Von der Affordanz

Wer Applikationen entwickelt, hat normalerweise Interesse an attraktiven und einfach zu benutzenden GUI. Das aus dem Englischen entlehnte Konzept der Affordanz ist eine wichtige Metrik, die bei der Programmierung hilft.

Ich will den Exkurs mit der Betrachtung eines Schnappschusses beginnen. Die Abbildung zeigt eine Rolltreppe, die aufgrund mangelnder Benutzung in den Standby-Modus gefallen ist. Die Treppenstufen bewegen sich überhaupt nicht mehr; uneingeweihte Passanten halten die Treppe für defekt.

Ein weiteres Beispiel aus dem realen Leben stammt aus dem Fundus einer bei einem Rüstungsdistributor arbeitenden Rotationseuropäerin. Die Dame bot ihren Klienten Mon-Chéri-Schokolade an, um lästige Besprechungen zu versüßen. Als Frau der wenigen Worte war es ihr nach kurzer Zeit Leid, jeden Kunden auf die kostenlosen Nahrungsmittel hinzuweisen.

Als an sozialen Versuchen interessierte Person wurden die Schokoladen in drei Varianten angeboten. Version eins bestand aus einem Stapel von Fünferstangen. Die zweite Version war ein 6 x 6 großer Würfel aus einzelnen Mon Chèris, die dritte Variante bestand aus einem Würfel mit zwei fehlenden Stücken.

Die Elektroniker zeigten drei verschiedene Verhalten. Die erste Variante wurde als Geschenk empfunden: Die Stangen fanden den Weg in Aktentaschen, Dienstmäntel und andere Kleidungsstücke. Der vollständige Würfel wurde als Reserve der Mitarbeiterin empfunden – nur der dritte Würfel entfaltete die gewünschte Wirkung eines kleinen Snacks.

Beim Design einer Benutzerschnittstelle sollte man immer daran denken, die gewünschten Aktionen als attraktiv und logisch erscheinen zu lassen. Häufig zu benutzende Widgets sollten groß erscheinen, die im Rest des Betriebssystems implementierten Design Patterns sollten auch in ihrem Programm Reflektion finden.

Benutzer werden es einem auf vielerlei Weise danken. Neben höherer Loyalität und verbesserter Konversionsrate dürfte auch die Anzahl der Supportanfragen zurückgehen ...

PS: Es ist mir persönlich nur schwer erklärbar, warum dieses Konzept in der Praxis nur so wenig Aufmerksamkeit bekommt – es gibt kaum jemanden, der es nicht im täglichen Leben einsetzt. Das beste Beispiel ist das Anbinden oder Ankleben eines Gegenstands, um Familienmitglieder oder Lebensgefährten an dessen Entfernung zu hindern. ()