Preiswerter Reparieren

Arbeit billiger machen und Rohstoffe teurer - das würde mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

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Das schwedische Verbraucherministerium will die Mehrwertsteuer für Reparaturen senken. Damit will es gleichzeitig den Ressourcenverbrauch verringern und den Arbeitsmarkt ankurbeln. Ich finde das eine ausgezeichnete Idee, die allerdings noch etwas zu kurz springt. Konsequenter wäre es, im Gegenzug auch die Steuern auf den Ressourcenverbrauch zu erhöhen. So würde das Recyceln und Reparieren noch attraktiver.

Langfristig könnte man sogar das gesamte Steuersystem vom Faktor "Arbeit" auf den Faktor "Ressourcen" umstellen – so, wie es der Umweltforscher Friedrich Schmidt-Bleek schon vor Jahren vorgeschlagen hat. Denn Steuern dienen ja nicht alleine dazu, den Staat zu finanzieren. Idealerweise lenken sie gleichzeitig auch das Verhalten der Menschen in eine erwünschte Richtung. Doch wohin führt die hohe Besteuerung der Arbeit? Tendenziell zu deren Vermeidung, etwa durch Verlagerung von Jobs ins Ausland oder zu Schwarzarbeit.

Umgekehrt ist der Ressourcenverbrauch offenbar immer noch zu billig. Der Materialkonsum pro Kopf hat in Deutschland von 2010 bis 2015 – trotz aller Effizienzbemühungen – sogar leicht zugenommen. Zwar stieg im gleichen Zeitraum die Ressourcen-Produktivität (also das Verhältnis des Materialverbrauchs zum Bruttoinlandsprodukt), aber dieser Kennwert ist aus mehreren Gründen trügerisch: Zum einen erhöhen etwa Dienstleistungen und digitale Güter, die kaum physischen Ressourcen verbrauchen, das Inlandsprodukt. So verbessern sie den Kennwert, ohne dass die Herstellung physischer Güter wirklich effizienter wird. (Bei aller Digitalisierung sollte man nicht vergessen: Auch physische Güter werden weiterhin irgendwo hergestellt werden müssen.)

Zum anderen fließen nur die direkt importierten Rohstoffe in die Bilanz ein, nicht aber der Ressourcenverbrauch zu deren Gewinnung – etwa der Abraum beim Kupferabbau oder der Wasserverbrauch bei der Textilherstellung. Der "ökologische Rucksack" eines asiatischen Smartphones wird auf diese Weise beispielsweise unterschlagen.

Schon 2012 hat die Bundesregierung zwar ein Programm zu mehr Ressourceneffizienz aufgelegt – mit vielen Maßnahmen, die für sich genommen sicherlich sinnvoll sind. Aber von einer wirksamen Verteuerung des Rohstoffverbrauchs ist darin nicht die Rede. Kein Wunder: Dazu müsste man sich mit der Industrie anlegen.

Wenn aber im Gegenzug die Lohnnebenkosten sinken würden, sähe die Sache schon wieder ganz anders aus: Es wäre ökonomisch wieder sinnvoller, hochwertige und langlebige Produkte herzustellen und zu reparieren. Das würde Arbeitsplätze schaffen, und die Kunden bekämen bessere Waren für das gleiche Geld. Zugleich wäre dies ein Beitrag zum Klimaschutz, denn die Rohstoffgewinnung kostet viel Energie. (grh)