Lukasz beschäftigt sich seit über 15 Jahren als Redakteur mit Smartphones, Apps, Gadgets und Content-Marketing. Seit 2021 arbeitet er für Heise Medien und ist derzeit leitender Redakteur bei Heise Bestenlisten. Der studierte Historiker aus Tübingen begeistert sich sonst für Fitness, Fußball, Fotografie sowie basslastige Musik.
Das Unihertz Luna ist ein kurioses Handy. Dank transparenter Rückseite und RGB-Licht bietet es Cyberpunk-Flair. Ob es mehr als nur blinken kann, zeigt der Test.
Unihertz ist sonst bekannt für Outdoor-Smartphones (Bestenliste) oder extrem winzige Smartphones (Ratgeber). Mit dem Luna setzt der chinesische Hersteller jetzt eine ganz andere Duftmarke. Das Smartphone erinnert mit einer transparenten Rückseite samt bunter RGB-Beleuchtung stark an das Nothing Phone (Testbericht), ist mit einem Preis von 280 Euro aber deutlich günstiger.
Wir haben das Handy mit viel Bling-Bling getestet und zeigen, ob es mit der Konkurrenz mithalten kann. Weitere Geräte dieser Preisklasse finden sich in der Top 10: Smartphones bis 300 Euro – sechs kommen von Xiaomi.
Das Design des Unihertz Luna ist alles andere als gewöhnlich. Das kantige Mobiltelefon bietet eine transparente Rückseite mit integrierter RGB-Beleuchtung. Die Rückseite unter der transparenten Fläche bekommen Käufer wahlweise in Weiß oder Schwarz. Das Luna erinnert damit optisch stark ans gehypte Nothing Phone (Testbericht) aus dem Vorjahr.
Allerdings leuchten beim Luna die LEDs in sechs verschiedenen Farben (RGB) oder in Weiß. Die Leuchten springen etwa an, wenn ein Anruf oder eine Benachrichtigung eingeht. In den Einstellungen kann man zudem festlegen, ob die Lichter passend zu Musik blinken sollen, auch ein Ambient-Modus steht bereit. Dann blinken die LEDs passend zur Umgebungsbeleuchtung. Auf Wunsch kann man sich auf eine von sechs Farben beschränken oder ein abwechselndes Muster wählen. Die Frontkamera befindet sich im oberen linken Eck in einer dezenten Punch-Hole-Notch.
Optisch ist das Unihertz Luna garantiert ein Hingucker. Allerdings ist das Smartphone ziemlich klobig und dick (Abmessungen: 168 × 76,8 × 10,4 mm). Es wiegt fast 300 g – was wir eher von Outdoor-Handys (Bestenliste) kennen. Damit ist es deutlich schwerer als andere gewöhnliche Smartphones in diesem Größenformat. Das Nothing Phone wiegt rund 100 g weniger. Rund ums Handy verläuft ein verchromter Metallrahmen, der orthogonal mit Rückseite und Display abschließt. Jeweils zwei Antennenfugen sind eingelassen. Die Verarbeitung des kantigen Gehäuses ist hochwertig und solide. Einen verlässlichen Schutz vor Flüssigkeiten oder Stürzen kann man allerdings nicht vom Luna erwarten. Der Hersteller legt immerhin eine transparente Schutzhülle aus Silikon bei. Eine IP-Zertifizierung gibt es nicht.
Wirklich was vom Innenleben gibt die Rückseite nicht preis. Eingekerbte und rundliche Elemente dienen eher der optischen Verzierung. Die LED-Leuchten befinden sich in einem mittig angeordneten Ring rund ums Logo. Darunter und darüber sowie rund um die Triple-Kamera gibt es weitere abgerundete Lichtstreifen. Die Kamera ist in verchromtes Metall eingelassen und ragt links oben etwas hervor. Sie bietet drei gleich große Linsen. Rechts befinden sich der flache Power-Button mit Fingerabdruckscanner sowie die Lautstärkewippe. Links befinden sich zwei weitere programmierbare Tasten. Alle Knöpfe bieten einen soliden Druckpunkt.
Eher konventionell ist die Technologie der Anzeige. Das LCD mit IPS-Panel misst in der Diagonale 6,81 Zoll. Die Bildqualität ist überzeugend. Die Farben sind ausgeprägt, aber noch natürlich, der Blickwinkel äußerst stabil. Dank einer Auflösung von 2400 × 1080 Pixel (Full-HD+) ist das Bild ausreichend scharf, was sich an der Pixeldichte von 386 ppi (Pixel pro Zoll) zeigt.
Die Kontraste sind ebenfalls gut abgestimmt, nur was die Schwarzwerte angeht, kann das LCD technisch bedingt nicht ganz mit den OLEDs anderer Smartphone mithalten. Einziger echter Wermutstropfen ist die wirklich schwache Helligkeit. Das Display schafft in unseren Messungen nie mehr als 460 cd/m². Bei Sonnenschein ist der Bildschirm nur mit Mühe noch zu erkennen. Etwas altbacken erscheint für den Preis die niedrige Bildwiederholfrequenz von 60 Hertz.
Das Unihertz Luna bietet eine interessante und ungewöhnliche Kamerakonfiguration. Die Hauptlinse bietet stolze 108 Megapixel. Dazu kommt eine Infrarot-Kamera mit Nachtsicht mit 20 Megapixel – ein Feature, das wir eher von Outdoor-Handys wie dem AGM H5 Pro (Testbericht) her kennen. Dazu kommt eine dürftige Makrolinse mit 2 Megapixel – die es nicht wirklich benötigt. Für Selfies kommt eine Linse mit üppigen 32 Megapixel zum Einsatz.
Rein von den Zahlen her ist das eine starke Ausstattung. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Die Hauptkamera bietet bei Tageslicht tolle Aufnahmen mit ausreichenden Bilddetails und hoher Bildschärfe. Trotz der 108 Megapixel neigen Aufnahmen mit digitalem Zoom zu Bildrauschen. Farben wirken kräftig, der Dynamikumfang könnte aber ausgeprägter sein, was sich besonders bei schwierigen Lichtverhältnissen mit starkem Wechsel bei der Helligkeit zeigt. Der Autofokus reagiert etwas träge und bei Dunkelheit sind die Aufnahmen weniger zu gebrauchen.
Luft nach oben ist bei der Software, so findet man Einstellungen nicht auf Anhieb. Es gibt etwa keine voreingestellten Modi für den Zoom, man muss per Pinch-to-Zoom das Motiv heranholen, weiß aber nicht sofort, wie stark der Zoom gerade ist. Allzu viel erwarten wir bei einer Makrolinse mit 2 Megapixel nicht, die Aufnahmen gehen aber weitgehend in Ordnung. Wirklich spannend ist der Infrarotmodus für Nachtaufnahmen. Das klappt selbst in einem stockdunklen Keller. Hier benötigt allerdings der Zoom recht lang. Wer damit etwa Tiere bei Nacht einfangen will, steht vor einer Herausforderung.
Selfies sind ausreichend scharf. Einen Porträtmodus konnten wir in der Kamera-App allerdings nicht finden. Wirklich nur mittelmäßig sind die Videoaufnahmen. Hier merkt man dem Handy das Fehlen eines optischen Bildstabilisators an.
Für den digitalen Vortrieb sorgt beim Luna ein Mediatek MT6789 Helio G99. Dieser bietet eine solide und ausreichende Leistung. Zu einer Rakete macht es das Smartphone zwar nicht, das System läuft im Alltag ohne Ruckler oder größere Verzögerungen. Dazu tragen auch die üppigen 8 GByte RAM bei. Beim Benchmark PCmark erreicht das Gerät solide 9200 Punkte. Für Casual Games reicht die Leistung aus, weniger für Titel mit aufwendigen 3D-Grafiken. Bei „Wild Life“ von 3Dmark erreichen wir etwa 1200 Punkte. Zum Vergleich: Gaming-Smartphones erreichen bei dem Test mindestens 6000 Punkte.
Genügend Speicher ist mit 256 GByte vorhanden. Zum Einsatz kommt UFS 2.2, also nicht die allerschnellste Variante. Eine Erweiterung mittels microSD-Karte ist nicht möglich. Typisch für die Preisklasse ist der USB-C-Anschluss. Dieser unterstützt lediglich USB 2.0. Für kabellose Endgeräte steht Bluetooth 5.3 zur Verfügung, durch heimische Netzwerke surft das Handy eher gemächlich mit Wifi 5 – ebenfalls nicht ungewöhnlich in dieser Klasse. Schmerzlich vermissen wir allerdings 5G.
Der Fingerabdrucksensor arbeitet flott und zuverlässig, die zwei programmierbaren Tasten sind gewiss praktisch. Pro Taste können sogar bis zu drei Funktionen zugewiesen werden (für kurzes, langes oder doppeltes Drücken). Für Fans kabelgebundener Kopfhörer haben wir eine gute Nachricht: Eine Klinkenbuchse mit 3,5 mm ist vorhanden. In Verbindung mit einem Kopfhörer-Kabel kann man damit auch das integrierte UKW-Radio verwenden. Auf Wunsch kann man in den Einstellungen festlegen, dass die LEDs auf der Rückseite neben Benachrichtigungen auch bei Musik passend zum Beat flimmern. Über den Mono-Lautsprecher würden wir das aber eher nicht empfehlen, dieser bietet keinen guten Klang.
Als Betriebssystem läuft Android 12. Unihertz hält sich mit größeren Anpassungen zurück, sodass man ein praktisch unverändertes Android vorfindet. Neu sind lediglich die Untermenüs zum Einstellen der LED-Beleuchtung sowie der beiden programmierbaren Tasten. Von Bloatware wird man ebenfalls verschont. Weniger schön: Der Sicherheits-Patch stammt noch aus Dezember 2022. Mit regelmäßigen Updates, wie man sie von Nokia, Samsung und mittlerweile auch Xiaomi gewohnt ist, sollte man bei diesem Modell eher nicht rechnen.
Zum Einsatz kommt ein kräftiger Akku mit 5000 mAh. Dieser bietet genügend Energiereserven, damit das Smartphone bis zu zwei Tage durchhält – je nach Nutzung. Laut Battery Test von PCmark kamen wir auf knapp unter 12 Stunden. Damit liegt das Smartphone im oberen Drittel unserer Tests. Geladen wird das Handy mit 18 Watt, ein Netzteil liegt bei. Um von 20 auf 100 Prozent zu kommen, vergehen etwa 45 Minuten. Kabelloses Laden beherrscht das Luna nicht.
Unihertz verlangt für das Luna derzeit 280 Euro via Amazon. Verfügbar ist das Handy in Weiß oder Schwarz. Geliefert wird aus europäischen Lagerbeständen.
Das Unihertz Luna ist ein wirklich cooles und ungewöhnliches Smartphone. Wer Gefallen an der Optik mit blinkenden RGB-Lichtern hat, bekommt eine deutlich günstigere Alternative zum Nothing Phone (Testbericht). Sehr exotisch ist zudem die Nachtsichtkamera, die man sonst nur bei Outdoor-Smartphones (Bestenliste) wie dem AGM H5 Pro (Testbericht) bekommt.
Abstriche müssen Käufer beim mäßig hellen LCD mit lediglich 60 Hertz machen. Die Kamera liefert tolle Bilder bei Tag, schwächelt aber enorm bei Dunkelheit. Zudem ist das Handy klobig und extrem schwer, obwohl es sonst keine Outdoor-Fähigkeiten bietet. Eine deutlich bessere Ausstattung mit OLED, Qi & Co. in dem Preisbereich bieten das Motorola Edge 30 Neo (Testbericht), Redmi Note 11 Pro+ 5G (Testbericht) oder Samsung Galaxy A34 (Testbericht).
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