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  • baerlach

66 Beiträge seit 29.04.2000

Das 'kleine Einmaleins' für den Schweiz-Besucher

Allgemeines


Die Schweizer bringen unter ein 'Sennechäppli', was normale Menschen
nicht einmal unter einen Sombrero brächten. 
Das wesentliche Merkmal des Kantons Aargau ist es, dass er zwischen
Zürich, Basel und Bern liegt. 
Wenn die Welt untergeht heißt das noch lange nicht, dass das die
Schweiz auch betrifft. 
''Unser Notenpapier hat einen unnachahmlichen Klang.'' Urs W.
Bircher, stellvertretender Direktor der Schweizerischen Nationalbank 
Der Steuersatz liegt in der Schweiz zwischen 2.87 und 16.64 % des
Jahreseinkommens, abhängig von der Gemeinde resp. des Kantons, in dem
man wohnt; Für den Schweizer läge der akzeptable Steuersatz jedoch
nahe null Prozent. 
Ironie wird im Zweifelsfalle eher nicht verstanden. 

Sprache

Der 'Deutschschweizer Dialekt' als Ganzes ist mit dem Hochdeutschen
etwa so eng verwandt wie ostfriesisches Platt mit der
niederbayerischen Mundart. 
Die Pflicht, sich im Auto anzuschnallen, heißt Gurtenobligatorium. 
Die Ständerlampe ist eine Stehlampe und keine Genitalbeleuchtung. 
Wenn Sie die Schweiz besuchen: Bitte sagen Sie zum 'Gipfeli'
(Hörnchen, Croissant) nicht 'Kipfelchen'. Ein Franken ist kein
Fränkli, ein Hund kein Hundeli (wenn schon, dann Hündli), und ein
Tram (Straßenbahn) kein Trämli (außer in Basel, dort ist es ein
'Drämmli'). Sie erheitern damit nämlich keinen Schweizer, sondern
machen sich selber nur lächerlich. 
Lassen Sie bleiben, was Sie zu beherrschen glauben, in Schweizer
Ohren aber im allgemeinen übel klingt: Grützi, grüüzi oder grüzzi!
Bleiben Sie bei 'Guten Tag', bis Ihnen jemand für Ihr Grüäzi die
Prüfung abgenommen hat. Oder wenden Sie den Verschlucktrick an und
sagen Sie ~-zi. Das machen auch viele Schweizer so. 
Ein Harass ist kein Schäferhund, sondern eine Getränkekiste. Wenn von
einem Mödeli Anke die Rede ist, so ist kein Mädchen namens Anke
gemeint, sondern ein Stück Butter. Und wer Sie fragt, ob Sie ein
Zältli möchten, der will Ihnen keine kleine Campingausrüstung
aufschwätzen, sondern ein Bonbon anbieten. Chriesi sind keine Krisen,
sonder Kirschen (wobei ein Herzchriesi im Slang für einen Herzinfarkt
gebraucht wird). 

Bluffen

Bestellen Sie in einer Kneipe (Schpunte, Beiz, Chnelle) ein
Tschumpeli Dohl. Das Risiko dürfte sich lohnen, wenn alles glatt
läuft, bekommen Sie ein Gläschen Rotwein (Dôle). 

'Italoschweizer' (Kinder von eingewanderten Italienern, 2.
Generation, 'secondos' genannt)

'Ma che cosa hett i sölle mache wo i dä Typ im Zimmer vo minerä
sorella gfunde ha?' (Was hätte ich denn tun sollen, als ich den Typ
im Zimmer meiner Schwester gefunden habe?)

La grande nation, die Schweizer & das Essen

Café, Restaurant, Coiffeur (ja nicht Friseur!), Trottoir, Billet,
Jupe statt Rock, pressant (statt in Eile), Apéro, Dessert, Sauce,
Glacé, Radio statt Rundfunk. Gewöhnen Sie sich an das leise Lächeln
des Schweizers, wenn Sie sich mit Städtenamen wie Vevey abmühen (Es
sei hier verraten: Wöwä). 
Wenn Sie in der Schweiz ein Müsli bestellen, grinsen Ihre Gastgeber
in sich hinein, denn Sie scheinen eine kleine Maus verspeisen zu
wollen. Die in der Schweiz von Dr. Bircher entwickelte
Frucht-Joghurt-Flockenmischung ist hierzulande nämlich ein Müesli. 
Spargeln ist in der Schweiz kein Verb (ich habe gespargelt), sondern
schlicht die Mehrzahl von Spargel, wie sie in Deutschland nicht
existiert. 

Heiterkeit

Zu Heiterkeit geben dem Deutschen immer wieder hochdeutsche
schweizerische Formulierungen wie ‚Fehlbare Automobilisten werden
gebüßt’ Anlass, oder schriftliche Warnungen in Trams, dass Fahrgäste
ohne Billet 50 Franken für die Umtriebe zahlen müssen. Für deutsche
Augen liest sich das – zugegeben – belustigend. Aber wenn Sie als
Schweizer den hundertsten Deutschen erlebt hätten, der das alles zum
Schiessen komisch findet, könnten auch Sie sich vielleicht nicht des
Eindrucks erwehren, dass die komische Provinzialität mehr auf Seiten
des deutschen Gegenübers als auf der eigenen ist.

Telefonieren

Die putzigste Eigenart des Schweizers beim Telefonieren: Wie kurz
auch immer Ihr Schweizer Telefonpartner das Gespräch unterbrechen
muss, er wird es mit diesen Worten wiederaufnehmen: 'Sind Sie noch
da?' Antworten Sie mit einem schlichten 'Ja', und wundern Sie sich
nicht. Es ist nun einmal eine Redensart am Telefon, und die ironische
Antwort: 'Nein', Sie hätten sich gerade eben in Luft aufgelöst, würde
Ihren Gesprächspartner nur unnötig befremden. Wenn ein Engländer Sie
mit 'How do you do?' begrüßt, erklären Sie ihm ja auch nicht, wie Sie
es am liebsten treiben. 
Eine Besonderheit in punkto Telefon ist die, dass der Schweizer die
Wählscheibe sprachlich als eine Art Nummernschloss behandelt: Das
Fräulein von der Auskunft (die gemäss der Telefonnummer 111 kurz das
'Hundertelfi' genannt wird) wird Ihnen nämlich mitteilen, welche
Nummer Sie einstellen müssen. 

Einkaufen

Für die Papiertüte im Supermarkt müssen Sie 30 bis 50 Rappen
bezahlen. Das ist kein hinterfotziger Angriff auf Ihren Geldbeutel,
sondern eine erzieherische Maßnahme, um die Wegwerfgesellschaft zu
bekämpfen. Wenn Sie also einen Schweizer mit einer leeren Papiertüte
antreffen, ist er vermutlich auf dem Weg zum Einkauf.

Volkssport, Pünktlichkeit, Militärdienst...

Schwingen, Hornussen, Skifahren, Holzhacken, Abstimmungen ignorieren,
Jassen 
Über die Pünktlichkeit der Schweizer wird zu Unrecht gelästert. Sie
gehen damit viel lockerer um, als Sie glauben. Wenn man Sie um 19.30
Uhr bestellt hat, können Sie durchaus eine Minute zu früh bis zwei
Minuten zu spät kommen. Das wird immer noch als passabel pünktlich
empfunden. 
'Militärdienst leisten, Militärdienst verweigern': Jeder Schweizer
schuldet dem Staat 9 Monate Rekrutenschule (die 'Lehrzeit' in der
Armee) und jährliche 'WK's' (Wiederholungskurse, das Absitzen von ein
paar Wochen, in Uniform). Die geleistete Dienstzeit wird in einem
'Dienstbüchlein' niedergeschrieben. Es ist wahr, dass jeder Schweizer
(der 'Dienst leistet' mit der Waffe) zu Hause sein eigenes
Sturmgewehr liegen hat. Es ist ebenso wahr, dass viele Schweizer sich
lieber dem Dolce Vita (selten) oder der Karriere widmen (öfter), als
'Dienst zu machen' und sich mit - Verzeihung -fadenscheinigen Gründen
'vom Militärdienst befreien' lässt. Allerdings muss er dann während
etwa 30 Jahren einige hundert oder einige tausend Franken
'Militärdienst-Ersatzpflicht-Steuer' bezahlen - egal, ob er keinen
Dienst leisten will oder wirklich nicht kann. Trotzdem ist die auf
supergreen.ch vertretene Meinung: Es lohnt sich (...zu zahlen) - make
love, not war. 

Schweiz intimDie Waschküchenbenutzung in Mietwohnungen von
Mehrfamilienhäusern: Verstöße gegen die Waschküchenordnung werden in
der Regel nicht im persönlichen Gespräch, sondern durch das Aufhängen
großformatiger Botschaften mit vielen Ausrufungszeichen an Türen,
Waschmaschinen und Wasserhähnen geahndet. Schon ein einziger nach
Ablauf der eigenen Waschküchenbenutzungsfrist liegengebliebener
Socken hat in der Regel nicht nur eine Zurechtweisung zur Folge,
sondern auch die verbitterte Erklärung, dass darum die Waschküche
unbenutzbar gewesen sei.


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