Scrum-Team versus agiles Team
Aus welchen Personen ein Scrum-Team besteht, ist klar definiert. Aber was ist mit einem agilen Team?

(Bild: Vlad Hilitanu / Unsplash)
- Stefan Mintert
Moin.
Heute möchte ich darüber schreiben, welche Personen oder Rollen eigentlich zu einem Team gehören.
Laut Scrum-Guide besteht ein Scrum-Team aus
- Product Owner
- Scrum Master und
- Developers
Das agile Manifest nennt als ein Prinzip für agile Softwareentwicklung, dass Entwickler und Businessleute täglich zusammenarbeiten.
Diese beiden Punkte sind fĂĽr mich nicht vereinbar. Ich halte die Team-Definition fĂĽr einen Fehler im Entwurf von Scrum. Wieso?
In jeder Zusammenarbeit entstehen mal Reibung oder Konflikte. Zur Weiterentwicklung der zusammenarbeitenden Menschen gehört auch, dass sie lernen, mit Reibung und Konflikten umzugehen.
In Scrum ist die Retrospektive das herausragende Event, in dem ein Team seine Zusammenarbeit verbessert. Wenn die Entwickler, getreu dem agilen Manifest, täglich mit den Businessleuten zusammenarbeiten, stellt sich die Frage, in welchem Rahmen die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Gruppen verbessert werden soll. Nicht in der Retrospektive, denn sie ist dem Scrum-Team vorbehalten.
Lässt man die Definition des Scrum-Teams außer Acht und versteht als Team alle Personen, die gemeinsam am Produkt arbeiten, folgt daraus, dass auch Businessmenschen an der Retrospektive teilnehmen.
Vielleicht wird die Gruppe bei diesem Teamverständnis zu groß. Dann spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, eine Retro mit dem Scrum-Team zu machen und eine teamübergreifende Retro mit einem größeren Teilnehmerkreis. Interessanterweise gäbe es mit diesem Verständnis kein Single-Team-Scrum.
Was bedeutet das fĂĽr Entwickler?
Die bedeutendste Konsequenz für manche Entwickler lautet: Sie können sich nicht hinter ihrem Product Owner verstecken. Das Verstecken habe ich insbesondere dann beobachtet, wenn Entwickler den Product Owner als Schnittstelle “nach außen” verstehen. Mit dem hier dargestellten Verständnis gehören die “Außenstehenden” zum Team, in dem die Entwickler arbeiten, dazu; dann gibt es aber auch keine Schnittstellenfunktion, die der Product Owner einnehmen könnte.
Die Konsequenzen sind außerordentlich weitreichend, und ich bin der Überzeugung, dass eine Konsequenz lautet: Die Agilität wird verbessert.
Wer nun einwendet, dass der Scrum Guide sehr deutlich sagt, dass der Scrum Master das Silodenken bekämpfen soll, hat recht. Wörtlich steht dort “Removing barriers between stakeholders and Scrum Teams” Dort steht aber auch, dass die Retrospektive eine Veranstaltung des Scrum-Teams ist. Außenstehende sind nicht dabei. Das nenne ich eine Barriere.
Des Weiteren richtet sich dieser Blog nicht an Scrum Master, sondern an Softwareentwickler. Ohne ihren Beitrag kann Agilität nicht funktionieren, sondern führt zu einer Feature Factory, in der Entwickler nur Tickets abarbeiten, die von außen in ihr Silo geworfen werden.
Und deshalb schlage ich vor, dass Softwareentwickler, die der Feature Factory entkommen wollen, die Businessleute und andere Stakeholder als Teil ihres Teams verstehen und so behandeln.
TschĂĽss. Stefan
(rme)