir über den Equalizer oder einem der vielen Klang-Presets nachbessern. Persönlich gefällt uns Teufels zurückhaltende Gangart besser als beispielsweise bei Sony oder JBL, deren Kopfhörer häufig sehr bassdominant agieren – und die man dadurch gefühlt häufiger zügeln muss.
Interessanterweise hat der Real Blue Pro zudem die Eigenart, dass mit der Aktivierung des ANC-Modus auch gleichzeitig ein starker Bass-Boost einhergeht. Diesen Effekt gibt es auch bei vielen anderen ANC-Kopfhörern zu bemerken. Aber so intensiv wie hier haben wir das bisher nicht erlebt. Wer starke Bässe liebt, wird dieses – wohl ungewollte – „Feature“ wahrscheinlich feiern oder sich zumindest in den meisten Fällen nicht daran stören. Einen wirklich negativen Effekt auf den Sound stellen wir im Test auch nur fest, wenn zuvor der Bass über ein Preset oder manuell bereits stark hervorgehoben wurde.
Eine weitere Eigenart, die mit dem Real Blue Pro einhergeht: eine gewisse Anfälligkeit für Schritthall. Im Test liegt dieser beim Gehen so intensiv und störend in den Ohren, dass der Musikgenuss komplett auf der Strecke bleibt. Das erinnert uns stark an den Test des Sennheiser Momentum 4, der genau die gleiche Problematik aufzeigt, stark abhängig von Kopfform, Frisur und Anpressdruck. Von „nicht wahrnehmbar“ bis hin zu „absolut nervtötend“ kann alles möglich sein, so auch beim Teufel Real Blue Pro. Aus diesem Grund raten wir dringend dazu, den Kopfhörer nach Möglichkeit vor dem Kauf auf dieses Störpotential hin zu testen.
Noch ein paar Worte zur Tonqualität beim Telefonieren: Die Verständlichkeit ist okay, Probleme gab es nur in sehr lauter Umgebung.
Leider müssen wir in diesem Punkt feststellen, dass sich Teufel beim Active Noise Cancelling mit Blick auf den eingangs erwähnten Real Blue NC, nicht wirklich weiterentwickelt hat. Nach wie vor ist die Geräuschunterdrückung bestenfalls als mittelmäßig einzustufen. In manchen Szenarien, wie in einem belebten Café, stellen wir – trotz drei gebotenen ANC-Intensitäten – gefühlt gar keinen echten Unterschied fest. So wirklich hörbar abgedämpft werden lediglich sehr tiefe Frequenzen. Stimmen rücken klanglich ein wenig in die Ferne, sind aber weiterhin gut wahrzunehmen. Immerhin kommt dem Real Blue Pro eine richtig gute Grundabschirmung zugute, die Umgebungsgeräusche recht stark abdämpft.
Ein echtes Highlight gibt es in dieser Kategorie zu unserer Überraschung dann allerdings doch zu entdecken: Bis auf Boses In-Ear-Kopfhörer QC Earbuds II (Testbericht) und Apples Airpods Pro 2 (Testbericht) kommt uns kein anderer Kopfhörer in den Sinn, der den Transparenz-Modus so überzeugend natürlich in die Ohren spielen kann wie dieser. Es macht richtig Spaß, mit aktiviertem Aware-Modus durch die Gegend zu laufen und stellenweise sogar zu vergessen, dass man gerade einen Over-Ear-Kopfhörer aufgesetzt hat, der eigentlich auch noch enorm gut abschirmt. Teufel: Chapeau!
Der Teufel Real Blue Pro kostet bei Amazon 270 Euro.
An und für sich ist Teufel das Premium-Upgrade innerhalb der Real-Blue-Serie gelungen. Der Real Blue Pro glänzt detailverliebt, mit guter Verarbeitung und schickem Design. Dazu gesellen sich ein angenehmer Tragekomfort, die lange Akkulaufzeit und zusätzliche Features wie die auf einem Hörtest basierende und beeindruckende Klangoptimierung. Der Sound ist Teufel-typisch ausgewogen und performt schön breit über viele Musik-Genres hinweg. Ein besonderes Highlight ist der fantastisch umgesetzte Aware-Modus.
Weitet sich der Blick allerdings auf die starke und breit aufgestellte ANC-Konkurrenz aus, gerät der Real Blue Pro aufgrund seiner ANC-Schwäche schnell unter Druck. Der Sony WH-1000XM5 (Testbericht) ist beispielsweise eine sehr gute Alternative. Wer jedoch den typischen Teufel-Sound liebt und sich auch mit mäßigem ANC zufriedengibt, kann zugreifen.
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