Reolink Duo 3: Überwachungskamera mit 180°-Sichtfeld und 16 MP
Die Reolink Duo 3 PoE bietet dank zweier 4K-Objektive ein beeindruckend breites Sichtfeld mit einer Auflösung von 7680 × 2160 Pixel. Auch die Bewegungserkennung überzeugt, und eine neue Benachrichtigungsfunktion hat sie auch zu bieten.
Neben Annke mit den Modellen NCD800 (Testbericht) und FCD600 (Testbericht) hat auch Reolink Dual-Objektiv-Kameras im Sortiment. Die Duo-2-Serie (Testbericht) erzeugt mit zwei Linsen ein Bild mit einem Sichtfeld von 180 Grad und einer Auflösung von 4608 × 1728 Pixel. Jetzt präsentiert der renommierte Überwachungskamerahersteller mit der Duo 3 eine Variante, bei der er im Vergleich zur Vorgängerserie die Auflösung mit 7680 × 2160 Pixel auf 16 Megapixel verdoppelt. Damit übernimmt die Duo 3 die Spitze in puncto Auflösung von allen Dual-Objektiv-Kameras.
Zudem bietet die PoE-Überwachungskamera eine neue Benachrichtigungsfunktion, die allerdings nur per E-Mail zur Verfügung steht. Mit der sogenannten Bewegungsspur montiert die Duo 3 die Bewegung einer Person über einen bestimmten Zeitraum zu einem Bild zusammen. Damit spart man sich das Anschauen eines Videos, um die Bewegung einer Person zu verfolgen.
Wie das Vorgängermodell kann die Duo 3 PoE dank acht integrierten LED-Leuchten mit einer maximalen Helligkeit von 560 Lumen auch nachts Videos in Farbe aufnehmen. Leider sind die verbauten Objektive (2,8 mm, F1.6) nicht lichtstark genug, um ohne Beleuchtung nachts farbige Videos aufzunehmen. Wer daran interessiert ist, findet ein geeignetes Modell in unserer Bestenliste Top 10: Die beste Überwachungskamera mit Top-Nachtsicht im Test.
Die knapp 700 Gramm schwere Reolink Duo 3 PoE misst 195 × 103 × 56 mm, ist wetterfest nach Standard IP67 und laut Hersteller im Temperaturbereich zwischen –10 und 55 Grad Celsius einsatzbereit. Mit Strom wird sie per PoE-Kabel versorgt. Dafür wird ein entsprechender Switch oder PoE-Injektor benötigt. Alternative bietet sie auch einen 12-Volt-Anschluss. Ein Netzteil ist allerdings im Lieferumfang nicht enthalten.
Dieser enthält eine Halterung zur Montage an einer Wand oder Decke, inklusive Montageplatte- und schablone, sowie Schrauben, Dübel und Inbusschlüssel zur Befestigung. Mehrere Aufkleber mit Hinweis zur 24-Stunden-Überwachung, eine Kurzanleitung, die ausführliche und relevante Informationen zum Betrieb der Kamera sowie ein kurzes Netzwerkkabel und eine wasserdichte Abdeckung für die Kabelverbindung runden den Lieferumfang ab.
Der in der Kamera integrierten 1/2.7“-CMOS-Sensoren nehmen Videos mit bis zu einer Auflösung von 7680 × 2160 Pixeln bei maximal 20 Bildern pro Sekunde und einer voreingestellten Datenrate von 8192 kbps auf. Alternativ können Anwender die Datenrate in 1024er-Schritten von 3072 bis 10.240 kbps einstellen. Allerdings lässt sich die Datenrate nicht anpassen, wenn gleichzeitig eine Zeitraffer-Aufnahme aktiv ist (dazu später mehr). Bei voller Auflösung, die in der App mit „Klar“ oder mit „High“ bezeichnet wird, erfolgt die Aufnahme von Videos im HEVC-Codec (H.265) und mit der Option „Flüssig“ und einer Auflösung von 1536 × 432 bei 20 fps sowie einer Datenrate von 1024 kbps mit H.264. Die dritte Auflösung mit 2560 × 720 können Anwender lediglich in der Livestream-Ansicht über die Option „Balanciert“ anwählen, aber nicht konfigurieren.
Die farbige Nachtsicht erfolgt automatisch oder durch manuelles Einschalten der LED-Spotlights, was innerhalb der Live-Ansicht bequem möglich ist. Die Infrarot-Nachtsicht reicht 30 Meter weit. Motive können Anwender mit dem integrierten 10-fachen Digital-Zoom vergrößern.
Mit der Integration von Mikrofon und Lautsprecher realisiert Reolink eine Zwei-Wege-Audiofunktion, sodass Anwender sich mit Personen vor der Kamera unterhalten können. Bei Bedarf ertönt bei einer Bewegungserkennung eine Alarmsirene, die über die App aktiviert werden kann und ungebetene Gäste abschrecken soll. Alarmmeldungen kann die Kamera per E-Mail oder Pushnachrichten an den Nutzer übermitteln.
Als Speichermedien unterstützt die Reolink Duo 3 microSD-Karten mit bis zu einer Größe von 256 GB. Im Test hat sie aber auch mit einer 400 GB großen Variante von Sandisk problemlos funktioniert. Ist der Speicherplatz der microSD-Karte erschöpft, wird die älteste Aufnahme gelöscht, sodass aktuelle Aufnahmen immer abgespeichert werden.
Die Speicherung von Videos auf einem NAS oder FTP-Server sowie die Integration in Reolink-NVR-Systeme oder einer Dritthersteller-Lösung wie Synology Surveillance Station (Testbericht) ist ebenfalls möglich (siehe auch Bildergalerie).
Vor der Inbetriebnahme der Reolink Duo 3 PoE setzen wir zunächst eine microSD-Karte ein. Anschließend scannen wir mit der App, die sich auch ohne Konto nutzen lässt, den QR-Code auf der Kamera ein und vergeben ein Gerätepasswort, fertig. Die Inbetriebnahme können Anwender auch mit der Desktop-Anwendung oder einem Browser vornehmen. Sollten dabei Probleme auftreten, hilft das ausgezeichnete und deutschsprachige Handbuch.
Mobile App, Desktop-Anwendung und Browser bieten nahezu dieselben Einstellmöglichkeiten. Auch bieten sie eine einheitliche Bedienung, was eine konsistente Benutzererfahrung garantiert. Das ist nicht selbstverständlich. Oft sehen Kamerahersteller keine Desktop-Anwendung zur Steuerung ihrer Geräte vor oder, wie im Fall von Eufy, steht nur eine Web-Anwendung mit reduzierter Funktionalität zur Verfügung, die sich auch in puncto Bedienung von der mobilen Anwendung unterscheidet.
Über das Zahnrad-Symbol können Anwender die Reolink Duo 2 PoE umfangreich justieren. Im Abschnitt Display lässt sich etwa die Position von Kameraname sowie Datum und Zeit im Live-Bild verändern. Die Angaben kann man aber auch wie das Wasserzeichen vollständig ausblenden.
Um die Überwachungskamera datenschutzkonform zu betreiben, wenn sie auf ein fremdes Grundstück oder einen öffentlichen Bereich ausgerichtet ist, können Anwender unter Privatsphärenmaske drei Zonen definieren, die in den aufgenommenen Videos geschwärzt sind.
Die Kamera zeichnet Videos nicht nur bei Bewegung auf. Alternativ können Anwender auch eine Zeitraffer-Aufnahme konfigurieren, um so etwa den Fortschritt beim Hausbau oder anderer Ereignisse zu dokumentieren. Für die Konfiguration empfiehlt die App je nach Verwendung unterschiedlich lange Intervalle.
Im Abschnitt Alarm-Einstellungen können Anwender die Empfindlichkeit bei der Bewegungserkennung einstellen. Grundsätzlich unterscheidet die Kamera bei der Bewegungserkennung zwischen Menschen, Fahrzeuge und anderer sich bewegenden Objekte. Alarme kann man auch einschränken, indem unter Bewegungszonen Bereiche für Personen, Fahrzeuge und andere Objekte definiert werden, in denen keine Alarmierung erfolgen soll.
Unter Dimension des Objekts lässt sich außerdem noch ein minimaler und maximaler Größenbereich für ein Objekt festlegen, außerhalb dessen kein Alarm erfolgt. Zur Feinjustierung von Alarmen können Anwender diese auf bestimmte Wochentage und Stunden eingrenzen. Eine jährliche Planung ist nicht möglich.
Benachrichtigungen zu Alarmen erfolgen per Push in der App und optional über E-Mail. Für letzteren Übertragungsweg können Anwender bis zu drei E-Mail-Adressen konfigurieren, wobei die erste mit Angabe des SMTP-Servers und Ports konfiguriert sein muss. Im Test hat das mit einem Gmail-Konto mit aktivierter Zwei-Faktor-Überprüfung nicht funktioniert. Ohne Zwei-Faktor-Authentifizierung verläuft die E-Mail-Benachrichtigung problemlos. Zusätzlich ertönt bei einer Warnung optional auch eine Sirene. Allerdings könnte sie etwas lauter sein.
Dank 16-Megapixel-Auflösung liefert die Reolink Duo 3 PoE detailreiche und scharfe Bilder. Nachts leuchten die 560 Lumen starken LEDs das Bild größtenteils gut aus, allerdings erscheint es aufgrund des mit 180 Grad riesigen Sichtfelds in den Randbereichen etwas dunkler. Tagsüber neigt die Kamera bei einem hohen Dynamikumfang dazu, helle Bereiche etwas überzubelichten. Hier wären bildverbessernde Verfahren wie WDR (Wide Dynamic Range), BLC (Gegenlichtkompensation) oder HLC (Highlight Compensation), wie sie etwa die Annke NCD800 bietet, sicher sinnvoll, um noch eine etwas bessere Bildqualität zu erreichen.
Reolink hat eigenen Angaben zufolge die Technik für das Zusammensetzen der einzelnen Bilder verbessert. Dennoch ist das Gesamtbild nicht zu 100 Prozent identisch belichtet. Das kann man an den Testaufnahmen erkennen, wobei die Unterschiede in der Praxis vernachlässigbar sind (siehe auch Bildergalerie).
Ein weiteres Problem beim Zusammensetzen betrifft die Überlappung in der Bildmitte. Standardmäßig ist die Kamera auf einen Objektabstand von acht Metern optimiert. Tritt man zu nah an sie heran, kann es zu Bildfehlern in der Mitte der Aufnahme kommen. Anwender können diesen Wert zwischen 2 und 20 Meter einstellen, um möglichst optimale Ergebnisse für ihren Anwendungsfall zu erhalten. Besser wäre es allerdings, wenn die Kamera mithilfe eines Radarsensors die Entfernung des zu beobachtenden Objekts ermittelt und diese Einstellung automatisch anpasst. Vielleicht setzt das Reolink ja bei der Duo 4 um.
Insgesamt ist die Bildqualität aber gut und vor allem wegen des riesigen Sichtfelds und der 16-Megapixel-Auflösung äußerst beeindruckend. Dank der hohen Datenrate bei der Aufnahme liefert die Kamera auch beim Zoomen noch gute Ergebnisse. Der 10-fach-Digital-Zoom ist aber ab etwa einer fünffachen Vergrößerung kaum noch nützlich, da zu viele Details verloren gehen. Wer an einer Überwachungskamera mit leistungsfähiger Zoom-Optik interessiert ist, sollte sich daher die Reolink RLC-823A 16x (Testbericht) ansehen, die eine 16-fache optische Vergrößerung sowie eine Auflösung von 4K bietet.
Beeindruckend leistungsfähig arbeitet die KI bei der Erkennung von Objekten. Etwa 30 Meter entfernt vorbeifahrende Fahrzeuge erkennt die Duo 3 zuverlässig. Wem das zu weit geht, kann eine Alarmverzögerung für Personen, Fahrzeuge und Tiere zwischen 0 und 8 Sekunden einstellen, sodass ein Alarm erst ausgelöst wird, wenn das fragliche Objekt länger als die eingestellte Zeitdauer erkannt wird.
Die Reolink Duo 3 PoE können Anwender auch per Sprache über Google Assistant und Amazon Alexa steuern. In Verbindung mit einem smarten Display (Ratgeber) kann man den Kamera-Livestream auf ein kompatibles Gerät wie Nest Hub oder Echo Show respektive Echo Hub ausgeben. Mit der Unterstützung von Onvif (Open Network Video Interface) können Anwender die Duo 3 auch in kompatible Smart-Home-Zentralen (Bestenliste) wie Home Assistant und Homey Pro einbinden. Unter Home Assistant haben sie zudem die Möglichkeit über das Add-on Frigate eine leistungsfähigen Netzwerkvideorekorder umzusetzen (siehe auch Bildergalerie).
Am Gehäuse hat Reolink im Vergleich zum Vorgänger nichts geändert. Mit ihrer schwarz-weißen und kantigen Optik macht die Reolink Duo 3 PoE nicht nur einen stabilen und wertigen Eindruck, sondern könnte auch als Requisite in einem Star-Wars-Film dienen. Für die Inbetriebnahme ist eine PoE-Verkabelung erforderlich. PoE-Switches mit 4 Ports gibt es bereits für unter 20 Euro.
Regulär kostet die Reolink Duo 3 180 Euro. Aktuell ist sie für 138 Euro im Angebot. Das WiFi-Modell (Testbericht) ohne PoE aber mit Ethernet-Port kostet 152 Euro.
Die Höchstbewertung mit fünf Sternen vergeben wir nicht oft. Doch die Reolink Duo 3 PoE hat sich diese Auszeichnung redlich verdient. Sie bietet mit 16 Megapixel nicht nur die höchste Auflösung aller aktuell erhältlichen Dual-Objektiv-Kameras, sondern liefert mit der E-Mail-Benachrichtigungsfunktion Bewegungsspur ein innovatives Feature. Zudem können Anwender sie dank Onvif-Support auch mit Dritthersteller-Lösungen wie Synology Surveillance Station (Test) betreiben und in leistungsfähige Smart-Home-Zentralen (Bestenliste) wie Home Assistant oder Homey Pro, etwa zum Aufbau eines umfassenden Alarmsystems, integrieren.
Die Aufnahmequalität ist trotz leicht unterschiedlicher Belichtung der beiden Objektive gut, die Benachrichtigungen funktionieren zeitnah und zuverlässig. Und Fehlalarme sind dank umfangreicher Einstellmöglichkeiten wie Alarmverzögerung und der Fähigkeit der Kamera zwischen Personen, Fahrzeuge, Haustieren und anderen Objekten zu unterscheiden, nahezu ausgeschlossen. Zudem können Anwender die Duo 3 PoE nicht nur über eine Smartphone-App steuern, sondern auch bequem über den Desktop, entweder per Anwendung oder per Browser. Und mit einer Zeitraffer-Funktion bietet sie ein Feature, mit dem nicht viele Überwachungskameras aufwarten.
Zu bemängeln haben wir nicht viel. Die Verbindung zum Router per PoE-Verkabelung ist natürlich aufwendiger als bei einer WLAN-Kamera. Andererseits bietet sie aber eine stabilere Verbindung als per Funk. Und die aufgenommenen Videos auf der microSD-Karte sind leider unverschlüsselt.
Affiliate-Information
Bei den mit gekennzeichneten Links handelt es sich um Provisions-Links (Affiliate-Links). Erfolgt über einen solchen Link eine Bestellung, erhält TechStage eine Provision. Für den Käufer entstehen dadurch keine Mehrkosten.