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Re: Bayern muss erstmals hochradioaktiven AtommĂŒll aus Sellafield zurĂŒcknehmen..

Rem0ulade schrieb am 10.01.2025 22:14:

Z schrieb am 07.01.2025 23:38:

https://www.merkur.de/bayern/castor-transport-mit-atommuell-nach-bayern-geplant-93501691.html

Erstmals muss Bayern hochradioaktiven AtommĂŒll aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield zurĂŒcknehmen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres sollen sieben Castoren per Bahn in das Zwischenlager auf dem GelĂ€nde der abgeschalteten Kernkraftwerke Isar 1 und 2 in Niederaichbach bei Landshut angeliefert werden. Der Transport ist top secret – weder Fahrroute noch Datum werden genannt. Doch angesichts der GrĂ¶ĂŸe des Transports dĂŒrfte er nicht unbemerkt bleiben.

Ja, davon ist nicht auszugehen, die sind schon auffÀllig.

Und nun ist es soweit. Und es war absehbar, dass "Kanzlerkandidatenschreck" (so wurde er gestern passend von jemandem bei der Union bezeichnet) Söder sich damit anfreunden muss. Er hĂ€tte sich das sicher gerne erspart und wird auch möglichst nicht darauf hinweisen, weil so ein Selfie mit einem Castor-BehĂ€lter macht sich ja auch nicht so gut auf seiner Webseite. 😉

Bis 2015 kamen alle Castoren nach Gorleben. Danach wurde entschieden, den Rest des strahlenden Erbes nach dem Verursacherrprinzip aufzuteilen, erlÀutert GNS-Sprecher Köbl. Zuletzt kamen AbfÀlle aus Sellafield ins Zwischenlager nach Philippsburg und Biblis. Noch ausstehendend sind je ein Transport nach Isar 1/2 sowie nach Brokdorf.

Wer Söder wider erwarten doch sichten sollte, dem zahle ich als erstem Melder einen Kasten Bier.

MFG/Z

Aus dem Text:

"Das Endlager soll die bestmögliche Sicherheit fĂŒr eine Million Jahre gewĂ€hrleisten".

Somit ist die Aussage "hochradioaktiv" falsch. Material, das eine Million Jahre lang strahlt, ist per Definition schwach radioaktiv, eben weil es so lange dauert. Es tritt also nur wenig RadioaktivitĂ€t pro Zeiteinheit aus. Man sollte schon ein bisschen Ahnung haben, wenn man sich ĂŒber solche Themen auslĂ€sst.

Mit "hochradioaktiv" bezeichnet man abgebrannte Brennelemente, die vor der Einlagerung in Castoren noch 5 Jahre lang aktiv gekĂŒhlt werden mĂŒssen. DemgegenĂŒber nicht hochradioaktiv sind im AKW-Betrieb genutzte, aber kontaminierte Materialien (z. B. Rohre, Schutzkleidung etc.).

Bei Endlagern geht es um den Schutz der Menschen und der biologischen Umwelt vor radioaktiver Verseuchung bzw. SchĂ€digung auf Grund radioaktiver Strahlung. Das heißt man betrachtet bzgl. der RadiotoxizitĂ€t (relevante Einheit: Sievert) und nicht "nur" bzgl. der RadioakvititĂ€t (Becquerel). Der Grund dafĂŒr ist, dass die RadiotoxizitĂ€t sich mit der Schadwirkung radioaktiver Strahlung auf biologische Organismen befasst, hier geht insofern um die "von biologischem Gewebe aufgenommene Strahlungsenergie und deren besondere Wirkung auf Grund verschiedener Strahlungstypen (Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung)".

Vor diesem Hintergrund erklĂ€rt sich, dass ein Endlager die Verwahrung fĂŒr 1 Millionen Jahre sichern soll. Dieser Ansatz wurde nicht von den GrĂŒnen aufgebracht, sondern ist allgemeiner wissenschaftlicher Konsenz gewesen und die Evaluierungskriterien sind international (auch in den USA) Ă€hnlich. Grund dafĂŒr sind vor allem die Halbwerts- und Übergangszeiten typischer radioaktiver Elemente im abgebrannten Kernbrennstoff, z. B. auch Uran. Plutonium-239 etwa wird nach 24.000 Jahren zu Uran-235, das wiederum wird nach 700 Millionen Jahren in ein radiotoxisch inaktives Blei-Isotop umgewandelt. NatĂŒrlich ist die spezifische AktivitĂ€t dieses Uran-235 dann um mehrere GrĂ¶ĂŸenordnung niedriger als die von Plutonium-239.

Das Problem ist aber, wie schon erwĂ€hnt, die RadiotoxizitĂ€t. In die Umwelt gelangte Uran-Elemente sind Alpha-Strahler. Solange die nicht in der NĂ€he von Lebewesen lagern, passiert relativ wenig, weil die Alpha-Teilchen nicht weit kommen - wenn sie aber aufgenommen werden, etwa durch die Nahrung oder ĂŒber die Luft, ergibt sich ein Problem: Alpha-Strahlung wird auch von biologischem Gewebe oftmals vollstĂ€ndig absorbiert, und diese absorbierte Energie richtet dann die SchĂ€den an. Einerseits ist das ein Vorteil, auch die Hautschichten des Menschen fangen Alpha-Teilchen ab - aber eben nicht von innen. Die Strahlung von aufgenommenen Stoffen trifft daher an vielen Stellen in Organen auf vollkommen ungeschĂŒtzte und hochempfindliche Körperzellen und wenn diese Stoffe lĂ€nger im Körper verblieben und sich damit die aufgenommene Strahlungsmenge massiv erhöht, ergibt sich eine hohe Schadenswirkung. Das ist der Haupgrund fĂŒr die geforderte, lange Verwahrzeit von AtommĂŒll in Endlagern.

Hier ein paar kurzweilige Links zu AtommĂŒll-Lagerung, der medizinischen Perspektive und zur Gesetzeslage:

"Endlager (Kerntechnik")
https://de.wikipedia.org/wiki/Endlager_(Kerntechnik)

"Transmutation: So könnte man AtommĂŒll recyceln"
https://www.quarks.de/technik/energie/so-koennte-man-atommuell-recyceln-transmutation/

"Uran-Munition: Information ĂŒber Uran-Munition (Depleted Uranium, DU)"
https://uol.de/physik/forschung/ehemalige/uwa/rad/du

Standortauswahlgesetz (StandAG) (und physikalischer Hintergrund)
https://de.wikipedia.org/wiki/Standortauswahlgesetz
(Historie: https://www.bundestag.de/resource/blob/281906/c1fb3860506631de51b9f1f689b7664c/kmat_01_AkEnd.pdf)

MFG/Z

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.01.2025 19:41).

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