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  • demon driver

mehr als 1000 Beiträge seit 25.02.2000

Arbeit macht krank

Und Pendeln ist ein Teil davon, nämlich von dem, was jedem abhängig
Beschäftigten von der selbstbestimmten Lebenszeit abgezogen wird. Von
der Zeit, in der man sich um Familie, Nachwuchs, Freunde, um sich
selbst und seine Privatinteressen, um das persönliche soziale Umfeld
kümmern und das soziale Umfeld sich um einen selbst kümmern lassen
kann – und je mehr daran fehlt, desto mehr fehlt einem, wenn man
nicht zu denjenigen gehört, die mit ihrer Arbeit glücklich sind und
die auch außer ihrer Arbeit nichts brauchen im Leben.

Der Mensch ist ein soziales Wesen, und je mehr er durch Arbeit und
deren äußere Umstände daran gehindert wird, eines zu sein, umso mehr
wird sich das auch gesundheitlich niederschlagen.

Wie stringent der nachgewiesene Zusammenhang jetzt speziell beim
Pendeln in der genannten Studie genau ist, mag dabei getrost
dahingestellt bleiben. Vielleicht noch signifikanter ist hier die
Feststellung, dass Leute umso kränker bzw. umso öfter krank werden,
je öfter sie umziehen müssen – und damit aus ihrem bestehenden
privaten Sozialgefüge gerissen werden. Die Auswirkungen eines
intakten Sozialgefüges bzw. dessen Fehlens auf die Gesundheit des
Individuums werden, fürchte ich, immer noch massiv unterschätzt, mal
fahrlässig, mal mutwillig.

Nichtsdestotrotz wäre ein vernünftiger Ansatz, wie es in seltenen
Sonderfällen, in denen der Arbeitsmarkt Arbeitgeber dazu zwingt,
längst auch geschieht, dass der tägliche Weg zur Arbeit generell
mindestens anteilsmäßig, beispielsweise zur Hälfte, als Arbeitszeit
anzurechnen wäre. Die Folgen wären fast ausschließilch begrüßenswert.
Für Beschäftigte, die weiter lange Strecken pendeln wollen oder
müssen, wird die für die Arbeit insgesamt aufzuwendende Zeit deutlich
reduziert. Beschäftigte, für die ein Umzug in Frage kommt, könnten
mit beträchtlichen Finanzierungshilfen des Arbeitgebers rechnen. Und
last but not least würde dadurch Telearbeit massiv befördert (dass
auch Telearbeit, speziell was die Trennung von Arbeit und Privatleben
angeht, nicht unproblematisch ist, hier mal außen vor), und das
würde, besonders zu den Stoßzeiten, die Straßen entlasten.
Schließlich sorgt nicht zuletzt die seit Jahrzehnten immer stärker
erforderliche 'horizontale Flexibilität' der Arbeitnehmer für immer
mehr gefahrene PKW-Kilometer auf den Straßen, mit all ihren
Nebenwirkungen.

Cheers,
d. d.

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