bretzelkatze schrieb am 30.08.2020 16:40:
XXIII schrieb am 30.08.2020 16:08:
Da der Kommunismus (angeblich) nur in seiner reinen, radikalen Form tatsächlich funktionieren kann*, der Kapitalismus aber in jeder sozialen Abstufung problemlos möglich ist, hat der Kapitalismus eindeutig ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Kommunismus.
Hast du nicht bemerkt, dass "der Kommunismus" auch recht lange funktioniert hat? Und natürlich war es kein "Kommunismus", weder in der "reinen, radikalen", noch in sonst einer Form.
Bleiben wir objektiv, das Ende der Geschichte ist keines wegs erreicht.
DerTriumpf des Kapitlaismus war 1989 ziemlich vorschnell.
Geschichtliche Prozesse dauern lange, länger als eine Generation.
Sicher hat der heutige Kapitalismus einiges von dem übernommen, was der Staatssozialismus an Vorteilen bot, aber ebenso eine Menge an falscher Politik von oben durch Indoktrination.
Aber es ist schon wichtig, zu erkennen, dass die Politik der GROKO überhaupt nichts mit linker Politik zu tun hat und die der anderen Parteien auch nicht.
Dem Autor muss ich aber trotzdem sagen, dass Geld als Kapital im Kapitalismus, nicht in der einfachen Warenproduktion, eben ein Herrschaftsverhältnis ist, dass sich beständig erweitert reproduziert, eben gerade über die Aneignung des Mehrwertes.
Aber wer hat sich denn den Mehrwert im Staatssozailismus angeeignet und war es eben nicht doch ein Problem der zu niedrigen Arbeitsproduktivität, dass man die Betriebe nicht hinreichend modernisieren konnte?
Es hat wenig Zweck, ein paar Leuchtturmprojekte der SU oder der DDR herauszustellen, weil diese in der Planwirtschaft Priorität hatten und damit bevorzugt versorgt wurden.
Wäre es nicht besser gewesen, den Bürgern einen realen Patriotismus verschaffen zu können, die einem Gegner gezeigt hätten, dass er mit einem tödlichen Guerilla-Krieg zu rechnen hätte, wenn er eine Eroberung planen würde.
Wäre es nicht glaubhafter gewesen, wenn jedes sozialistische Land über ein paar Atomwaffen verfügt hätte, die aber nie als Aggressionspotential gegen eine Dritten ausgereicht hätten und dami auch kein Drohpotential hätten entfalten können.
War nicht die DDR wie auch die Bonner Republik mit fremden Atomwaffen überfrachtet und der totalen Vernichtung preisgegeben in den Strategien ihrer jeweiligen kommandierenden Siegermacht? So hochgradig unmoralisch, dass selbst ein Bundeskanzler Helmut Kohl sich aus dem damaligen NATO-Manöver ausgeklinkt hatte
Wollte Apel als Fachmann nicht mehr ein kybernetisches Modell der Selbststeuerung mit Eigenverantwortung der Unternehmen?
Ich bin auf einen bzw. 2 Texte gestoßen, der es in sich hat, von einem Zeitzeugen des 20. Jh., den viele kennen, der Philosoph und Wissenschaftler war.
Eine komplexe, heuschreckenähnliche Maschine erwacht in Form einer schönen Frau. Sie sondiert die Umgebung und führt vorprogrammierte Handlungen aus. Ihr Ziel: das Vertrauen eines Hofgetreuen des Königs zu gewinnen. Durch die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren, erkennt die Maschine, dass sie auf die Tötung des Hofgetreuen programmiert ist. Sie streift das Frauenkostüm ab und beginnt die Verfolgung des Mannes. Während der Hetzjagd beginnt die Maschine an ihrer Handlung zu zweifeln. Könnte sie entgegen ihrer Programmierung handeln? Besitzt sie eine Moral?
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Maske_(Lem)
Freier Wille und Moral, wie hängen diese zusammen?
Als Arzt und Physiker des 20.Jh. begriff er die Menschen aus ihrem individuellen Handeln unter dem Wirken des deutschen Faschismus, seinem Zusammenbruch und den danach mit dem Atomzeitalter entstandenen Weltkonflikt von 2 um Vorherrschaft und möglichst einen neuen „Endsieg“ kämpfenden mächtigen Hierarchien, in dem sich beide Seiten als Sieger der Geschichte wähnten, was den Illusionen der Religionen zwei weitere weltliche Illusionen hinzufügte.
Den langen Weg der Emanzipation zuerst im Inneren als Weg der revolutionären Befreiung vom Staat, als evolutionäre Entfaltung in Richtung Anarchie und dass Völker zum verantwortlichen Handeln in Souveränität finden können, das konnte er sich offensichtlich nicht vorstellen.
Und doch stellt er fest:
Wir können natürlich, wenn wir uns als intellektuelle Feiglinge erweisen wollen, von der wahrscheinlichen künftigen Entwicklung schweigen, doch dann muss man zumindest sagen, dass wir uns wie Feiglinge verhalten. Der Mensch kann nicht die Welt verändern, ohne sich selbst zu verändern. …..
Sofern es keine Phantasmagorie sei, sei es schlichter Hohn, wenn man sich vorstelle, dass der Mensch, statt seine Probleme zu lösen, statt eine Antwort auf die Fragen zu finden, die ihn seit jeher quälen, sich vor ihnen in die materielle Vollkommenheit zurückziehe; was für eine schändliche Flucht, was für ein Ausweichen vor der Verantwortung, wenn der homo sich mit Hilfe der Technologie zu einem deus ex machina verpuppe!
Dabei konnte er doch wunderbar Dinge beschreiben, die sinnlos und unverständlich erschienen, die aber immer nur eine Metapher auf seine Erfahrungen im Faschismus und das Leben danach waren.
Die Gesellschaft als eine sinnlose sich selbst verzehrende Maschinerie, deren Zweck nur die Maschinerie ist und wo die Mächtigen im Dunkeln bleiben und die Menschen als schizophrene „Doppelts“ existieren, als Vasallen und als unterdrücktes Selbstbewusstsein, dass, wenn es dann doch mal hervortritt, mit der Exekution durch die unbenannte Macht beantwortet wird.
Die Gleichsetzung von Vaterland mit der Propaganda der Nazis aber auch der Stalinisten bestimmte sein Verhältnis zu seinem Vaterland und seinem Begriff darüber, ein Vaterland, das er als Fremdkörper mit seinem Staatserleben gleichsetzte.
Den historischen Charakter des Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse konnte er nicht vollständig erfassen, obwohl der das Prozesshafte in der Geschichte erkannte, aber dennoch diese Hierarchien der Mächte als ewig in Raum und Zeit empfand.
Dass man eine höhere gesellschaftliche Intelligenz entwickeln kann durch Transparenz und ehrliche Kommunikation, ist ihm fremd geblieben.
Er hat nur gesehen, was passierte, die zunehmende Verblödung der Menschheit durch geistige Manipulation.
Er glaubte, dass Computer einmal die Menschen übertreffen könnten, aber da war er der Meinung, dass die Menschen für diesen keine Relevanz mehr hätten, da dieser Supercomputer in einer Meta-Sprache denken könnte, die wir Menschen gar nicht mehr verstehen können, wo die Kommunikation ihren Sinn verliert.
Nun, wir müssen wohl erst mal lernen, unsere menschliche Kommunikation zu verbessern.
Wie „neuronale Netze als Computer-Simulation“ ihre Ergebnisse finden, verstehen die Menschen schon heute nicht mehr, aber sie haben ja auch ihr natürliches neuronales System noch nicht wirklich verstanden und können es doch mehr oder weniger sinnvoll oder auch destruktiv verwenden.
Da unser Gehirn, das komplexeste Stück Materie ist, was die Natur bisher hervorgebracht hat, eben auch dem Irrtum anheim fallen kann, würde ich den zwergenhaften Simulationen auch nicht ohne Nachprüfung und Bewertung der Ergebnisse trauen wollen.
Wie es nicht sinnvoll ist, mit den menschlichen Trieben und verdeckten Mechanismen der Fremdbestimmung umzugehen, wie manipulativ die Wissenschaft im Bunde mit Technologie selbst werden kann, diese kunstvollen Beschreibungen hat uns Stanislaw Lem als Erbe hinterlassen.
Kann eine programmierte Maschine einen freien Willen entwickeln und eine Moral entwickeln?
Damit wird er die Frage nach der Maskierung nicht beantworten können.
Eine autonome Maschine kann sich, wenn überhaupt, nur als Maschine reflektieren. Braucht sie für ihre Existenz den Menschen oder nicht, das ist die einzig praktische Frage.
Faschismus als auch das Leben im Staatssozialismus haben Lem gefangen genommen in der Kritik, aber eben leider nicht in der Lösung.
Aber er formuliert auch die Gefahren eines neuen Faschismus, den wir heute schon im Transhumanismus erkennen können.
Wer wird die Kosten übernehmen für solche Formen von enhancement und wie verhält sich das zu unseren Vorstellungen von Gerechtigkeit? Gibt es nicht bessere demokratisch legitimierte Lösungen für Reproduktion unter Einbeziehung der ganzen Natur, also im Sinne echter Nachhaltigkeit?
Hat sich Lem mit den Fragen des bekannten Nichtwissens und des unbekannten Nichtwissens in einer Welt des universalen Zusammenhanges auseinandergesetzt?
Man hat festgestellt, dass die Chemisierung unserer Landwirtschaft dazu führt, das die menschliche Intelligenz geringer wird, weil die Verbindungen aus der Gruppe der Halogene auf die Schilddrüse anstelle des Jods wirken können. Bezüglich Brandschutzhemmern auf Brombasis liegen schon lange Erkenntnisse vor, wie Mikroplastik in unserer Nahrung wirkt, ist noch völlig unbekannt.
Wenn wir den Pflanzen, insbesondere dem Wald die Sonne stehlen, um mit einem Riesenaufwand „grünen Wasserstoff“ mit 80% Wirksamkeit herstellen, der mit weiterem Energie- und Materialaufwand teuer in synthetische Kraftstoffe verwandelt werden soll, die dann mit etwa 40% Wirkungsgrad wieder verbrannt werden, wo die Wirkungsgrade doch multiplikativ verknüpft werden müssen und damit mit jedem Schritt drastisch sinken, wo ist da die Vernunft und die Ehrlichkeit des Wissenschaftlers?
Die Vernunft in der Politik zu suchen, ist wohl unter den heutigen Bedingungen der zusammenbrechenden Geschäftsmodelle unmöglich, wenn der Wirtschaftsminister selbst verfettet ist und uns offensichtlich als körperliche und geistige Fehlkonstruktion entgegentritt.
Die Hunderte von Milliarden, die das Projekt kostet, können und wollen die Unternehmen nicht tragen. Sie verlangen dazu die Subventionen des Staats, also das Geld der Steuerzahler.
Wie sah die Rekonstruktion des Menschen bei Lem aus?
https://www.kostenlosonlinelesen.net/kostenlose-die-rekonstruktion-des-menschen
Teilweise erschreckend, wie er einige reale Entwicklungen voraus ahnte.
Zeit über echte Alternativen nachzudenken.
Marx war übrigens auch Philosoph und hätte den Staatssozialismus, so er ihn hätte erleben können, heftigst kritisiert.
Aber warten wir mal ab, was uns Herr Brend Traben noch vermitteln kann.
Nur unterschlägt er z.B. dass die Tochter eines Funktionärs der Volksbildung der DDR auf einer Reise durch die Sowjetunion in den 80er Jahren ihr Kind verloren hat und die Ausrüstung der Klinik war so katastrophal, das es dauerhaft schockierend für die ganze Familie war.
Aber immerhin hat Gorbatschow damals erkannt, das es so nicht weitergehen kann.
Sogar Ulbricht war einst bereit, etwas zu korrigieren mit seinem NÖS, weil die Planerfüllung nicht befriedigen konnte.
Aber sein damit beauftragter Technokrat war mit der Aufgabe überfordert, aber noch schlimmer war, das Moskau das Experiment nicht gestattet hatte.
Apel erschoss sich, vermutlich aus Verzweiflung.
http://www.storyal.de/Story-2015/Erich-Apel.html
Es ist durchaus sinnvoll, sich mit Marx auseinanderzusetzen aber eben auch mit einem ehrlichen Blick auf unsere jüngere Geschichte!
Noch wichtiger ist es aber, wie wir zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft kommen und da brauchen wir eine ganze Reihe an strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft und auch im Staatswesen.
Es wäre schön, wenn Herr Tragen in seiner Reihe auch seine Vorstellungen vortragen könnte, wie sich die Linke in Deutschland nach dem Scheitern von Kipping und Riexinger aufstellen soll.
mfg