Lukasz beschäftigt sich seit über 15 Jahren als Redakteur mit Smartphones, Apps, Gadgets und Content-Marketing. Seit 2021 arbeitet er für Heise Medien und ist derzeit leitender Redakteur bei Heise Bestenlisten. Der studierte Historiker aus Tübingen begeistert sich sonst für Fitness, Fußball, Fotografie sowie basslastige Musik.
Mit einem guten Gesamtpaket und Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Xiaomi Pad 6 mit 144-Hertz-LCD eine starke Konkurrenz für das iPad oder Tablets von Samsung sowie Lenovo. Mehr im Test.
Wer ein leistungsstarkes Tablet für jeden Zweck sucht, kommt am iPad von Apple nicht vorbei? Das stimmt nicht ganz, auch wenn der Scheibencomputer mit dem Apfel in vielen Bereichen weiter unerreicht ist und zu den erfolgreichsten Produkten dieser Kategorie gehört, gibt es immer mehr preiswerte Alternativen mit Android.
Eine der positivsten Überraschungen unserer Tests im vergangenen Jahr war zweifelsohne das Xiaomi Pad 5. Für einen Preis deutlich unter 400 Euro bot das Gerät eine für ein Android-Tablet mehr als ordentliche Leistung und übertrumpft das iPad auch in einigen Bereichen, etwa dem LCD mit 120 Hertz.
Jetzt hat Xiaomi mit dem Pad 6 einen Nachfolger auf den Markt gebracht. Die Messlatte ist verdammt hoch. Für große Aufmerksamkeit sorgt erneut das Display, das jetzt mit bis zu 144 Hertz flimmert. Der Antrieb ist mit dem Snapdragon 870 zwar mittlerweile fast vier Jahre alt, aber noch immer ein performanter Chip. Wie gut sich das Tablet in der Praxis schlägt, zeigt unser Test.
Das Pad 6 ähnelt mit dem kantigen Design stark dem Vorgänger. Wie üblich standen hier die Geräte mit dem Apfel aus Cupertino Pate beim Design. Die Ränder des Metallgehäuses schließen kantig ab. Die Ecken sind erneut stark abgerundet. Gänzlich anders ist das Design der Kamera, die mit ihrem wuchtigen Design sofort ins Auge springt. Diese ragt deutlich hervor und ist eingebettet in ein Quadrat mit abgerundeten Ecken – wobei eines der Objektive nur ein „Dummy“ ist. Was die Gestaltung angeht, nähert sich das Pad 6 damit dem Xiaomi 13 an.
Die Verarbeitung des dunkelgrauen Gehäuses ist absolut hochwertig. Spaltmaße finden sich keine, die Tasten bieten einen soliden Druckpunkt. Der Power-Button befindet sich auf der kurzen, die Lautstärkewippe auf der langen Seite. Das ist eine kluge Lösung, denn so schaltet man nicht versehentlich das Display aus, wenn man eigentlich nur die Lautstärke anpassen möchte.
Verglichen mit einem iPad ist das Gehäuse deutlich breiter und im Format 16:10 gehalten. Das ist ideal zum Anschauen von Filmen und Serien über Streaming-Dienste, aber weniger praktisch, wenn man das Gerät hochkant zum Lesen halten möchte. Verglichen mit dem Vorgänger ist es minimal geschrumpft (Abmessungen: 254,0 × 165,2 × 6,5 mm). Es ist sogar etwas dünner als das iPad 10. Mit 490 g hat es gegenüber dem Xiaomi Pad 5 etwas abgenommen, liegt aber rund 30 g über dem iPad. Eine IP-Zertifizierung zum Schutz vor Wasser gibt es nicht.
Mit 11 Zoll in der Diagonale ist das Display gleich groß wie beim Vorgänger. Die Auflösung wurde allerdings deutlich erhöht und beträgt jetzt 2800 × 1800 Pixel. Damit bietet es ein messerscharfes Bild bei 309 Pixel pro Zoll (ppi) und übertrifft damit jedes Tablet in seiner Preisklasse. Widevine Level 1 ist vorhanden, was die Wiedergabe bei Netflix & Co. in Full-HD erlaubt.
Zum Einsatz kommt ein IPS-Panel, das eine gute Bildqualität liefert, mit natürlichen Farben und gut abgestimmten Kontrasten. Die Blickwinkel bleiben aus allen Winkeln stabil. Schwächen offenbart es allerdings beim Streaming bei stockdunklen Filmszenen. In Verbindung mit der stark spiegelnden Oberfläche der Anzeige sind viele Details nicht mehr gut zu erkennen. Das ist schade für alle, die gerne mit dem Gerät auf der Couch Serien ansehen. Dieses Phänomen haben wir allerdings nahezu bei allen Tablets mit LCD festgestellt, eine der Schwächen der IPS-Technologie. Eine Alternative wäre das Lenovo Tab P11 Pro Gen 2 mit OLED, das bessere Schwarzwerte liefert.
Eine deutlich bessere Figur macht das Pad 6 bei Spielen. Hier kommen die 144 Hertz als Bildwiederholfrequenz voll zum Tragen, die ein äußerst geschmeidiges Bild liefern. Einen echten Unterschied zu den 120 Hertz des Vorgängers können wir allerdings selbst nicht erkennen. Die Anzeige ist zudem ziemlich hell für ein Tablet, so konnten wir rund 515 cd/m² gemessen, eines der besten Ergebnisse aus unseren Tests. Ähnlich hell wird das Google Pixel Tablet.
Auf den ersten Blick scheinen sich zwei Objektive auf der Rückseite zu befinden – ein Blick ins Datenblatt offenbar jedoch: Es ist ein Fake! Mehr als eine Linse mit 13 Megapixeln und f/2.2-Blende ist hinten nicht verbaut. Anders als bei Smartphones halten wir die Kamera eines Tablets für zu vernachlässigen. Für gelegentliche Schnappschüsse oder zum Abfotografieren eines Dokuments ist die Kamera mehr als ausreichend – allzu viel sollte man davon aber nicht erwarten.
Die Selfie-Kamera vorn im Display-Rand kommt auf 8 Megapixel. Selfies gehen damit gerade noch in Ordnung, Videos sind immerhin in Full-HD möglich.
Als Antrieb setzt das Xiaomi Pad 6 auf einen Snapdragon 870. Zugegeben, der Chip ist mittlerweile vier Jahre alt und etwas in die Jahre gekommen. Aber der Chipsatz gehört zu den Lieblingen unserer Redaktion und kombiniert gute Grafikleistung mit hoher Effizienz. An die Chips im iPad 10, aber auch iPad 9 reicht er zwar nicht heran, unter den Android-Tablets gehört das Pad 6 damit abgesehen vom Samsung Galaxy Tab S8 aktuell noch immer zu den stärksten Geräten. Der Leistungssprung zum Vorgänger Xiaomi Pad 5 fällt aber nur gering aus.
Beim Benchmark Work 3.0 von PCmark erreichten wir etwa 14000 Punkte, was sogar mit dem Galaxy Tab S8 mithalten kann. Bei der Grafikleistung bei „Wild Life“ von 3Dmark sind es starke, wenn auch nicht überragende 4200 Punkte. Das liegt auf Augenhöhe mit dem Lenovo Tab P11 Pro Gen 2. Besser ist hier nur die Galaxy-Tab-S8- und S9-Reihe sowie das iPad. In Kombination mit der hohen Bildwiederholrate macht das aus dem Pad 6 ein richtig gutes Gaming-Tablet.
Weniger beeindruckt sind wir vom Arbeitsspeicher von 6 GB sowie dem internen Speicher von 128 GB. Das bieten auch schon günstigere Geräte wie das Honor Pad 8. Eine größere Variante gibt es nicht, genauso wenig ist die Erweiterung mit microSD-Karten möglich. Das ist schade. Umso erfreulicher ist der Typ-C-Anschluss mit USB 3.2, der bis jetzt nicht selbstverständlich ist bei Tablets. In heimischen Netzwerken ist jetzt auch endlich Wi-Fi 6 verfügbar. Für kabellose Geräte wie Kopfhörer nutzt das Pad 6 Bluetooth 5.2. GPS ist allerdings nicht an Bord, was das Tablet etwa als Navi im Auto wenig brauchbar macht. Eine Version mit LTE oder 5G gibt es nicht.
Richtig gut gefallen uns die Lautsprecher, die einen erstaunlich klaren und kräftigen Klang bieten. Dolby Atmos beherrschen diese ebenfalls, was für einen atemberaubenden, räumlichen Sound sorgt – vorausgesetzt das genutzte Medium unterstützt die Technologie auch.
Schmerzlich vermisst haben wir jedoch einen Fingerabdruckleser. Dieser gehört anders als bei Smartphones bisher nicht zum Standard bei Tablet-PCs, allerdings nervt es, das Gerät per PIN oder Muster zu entsperren. Das ist zwar auch mit Gesichtserkennung möglich, ist aber aufgrund von 2D-Technologie nicht so sicher vor Täuschungsversuchen. Einen Anschluss für kabelgebundene Kopfhörer mit Klinke gibt es nicht. Sehr ärgerlich: Das Pad 6 ist inkompatibel zum Stift des Vorgängers – eigentlich ein No-Go!
Im Hinblick auf Software hat sich Xiaomi deutlich gesteigert im Vergleich zur Vergangenheit. Das Pad 6 kommt mit Android 13 zum Kunden und bietet auch einen aktuellen Sicherheits-Patch. Wir sind guter Dinge, dass Xiaomi hier die Käufer längerfristig mit Updates versorgt. So läuft auf unserem Xiaomi Pad 5 mittlerweile ebenfalls Android 13 inklusive regelmäßiger Sicherheits-Patches.
Die Bedienoberfläche orientiert sich an MIUI 14, wie wir es von den Handys des Herstellers her kennen. Einen App-Drawer gibt es nicht, sämtliche Apps landen auf dem Desktop. Die Menüs in den Einstellungen sind zudem etwas anders angeordnet als bei Vanilla-Android. Mit Bloatware hält sich Xiaomi angenehm zurück.
Die Akkukapazität liegt beim Pad 6 mit 8840 mAh minimal höher als beim Vorgänger. Beim Battery Test springen etwa 9 Stunden heraus. Das ist rund eine Stunde kürzer als beim Pad 5, was möglicherweise auf die erhöhte Bildwiederholrate zurückzuführen ist. Die Laufzeit ist nicht schlecht, aber auch nicht übermäßig hoch.
Die UVP für das Xiaomi Pad 6 beträgt 399 Euro. Mittlerweile bekommt man das Gerät schon ab knapp 300 Euro bei Amazon. Der Speicher beträgt immer 6/128 GB, LTE oder 5G gibt es nicht. Als Farben bietet Xiaomi Gravity Grey (Dunkelgrau), Champagne (Silbergold) und Mist Blue (Hellblau) an.
Das Xiaomi Pad 6 gehört zu den besten Android-Tablets und überzeugt mit einer starken Performance und einem 144-Hertz-LCD sowie einem richtig guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Der technische Sprung zum Vorgänger fällt nicht sehr groß aus, behebt aber etwa Schwächen bei WLAN oder USB. Ein Fingerabdruckleser wäre aber schön gewesen.
Lediglich beim Streaming von Filmen und Serien ist speziell bei dunklen Szenen noch viel Luft nach oben – hier hilft vermutlich nur ein Tablet mit OLED-Bildschirm, wie es etwa das Lenovo Tab P11 Pro Gen2 hat.
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