disobedience schrieb am 07.05.2020 14:41:
former known as Mietwagen.
Nö, ist meines Erachtens nicht vergleichbar.
Als Nutzer des (stationsbasierten!) Carsharings hier in der Stadt kann ich Dir sagen dass es wesentlich bequemer ist als Mietwagen: Reservieren, einsteigen, losfahren, abstellen, fertig! Und das zu einem unschlagbar gĂĽnstigen Tarif.
Wen es interessiert – hier eine genauere Erläuterung:
Ich bin angemeldeter Nutzer, kann jederzeit einfach per App reservieren, mit Smartphone (oder Karte) den Wagen öffnen/verschließen, muss nur tanken wenn die Mindesfüllmenge (1/4 des Tankinhaltes) unterschritten ist und vor allem: habe immer eine Station in der Nähe (Inzwischen > 50 Stationen in der Stadt, auch in Randbereichen, alle bequem per ÖPNV erreichbar. Auto muss jeweils an „seine“ Station).
Wenn ich tanken muss, oder mal das Wischwasser zur Neige geht und aufgefĂĽllt werden muss, bezahlt man mit der Tankkarte, die im Auto liegt, muss also kein eigenes Geld auslegen. Abgerechnet wird per monatlicher Abbuchung.
Tarif ist hier eine Kombination aus Monatsbeitrag, Nutzungsdauer (in 30-min.-Schritten) und Kilometergeld – Benzin, Reinigung, Wartung etc. ist da bereits alles inklusive! Wird das Auto früher abgegeben als gebucht bekommt man sogar 50% der Zeitgebühr der nicht genutzten Reservierungszeit wieder gutgeschrieben (ebenfalls in 30-min.-Schritten).
Beim Mietwagen muss ich jedesmal jedesmal den Preis checken, einen neuen Vertrag machen, jedesmal (auf eigene Kosten) tanken bevor ich den Wagen abstelle, Übergabeprotokoll unterszeichnen – an der einen Station, die es in der Stadt gibt (inzwischen nur noch 1x Bahnhof und 1x Flugplatz).
Ich nutze das Carsharing in 90% der Fälle zum Wochen-Einkauf. 2,5h, 15 km, Kleinstwagen –> 6,70 Euro pro Fahrt, bei 50 Fahrten: 335 €/Jahr
Was sonst noch dazu kommt:
Monatsbeitrag: 3,50 Euro, bei 12 Monaten: 39 €/Jahr
JahresgebĂĽhr fĂĽr Versicherung (SB-Anteil 300 Euro statt 1.000 Euro): 60 Euro.
In Summe kostet mich dieses „Grundrauschen“ der Autonutzung rund 430 €/Jahr.
Hinzu kommen einzelne, oft längere Fahrten. Gründe sind z.B.:
- Verwandtenbesuche oder Dienstfahrten nach JWD ohne (akzeptable) Ă–PNV-/Bahnanbindung
- Fahrten, bei denen was größeres/schwereres zu transportieren ist
- Fahrten außerhalb der Betriebszeiten von ÖPNV bzw. ohne sinnvolle/akzeptable Bahnverbindungen, z.B. wenn ich (abends) mit der Bahn 3,5 h (einfach!) brauche, mit dem Auto nur die halbe Zeit…
Gesamtkosten ĂĽber die vergangenen 12 Monate: knapp 780 Euro.
Also auch preislich kein Vergleich mit Mietwagen.
Übrigens für mich als Wenig-/Gelegenheitsfahrer viel billiger als ein eigenes Auto… Das hab ich vor 3 Jahren verkauft. Kam damals noch auf eine Fahrleistung von ca. 5.000 km pro Jahr, inklusive Abschreibung auf Anschaffungskosten, Steuer, Versicherung, TÜV, Service, Reifen, Benzin und Reparaturen auf rund 3.000 € pro Jahr. Umgerechnet auf Kosten pro Kilometer zahl ich jetzt rund 45% weniger. ;-)
DISCLAIMER – nur um sinnlosen Diskussionen vorzubeugen:
Jeder hat seine eigene „Fahrcharakteristik“ und seine eigene Umgebung. Ich will nicht behaupten, dass dieses Modell für alle passt – aber eben bei mir. Mit Carsharingstation und Bushaltestelle um die Ecke, 500 m zur Straßenbahn und 800 m zum Stadtteilbahnhof in einer Stadt mit ICE-Halt fällt es eben leicht(er), auf ein eigenes Auto vollständig zu verzichten.
Aber es ist auf alle Fälle eine Überlegung wert. Und auf dem Land – wie bei dem im Beitrag vorgestellten Modell – könnte Carsharing zumindest als Ersatz für den Zweit- und Drittwagen interessant sein. Wenn der/die Ernährer*In mit dem (Erst-)Wagen tagsüber an der Arbeit ist und der Rest der Familie (auto-)mobil sein muss, weil es im Ort bestimmte Dinge nicht gibt (Fachgeschäfte, Arzt, Freizeiteinrichtungen) und der ÖPNV entweder nicht existiert oder keine brauchbare Alternative darstellt.