Wenn ich an "Fake News" denke, dann denke ich als erstes sofort an die Artikel von Claas Relotius. Weil das nun mal der mit Abstand krasseste und berüchtigste Fall von frei erfundenen Lügengeschichten in den letzten Jahren hierzulande ist. Bis vor einigen Monaten hätte man stattdessen vielleicht als erstes an die Hitler-Tagebücher gedacht.
Wie aber hätten man anhand der im Artikel behaupteten sechs typischen "Fake-News-Strategien" zielsicher erkennen können, dass es sich bei den Relotius-Artikeln oder den Hitler-Tagebüchern um astreine Fake News handelte? Und warum haben auch ausgerechnet diejenigen, die uns sonst so gerne predigen, wie man angeblich "Fake News" erkennt, bei Relotius & Co. nicht nur komplett versagt, sondern ihn sogar mit Preisen überhäuft?
Was da im Artikel als angeblich typische "Fake News-Strategien" erwähnt wird, das findet man nur allzu oft auch in Artikeln in der "Qualitätspresse", die keineswegs als Fake News gelten. "Emotionen ansprechen" bspw., das wird schon angehenden Journalisten immer wieder gepredigt; ohne Emotionen anzusprechen ist es heutzutage fast unmöglich, einen Journalisten-Preis zu ergattern.
Als treffsicheres Erkennungsmerkmal für "Fake News" ist so etwas entweder völlig ungeeignet - oder man muss davon ausgehen, dass ein Grossteil der Artikel in den "Qualitätsmedien" eben Fake News sind.