Guckkästchen

Am 25. März bringt Nintendo seine neue Handheldkonsole 3DS mit autostereoskopischem Display in Europa auf den Markt. Neue Online-Funktionen und verbesserte Steuerelemente sollen vor allem jüngere Spielenthusiasten ansprechen.

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Mit der 3DS bringt Nintendo das erste massentaugliche Unterhaltungsgerät mit einem autostereoskopischen 3D-Display ohne lästige Brille auf den Markt. Dessen Qualität ist durchaus beachtlich und hat sich seit der ersten Vorstellung der Prototypen vergangenen Sommer auf der Gamescom nochmals verbessert. Im 3D-Modus ist das räumliche Bild des oberen, 400 x 240 Pixel zählenden 3,5-Zoll-Bildschirms aus etwa 30 bis 50 cm Entfernung klar und deutlich auszumachen. Allerdings darf man weder die Konsole noch den Kopf zu sehr bewegen, weil die Augen sonst nicht mehr im Fokus sind, Doppelbilder und dunkle Balken auftreten und das Bild unscharf wird. Nicht umsonst hat Nintendo einen gut erreichbaren Schieberegler an der Seite des oberen Bildschirms platziert, mit dem man den 3D-Effekt jederzeit abschwächen oder ganz ausschalten kann. Während der kurzen Testläufe mit den ersten Spieledemos machten wir davon bereits regen Gebrauch. Im monoskopischen Modus verschwinden alle Unschärfen und Doppelbilder und die 3DS verhält sich wie eine Taschenkonsole mit gutem, wenn auch stark spiegelndem 2D-Display und relativ großem Blickwinkel.

Wenn die Konsole hierzulande am 25. März zu einem Preis von etwa 250 Euro in den Handel kommt, müssen Nintendo-Fans vorerst auf ihre Lieblinge wie Mario oder Zelda verzichten. Zwar sind neue 3D-Versionen von „Mario Kart“, „Paper Mario“ und ein Remake von „Zelda: Ocarina of Time“ in Produktion, ein Veröffentlichungsdatum blieb der Konzern jedoch schuldig. So findet man unter den insgesamt 16 vorgestellten Spielen, die in den ersten Wochen nach dem Start erscheinen sollen, wenig Neues oder Spektakuläres: Nintendo zeigte eine Neuauflage von „Nintendogs + Cats“, die Sports-Resort-Auskoppelung „Pilotwings Resort“ sowie das U-Boot-Spiel „Steeldiver“ in dem man per Periskop Schiffe jagt und mit Torpedos versenkt. Später sollen mit „Kid Icarus: Uprising“ und „Starfox 64 3D“ zwei actionreiche 3D-Ballerspiele hinzukommen.

Von den Launch-Titeln der Drittanbieter überzeugte Capcoms „Super Street Fighter IV 3D“ mit brillanter Grafik, knackiger Steuerung und zahlreichen Online-Funktionen wie einem lokalen und globalen Mehrspielermodus sowie einer Zuschauer-Option. Konami spendiert seinem Fußballspiel „PES 2011 3D“ ebenfalls einen neuen Kameramodus, bei dem man den Spielern auf dem Platz über die Schulter schaut und sich mitten im Spielgeschehen wähnt. Ubisofts Krimi-Knobelei „James Noir’s Hollywood Crimes“ greift das bewährte Konzept von Prof. Layton auf und verpackt 140 Puzzles in eine Kriminalgeschichte. Lucas Arts schickt in „Lego Star Wars III“ die Jedi-Ritter in den Kampf gegen die Klon-Armeen. Mit „Asphalt 3D“ und „Ridge Racer 3D“ runden zwei Neuauflagen bekannter Rennspielserien das Portfolio ab.

Die gezeigten Vorabversionen der ersten 3DS-Spiele konnten grafisch durchaus mit Titeln der ersten Xbox mithalten und waren ansehnlicher als aktuelle Titel für PSP oder iPod touch. Auch von ihrem Umfang her legen sie im Vergleich zur DS kräftig zu. Die Speicherkarten fassen bis zu 2 GByte. Eine Akkuladung soll laut Nintendo für 3 bis 5 Stunden ausreichen.

Zu den Steuerknöpfen und dem digitalen Steuerkreuz sind ein präzise reagierendes, analoges Daumen-Pad sowie ein interner Beschleunigungssensor und ein Gyroskop hinzugekommen. Letztere erlauben in zahlreichen Titeln wie Steeldivers oder dem Zelda-Remake eine intuitive Kamerasteuerung, indem man einfach die Konsole in den passenden Winkel dreht. Wegen des schmalen Blickwinkels müssen Spieler dabei aber ihren Kopf simultan mitdrehen – oder sie wechseln per Schieberegler kurzfristig in die monoskopische Ansicht.

Drei VGA-Kameralinsen (zwei außen, eine innen) nehmen Porträts der Spieler auf und mappen sie beispielsweise auf Spielfiguren oder binden die reale Umgebung in das Spiel mit ein. Die Außenkameras erlauben zwar auch stereoskopische Fotos, deren Qualität konnte allerdings nicht besonders überzeugen. Zu den Audioformaten ist neben AAC nun auch MP3 hinzugekommen. Spiele, Fotos, Musik und Filme lassen sich auf SDHC-Karten speichern; eine 2-GByte-Karte liegt dem Gerät bei.

Neben dem 3D-Display und der deutlich verbesserten Rechenleistung hob Nintendo besonders die neuen Online-Funktionen hervor. Zwar kann die 3DS keine SIM-Karte aufnehmen, soll aber per WLAN (IEEE 802.11 b/g) im neu gestalteten eShop Mini-Spiele und Neuauflagen alter Gameboy-Spiele herunterladen können. Zusätzlich wollen diverse Filmstudios 3D-Sport-, -Animations- und -Tierfilme, beispielsweise „Shaun das Schaf“, verkaufen. Besitzer der DSi können ihre Downloadspiele auf die 3DS übertragen, wie auch fast alle DS-Spiele kompatibel sein sollen. Über den Online-Service „Spotpass“ kann die 3DS auch im Stand-by neue Daten empfangen oder Ranglisten hochladen. Das lokale Pendant nennt sich „Streetpass“ und ermöglicht es, Mitspielerdaten von 3DS-Besitzern aus der unmittelbaren Umgebung auszutauschen. Eltern können allerdings über die eingebaute Kindersicherung alle Online-Funktionen wie auch die stereoskopische Bildschirmausgabe sperren.

Mit der 3DS verschiebt Nintendo den Fokus von Knobel- und Puzzle-Spielen der DS auf aufwendige 3D-Action-Titel. Diese sprechen traditionell eher jüngere Spielefans als die jüngst erschlossene Zielgruppe der älteren und Gelegenheitsspieler an, zumal diese beim gepfefferten Preis der Klappkonsole zurückschrecken werden. Damit konkurriert die 3DS eher mit der PSP als mit Apples iPod touch, dem iPhone oder Windows Phone 7, die vor allem mit ihren wesentlich günstigeren Download-Titeln punkten, aber keine mechanischen Steuerknöpfe mitbringen.

Bislang ist der Stereoskopie-Effekt der 3DS nicht mehr als ein (durchaus gelungenes) optisches Gimmick – jedes der Spiele funktioniert auch monoskopisch, wenn man den seitlichen Schieberegler nach unten zieht. Wer nicht gerade Fan von Street Fighter oder Pro Evolution Soccer ist, wird aber mit einem Kauf bis zur ersten Preissenkung oder dem Start neuer Mario- und Zelda-Titel warten wollen. (hag)