Die Produktwerker: Guerilla Discovery

Was ist denn Guerilla Discovery? Zu Gast in dieser Folge: Tobias Morauf. Er erklärt, was er unterschwellig tut, wenn das Umfeld wenig offen für Discovery ist.

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Produktwerker auf einem Bild (3 Männer), dazu Text "Der Podcast für Product Owner"

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Tobias Morauf
  • Tim Klein
Inhaltsverzeichnis

Guerilla Discovery – das ist ein vielleicht zunächst einmal unbekannter oder ungewöhnlicher Begriff. Gemeint ist damit ein unterschwelliger und kontinuierlicher Weg, um Nutzereinblicke zu gewinnen, selbst wenn das Umfeld nicht ideal für tiefergehende Discovery-Prozesse ist.

In dieser Episode des Podcasts ist Tobias Morauf, Senior Product Manager bei cosee, zu diesem Thema der Gesprächsgast von Produktwerker Tim Klein. Morauf gibt spannende Einblicke in seine Art, für mehr Product Discovery zu sorgen – selbst, wenn kein Budget beziehungsweise kein expliziter Wille in seinem Produktkontext oder Projekt vorhanden ist, nach mehr Product Discovery zu streben.

Wie das genau funktioniert und welche praktischen Tipps dabei helfen, beleuchtet diese Folge des Podcasts.

Unter Guerilla Discovery versteht Tobias ein Vorgehen, bei der Product Discovery nicht aufwendig und formal erfolgt, sondern unterschwellig, aber kontinuierlich in den Produktalltag integriert wird. Ziel ist es, trotz knapper Ressourcen und begrenztem Spielraum wertvolle Erkenntnisse zu sammeln. Ein zentraler Gedanke dabei: Discovery braucht oft weniger Zeit und Aufwand, als man denkt.

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Ein griffiges Beispiel, das Tobias Morauf aus seiner Praxis teilt, zeigt eindrucksvoll, wie dieser Ansatz funktioniert. In einem Projekt ging es um die Migration eines Systems, bei dem es eine klare Featureliste von der IT-Abteilung gab. Doch Morauf bemerkte schnell eine Diskrepanz zwischen den Anforderungen der IT und den tatsächlichen Bedürfnissen des Kundenservice. Statt einfach die bestehenden Anforderungen umzusetzen, entschied er sich, den Kundenservice direkt zu beobachten – ganz unauffällig und ohne großes Aufsehen.

Durch diese einfache Maßnahme konnte er feststellen, dass einige der ursprünglich geplanten Features überflüssig waren, wohingegen andere, wie die Möglichkeit, Kunden zu sperren oder zu anonymisieren, viel wichtiger waren. Diese Erkenntnisse führten nicht nur zu einer besseren Lösung, sondern halfen auch, unnötigen Aufwand zu vermeiden – ganz im Sinne von Jeff Pattons Prinzip: "Maximiere den Outcome, während du den Output minimierst."

Um Guerilla Discovery erfolgreich in der Praxis umzusetzen, schlägt Tobias einen Ansatz in fünf Schritten vor:

  1. Stakeholder überzeugen: Oft gibt es Widerstände, wenn es um zusätzliche Discovery geht. Hier hilft es, mit gezielten Fragen und Annahmen zu arbeiten, statt sofort mit großen Konzepten oder umfangreichen Interviews zu starten.
  2. Nutzer verstehen: Der direkte Kontakt zu Nutzerinnen und Nutzern ist essenziell. Wenn dieser nicht möglich ist, helfen kleine, kontinuierliche Beobachtungen und das Hinterfragen bestehender Annahmen.
  3. Im kleinen Rahmen experimentieren: Discovery kann auch in kleinen Schritten stattfinden. Es muss nicht immer der große Wurf sein. Auch kurze Beobachtungen oder Gespräche können wertvolle Einsichten liefern.
  4. Scope-Creep beachten: Jedes Projekt hat ein Budget, sei es finanziell oder zeitlich. Ein Teil dieses Budgets sollte bewusst für Discovery verwendet werden, da dies langfristig zu besseren Entscheidungen führt und letztlich Ressourcen spart.
  5. Den Scrum Master einbinden: Sollte es zu Widerständen im Team kommen, empfiehlt Morauf, den Scrum Master als Verbündeten zu gewinnen. Dieser kann oft helfen, Konflikte zu moderieren und den Fokus auf die Nutzerbedürfnisse zu lenken.

Ein zentraler Punkt, den Tobias betont, ist der Mut, den Guerilla Discovery erfordert. Man muss aus der eigenen Komfortzone heraustreten und vielleicht auch mal anecken. Doch genau hier liegt der Schlüssel: Wer bereit ist, kleine Schritte zu gehen und immer wieder hinterfragt, kann selbst in einem schwierigen Umfeld wertvolle Erkenntnisse gewinnen.

Tobias Moraufs Ansatz zeigt, dass Product Discovery nicht immer aufwendig oder formell sein muss. Durch gezielte, kleine Maßnahmen lassen sich auch in einem schwierigen Umfeld wichtige Erkenntnisse gewinnen. Dabei ist es entscheidend, die Nutzerinnen und Nutzer in den Mittelpunkt zu stellen und kontinuierlich zu hinterfragen, ob die geplanten Lösungen wirklich ihre Probleme lösen – und das oft mit viel weniger Aufwand, als man denkt.

Wer mehr über diesen Ansatz erfahren möchte, kann sich das Video von Moraufs Vortrag auf der "Crafting Products"-Konferenz anschauen.

Auf diese älteren Episoden wird in dieser Folge verwiesen:

Auf folgende Tools verweist Tobias Morauf:

Wer weitere Fragen an Tobias Morauf hat oder mit ihm anderweitig in Kontakt treten möchte, erreicht ihn am besten über LinkedIn.

Online-Konferenz: Agile Scaling Day

Beim Agile Scaling Day am 11. September erwartet die Teilnehmenden eine eintägige Online-Konferenz zur Skalierung agiler Methoden. Ziel ist es, nach der Konferenz mit einem tieferen Verständnis für agile Skalierung eine erste Skalierungsinitiative zu starten oder eine bestehende zu optimieren, d.h. wirksame und nachhaltige Verbesserungen unternehmensweit zu implementieren. Tickets gibt es über die Konferenz-Website.

Die aktuelle Ausgabe des Podcasts steht auch im Blog der Produktwerker bereit: "Guerilla Discovery – wenn der Kontext Discovery nicht aktiv unterstützt".

(mai)