Ausprobiert: Man spricht Deutsch!

Der Skype Translator übersetzt Netz-Telefonate nahezu in Echtzeit. Jetzt gibt es ihn auch in Deutsch und Französisch.

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Der Skype Translator übersetzt Netz-Telefonate nahezu in Echtzeit. Jetzt gibt es ihn auch in Deutsch und Französisch.

Vorab: Ich bin voreingenommen – und zwar positiv. Als ich im Dezember letzten Jahres zum ersten Mal davon hörte, dass Microsoft eine Echtzeit-Übersetzung in die Internet-Telefonsoftware Skype einbauen will, war ich sofort fasziniert. "Cool", dachte ich. "Der Kommunikator aus 'Star Trek' wird Realität."

Hinzu kommt, dass ich schon mit Computern gearbeitet habe, als die gesamte Computertechnik noch extrem fragil war. Ich bin daher recht nachsichtig, wenn junge Software genauso oft auf die Klappe fällt wie ein kleines Kind, das Laufen lernt.

Vor mir liegt nun also ein Laptop mit Windows 8.1 und einer Preview-Version des Skype Translators. Die Oberfläche ist unwesentlich komplexer geworden. Ich muss zum Beispiel die Sprachen beider Gesprächspartner vorwählen. Zum Testen telefoniere ich mit Meghan Dabkowski, "Skype Translator Consultant" bei Microsoft in Columbus, Ohio. Ich werde Deutsch sprechen, Meghan Englisch.

Bevor die Verbindung zustande kommt, hören wir noch eine automatische Ansage: "Achtung, dieses Gespräch wird aufgezeichnet. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, legen Sie auf." Klar, Microsoft will von den Beta-Testern nicht nur Hinweise auf Fehler, sondern vor allem auch Daten für die weitere Verbesserung des Systems sammeln.

Der maschinelle Übersetzer sitzt gewissermaßen zwischen uns in der Leitung. Noch während einer von uns beiden spricht, läuft auf dem Skype-Server in der Cloud automatisch die Spracherfassung mit. Macht der Sprecher eine Pause von mehr als 500 Millisekunden, geht das System davon aus, dass der Satz zu Ende ist – und übersetzt.

Beinahe sofort erscheinen sowohl meine also auch die übersetzten Sätze meines Gegenübers in einem separaten Chat-Fenster. Kurz darauf blendet sich die automatische Computerstimme mit dem übersetzten Text über die Stimme meiner Gesprächspartnerin. Das funktioniert im Übrigen auch, wenn Ein- und Ausgabesprache gleich sind – nützlich für Taube oder Schwerhörige.

Die Übersetzung ist erstaunlich flüssig, übersetzt aber gelegentlich wortwörtlich, was zu seltsamen Satzkonstruktionen führt: "Mir werden nicht angezeigt", oder "So sind Sie an das Ende Ihres Arbeitstages gekommen?" Manchmal gibt es offenbar auch Verständnisprobleme bei einzelnen Wörtern. So versteht Skype "training" statt "raining".

Zum Brüllen komisch wird die Übersetzung aber, als ich zwischendurch die Sprache wechsle. Nach einer missglückten Übersetzung rede ich auf Englisch weiter aus dem Impuls heraus, der Maschine zu helfen. Der Skype Translator reagiert mit völligem Unsinn wie "Gemenge Daten Samsung türken".

Wer also auf fehlerfreie Übersetzungen angewiesen ist, sollte nicht auf Skype setzen. Etwa für Vertragsverhandlungen bleiben professionelle Dienstleister erste Wahl. Für Wissenschaftler hingegen, die eine Alternative zum Konferenz-Pidgin suchen, mag das Tool ganz praktisch sein.

Und natürlich hat auch der Durchschnitts-User etwas davon, wenn er beispielsweise auf Reisen Hotels buchen oder Mietwagen reservieren will. Zeitlich würde es passen: Die fertige Version soll noch "in diesem Sommer" erscheinen, sagt Microsoft. Leider bleibt der Übersetzer einstweilen an den Desktop-Rechner mit Windows 8.1 gefesselt. Zu anderen Plattformen, wie etwa Windows Phone, gibt es keine Aussagen. (bsc)