Die Personal-Hotline

Innovation im Personalmanagement: eine 0800-Rufnummer zu einem Callcenter statt eines echten Personalvorgesetzten.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Bernd Oestereich

Heute erzählte mir ein Bewerber, wie Personalverantwortung in seinem jetzigen Unternehmen (einem bekannten großen deutschen Konzern) funktioniert. Dass in Großunternehmen auch die Vorgesetzten alle paar Monate mal wechseln, ist in einigen "dynamischen" Unternehmen dieser Spezies weitgehend Standard.

Dass aber ein Mitarbeiter gar nicht mehr so recht weiß, wer sein Personalvorgesetzter ist und er stattdessen eine 0800-Rufnummer zu einem Callcenter (in einem osteuropäischen Land) hat, fand ich dann doch bemerkenswert. Soweit die traurige Wahrheit. Was ich mir dann noch als weitergehende Innovation überlegt habe, wäre eine entsprechende automatische Bedienung:

"Herzlich willkommen bei Ihrem telefonischen Personalvorgesetzten. Bitte geben Sie nun ihre Personalnummer und Ihre Telefon-PIN ein. [...] Herzlich willkommen "Herr Schröder". Bitte geben Sie nun Ihre Auswahl ein. Geben Sie "eins" ein, für Fragen zu Ihrer Gehaltsabrechnung, "zwei" für Beschwerden über die ausbleibenden Reisekostenerstattungen und "drei" für Fragen zu Gehaltserhöhungen. Wenn Sie kündigen möchten, wählen Sie bitte die "vier". Möchten Sie vor Ihrer Kündigung mit dem Second-Level-Personalservice sprechen geben Sie bitte die "fünf" ein. [...] Vielen Dank. Sie haben die "fünf" gewählt. Bitte warten Sie einen Augenblick, wir verbinden Sie mit dem nächsten freien Mitarbeiter. [...] Bitte warten Sie. [...] Entschuldigen Sie "Herr Schröder", zur Zeit ist kein Ansprechpartner für Sie verfügbar. Bitte kündigen Sie zu einem späteren Zeitpunkt oder wählen eine andere Auswahl. Geben Sie bitte eine "eins" ein für [...]"

Leider bin ich mir gar nicht so sicher, ob nur ich zu viel Phantasie habe oder ob es solche Situationen tatsächlich schon gibt. Wenn sich ein Konzern in kurzer Zeit von über 10.000 Mitarbeitern trennen möchte, könnte dies ein durchaus betriebswirtschaftlich effizienter Weg sein. Im klassischen Personalmanagement müßten dafür 10.000 Kündigungsgespräche geführt werden, d.h. jeweils mindestens zwei beteiligte Personen die jeweils mit Vor- und Nachbereitung sagen wir mal eine Stunde investieren. Das sind dann bei 20.000 Arbeitsstunden zu einem internen Verrechnungssatz von beispielsweise 80 Euro schon Kosten von 1,6 Millionen Euro. Hierfür kann man doch schon mal ein Callcentersystem konfigurieren lassen.

"Bitte geben Sie nun Ihren gewünschten Kündigungstermin ein [...]" ()