Business 2.0 am Beispiel "Alphabetstreet"

Kohle scheffeln ohne Investition und Risiko. Die neuen Web-2.0-Geschäftsmodelle und ihre Tücken.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Bernd Oestereich

Dank Ebay kann ja jeder sein eigener und halbwegs erfolgreicher Online-Händler werden. Auch als öffentliches Lager funktioniert Ebay gut: bspw. gibt es einen Seminarleiter, der nur gelegentlich Rechner für Schulungen beim Kunden braucht. Und statt diese selbst zu besitzen, zum Kunden zu senden und anschließend zurückzunehmen, kauft er rechtzeitig zum Schulungsbeginn bei Ebay ein paar Rechner, läßt sie gleich zum Kunden liefern und vertickt sie nach der Schulung über denselben Weg wieder. Manchmal macht er damit sogar noch Gewinn.

Dennoch müssen Geschäftstreibende dieser Art immer noch erstmal etwas kaufen, also investieren. Das kam für Markus (Name nicht geändert) nicht in Frage, denn er wollte nur Geld verdienen, aber nichts investieren – höchstens etwas Kreativität, denn er ist ein Kreativer. Auch hierfür gibt es mittlerweile Geschäftsmodelle, ich nennen sie mal die "Meta-Hersteller". Am einfachsten läuft so etwas mit bedruckten T-Shirts oder Bechern, bspw. wie bei Cafepress. Ein paar Motive kreieren, die Vorlagen hochladen und dann ratzfatz seinen eigenen T-Shirt-Shop im Web konfigurieren. Man muss sich nicht darum kümmern, wie Bestellung, Druck und Versand laufen, man muss auch kein Geld vorstrecken, sondern kann sich ganz auf seine kreativen Stärken konzentrieren. Ein Super-Geschäftsmodell finde ich.

Am aller einfachsten ist es, die T-Shirts nur mit Text, also mit Sprüchen zu bedrucken. Natürlich möchte Markus seine möglichen Kunden nicht mit seiner Kreativität bevormunden, auch seine Kunden sollen wiederum ihrer eigenen Kreativität nachkommen können. Und da hat Markus eine sehr bestechende Idee. Er bietet nämlich genau 26 verschiedene T-Shirts an. Für jeden Buchstaben des Alphabets ein T-Shirt. Seine Kunden können sich so ihre eigenen Sprüche zusammenkaufen. Außerdem müssen die Kunden dadurch in der Regel mehr als ein T-Shirt kaufen. Ich sah richtig die Euro-Zeichen in seinen Augen funkeln!

Trotz dieses genialen Schachzuges hat er bislang nur null (in Ziffern: 0) T-Shirts verkauft. Möglicherweise liegt das aber daran, das jeder Buchstabe nur für ein bestimmtes T-Shirt-Modell verfügbar ist. Bestimmte Buchstaben sind also Damen-T-Shirts, andere sind Herren-T-Shirts. Einige Buchstaben gibt es nur mit V-Ausschnitt, und das ist ja auch nicht jedermanns Sache. Mir scheint, das ist aber nur ein Optimierungsproblem. Zu besichtigen unter cafepress.com/alphabetstreet. ()