Ansicht umschalten
Avatar von OttoPa
  • OttoPa

mehr als 1000 Beiträge seit 19.07.2022

Das "Schönreden" der Presse ist eher kontraproduktiv ...

Natürlich ist die Presse hungrig nach allem, was Klickrate verspricht und deshalb wird jeder Scheiß - ob auf Fakten oder Spekulationen basierend - gerne publiziert. Das gilt besonders für polarisierende Marken wie Apple oder polarisierende Produkte wie das "Vision Pro"-Headset.

Fakt ist aber, dass das Vision Pro-Headset - Stand Anfang 2024 - noch eine Lösung auf der Suche nach passenden Problemen ist. Schließlich kann sie nichts besser als ein handelsüblicher Computer - vieles sogar schlechter - und wartet zudem mit einem exorbitant hohen Preis auf. Einziger Vorteil ist (aber das hängt vom Betrachter ab) die theoretisch große Bildfläche.

Das großen Probleme sind dabei aber weniger die Darstellung, das Gewicht, der Preis oder die Notwendigkeit für Brillenträger, auf Kontaktlinsen oder teure Linsen zu setzen - die größten Probleme (aller) Headsets sind fehlende Sensorik und Haptik. Man spürt keinen Wind, man riecht und schmeckt nichts, man spürt keine Temperaturveränderungen und man fühlt nichts - außer den Controllern in der Hand. Und insbesondere die fehlende Haptik wird zum Problem, wenn man mit dem Headset arbeiten will - also nicht nur visuelle Medien - konsumiert. Und ja... Da so ein Headset vor allem die visuellen Eindrücke bestimmt, ergibt es vor allem dort Sinn, wo es um visuelle Eindrücke geht...

Anwendungsfälle, die auf Basis von AR funktionieren - also beispielsweise unterstützte Wartungsarbeiten an Maschinen, Autos, Flugzeugen etc., Navigation usw. usf. sind zwar durchaus valide - aber insbesondere das Vision pro ist dafür gar nicht konzipiert: Es ist zu fett, zu schwer, die Akkuleistung zu begrenzt und der Einsatz in vielen Ländern nicht einmal legal - dazu kommt der alles andere als dezente oder zu üblichen Modetrends passende Look...

Als Meeting-Gerät? Ja vielleicht... In Einzelfällen... Die Vorteile halten sich da aber auch in Grenzen, da sich ja im Grunde nur unwesentliche Verbesserungen gegenüber den üblichen Teams & Co.-Sitzungen ergeben.

Was bleibt den am Ende an tatsächlich greifbaren Anwendungsfällen, wo ein Vision pro - Stand Anfang 2024 - tatsächlich einen echten Mehrwert bieten kann? Nun ja...

- Das Anschauen von (3D)-Filmen, Konzerten, Aufführungen
- Virtueller Tourismus (mit vielen Einschränkungen)
- Spiele

Bedenkt man aber, dass bei Filmen für jeden, der auch zusehen will, ein eigenes Vision Pro - oder ein alternatives Anzeigemedium - erforderlich ist, schränkt das die Zielgruppe ein. Beim Gaming erschwert die Tatsache, dass nur sehr, sehr wenige (aktuelle) AAA-Titel überhaupt ihren Weg auf die Apple-Plattformen finden, ebenfalls einen breiten Erfolg.

Virtueller Tourismus - auch durch archäologische Stätten, die ggf. mit Rekostruktionen angereichert sind - wären eine Option, die sogar toll wäre - hier fehlt es aber dann an Haptik und Sensorik umd den Eindruck glaubwürdig zu gestalten zudem latscht man ja nicht herum, sondern benutzt die Controller um sich zu bewegen - was alles andere als natürlich ist und die Immersion immer trübt.

Für Grafikdesign, Büroarbeiten, Softwareentwicklung, Musikproduktion etc. taugen solche Geräte nur bedingt - auch hier hängt vieles mit Haptik zusammen. Theoretisch wäre ja so ein Headset ein toller Controller für Musikproduktion - es fehlt eben nur das haptische Feedback.

Nicht vergessen sollte man, dass das Vision Pro weder einen vollwertigen Computer ersetzen kann noch ein vollwertiges Smartphone oder Tablet - es ist bislang "nur" ein Accessoire. Das mag sich irgendwann ändern - absehbar ist das im Moment aber noch nicht.

Fassen wir mal zusammen... Das Vision pro ist ein beeindruckendes Stück Technik zu einem beeindruckenden Preis. Es ist cool und wer die Kohle hat und sich nicht so sehr um echten Nutzwert (zumindest kurz- bis mittelfristig) schert, wird trotzdem Spaß damit haben.

Fakt ist aber, dass es bislang keine Killeranwendungen gibt und das Vision Pro eine Lösung darstellt, für die es noch nicht wirklich passende Probleme gibt. Weil das so ist, wird sich der Erfolg dieser ersten Iteration in überschaubarem Rahmen abspielen. Spannender wird es erst, wenn das Gerät in einer kommenden Iteration für unter 2.000 EUR zu haben ist und wirklich komplett autonom funktioniert - also keinen externen Router oder Tethering braucht. Wirklich spannend wird es, falls und wenn die Probleme bei Haptik und Sensorik irgendwann gelöst werden können - allerdings dürfte das noch recht lange auf sich warten lassen...

Wer sich - Stand Anfang 2024 - irgendeinen greifbaren Mehrwert erwartet, viel besseren Filmgenuss, viel bessere Spielerlebnisse, höhere Produktivität, der wird sehr wahrscheinlich enttäuscht werden...

Die eher sehr positive Berichterstattung der Presse kann zu vielen frustrierenden Erlebnissen führen, die sich am Ende kontraproduktiv auswirken könnten... Ich wäre für mehr Realismus - aber das bringt wohl nicht genug Klicks und dazu potenziell Stress mit Apple - oder?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.02.2024 12:22).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten