Erstes Baby aus der Gebärmutter einer Toten

Bisher waren es transplantierte Gebärmütter von lebenden Spenderinnen, in denen Babys heranwuchsen. Jetzt ging aus der Transplantation des Uterus einer toten Spenderin ein gesundes Kind hervor.

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Von
  • Inge WĂĽnnenberg

In Brasilien wurde ein Kind nach der Transplantation der Gebärmutter einer hirntoten Spenderin geboren. Das ist ein Novum. Bisher waren solche Transplantationen nur gelungen, wenn es sich um Lebendspenden handelte. Das war etwa der Fall bei den Transplantationen, die der Schwede Mats Brännström, der Pionier auf diesem Gebiet, vorgenommen hat. Acht Kinder wuchsen inwischen in Schweden bis zu ihrer Geburt in einer transplantierten Gebärmutter heran. Aber an das Organ einer verstorbenen Spenderin hat sich weder Brännströms Team bisher herangetraut noch das von der Tübinger Uniklinik. Dort war unter der Leitung von Sara Brucker Anfang 2017 erstmals in Deutschland eine Gebärmutter erfolgreich transplantiert worden.

Sich eine Gebärmutter implantieren zu lassen, um Mutter werden zu können, mag sich für manch einen surreal anhören. Trotzdem leben hierzulande schätzungsweise 15.000 Frauen, die nicht schwanger werden können, weil sie keine funktionierende Gebärmutter besitzen. In Schweden half Brännströms Klinikmannschaft einigen dieser Frauen, indem sie ihnen den Uterus einer lebenden Spenderin implantierte. Doch das ist mit einer zeitaufwändigen Operation auch für die Spenderin verbunden, bei der ihr außerdem noch Blutgefäße mit entnommen werden müssen.

Für die Spenderin bestehen also durchaus gesundheitliche Risiken, die bei der Organspende einer verstorbenen Spenderin nicht zum Tragen kommen. Deshalb könnte der brasilianische Erfolg einen Durchbruch bedeuten. Denn die Mediziner um Dani Ejzenberg vom Lehrkrankenhaus der Universität São Paulo haben gezeigt, dass es geht: "Der Aufwand ist zwar groß, doch steht uns so künftig eine viel größere Anzahl an möglichen Spendern zur Verfügung", sagte der Gynäkologe laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung.

Wie wir von anderen Transplantationen wissen, sind gespendete Organe Mangelware. Trotzdem wäre die Möglichkeit, die Gebärmutter von hirntoten Spenderinnen nutzen zu können ein riesiger Fortschritt. Denn wie sich bei den schwedischen Transplantationen gezeigt hat, muss es nicht der Uterus einer jungen Frau sein. Selbst in der Gebärmutter von Frauen weit jenseits der Menopause wuchsen gesunde Kinder heran. Für verzweifelte junge Frauen, die sich vielleicht nichts sehnsüchtiger wünschen als ein eigenes Kind, wäre dies eine gute Alternative.

(inwu)