Ansicht umschalten
Avatar von dazk
  • dazk

mehr als 1000 Beiträge seit 10.03.2001

Ein paar Kommentare

MDM steht in dem Kontext fĂĽr Mobile Device Management und nicht Multiple Device Management. <Korinthenkackermode aus>

Zum Thema AWS. Wir erlangen nicht dadurch digitale Souveränität, dass wir die Serverinstanzen bei anderen Anbietern hosten. Wenn AWS geeignet ist, kann man auch AWS nutzen. Der ganze Artikel zeigt ja, dass es bei dem Thema insgesamt wenig Souverän zugeht. Welchen Provider man sich für's Hosting auswählt, tut da am wenigsten zur Sache.

Moodle Skalieren: Ich verstehe den Schritt von gescheiterter Skalierung einer Einzelinstanz zu lokalem Flickwerk nicht. Ich stelle mir eher einen SaaS Ansatz vor. Schulen können ihre Instanz einfach bestellen und die Schulinstanzen werden dann möglichst automatisiert provisioniert. Dazu gibt es dann einen professionellen Betrieb, der sich um alle Instanzen kümmert, diese überwacht, patcht, sich um Backup und Restore kümmert, DR sicher stellt, bei Bedarf skalliert etc. Dazu sollte es dann noch einen Helpdesk geben. Und auch die für die Schulen ansonsten schwierigen Themen rund um den Datenschutz können durch einheitliches Vorgehen, Guides, Formulare etc. unterstützt werden. Die Plattform selbst lässt sich auditieren, pentesten etc.

Wenn man das richtig aufzieht, kann man aufgrund der Skaleneffekte Effizienz und einen deutlich professionelleren Betrieb sicherstellen, z.B. für ein vernünftiges Security Monitoring, der Reduktion von Fehlern durch Standardisierung und Automatisierung. Kurz, die Skaleneffekte ermöglichen Effekte, von denen die Cloud-Provider gegenüber Handarbeit auch profitieren, wenn auch natürlich immer noch in völlig anderen Dimensionen als bei AWS, Azure oder Google. Ich glaube allerdings nicht, dass wir insgesamt höhere Qualität und Sicherheit erreichen, wenn jede Schule sich durch irgendwelche Krauter Server in ihre Keller stellen lässt. Das führt eher dazu, dass Probleme einfach nicht sichtbar werden. So lange das System verfügbar ist, merkt dann einfach keine Sau, dass die Version von vor 3 Jahren mit bekannten Sicherheitslücken im Einsatz ist und dass das System schon seit 2 Jahren kompromittiert ist. Oder anders ausgedrückt. Der Moodle-SaaS Dienst eines Bundeslandes wird ggf. mal angeschaut und bekannt vulnerable Software führt zu Alarm in den Zeitungen. Wenn es um die Instanz der Erich Kästner Realschule in Kleinwurmelsdorf geht, wird das wohl eher nicht passieren.

Auch interessant in dem Zusammenhang. Erst wird der lokale Betrieb proklamiert, im Folgeabsatz wird dann aber (zu Recht) darauf hingewiesen, dass die nötigen Größenordnungen eine vernünftige Planung und ein vernünftiges Setup erfordern. Die genannten Zahlen belegen deutlich, dass man hier mit IT-Ansätzen kleiner und mittlerer Unternehmen nicht klar kommt. Selbst die Nutzerzahlen der Großstädte sprengen leicht die Nutzerzahlen selbst mittelständischer Unternehmen. Das heißt, entweder man verzettelt sich im Klein-Klein, nimmt in Kauf dass tausende Male die selben Dinge immer wieder und wieder neu erfunden werden, oder man macht es richtig und akzeptiert, dass es dann auch richtig groß wird.

Im übrigen gilt das, was für Moodle gilt, genauso für Jitsi oder andere Videkonferenzsysteme. Jitsi, BBB sind coole Werkzeugkästen. Aber für einen skalierbaren Betrieb auf kommunaler Ebene oder gar Bundeslandebene muss man sich ein paar Gedanken machen. Auch hier wäre ein SaaS Ansatz, am besten gleich mit Integration in die LMS Services enkbar und wünschenswert. Dann muss sich auch nicht jede Schule individuell mit Kompatilbilitätsproblemen bei Versionsupgrades herumschlagen.

Wenn man das jetzt noch auf europäischer Ebene denkt und die Arbeiten, die man für die "SaaSifizierung" der Lösungen erbringt, wieder in die Open Source Werkzeuge zurückfließen, dann könnten wir Schritte in Richtung Souveränität machen. Wie viel schneller würde sich Jitsi entwickeln, wenn es plötzlich für viele Millionen neuer Nutzer zum Einsatz käme und man nicht nur in Setup und Hosting investierte, sondern in die Weiterentwicklung, Skalierbarkeit und Nutzbarkeit einer solchen Lösung für den harten täglichen Betrieb.

Ressourcenverschwendung durch Instanzen: Das Problem sehe ich so nicht. Wenn man Videodienste für 11 Millionen Concurrent User im Homeschooling anbieten können muss, dann braucht das auch die nötige Infrastruktur. Der Overhead durch Betriebssysteminstanzen dürfte sich in Grenzen halten. Wenn ich dann noch Cloud ablehne, dann brauchts halt eine große Farm. Ob wir die Ressourcen (zunächst) durch viele ausreichend dimensionierte Server in den Schulen verbraten oder zentraler, tut auch nichts zur Sache. Im Gegenteil, bei einem zentraleren Setup kann man zumindest von der Virtualisierung profitieren. Weitere Optimierung durch Containerisierung oder Optimierung der Software für solch große Szenarien kann dann in einem zweiten Schritt in Angriff genommen werden. Bei der nötigen Größe wäre dafür auch Motivation vorhanden und die Einsparungen finanzieren wohlmöglich sogar die nötigen Entwicklungskosten. Bei dezentraler Installation fehlt diese Motivation.

US Unternehmen:

Potentielle Gewinne gehen damit drittens der heimischen IT-Wirtschaft verloren und wirken somit als Innovationsbremse und Investitionshemmnis.

Im Ernst, wollen wir das?

Nein, das wollen wir nicht. Aber wenn heute statt Open Telekom Cloud z.B. AWS gewählt wird, dann liegt das daran, dass die Innovationsbremse bei uns schon lange fest angezogen ist. AWS und Google sind doch nur so groß geworden, weil bei uns Innovationen als zu riskant angesehen werden. Und selbst die Telekom bietet mit der Open Telekom Cloud lediglich ein leicht erweitertes Openstack an, das man in einer Partnerschaft mit Huawei ins eigene Rechenzentrum gebaut hat. Wo ist die Innovation? Der Softwarestack kommt originär von NASA und Rackspace und für die OTC neben der Hardware von Huawei. Wenn man böse ist, könnte man sagen, die Telekom stellt in erster Linie das Rechenzentrum für eine amerikanisch-chinesische Cloud-Plattform zur Verfügung. Tolle Innovation.

Nicht falsch verstehen, trotz meiner Kommentare werden im Artikel viele richtige und wichtige Punkte endlich mal adressiert und durchaus auch fundiert dargestellt. Solche Diskussionen brauchen wir, auch wenn ich mit manchen SchlĂĽssen nicht ganz zufrieden bin.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten