Microsoft übergibt über 60.000 Patente an das Open Invention Network
Das Open Invention Network möchte die Open-Source-Community vor Patentangriffen schützen. Microsoft übergibt als neues Mitglied 60.000 Patente an das Netzwerk.
- Björn Bohn
Microsoft hat sich dem Open Invention Network (OIN) angeschlossen. In dem Zuge übergibt die Firma über 60.000 Patente an das Netzwerk. Mitglieder des OIN können kostenlos und unlimitiert auf die Patente zurückgreifen. Im Gegenzug erwartet das OIN von den Beteiligten, ihre Patente nicht gegen die Linux-Community einzusetzen. Der Zusammenschluss aus zahlreichen Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Linux-relevante Softwarepatente zu erwerben, um Linux und andere Open-Source-Software vor Patentangriffen zu schützen.
Der Zusammenschluss mag überraschen: Microsoft blickt auf keine unbefleckte Vergangenheit beim Thema Patente zurück. In der offiziellen Ankündigung gesteht die Firma dies ebenfalls ein: "Es ist kein Geheimnis, dass es in der Vergangenheit Reibungspunkte zwischen Microsoft und der Open-Source-Community bei Patenten gab." Der Schritt solle allerdings als der nächste Schritt einer Firma angesehen werden, die sich Linux und Open-Source-Programmen fest verpflichtet. Die Zeiten, in denen der damalige Microsoft-CEO Steve Ballmer Linux als "Krebsgeschwür" bezeichnet hat, scheinen also vorbei zu sein. Stattdessen möchte Microsoft laut der Pressemeldung Linux und andere Open-Source-Projekte durch die Mitgliedschaft besser schützen und andere Firmen ermutigen, ebenfalls Mitglied zu werden.
Microsoft, Patente, und Open Source
Erst vergangene Woche hatte Microsoft sich dem LOT Network (Licensed on Transfer) angeschlossen. Das Netzwerk soll die teilnehmenden Unternehmen vor anderen Firmen zu schützen, die ihre Patentrechte aggressiv durchsetzen wollen. Zum Netzwerk gehören unter anderem Unternehmen wie Amazon, Google, Netflix und Oracle. Spätestens seit der Ankündigung von Microsoft zum Kauf der Versionsverwaltung GitHub im Juni steht die Beziehung zwischen Microsoft und der Open-Source-Gemeinschaft noch einmal genauer auf dem Prüfstand.
IBM, Novell, Philips, Sony und Red Hat haben das Open Invention Network bereits 2005 gegründet. Zurzeit zählt das Netzwerk über 2500 Mitglieder, darunter auch Firmen wie Google oder Toyota. (bbo)