Java ohne Kopfschmerzen: Distributionen und Support jenseits von Oracle

Es gibt nicht nur einen Anbieter für Java-Distributionen und Support. Gartner hat in einem Report die Optionen analysiert, und Oracle schneidet nicht gut ab.

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Logo von Softwarekonzern Oracle

(Bild: Sundry Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Hendrik Ebbers

Für die meisten Unternehmen gehören sowohl Java als Programmiersprache als auch die JVM als Laufzeitumgebung zur kritischen Infrastruktur, auf der ein großer Teil unserer digitalen Welt aufgebaut ist. Da für die kritische Infrastruktur im Enterprise-Umfeld immer geraten wird, über passende Support-Möglichkeiten zu verfügen, besitzen viele Firmen einen kommerziellen Support-Vertrag für Java. Diese Verträge wurden historisch oft mit Oracle geschlossen, da das Unternehmen lange Zeit der prominenteste Anbieter für Java-Distributionen war. Da sich aber in den letzten Jahren viel in diesem Bereich getan hat, stellt sich die Frage, ob Oracle hier noch immer der beste Partner für den kommerziellen Support von Java ist.

Neuigkeiten von der Insel - Hendrik Ebbers

Hendrik Ebbers (@hendrikEbbers) ist Java Champion, JCP Expert Group Member und wurde mehrfach als Rockstar-Speaker der JavaOne ausgezeichnet. Mit seinem eigenen Unternehmen Open Elements hilft Hendrik aktuell den Hedera Hashgraph zu gestalten und dessen Services der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hendrik ist Mitgründer der JUG Dortmund sowie der Cyberland und gibt auf der ganzen Welt Vorträge und Workshop zum Thema Java. Sein Buch "Mastering JavaFX 8 Controls" ist 2014 bei Oracle Press erschienen. Hendrik arbeitet aktiv an Open Source Projekten wie beispielsweise JakartaEE oder Eclipse Adoptium mit. Hendrik ist Mitglied des AdoptOpenJDK TSC und der Eclipse Adoptium WG.

In vielen Bereichen der heutigen Welt ist Diversität ein wichtiges Thema, da hierdurch neue Ansichten, Lösungen und Möglichkeiten entstehen. Auch im Bereich der Java-Laufzeitumgebungen hat sich hier in den letzten Jahren einiges getan. Die Zeit, in der Entwicklerinnen und Entwickler Java prinzipiell von Oracle heruntergeladen haben, da es der Platzhirsch bei Java-Distributionen war, ist lange vorbei. Durch die fortschreitende Beliebtheit von Open Source arbeiten mehr und mehr Firmen am OpenJDK mit, der quelloffenen Implementierung der Java Standard Edition. Da auch die Distributionen von Oracle aus diesen Quellen gebaut werden, kann man somit auch problemlos zu Alternativen greifen. Dazu kommt, dass durch das Java Test Compatibility Kit (TCK) viele der Laufzeitumgebungen auf ihre Kompatibilität zum Standard hin überprüft werden.

Eclipse hat einen Marketplace eröffnet, in dem alle TCK und AQAvit verifizierten beziehungsweise lizenzierten Java-Laufzeitumgebungen zum Download angeboten werden. Neben verschiedenen Builds von Firmen wie Microsoft oder Azul tut sich hier vor allem Eclipse Temurin hervor, das als einzige Java Distribution eine herstellerunabhängige Variante ist. Verantwortlich ist die Eclipse-Adoptium-Arbeitsgruppe, der Firmen wie Microsoft, Red Hat, Google und Open Elements angehören. Mit über 200 Millionen Downloads gibt es auch keine andere Java-Distribution, die aufgrund ihrer Zahlen auch nur ansatzweise an die Verbreitung von Eclipse Temurin herankommt. Dies unterstreicht ein aktueller Gartner-Bericht, laut dem 2026 über 80 Prozent aller Java Anwendungen voraussichtlich nicht auf einer Oracle-Distribution laufen werden. Eclipse Temurin macht hier am Ende sicherlich das größte Stück des Kuchens aus.

Neben der Analyse verschiedener Distributionen hat Gartner die verschiedenen Möglichkeiten der kommerziellen Support-Optionen für Java untersucht. Hierbei hat vor allem der Oracle-Support nicht wirklich gut abgeschnitten:

Oracle hat erneut die Lizenzregeln für seine Java-Distributionen geändert. Am 23. Januar 2023 führte das Unternehmen eine neue Lizenzmetrik ein, die SE Universal Subscription. Das kontroverse Preismodell zieht als Basis die Gesamtzahl der Kundenmitarbeiter heran und nicht die Anzahl der Mitarbeiter, die die Software nutzen. Möglicherweise versucht Oracle so, dass Kunden keine anderen Support-Modelle für Java in Erwägung ziehen. Für Kunden führt das in vielen Fällen dazu, dass die Support-Kosten für Java durch die Decke gehen. Laut Gartner entstehen hier für die meisten Organisationen zwei- bis fünfmal so hohe Kosten. Dazu kommt natürlich, dass man durch einen kommerziellen Support bei Oracle nur Support für die Oracle-Distribution erhält und nicht etwa für das immer beliebter werdende Eclipse Temurin. Vielleicht ist daher genau jetzt der richtige Zeitpunkt, sich einmal nach alternativen Angeboten für Java Support umzuschauen.

Natürlich haben Organisationen wie Azul oder auch die Arbeitsgruppe von Eclipse Adoptium auf diese Ereignisse reagiert. Mike Milinkovich, der Executive Director der Eclipse Foundation, kommentierte das Ganze wie folgt auf X / Twitter:

(Bild: Twitter / X)


Aber neben diesem Kommentar ließ Adoptium auch Taten sprechen und hat eine Seite für kommerziellen Support für Eclipse Temurin eingerichtet. Auf dieser wird mit Red Hat, IBM und Open Elements gleich durch drei Experten der Branche Support für Eclipse Temurin angeboten. Hervorzuheben ist hierbei für den deutschsprachigen Raum Open Elements, da diese mit ihrem "Support & Care"-Paket nicht nur aktiv Temurin als Open-Source-Projekt fördern, sondern auch Support in deutscher Sprache anbieten.

Wie man sehen kann, ist auch das Angebot an Support-Optionen für die Java Laufzeitumgebung in den letzten Jahren deutlich diverser geworden. Neben dem Angebot von Oracle gibt es nun verschiedene Möglichkeiten, die oft deutlich besser auf die eigenen Anforderungen zugeschnitten sind. Natürlich bedeutet das auch, dass jede Firma über den Tellerrand schauen und Alternativen zum bereits vor Jahren abgeschlossenen Oracle-Support begutachten und bewerten muss. Für Firmen, die bisher über keinen Support-Vertrag verfügen, eignen sich einige der Angebote vielleicht deutlich eher, als direkt mit dem Riesen Oracle einen Vertrag zu schließen. Aber auch das Angebot von Oracle hat seine Berechtigung und wird für einige Firmen das passende sein. Daher will ich hier nicht ein Angebot als Gewinner darstellen, sondern die Vielfalt der Möglichkeiten dank Firmen wie IBM, Red Hat, Azul, Open Elements und natürlich Oracle als Gewinn für die gesamte Java Community aufzeigen.

(rme)