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  • Chrisbinich

mehr als 1000 Beiträge seit 13.07.2000

LOT: Ein ethisches Grundsatzproblem.

Wirtschaft und Handel wurden einmal erfunden, damit Menschen nicht alles, was sie zum Leben brauchen, allein machen müssen und man man wesentlich bessere Dinge untereinander tauschen kann, wenn sie von jeweils von Menschen erstellt werden, die Erfahrung damit haben.

Dann hatte man Tauschmittel eingeführt, damit man nicht ständig Dinge aller Art lagern muss, um sie mal mit jemandem tauschen zu können, der sie brauchen könnte.

Dann hatte man an einigen Stellen nicht genug von diesen Tauschmitteln, aber die Macht über sie zu entscheiden, so führte man kleine Zettel ein, die die Tauschmittel abstrahieren sollten. Im Anschluss hat man auf die Tauschmittel einfach gepfiffen und fortan fast beliebig die Zettel gedruckt.

Dann kam die IT, die es erlaubte auf die Zettel zu verzichten und mit reinen Zahlen zu arbeiten. Man achtete nicht mehr auf den Wert, der hinter diesen Zahlen steckte, sondern band ihn an die Bereitschaftsbeteuerung einiger Individuen und Organisationen, bestimmte "Zahl" für einen "Wert" herzugeben.

Während all der Zeit drehte sich der Spieß langsam um und die Wirtschaft und Handel - die ja erfunden wurden, damit nicht jeder von uns alles selbst herstellen muss - wurden aus einem Hilfsmittel für den Menschen zu einer Art stille und personlose Gottheit, die alles dominiert, festlegt und rechtfertigt.

Was Amazon jetzt den Leuten zahlt und wie der Konzern sie behandelt, ist jetzt nebensächlich. Durch die Automatisierung von Prozessen werden Existenzen vernichtet, damit man sich in der Reihe der virtuellen Börsenwerte besser hinstellen kann.
Menschen und materielle Dinge, die sie zum Leben brauchen, sind nur noch ein Medium, eine Plattform zur virtuellen Wertschöpfung.
Unternehmen, wie Amazon beteiligen sich an und fördern diese Entwicklung.

So werden wir uns nicht - wie vor 25 Jahren noch von vielen gedacht - zurückziehen und den erhabeneren Tätigkeiten widmen können (Bildung, Wissenschaft, Technik, Kultur, kurz: besser und klüger werden), während Maschinen für uns arbeiten.

Wir mutieren mit der Zeit einem besonders lästigsten Arbeitsmittel im Dienste der Ökonomie, die von immer weniger werdender Anzahl von Individuen beeinflusst wird.
Werden im Schnitt unwissender, dümmer, unfähiger und damit überflüssig.

Noch in den frühen 1990-ern wusste jeder, dass zumindest Bildung, Wissenschaft, Kunst und die technische Entwicklung konjunkturunabhängig vorangetrieben werden müssen, damit wir uns weiter entwickeln.

Inzwischen wird auch das nur dann gemacht, wenn es "sich rechnet" und Leute, die obiges fordern, als naiv abgestempelt.

Wir leben im Feudalismus-Mittelalter 2, merken es nur nicht.
Reichtum, Armut und Bildung sowie deren Abwesenheit werden inzwischen auch bei uns vererbt.

Und es ist eigentlich vollkommen egal, wer dafür verantwortlich ist und ob die Betroffenen grundsätzlich was daran ändern können oder nicht.

Als Gesellschaft dürfen wir es nicht zulassen.

Prüffrage: Wie viele Einzelhändler weltweit können sich noch gegen Amazon durchsetzen? Wird´s noch zumindest zweistellig?

Und bevor mir hier einer Philosophieren und Träumerei unterstellt: Genau denselben Fehler machte man im Kommunismus: Monopolismus und Lösung der Waren und Leistungen von ihrem tatsächlichen Wert zugunsten von Dogmen.

Damit fuhr man ganze Volkswirtschaften in den Ruin.

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