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Xiaomi 13 Pro im Test: Das fast beste Smartphone – mit kleinem Haken

Xiaomi 13 Pro
VORTEILE
  • hervorragendes OLED-Display
  • schnell und viel Speicher
  • grandiose Kamera
  • schickes Design
NACHTEILE
  • nur USB 2.0
  • hohe UVP von 1300 Euro

Das neue Xiaomi 13 Pro lockt mit Superlativen wie einem 1-Zoll-Sensor für die Hauptkamera und rasend schnellem Snapdragon 8 Gen 2 – das wirkt sich auf den Preis aus. Ist der gerechtfertigt?

Tarif-Deal: Xiaomi Redmi 13 Pro & Watch 5 mit Blau Allnet L (40 GB) für 1 Euro einmalig & 16,99 Euro monatlich.

Nach dem überragenden Xiaomi Mi 11 Ultra (Testbericht) waren Fans der Marke hierzulande zu Recht etwas enttäuscht. Denn einen echten Nachfolger für das Über-Phone gab es in Deutschland nicht. Stattdessen musste das Xiaomi 12 Pro (Testbericht) als Topmodell ausreichen, das allerdings technisch nicht überall spitze und zudem trotzdem sehr teuer war. Beim Nachfolger Xiaomi 13 Pro bleibt der Hersteller seiner Preispolitik treu und bringt das Gerät mit stolzen 1299 Euro UVP in den Handel – das ist Samsung- und Apple-Niveau. Ob der Anbieter beim neuen Gerät die Lücken im Datenblatt des Vorgängers füllt und sich der Kauf des 13 Pro lohnt, verraten wir im Test.

Design und Verarbeitung

Das Xiaomi 13 Pro wirkt vom ersten Augenblick an sehr edel. Das Display ist wieder an den Seiten abgerundet und verleiht dem Gerät ein hochwertiges Aussehen, zudem sind die Ränder ausreichend schmal und weitgehend symmetrisch. Der Metallrahmen ist hervorragend verarbeitet und bietet einen sanften Übergang zur Rückseite, die wie vorn leicht gerundet ist. Sie besteht nicht wie bei der Konkurrenz aus Glas, sondern Bio-Keramik ähnlich wie beim Mi 11 Ultra – das legen zumindest einige Andeutungen des Herstellers nahe und die beiden Farbgebungen tragen den Titel Ceramic Black und Ceramic White.

Einen Vorteil können wir bei der Materialwahl nicht ausmachen, denn optisch wirkt die glatte, glänzende Oberfläche genau wie Glas, auf der spiegel-ähnlichen Oberfläche sieht man zudem die zwangsläufig im Alltag auftretenden zahlreichen Fingerabdrücke schnell. Gegen Stöße dürfte Keramik auch keine Vorteile bieten, da das Material als hart, aber vergleichsweise brüchig gilt. Eine gewisse Rutschigkeit kann man dem Xiaomi 13 Pro ebenfalls nicht absprechen – gut, dass der Hersteller gleich eine einfache, durchsichtige Schutzhülle mit in den Lieferkarton legt. Zumindest Fingerabdruck-Anfälligkeit und Rutschigkeit entfallen damit, außerdem dürfte das Smartphone besser geschützt sein.

Am hohen Gewicht des Gerätes ändert das hingegen nichts, zumindest nichts zum Positiven. Satte 229 Gramm wiegt es und ist damit ähnlich schwer wie seinerzeit das Ultra-Modell. Eines kann man der Keramik-Rückseite aber nicht absprechen: Stil. Sie ist mit ihren sanften Übergängen zur wuchtig vorstehenden Kameraeinheit in Quadrat-Form und der spiegelnden Oberfläche ziemlich schick und edel, sofern sie frei von Fettfingern gehalten wird. Von der Kameraeinheit selbst kann man das nicht unbedingt behaupten. Sie drängt sich geradezu mit Gewalt ins Sichtfeld des Betrachters und sticht dabei wortwörtlich mehrere Millimeter hervor – so ausschweifend und extrem hat das bislang kaum ein anderes Smartphone gemacht. Immerhin hat Xiaomi dafür eine gute Ausrede: Der Sensor der Hauptkamera ist 1 Zoll groß und entstand zusammen mit Kameraspezialist Leica, wie recht prominent über dem Doppel-LED-Blitz zu lesen ist. Das weckt Erwartungen, stimmt aber auch wieder etwas versöhnlich – so viel Technik benötigt eben Platz.

An der gesamten Verarbeitung gibt es wenig auszusetzen. Die Tasten – Lautstärkewippe und Power-Button rechts – sind optimal eingepasst, weisen jedoch einen etwas zu harten Druckpunkt auf. Der Tastenhub ist hingegen gut. Unregelmäßige Spaltmaße gibt es nicht und alles wirkt solide und haltbar. Lediglich Klopfen auf die Rückseite klingt minimal hohl, das machen andere Geräte besser. Außerdem hört man beim Schütteln des Smartphones leises Rasseln – das dürften die optischen Bildstabilisatoren der Kamera sein und gibt es bei der Konkurrenz auch. Großer Fortschritt: Endlich verpasst Xiaomi seinem Flagship IP68-zertifizierten Staub- und Wasserschutz! Das ist im Jahr 2023 aber auch Standard in der Oberklasse.

Display

Beim Display greift Xiaomi beim 13 Pro auf Altbewährtes zurück, zumindest lesen sich die Eckdaten des Screens wie die des Vorgängers. So kommt erneut ein OLED-Display mit 6,73 Zoll und einer Auflösung von 3200 × 1400 Pixel zum Einsatz, dessen Bildwiederholungsrate frei zwischen 1 und 120 Hz geregelt wird. HDR+ ist ebenfalls dabei, entsprechend kann das Panel bis zu 1,07 Milliarden Farben anzeigen.

Gedreht hat Xiaomi offenbar an der Abstimmung des Screens, denn im Vergleich zum direkten Vorgänger wirkt er nicht mehr nur superscharf, sondern auch natürlicher. Weißabgleich und Farbsättigung sind nun besser und auch bei der Helligkeit hat der Hersteller nachgebessert. Bis zu 1900 Nits sollen bei HDR-Darstellung möglich sein. In der Nachmittagssonne des späten März erreichte er bei uns gemessene 1280 Candela und ist damit schön hell, ohne jedoch ganz an ein Samsung Galaxy S23 Ultra (Testbericht) heranzukommen. Dafür ist man bei der generellen Darstellungsqualität nicht weit davon entfernt oder vielleicht sogar gleichauf. Das trifft auch auf das gute Always-on-Display zu, das viele Einstellungsmöglichkeiten bietet und im Alltag sehr hilfreich ist. Insgesamt ist das ein Display auf Spitzenniveau.

Kamera

Am meisten Neuerung – im Vergleich zum Vorgänger, nicht zum Xiaomi 12 S Ultra – steckt in der Hauptkamera. Xiaomi baut in das 13 Pro einen Sony IMX989 als Sensor mit riesigen 1 Zoll ein. Das sorgt bei „nur“ 50 Megapixel (Samsung geht bei seinem S23 Ultra auf 200 Megapixel, ebenso das Motorola Edge 30 Ultra) für recht große Pixel und somit für theoretisch gute Bildqualität. Auch die Zusammenarbeit mit Leica spricht dafür, schließlich ist der Kameraspezialist schon lange im Geschäft und angesehen. Herausgekommen sind bei der Kooperation ein Linsenaufbau mit acht Glaskörpern, einer Blende von f/1.9 und einem Hyper OIS genannten optischen Bildstabilisator, der dank mehr Bewegungsfreiheit noch besser stabilisieren soll.

Beim ersten Start wird der Nutzer gefragt, ob er lieber im Leica-Authentic oder im Lebendig-Look knipsen möchte. Ersterer setzt mit ausgeglicheneren und warmen Farben eher auf einen typischen Leica-Look. Lebendig sieht je nach Aufnahmen bisweilen beeindruckender aus – abhängig vom Motiv. Tatsächlich ist der Unterschied aber eher dezent und die Looks dürfen auch später noch in der App geändert werden. Ansonsten gibt es in der App nur wenig Leica, lediglich ein paar Filter sind zu finden, die auf das Traditionsunternehmen hindeuten. Und natürlich die Bildqualität.

Xiaomi 13 Pro

Die ist bei der Hauptkamera schlichtweg umwerfend. Zweifelsfrei baut Xiaomi die beste Kamera in das 13 Pro ein, die jemals in einem Smartphone des Unternehmens steckte – besser als beim Mi 11 Ultra (Testbericht) und sogar noch besser als beim in Deutschland nie offiziell verkauften 12 S Ultra mit gleicher Hardware der Hauptkamera. Dort waren die Kontraste nämlich wesentlich stärker ausgeprägt, Aufnahmen wirkten daher unnatürlicher. Bilder des 13 Pro sind knackscharf, bieten selbst bei schwachem Licht wenig Bildrauschen, die Bilddynamik ist hervorragend und die Trennung von Hauptmotiv und Hintergrund lässt manchmal Aufnahmen entstehen, die auf den ersten Blick nicht von Fotos mit einer Spiegelreflexkamera zu unterscheiden sind. Gerade bei Porträts zaubert das 13 Pro ein so sämiges Bokeh, dass es eine wahre Wonne ist. Farben gelingen besser als zuvor, besonders Hauttöne sehen viel natürlicher als bei älteren Xiaomi-Smartphones aus.

Und auch bei schwachem Licht oder gar Nachtaufnahmen macht Xiaomi beim 13 Pro einen großen Sprung nach vorn und positioniert sich auf dem Siegertreppchen für die besten Nachtaufnahmen. Denn auch hier hält sich Bildrauschen in Grenzen und die dargestellten Details sind richtig gut. Bisweilen meint es Xiaomi sogar zu gut und hellt zu stark auf, wodurch Nachtaufnahmen bisweilen gar nicht mehr nach Nachtaufnahmen aussehen. Aber das kommt selten vor.

Damit jedoch noch nicht genug. Denn zur Hauptkamera gesellen sich noch zwei Objektive mit je 50 Megapixel für Weitwinkel und Telezoom. Der Weitwinkel ist schnell abgehandelt. Er knipst bei Tageslicht, aber auch noch nachts ordentliche Bilder, die aber nicht an die Spitzenqualität der Hauptkamera herankommen. Kein Wunder: Der verwendete Sensor JN1 von Samsung ist der kleinste 50-Megapixel-Sensor auf dem Markt, der Sony-Chip der größte. Wirklich sehen kann man das aber erst in der Vollbildbetrachtung auf einem Monitor oder wenn man am Handy stark hineinzoomt.

Die Telekamera bietet bei gutem Licht noch etwas bessere Qualität als der Weitwinkel und zudem den Vorteil, dass sie auch Makro-Aufgaben übernimmt. Dank 3,2-facher Vergrößerung muss der Fotograf entsprechend nicht mehr übermäßig nah an das Motiv heran und kann dann bei Makroaufnahmen nicht mit dem eigenen Körper im Licht stehen oder gar Schatten werfen. Allerdings kommt eine Makrokamera über das Weitwinkelobjektiv noch etwas näher an ein Objekt heran, ist also „mehr Makro“. Auch als Teleobjektiv verrichtet die Linse gute Arbeit, allerdings verliert sie bei zunehmendem Digitalzoom deutlich schneller an Bildschärfe und Details als etwa ein Samsung Galaxy S23 Ultra (Testbericht). Nachts sind Weitwinkel und Teleobjektiv schwächer, machen aber selbst freihändig immer noch erstaunlich scharfe Aufnahmen. Hier dürfte der optische Bildstabilisator positiv zur Geltung kommen. Gut gefällt uns die Abstimmung der Objektive untereinander, bei der Farbausprägung, Helligkeit und Weißabgleich sehr ähnlich sind.

Bei der Frontkamera kann das Xiaomi 13 Pro nicht ganz mit der Spitzenkonkurrenz von Samsung mithalten, hier dürfte es einfach noch etwas knackiger zugehen und die Aufnahmen wärmer sein. Außerdem sind keine 4K-Videos möglich. Anders sieht das bei der Hauptkamera aus, die sogar 8K/24 erlaubt. Wir raten allerdings zu 4K/60, hier stimmt die Bildschärfe auch bei Schwenks und die Bildstabilisierung ist klasse. Im Vergleich zu Samsung hat Xiaomi bei Bewegtbildern deutlich aufgeholt.

Hardware

Antrieb des Xiaomi 13 Pro ist der eingangs erwähnte Snapdragon 8 Gen 2 von Qualcomm und damit der aktuell schnellste Chipsatz. Seine acht Kerne takten bis zu 3,2 GHz und werden von einer Adreno-740-GPU sowie satten 12 GByte RAM unterstützt. Hinzu kommen 256 GByte UFS-4.0-Speicher, der schnell, leider aber nicht erweiterbar ist – bei der Größe sollte das die meisten Nutzer nicht weiter stören. Mit dieser Kombi erreicht das Spitzen-Smartphone stolze 14.900 Punkte bei PCmark Work 3.0 und 3000 Punkte bei Wild Life Extreme von 3Dmark. Das ist spitze und im Alltag bestätigt sich dieser umwerfende Eindruck. Im Test können wir ruhigen Gewissens davon sprechen, nicht ein einziges Mal Ruckler oder Hakler bemerkt zu haben, so geht Topmodell! Im Alltag konnten wir bestenfalls eine leichte Erwärmung des Gerätes bei Spielen oder anfordernden Programmen ausmachen, in Benchmarks wird das Modell aber spürbar warm. Ein Problem sehen wir hier zwar nicht, aber die Konkurrenz kühlt den Snapdragon-Chip offensichtlich besser.

Technisch ist alles an Bord, was man sich von so einem Oberklasse-Smartphone nur wünschen kann. Dazu gehören A-GPS mit Unterstützung von Glonass, Beidou, Galileo und Navic, LTE, 5G, Bluetooth 5.3, Wifi 7 und der typische IR-Port zur Steuerung anderer Geräte, die über eine IR-Fernbedienung verfügen. Und USB-C 2.0 - was Xiaomi da geritten hat, können wir nicht ganz nachvollziehen. Wir finden USB 2.0 in Mittelklassegeräten inzwischen schon nervig, aber in einem Smartphone für 1300 Euro ist das einfach nur deplatziert. Das machen Konkurrenten schon seit Jahren besser! Die Stereolautsprecher entwickelt dafür hohe Pegel, klingt bisweilen aber etwas zu spitz, obwohl er gleichzeitig auch vergleichsweise viel Tiefgang bietet. Der optische Fingerabdrucksensor im Display ist gut platziert und funktioniert meist direkt und zuverlässig, kommt aber nicht ganz an Ultraschall-Sensoren der Konkurrenz heran. Alle technischen Features führt unsere Übersichtstabelle auf.

Software

Bei der Software ist das Xiaomi 13 Pro mit Android 13 und Miui 14 aktuell. Nach wie vor ist die Nutzeroberfläche des Anbieters etwas bunter und verschachtelter als Standard-Android, bietet dafür aber auch viele zusätzliche Features. Uns stört allerdings die Menge an Bloatware, die Xiaomi auf dem Smartphone installiert. Allein auf der ersten Seite landen direkt nach Einrichtung des Smartphones mit Mi-Video, Themen, Musik und dem Game-Center gleich vier Zusatz-Apps auf dem Startbildschirm – und das geht tiefer im System munter so weiter. Immerhin hat auch Xiaomi inzwischen erkannt, dass man Käufern so teurer Smartphones mehr als 2 Jahre Updates bieten muss und verspricht mittlerweile drei Android-Versionen und Sicherheits-Updates für 5 Jahre. Das ist nicht ganz auf Samsung- und Google-Niveau, aber nah dran. Der Sicherheits-Patch unseres Testgerätes stammt zum Testzeitpunkt aus dem Februar und ist damit noch aktuell genug.

Akku

Der Akku des Xiaomi 13 Pro ist von 4600 mAh beim Vorgänger auf immerhin 4820 mAh gewachsen. Zusammen mit dem effizienteren Chipsatz sorgt das für Laufzeiten von rund 12,5 Stunden in PCmark Battery Test – das ist ein sehr guter Wert. Damit sollten normale Nutzer problemlos über den ersten und auch zweiten Tag kommen, nur Heavy-User müssen schon in der ersten Nacht wieder laden. Das klappt dann aber ziemlich schnell. Dank 120 Watt wie beim Vorgänger ist der Akku schon wieder nach unter 30 Minuten voll, induktiv dauert das mit maximal 50 Watt doppelt so lang.

Preis

Nur die im Text genannte Speicherversion mit 12/256 GByte und als Farben Weiß und Schwarz bietet Xiaomi Interessenten an. Die UVP liegt bei 1299 Euro.

Fazit

Mit dem Xiaomi 13 Pro beweist der Hersteller endgültig, dass es ganz oben in der Smartphone-Elite angekommen ist. Schickes Design mit IP68, hervorragendes Display, brillante Kamera und Spitzenleistung des Modells müssen sich nicht vor der Konkurrenz verstecken. Hinzu kommen viel Speicher und ein starker Akku sowie endlich ein Update-Versprechen, das Nutzern Sicherheit beim Kauf gibt – was will man mehr? Einige kleine Baustellen gibt es dann aber doch noch, wobei „Baustelle“ eigentlich zu hart ist. Ja, USB 2.0 passt absolut nicht ins Bild des ansonsten tollen Smartphones und auch nicht zum aufgerufenen Preis, aber das ist auch schon der größte Kritikpunkt, mit dem sicherlich viele Nutzer im Alltag kaum Probleme haben werden.

Aber im Detail gibt es auch an anderen Stellen noch Verbesserungspotenzial. So setzt Xiaomi auf zu viel Bloatware, das Gerät ist ziemlich schwer und die Keramik-Rückseite bringt mehr Nach- als Vorteile. Und der Preis erst – gab es früher bei Xiaomi viel Technik für wenig Geld, ist es heute viel Technik für sehr viel Geld. Die Zeiten, in denen Xiaomi als Preis-Leistungs-Tipp galt, sind damit endgültig vorbei. Größte Konkurrenz zum Xiaomi 13 Pro sind Modelle wie das Samsung Galaxy S23+ (Testbericht) oder gar S23 Ultra (Testbericht), weitere Modelle werden sicherlich noch in diesem Jahr folgen.