wenn ich die meisten (zum GlĂŒck nicht alle) BeitrĂ€ge hier lesen muss.
Ich kann euren Frust ja teilweise verstehen - aber was ihr hier abliefert ist gerade ein sehr sehr gutes Argument dafĂŒr, keine ausgebildeten ITler an die Schulen zu lassen, sondern lieber ausgebildete Lehrer. Wenn sich diese tief ausgeprĂ€gte Abneigung gegenĂŒber Schule, Lehrern und der Gesellschaft bei unseren Kindern entlĂ€dt, dann gute Nacht. Ihr kennt euch sicher super mit IT aus, keine Frage. Mit Schule jedenfalls habt ihr nicht viel am Hut, jedenfalls nicht mit den Schulen, die ich kenne, als Lehrer und als Vater. Und mal ganz ehrlich... wenn man Kurse fĂŒr Erwachsene halten kann, die gut ankommen, heiĂt das noch lange nicht, dass man auch 30 ZehnjĂ€hrige oder 30 Pubertiere unterrichten kann - da sind ganz andere QualitĂ€ten und ganz andere Persönlichkeiten gefragt. Da hilft auch oft kein "PĂ€dagogik-Kurs". Ich bin selbst Seiteneinsteiger und habe so manchen Kollegen an genau diesen Dingen scheitern sehen, inklusive Burnout und langen Klinikaufenthalten, dann FrĂŒhpensionierung mit 40.
Ja, an den Schulen lĂ€uft definitiv nicht alles richtig, als Lehrer kann ich da ein ganzes Nibelungenlied von singen. Ich bin IT-Koordinator, unterrichte MINT FĂ€cher und fĂŒr die 5er auch Informatik (fachfremd, weil wir nur zwei ausgebildete Informatiklehrer haben, und damit schon mehr als alle Nachbarschulen). Unsere digitale Ausstattung ist trotz (oder wegen?) des Digitalpakts noch sehr rudimentĂ€r, aber wir versuchen, das Beste draus zu machen. In Informatik (das wir bei uns sogar bis zum Leistungskurs unterrichten) bilden wir keine MS-Office Bediener aus, sondern vermitteln die ganze Bandbreite, und zwar schon in der 5. Klasse. Genauso wie ich meinen SchĂŒlern in Mathe beibringe, dass das Rechnen nur das Handwerkszeug und nicht der Zweck der Mathematik ist, lehre ich sie, dass in der Informatik nicht das Ăffnen von Word oder das Programmieren von Spielchen in Scratch, sondern die zugrunde liegende Denkweise, Logik und Algorithmik der eigentliche Inhalt ist. Und in so gut wie jeder Stunde fördere ich das freie Denken meiner SchĂŒler. Ich fordere sie zum Widerspruch auf, diskutiere offen mit ihnen ĂŒber Fehler (ihre und meine) und versuche sie so weit es geht auch in die Form und die Themen des Unterrichts mit einzubeziehen. Und da bin ich kein Einzelfall, viele meiner Kolleg:innen machen das auch. Klar haben auch wir noch ein paar Dinosaurier an Bord (manche davon erschreckend jung), aber die gibt es auch in jeder IT-Abteilung, genauso wie die Minderleister.
Wenn ich an meinen Informatik-Unterricht in den 80ern denken muss, dann war das genau das, was hier angeprangert wird. Man hat gelernt, ein paar kleine Programme zu bedienen und dazu ein wenig Programmierung in der Krönung aller Programmiersprachen: Basic. Mit dem schönsten aller Befehle: GOTO. Schlimmer gehts kaum. Seitdem ist aber sehr viel Wasser den Rhein hinunter geflossen und der Informatik-Unterricht hat sich grundlegend gewandelt.
Schule ist fĂŒr mich definitiv nichts, was man von Grund auf verdammen muss. Hier werden keine "loyalen Untertanen" gezĂŒchtet, was fĂŒr ein Quark! Wir haben sogar explizit den Auftrag, unseren SchĂŒlern beizubringen, wie man sich selbst eine Meinung bildet und diese auch vertritt, wie man sich vor Verschwörungs-Schwurbeleien wie den euren schĂŒtzt, wie man sich auch komplexere Materie aneignet. Und es tut mir leid, aber nicht nur Informatik ist wichtig, die anderen FĂ€cher, inklusive Kunst und Musik, sind auch alle sehr wichtig, denn sie gehören zu einer allgemeinen Grundbildung dazu, ansonsten wĂ€re es die Ausbildung zum IT Fachidioten, der nicht mehr ĂŒber den Rand seines Keyboards hinaus schauen kann und will. DAS sind dann die loyalen BefehlsempfĂ€nger, die einfach das tun, was ihnen gesagt wird, weil sie keine Ahnung davon und kein Interesse daran haben, was da drauĂen wirklich vorgeht.
Und ganz ernsthaft: Ausgerechnet C++ in der Schule? Um Programmieren zu lernen gibt es doch weitaus bessere Alternativen als diesen ĂŒberfrachteten Alleskönner. Klar, damit kann ich sowohl "Hello World" als auch Desktopanwendungen und komplexe Industrieroboter programmieren... aber das zu groĂ fĂŒr die Schule. FĂŒr die Kleinen ist Scratch genial, weil das völlig losgelöst von irgendeiner Hochsprache grafisch die Logik dahinter vermittelt. Was man dann fĂŒr eine Sprache in der Oberstufe lernt, ist auch eher irrelevant. Alle relevanten Sprachen kann man sowieso nicht lernen, auch spĂ€ter in einem IT-Beruf nicht. Die Bandbreite wird ja auch jeden Tag lĂ€nger: Rust, D, C#, Java, Python, PHP, R, Dart, Swift.... fĂŒr jede Anwendung gibt es eine gut passende Sprache, die lernt man dann halt.
Aber das eigentliche Problem, dass wir Lehrer mit allem Möglichen an Zusatzaufgaben zugesch... werden, dass unsere Schulen marode sind, schlecht ausgestattet werden, dass es viel zu wenige Lehrer gibt, dass Eltern heutzutage ihre Erziehungsaufgaben einfach bei uns abladen, dass es in der Gesellschaft immer opportun scheint, auf "die Schule" und "die Lehrer" zu schimpfen, dass Bildung allgemein immer weniger Wert zu haben scheint... das scheint Vielen hier egal zu sein, Hauptsache man sitzt in seinem IT Elfenbeinturm und weià alles besser.