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  • Twin

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Re: Finde den Fehler...

Hagjo schrieb am 28.10.2017 20:12:

Genau so schwer tut man sich ja auch mit einer angemessenen Bezahlung (Stichwort: A13) von Grundschullehrern. Meine Befürchtung ist, das nach und nach immer mehr Grundschullehrer innerlich kündigen (wenn sie es nicht schon getan haben) werden. Warum sollte man sich auch von Seiten der Eltern (fehlende, schlechte Erziehung (Schuhe nicht selbst binden können, zügiges umziehen beim Sport/Schwimmen oft genug Fehlanzeige), helikoptern (vergessene Hefte, Brotdosen,... hinterhertragen) bis ins Klassenzimmer und damit die Unselbständigkeit fördernd) und/oder Politik (verfehlte Inklusionspolitik, schlechte finanzielle, personelle Ausstattung, schlechte Bezahlung, Investitionsstau über 30 Mrd. EUR) für Arbeitsbedingungen rund machen lassen, welche die Lehrer nicht zu verantworten haben, aber dennoch ausbügeln müssen und selbstverständlich trotzdem gute Ergebnisse zu liefern haben? Auch viele unbesetzte Schulleiterstellen im Grundschulbereich sprechen Bände. 17 Jahre nach dem PISA-Schock fällt ein Vergleich mit den damaligen Versprechen (Stichwort: "finnische Verhältnisse") und dem heutigen Zustand des Schulsystems schlicht desaströs aus. Man sollte daher genau darauf achten, wer von den verantwortlichen politischen Parteien sich selbst bzgl. Bildungskernkompetenz kein Armutszeugnis ausstellt.

Es gibt keine politischen Parteien mit aktueller oder vergangener Regierungsbeteiligung, auf die man da achten könnte/müsste...

Doch. Eigentlich jede Partei müsste sich ein Armutszeugnis ausstellen, was allerdings ein großes Maß der Fähigkeit zur Selbstreflektion voraussetzt. Nur, was kann man halt schon erwarten, wenn allgemein nicht erkannt wird, was man hätte besser machen können.

Ich kenne Grundschullehrer, die innerlich gekündigt haben und ich kenne Grundschullehrer, die sich aus Idealismusanspruch heraus geweigert haben, innerlich zu kündigen... bis zum Burnout...
...die beiden Gruppen sind erschreckend groß...
... aber das interessiert die Gesellschaft und die Politik herzlich wenig...
... es interessiert sie auch nicht wirklich, warum sich mittlerweile weit über 50% der Grundschullehrer mit deutlichen finanziellen Einbußen frühzeitig pensionieren lassen...

Das sind aber wichtige Informationen, die man der 'Lehrer haben Vormittags recht und Nachmittags frei'-Fraktion entgegen halten muss. Die Anzahl der Ganztagsschulen wird ausgebaut, während die Anzahl der Halbtags-Schulen abnimmt. Der Ganztagsbetrieb ist kein Zuckerschlecken und bedeutet für eine Vollzeitkraft oft den Verzicht auf jegliche Pause während der Arbeitszeit. Das dringend notwendige Pausen zur Regeneration in sozialen Berufen nicht eingehalten werden können ist kein Geheimnis, wenn man mitreden möchte. Die Konsequenz aus den genannten Punkten ist, das der Lehrerberuf in Vollzeit in der Grundschule nicht mit der nötigen und gebotenen Qualität geleistet werden kann. Da braucht es schon lange kein i-Tüpfelchen a la Callilope - egal, ob der Einsatz sinnvoll sein mag oder nicht. Und so mancher Beitrag hier glänzt denn auch durch angewandtes Nichtwissen, das auch ganz klar als solches angesprochen gehört.

Und das wird auch nicht besser, wenn sowohl Politik, wie auch Gesellschaft meinen, weiter auf die verhasste Lehrerschaft einprügeln zu können...

Immerhin ist bspw. das abstruse Verhalten von Helikoptern-Eltern - die eigenen Kinder bis in die Schule bringen, der Schule/den Lehrern die Welt erklären - in letzter Zeit zumindest mal Thema in Fernsehbeiträgen.

... so schön die "Calliope mini- geschenke" auch sein mögen, sie haben nichts mit dem Bedarf an Grundschulen zu tun und stellen vielmehr unfreiwillig eher eine Verhöhnung der verzweifelten Hilfeschreie der Basis (nämlich der verhassten Lehrerschaft!)...unseres Bildungssystems dar...

Das unfreiwillig würde ich durch vorsätzlich ersetzen, denn wen die realen Zustände/Bedingungen interessieren, der kennt sie auch und würde sie abstellen. Da lässt sich der Enthusiasmus der (Bildungs-)Politiker bzgl. solcher Projekte kaum missverstehen, zumal ein "das nehmen wir zum Anlass unserer Verantwortung in der Bildungspolitik gerecht zu werden und nehmen das tatsächlich wörtlich ..." nicht zu erkennen ist. Die Koalitionsverhandlungen lassen aufgrund der angekündigten Fortführung der Politik der schwarzen Null ja auch in anderen wichtigen Bereichen nichts - ausser ein weiter so - erkennen ...

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