Spiele-Review: Raft, ein Ozean-Survival der anderen Art
Wasser soweit das Auge reicht, ein kleines Floß unter den Füßen – und ein Hai: Im Early-Access-Spiel Raft fischt man Treibgut aus dem Meer, um sich über Wasser zu halten und das kleine Floß zu einem veritablen Hausboot auszubauen.
Auf einem kleinen Floß treibt der Spieler im Survival-Game Raft übers Meer. Die Aussichten sind zunächst nicht gut: Wasser bis zum Horizont und ein Hai, der seine Runden um das Floß dreht. Mit einem Haken am Seil fischt man aus dem stetigen Strom an Treibgut das Nötigste – Holzplanken, Plastik, Palmblätter und Fässer, die einiges mehr enthalten. Damit baut man sich erste Werkzeuge und vergrößert das Floß, an dem immer mal wieder der Hai knabbert. Hunger und Durst erinnern ziemlich bald daran, dass Raft ein Survival-Spiel ist.
Offenes Meer statt Open World
Statt weitläufiger Open-World-Landschaften beschränkt Raft die Spielewelt auf ein kleines Floß auf dem weiten Meer. Man wandert nicht herum und erkundet eine Welt, sondern lässt sich einfach treiben. Mit einem Segel und einem Paddel lässt sich immerhin die Richtung etwas beeinflussen.
Gelegentlich kommt man an einer kleinen Insel vorbei, die nicht nur über, sondern auch unter Wasser wertvolle Ressourcen liefert. Bauen kann man hier aber nicht. Für weitere Abwechslung sorgen verlassene Floße, die vorbeitreiben. Beim Hinüberschwimmen ist stets auch der Hai zur Stelle.
Raft (41 Bilder)
Mit der Zeit wird das Spiel komplexer: Mit einer Angel fängt man Fische, die auf den Grill wandern. Eine Destille erzeugt aus Salzwasser Trinkwasser und in unterschiedlich großen Pflanztöpfen lassen sich Rüben, Kartoffeln, Ananas, Mango, Wassermelonen und sogar Kokospalmen anbauen. Ein Anker erleichtert das Plündern der Inseln.
Im Laufe des Spiels kann man das winzige Floß zu einem komfortablen mehrstöckigen Hausboot mit Hütte und bequemer Hängematte zur Erholung ausbauen. Fans von Survival-Spielen finden in Raft typische Elemente wieder: Im Inventar gesammelte Dinge lassen sich im Crafting-Menü zu Werkzeugen, Waffen, Möbeln und anderem zusammensetzen. An einem Forschungstisch schaltet man neue Rezepte frei und erweitert so das Crafting-Menü. Etwas später im Spiel kann man eine Funkanlage bauen und damit ein geheimnisvolles Ziel ansteuern.
Gefahren auf hoher See
Hunger und Durst stellen zunächst die größte Gefahr dar: Wer sich zu lange mit dem Sammeln von Treibgut aufhält, verhungert und verdurstet schnell. Der Destillierapparat zur Meerwasserentsalzung, eine Angel und ein Grill stehen deshalb ganz oben auf der Crafting-Liste.
Schlechtes Wetter, hohe Wellen, Regen, Nebel und Dunkelheit gibt es ebenfalls in Raft. Das verändert zwar die Stimmung, ist aber nur in Ausnahmesituationen gefährlich. Hat man es beispielsweise gewagt, bei Wellengang zu einem vorbeitreibenden Floß zu schwimmen, während Nebel aufzieht, findet man womöglich nicht mehr zurück, bevor der Hai einem den Garaus macht. Für Action sorgt vor allem das Erkunden der Unterwasserwelt, denn der Hai lässt sich nur kurze Zeit von einem selbstgebauten Köder ablenken.
Drei Schwierigkeitsgrade stehen bereit. Wer in Ruhe ohne Ressourcenmangel sein Floß ausbauen will, kann zudem beim Spielstart den Kreativmodus mit unbegrenzten Vorräten und Gesundheit wählen.
Early Access bei Steam
Bereits im Dezember 2016 veröffentlichten drei schwedische Studenten der Universität Uppsala den Prototypen ihres Spiels für Windows und Linux kostenlos auf der Online-Plattform itch.io. Bis Ende Mai 2017 wurde dieser über sieben Millionen Mal heruntergeladen. Aus Zeitgründen stellten die Entwickler die Linux-Version ab Version 1.05 fürs Erste jedoch ein.
Seit dem 23. Mai 2018 bieten die mittlerweile als Redbeet Interactive firmierenden Entwickler ihr Spiel in einer erweiterteten Version mit deutlich mehr Inhalten und einer rundum neuen Grafik auf Steam als Early-Access-Titel für rund 20 Euro an.
Multiplayermodus
Wer sein Spiel für Freunde freigibt, kann gemeinsam im Koop-Modus sein Glück auf hoher See versuchen. Zu zweit oder dritt spielt es sich entspannter, da man nicht ständig das Meer nach vielversprechenden Fässern absuchen, sich um Nahrung und Wasser kümmern oder den Hai abwehren muss.
Bislang stehen zwei Charaktere zur Wahl (eine Frau und ein Mann), die sich optisch nicht anpassen lassen. Dass Raft den Spielernamen über einer Figur einblendet, erleichtert immerhin das Unterscheiden gleich aussehender Mitspieler.
Ist die Option "Freunden erlauben beizutreten" angehakt, sehen Steam-Freunde das Spiel unter "Welt beitreten". Mit dem aktuellen Update lieferten die Entwickler die Möglichkeit nach, das Spiel zusätzlich mit einem Passwort zu schützen, sodass nur geladene Gäste mitspielen können.
Das c't-zockt-Team hat Raft bereits ausprobiert; ein Mitschnitt des Live-Streams ist bei YouTube zu sehen (siehe unten).
Viel Potential
Raft hat einen ausgezeichneten Early-Access-Start hingelegt: Das Spiel enthält reichlich Inhalte für etliche Stunden und macht sehr viel Spaß. Fehler gibt es nur wenige und wenn, so stören sie den Spielfluss kaum. Es kann durchaus vorkommen, dass der Hai mal den Kopf durch Felsen oder das Floß steckt. Schon jetzt sorgt das Ozean-Survival-Game dafür, dass man beim Spielen schnell die Zeit vergisst.
Obwohl Raft jetzt schon eine Empfehlung ist, steht es noch am Anfang seiner Entwicklung. Noch ist die Spielzeit überschaubar, irgendwann gibt es einfach nichts mehr zu tun. Auch das Baumenü lässt noch reichlich Raum für Erweiterungen. Weitere Inhalte sind angekündigt, beispielsweise neue Tiere. Einige Updates haben die Entwickler auch schon ausgeliefert. Im Laufe des Spiels deuten die Entwickler bereits eine spannende Storyline im Stil von Waterworld an, die sicher noch ausbaufähig ist. Wer Spaß an Survival-Spielen hat, neue Spielideen sucht und sich vom Early-Access-Status nicht abschrecken lässt, sollte die 20 Euro für Raft unbedingt investieren.
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(lmd)